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gewonnen hatte. Die Leitung, die Jerusalem und den Tempel mit fließendem Wasser versah, war mit der Zeit mangelhaft geworden, und Pilatus unternahm es nun, einen stolzen, fünf, nach einer Angabe sogar zehn Meilen langen, Aquäduct zu bauen, der die benachbarten Quellen, bis zum Tempel leiten und dieselben den leise gleitenden Wassern der Siloahquelle verbinden sollte.1 Da das Werk auch dem Tempel zu gut kam, glaubte Pilatus unbedenklich zur Aufbringung der Kosten auf den Tempelfond (Korban) greifen zu dürfen, allein kaum war die Nachricht davon in die Menge gedrungen, als beim nächsten Fest sich sofort wieder ein toller Lärm über angeblichen Tempelraub erhob und Tausende zum Palast strömten, um die Taktik von Cäsarea zu wiederholen. Diesmal aber hatte der Procurator sich vorgesehen. Er hatte zahlreiche Soldaten seiner Mannschaft in jüdischer Kleidung unter die Menge vertheilt, und als die Juden wieder ihr hartnäckiges Geschrei begannen, fingen die Soldaten an, an verschiedenen Punkten zugleich mit Knütteln auf die Schreienden. loszuschlagen, die erschreckt auseinanderstäubten und zum Theil schwer verwundet auf dem Plaze blieben. Vielleicht bei dieser Gelegenheit, als die Arbeiten im Lauf der Jahre bis zur Siloahquelle gefördert waren, hat es sich zugetragen, daß jener Thurm am Teiche Siloah einstürzte und 18 Menschen erschlug, was die Rabbinen als ein Zeichen göttlichen Zornes ausschrien.2

Wie von dem Thurm Siloah wissen wir durch das Evange= lium auch von einem andern Unglücksfall aus der lezten Zeit des Pilatus, der einige Galiläer, die ihn irgendwie herausgefordert hatten, im Tempel über ihren Opfern hatte niederhauen lassen, so daß ihr Blut mit dem ihrer Opferthiere in einer Lache floß.3 Ueberhaupt, wenn der Name des Pontius Pilatus für uns einen andern Klang hat, als der des Marcus Ambivius und Valerius Gratus, so liegt das an dem Zusammenhang, in den die Geschichte ihn mit dem Leben Jesu verflocht und der uns wieder tiefer in die innere Bewegung dieser Zeit hineinführt.

8, 6.

1 Ant. XVIII; 3, 2. Bell. II; 9, 4. Euseb. 2, 6. Hieron. zu Jes. 2 Luc. 13, 1-5. 3 Luc. 13, 1 ff.

4. Die Jordantaufe.

Seit dem Ende der Herodeszeit arbeitet ganz unverkennbar wieder der religiöse Factor des israelitischen Volkslebens mit verdoppelten Kräften. Umflüstert von den Gerüchten der bevorstehenden messianischen Zeit war der blutige König gestorben. Der Aufstand des Matthias und Judas und der pharisäischen Jugend hatte nur die theokratischen Pläne anticipirt, die man nach dem Ableben des Tyrannen zu verwirklichen dachte. Die Erhebungen der Räuberkönige Simon, Judas und Athronges hatten der Reihe nach eine mehr oder weniger religiöse Färbung getragen. Vollends die Deputation der Fünfzig an Augustus um Herstellung der theokratischen Verfassung hatte selbst die gesammte Judenschaft Roms in Aufregung gesetzt. Schließlich aber fand die schwärmerische Richtung in Judas dem Gaulaniten und seinem Genossen Zadok, Führer, die ihre religiösen Ideen auch aus der Schrift zu rechtfertigen und schulmäßig zu begründen wußten und der kommenden Generation ein patriotisches Ideal vererbten, das die Jugend immer neu berückte und dessen die Alten als des Stolzes ihrer Zeit sich erinnerten. Von da ab begannen nun auch die patriotischen Erregungen religiös fruchtbar zu werden.

Wie es immer in Israel gewesen war, so hatte auch diesmal der politische Druck die Zukunftserwartungen Israels aus ihrem Schlummer geweckt. Aber die Hoffnungen, die sonst an die enge Scholle Judäas gebunden, ein kleines Volk erregten, eine Generation beherrschten oder zwei und dann wieder schlafen gingen, setzten dieses Mal die Welt in Bewegung. Trafen sie doch jezt zusammen mit einem weitverbreiteten und energischen Gefühl, das alle Völker der damaligen Epoche gleichmäßig stark durchdrang, dem Gefühl der absoluten Unhaltbarkeit der bestehenden Weltzustände. Tacitus düstere Erzählungen von dieser Zeitlage sind bekannt, sammt den zahllosen Unglückszeichen, die das bange Rom sich zu deuten suchte.2 Namentlich aber der mißhandelte Osten des römischen Reichs war an jener Stimmung besonders stark betheiligt und die auch jenseits der jüdischen Grenzen zu Tag tretenden religiösen Phänomene sind ein bemerkens

1 Josephus, Ant. XVII; 2, 4. und 35. Hist. 1, 3.

2 Tac. ann. 6, 28-51 die Jahre 34

werthes Zeichen dafür, daß auch den Nachbarvölkern die Zeit Gewaltiges in ihrem Schooß zu tragen schien, wenn sie gleich nicht, wie die Propheten Judäas, die Stimme von oben vernahmen, dieses Gewaltige selbst zu vollbringen.

So ist es ein eigenthümliches Zusammentreffen, daß in demselben Jahr, in dem der Mann auftrat, der die Erneuerung der Menschheit gepredigt und gewirkt hat, die ägyptischen Priester verkündeten, der Vogel Phönir sei gesehen worden. Unter den Consuln Paullus Fabius und Lucius Vitellius, berichten die Annalen, erschien nach langem Ablauf der Jahrhunderte der Vogel Phönix in Aegypten und bot den Gelehrtesten der Eingebornen und Griechen reichlichen Stoff zu Forschungen über diese Wundererscheinung." 1 Ursprünglich das mythologische Sinnbild der Sonne, galt er dem Glauben der damaligen Zeit als Repräsentant des Kreislaufs der Dinge. Er erschien in regelmäßig wiederkehrenden Perioden und sein Erscheinen bedeutete stets das Ende der alten Zeit, denn er kam, um sich selbst zu verbrennen und aus der Asche neu zu erstehen. So war er unter Sesoftris, unter Amasis und unter Ptolemäus, dem dritten Könige der macedonischen Dynastie, erschienen. Daß er jezt wieder kam, schien auffallend, da seine Perioden sonst 1461 und 500 Jahre betrugen, und seit Ptolemäus noch nicht ein Mal 250 Jahre verflossen waren.2 Indessen, was die ägyptischen Priester verkündeten, bestätigten von anderer Seite her die heiligen Collegien der Hauptstadt. Wenn der fromme Aegypter sich die Beklemmungen der Tiberiuszeit in dem frohen Glauben abschüttelte, der uralte heidnische Vogel trage eben den abgelaufenen Aeon zu Grabe, so hatten die römischen Priestercollegien berechnet, das Weltjahr gehe zu Ende und Saturn's Zeit kehre zurück. Mit Julius Cäsars Tod hatte nach Meinung der Augurien der neunte Weltmonat und damit die Herrschaft der Diana ihr Ende erreicht. Mithin hatte der lezte Monat, der Apolls begonnen. Da nun die Säcularmonate von ungleicher Länge waren, sahen die solchen Berechnungen Gläubigen, dem Ende aller Dinge entgegen. Die innere

1 Tac. ann. 6, 28. Plin. hist. nat. 2, 2 verlegt die Erscheinung des Phönix vielmehr in das Jahr 36. 2 Tac. ann. 6, 28. 3 Virgil, Eclog. 4. Siehe Ladewig zu d. St. Vgl. insonderheit die Verse: „Adspice convexo nutantem pondere mundum Terramque tractusque maris coelumque profundum Adspice venturo laetentur ut omnia saeclo."

Verwandtschaft dieser Erwartungen mit dem jüdischen Zukunftsglauben war den Römern nicht unbekannt und Virgil hat die Zeit der saturnischen Herrschaft mit Bildern Jesaja's ausgemalt, wie sie ihm die Sibylle, die er kannte, an die Hand gab.1 Als einen tief poetischen Ausdruck des ahnungsvollen Bewußtseins der alten Welt, daß es mit ihr auf die Neige gehe, hat man auch stets die Sage vom Tod des großen Pan betrachtet, der nach Plutarch in den Tagen des Tiberius eintrat.2 In der Nähe von Corfu wurde damals ein Schiff erst durch wunderbare Windstille gestellt, dann der ägyptische Steuermann Thamnus durch eine von den echinadischen Inseln her ertönende Stimme mit Namen angerufen und ihm aufgetragen, er solle, wenn er bei dem Orte Palodes vorbeikomme, verkünden, der große Pan sei todt. Der Aegypter that, wie er gewiesen, aber kaum hatte er seine Botschaft, nach dem bezeichneten Ufer hinübergerufen, so erhob sich rings ein gewaltiges, mit Verwunderung gemischtes Seufzen, das die Passagiere mit Staunen erfüllte und als es in Rom bekannt ward, die Quiriten und den Kaiser Tiberius nicht wenig beunruhigte. Denn der große Pan war wirklich todi und auch die andern Götter fingen an zu kranken. Dunkle Angst vor bevorstehenden Strafgerichten und beklommnene Erwartung einer kommenden Weltkatastrophe reden aus den Göttersprüchen und Orakeln dieser Zeit. Die heiteren Tage des augusteischen Zeitalters waren längst vorüber. Ueber Rom lag der Blutgeruch der letzten Jahre des Tiberius. Mord und Selbstmord waren an der Tagesordnung und selbst die Frauen waren vor dem Dolch nicht sicher.3 Dazu drückte materielle Noth den gemeinen Mann. Tiberius hatte im Jahr 33 drakonische Maaßregeln gegen den Wucher beschlossen, die Folge waren große Kündigungen und Bankrutt auf Bankrutt. Zuerst, berichtet Tacitus, ein Ueberlaufen und Bitten; dann bestürmte man des Prätors Richterstuhl, und, was man als Rettungsmittel hervorgesucht hatte, Kauf und Verkauf, bewirkte das Gegentheil, weil die Capitalisten all ihr Geld zu Anschaffung von Ländereien zurücklegten. Die Menge des Verkäuflichen drückte den Preis herab; je mehr einer verschuldet war, desto ärger ward er mitgenommen; der Wohlstand Vieler versank; der Umsturz des Vermögens brachte zugleich Würde und Ruf in Gefahr."4 Es scheint, daß auch

1 Siehe unten Bd. 2, 112. 2 Plut. De def. orac. 17. 3 Tac. ann. * Ann. 6, 17.

6, 9 ff.

auf die Provinzen diese ungeheuere Krisis stark zurückwirkte. Man sah selbst Herodessöhne wechselflüchtig sich im Lande umhertreiben,1 und welche Rolle in den im Jahre 34 gehaltenen Reden Jesu der Schuldner, Gläubiger und der Schuldthurm spielt, haben wir bereits berichtet. Ueberhaupt war der Osten des Reichs schwer heimgesucht. Weniger durch gewaltsame Erschütterungen als durch den bleiernen Druck, der Alles ertödtete und die schlimme Aussicht für die Zukunft. An den Grenzen Peräas regten sich die Araber. Am Euphrat hatte der Kaiser durch boshafte Umtriebe sich die Gefahr eines Partherkriegs zugezogen. So war Israel ganz direkt bedroht. Mochte die Wolke am Euphrat oder das Ungewitter hinter den gaulanitischen Bergen sich entladen, in beiden Fällen hatte Galiläa die Ueberfluthung mit Feinden zu gewärtigen, die von den Tagen des ersten Herodes her in furchtbarer Erinnerung standen. Auch in Jesu Reden ist ein Aufhorchen nach dem Waffenlärm in der Ferne. „Welcher König zieht aus, frägt er die Galiläer, sich in Streit zu begeben wider einen König und setzt sich nicht zuvor hin und rathschlagt, ob er könne mit 10,000 Mann begegnen dem, der über ihn kommt mit 20,000?"2 In der That machte der bis zu Ende des Jahres 34 in Tiberias weilende Tetrarch Galiläas3 damals sich reisefertig, um an der Seite des syrischen Proconsul am Euphrat über den Frieden zu unterhandeln.4 Vitellius hatte vom Kaiser die Weisung erhalten, mit dem Partherkönig Artabanus ein freundschaftliches Verhältniß anzuknüpfen. Der Kaiser fürchtete denselben, weil er als Feind auftrat, Armenien schon besetzt hatte und noch größern Schaden thun konnte."5 Schwerlich hat man die Einmischung des Antipas in diese Händel in Galiläa gern gesehen. Noch schlimmer stand es in Judäa. Nicht einmal die öffentlich Sicherheit konnte Pilatus handhaben und selbst den Weg von Jericho nach Jerusalem kennt Jesus als eine sprüchwörtliche Mördergrube. Dafür sind „Bestechung, Gewaltthat, Räuberei, Mißhandlung, Drohung, lanze Reihen rechtloser Bluturtheile“, das Einzige, was vom Segen des Procuratorenregiments

1 Ant. XVIII; 6, 3. 2 Luc. 14, 31. 3 Mth. 14, 1, 9. 4 Ant. XVIII; 4, 4. 5 in den Jahren 35 und 36. Den Anfang dieser Händel, gerade die ersten Verhandlungen, kann Jesus recht wohl noch erlebt haben. In Judäa haben sie das Interesse sehr beschäftigt, wie der ausführliche Bericht des Josephus zeigt. 5 Ant. XVIII; 4, 4. 6 Luc. 10, 30.

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