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um die andern, die des Wanderers Fuß zertritt oder die Wagen, die vorüberrollen, zermalmen. Dann kommt er wieder zum Feld, da ist hier und dort die Saat aufgegangen und steht fröhlich in ihrem grünen Scheine. Aber als er des Abends des Weges zurückkehrte, fand er die Halmen verdorrt, und er prüfte den Boden und fand felsigen Grund. Voran schreitet das Jahr; da weist er hin auf die blauen und rothen Blüthen, die der böse Feind zwischen die Aehren gesät hat, aber ihn dauern die guten Halme, die man zertrat, um das Unkraut auszuraufen. So kommt der Sommer, das Feld wird weiß zur Ernte. Er sieht sie arbeiten in der Mittagsschwüle, die Kinder schnüren das Unkraut in Bündel, um es zu verbrennen;3 nach der Mittagshite kommt der Feierabend, da dem Taglöhner sein spärlicher Lohn bezahlt wird.4 Andere Bilder haben das Leben und Treiben der befreundeten Fischerwelt am See ihm eingegeben, wenn er ihrer Arbeit zuschaute, wie die Fische herauffahren nach dem verderblichen Köder und wie sie im Nezze sich fangen; wie die Fischer am Ufer sie auslesen, die guten in die Bütte sammeln und die faulen zur Seite werfen.

Wie uns diese Reden ein durchaus lebendiges und farbenhelles Bild der Lebensverhältnisse Jesu in Kapernaum geben, so lassen sie uns auch nicht ganz rathlos in Betreff seiner persönlichen Thätigkeit. Es ist durch die Evangelien bezeugt, daß Jesus seine Predigt vom Gottesreich sowohl öffentlich an die Galiläer richtete, als auch namentlich lehrend in den Synagogen auftrat. So wird er Lukas 4, 16 uns vorgeführt, wie er sich erhebt vor der versammelten Gemeinde und das Gerüst besteigt, das in der Mitte des Gotteshauses steht. Der Synagogendiener reicht ihm die Rolle. Die Verlesung der Torah hat schon stattgefunden, er liest die prophetischen Worte: „der Geist des Herrn Jehova ruht auf mir, knüpft sich dann sein Midrasch. rathen durch Form und Inhalt, sind, wie die Antithesen im fünften Kapitel des Matthäus, die in der Sprache der Synagoge jeweils anheben: Ihr habt gehört, daß gesagt ist... ich aber sage euch". Aehnlich die Rede Luc. 4, 25: „Wahrlich ich sage euch, es waren viele Wittwen in Israel in den Tagen des

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weil mich Jehova salbte". Hieran Manche unserer Reden Jesu verdaß sie in der Synagoge gehalten

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Elias, als der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate, und zu deren keiner ward Elia gesandt, denn allein gen Sarepta in Siden zu einer Wittwe. Und viele Aussäßige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und deren keiner ward gereinigt, denn allein Naemann, der Syrer". Dagegen sind andere Reden, die an Zeitereignisse und Vorgänge des äußern Lebens anknüpfen, offenbar an die versammelte Volksmenge gerichtet, so die meisten Gleichnißreden, deren Anspielungen auf das Schicksal des Samenkorns, auf die Pracht der Feldblumen, auf die Gewohnheit des Fischerlebens, auf das Geheimniß der Waarenballen, noch errathen lassen, ob sie auf der blühenden Trift, auf dem wellengewiegten Kahn oder an der gedrängten Heerstraße ihren Hörerkreis um sich versammelten. Auch fehlen bei dem Wanderleben von Gehöfte zu Gehöfte die Tischreden nicht, die vom Brot und Salz, vom alten und neuen Wein, vom mürben und festen Schlauch, vom vornehmen und geringen Platz, von der geräuschvollen oder stillen Gastfreundschaft, Anlaß zu den tiefsten Sinnsprüchen nehmen, wie der Denker des Morgenlands sie liebt. Am leichtesten erkenntlich sind schließlich die in engeren Kreis gesprochenen Worte, die von den Pflichten der Nachfolge und Jüngerschaft handeln und besonders treu bewahrt worden sind.1

Schon früh hat man geforscht, wie denn Jesus zu dieser hohen Beredtsamkeit gekommen sei? „Woher kommt ihm solche Weisheit?“ fragten bereits die Leute zu Nazareth, „Ist er nicht der Zimmermann, der Maria Sohn, der Bruder des Jakobus und Joses, Judas und Simon? Und seine Schwestern sind sie nicht alle bei uns ?" 2 Dieses Zeugniß, daß er nicht unter die Rabbinen des Landes gehöre, findet seine Bestätigung in der durchaus originalen Form seiner Reden, die der Schule lediglich nichts verdanken und ohne alle Schulform überall den einfachsten Ausdruck der menschlichen Empfindung vom Göttlichen treffen.

Freilich sind wir unter diesen Umständen überhaupt ohne Kunde über seinen Entwickelungsgang, denn jene Erzählung von Jesu früher Gesezeskunde, die selbst die Schriftgelehrten Jerusalems in Staunen gesezt habe, ist doch mehr ein traditioneller Zug jüdischer Geschichtserzählung, mit dem auch die Jugend Anderer geschmückt erscheint. So

1 Weizsäcker, Unters. über die evang. Gesch. Gotha 1864, S. 355 ff. 2 Mr. 6, 3.

berichtet z. B. Josephus von sich selbst: „Schon als Knabe von vierzehn Jahren wurde ich wegen meiner Wißbegierde von Jedermann gerühmt, indem selbst Hohepriester und die Ersten der Stadt zu mir kamen, um mich über gründliche Gesetzesauslegung zu befragen.1

Für die Ermittelung des von Jesu aufgenommenen Bildungsstoffs sind wir darum wiederum auf seine Reden selbst angewiesen. Und darin verläugnet er allerdings den besten Theil der Zeitbildung nicht, daß er mit dem Alten Testamente in bewundernswerther Weise vertraut ist. Mehr noch als die vielen Citate, die ihm stets zur Hand sind, beweisen das die zahllosen biblischen Reminiscenzen, aus denen vielfach sein Vortrag sich zusammenwebt.2 Er weiß, „was gesagt ist“3 und was abermal und abermal geschrieben steht“. Der milde Erguß seiner Seligpreisungen, wie die rollende Rhetorik seiner Weherufe 4 bewegt sich bald in Worten des Gesezes, bald des Psalters, bald der Propheten, und selbst die blitzendsten Sprüche der neuen Lehre sind nicht selten gebrochen aus dem Schacht der alttestamentlichen Offenbarung. Statt an vieles Andere wollen wir nur an das Gleichniß von dem klugen und thörichten Baumeister aus Hesekiel 13, 11, an die verschiedenen Reden vom Weinberg aus Jesaja 5 erinnern, indem das von den Propheten gegebene Motiv theils kurz benützt, theils weiter ausgesponnen wird. Das Gleichniß von dem Weltgericht, bei dem der Messias Schafe und Böcke sondert, webt sich in ähnlicher Weise zusammen aus Jesaja 58, 7, wo der Fromme den Hungrigen speist, den Nackten fleidet, den Verlassenen in's Haus führt und sich dem Leidenden nicht entzieht, aus dem Spruch Salomonis 19, 17, daß, was dem Armen gegeben, dem Herrn geliehen sei, und aus Jesaja 66, 24, wo die ewige Pein beschrieben wird, deren Wurm nicht stirbt und deren Feuer nicht erlischt. Was die Alten aber nur stammelnd andeuten, das bringt er in göttlicher Beherrschung der sittlichen Welt zu dem allein richtigen Ausdruck. Wenn Sirach 31, 34 von der Macht der Lehre sagt: „Beuget euren Hals unter das Joch und eure Seele nehme Belehrung an, sie ist in der Nähe zu finden. Sehet mit eueren Augen, daß ich wenig Mühe gehabt und mir viel Ruhe gefunden“, so schmilzt Jesus diese Wendung um zu dem ewigen Wort

1 Jos. vit. 2. Vgl. über Moses Ant. II; 9, 6. Samuel Ant. V; 10, 4. 2 Vgl. Holtzmann, Synopt. Evg. S. 459.

3 Mth. 5, 43. + Mr.

von dem sanften Joch und der leichten Last, die er denen auferlegen will, die von ihm lernen. So ließen sich noch viele seiner Reden analysiren als freie, geniale Combinationen aus dem Bilder- und Gedankenschatze des Alten Testaments und namentlich seine polemischen Discurse schleudern nicht selten dem Gegner einen Regen der zermalmendsten Schriftstellen auf's Haupt. Aber es sind nicht Citate aus dem Gedächtniß, sondern die ganze Geisteswelt der Propheten hat er selbst durchlebt. Das Pathos eines Jesaja, die Melancholie eines Hosea, die Milde eines Jeremia, die Naturfreude eines Amos, die Beobachtungsgabe der Spruchdichter, die ganze Gemüthswelt des Psalters ist auf ihn übergegangen und strafen den Sah Lügen, daß die Idee nicht alle ihre Gaben auf ein Individuum auszuschütten im Stande sei.

7. Die neue Reichspredigt.

Was Jesus in diesen Reden in der Synagoge und in öffentlichen Ansprachen verkündete, war die dem Volk geläufige Predigt von der Zukunft des Gottesreichs. Der größere Nachdruck der Verkündigung, die reichere Schilderung der kommenden Gerichte, die Manchfaltigkeit der Bilder und Symbole, in die die große Vorstellung der Zeit bei ihm sich kleidet, unterscheidet zunächst nur in der Form seine Zukunftsverheißung von der des Henochbuchs und der zeitgenössischen Apokalyptik, deren Gedanken sonst überall anklingen. Auch Jesus redet von einem kommenden Tag der Ernte und wie der Täufer im Gesichte die Art schaute, die den Bäumen an die Wurzel gelegt ist, so hört Jesus die göttliche Sichel klirren. „Die Ernte ist die Welt

und die Schnitter sind die Engel".2 Wie der

Täufer von dem Fegen

der Teane und vom Verbrennen der Spreu, so redet er vom Sondern der guten und der faulen Fische,3 wie Jener einen mit Blitz und Donner heraufziehenden Gerichtstag Jehova's predigt, so wird nach Jesus das Gericht kommen in Wirbelwind und Platzregen und offenbar machen, welches Haus auf den Felsen, welches auf Sand gebaut

1 Mth. 11, 20. 2 Mth. 13, 39. 3 Mth. 3, 12 mit 13, 49.

ist. Wenn Jener rechtschaffene Früchte der Bekehrung verlangt, so verheißt dieser eine strenge Lese, der auch das unnüße Wort nicht entgeht 2 und die auch mit Blicken und Gedanken in's Gericht geben wird.3 Knüpfen diese Vorhersagungen vom Nahen des großen Gerichtstags, den die Propheten verheißen, unmittelbar an den Täufer an, so erinnern dafür andere an Jesu patriotischen Landsmann, an Judas den Galiläer. Indem dieser Anschluß an sein Prophetenthum verlangte, um die wahre Gottesherrschaft aufzurichten, hieß er die Seinen den Tod für nichts achten und Jehova dienen. Sie sollten ihr Leben hinwerfen, so werde Gott mit ihnen sein, denn der Frommen Seele werde ewig erhalten, der Böse allein fahre zur Gehenna. Jehova zum Herrn haben, das sei Israels Freiheit. Aus gleicher Tonart gehen auch Jesu Worte an die, die er zu seiner Nachfolge auffordert. Wer sein Leben gewinnt, der wird es verlieren und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es gewinnen“. „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater, wer mich aber verläugnet vor den Menschen, den will ich auch verläugnen vor meinem himmlischen Vater".5 Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele?"6 Wie endlich von den Tagen des Danielbuches bis herunter zu denen des vierten Esrabuches das kommende Reich geschildert wird als eine hohe, fröhliche Festzeit, so stellt auch Jesus den Seinen eine frohe Periode der Wiedervergeltung in Aussicht, in die die Frommen eintreten wie Jungfrauen zur Hochzeit,7 in der der Becher beim Hochzeitsmahl kreist,8 in der die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters.9

Allein näher besehen wird auf der anderen Seite wieder von diesem Reiche geredet als von einem, das, unsichtbar freilich und geistig, doch schon da ist. Johannes schon hatte von einem Beginnen und Erobern des Reichs geredet, Jesus ging einen Schritt weiter, indem er die Gegenwart des Reichs verkündete. „Siehe, es ist mitten unter euch".10 Es ist da als das Senftorn, das zum Baume aufwächst, als der Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuert, als die Perle, die der Käufer erworben, als der Schatz im Acker, den der

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