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aber gelegentlich auch die strengsten Verweise davonträgt;1 der zuerst für Jesum das Schwert zieht, ihn aber auch zuerst verläugnet.2 Sein Leben lang hat er unter den Impulsen des Augenblicks gehandelt und sich mehr als ein Mal kühnlich auf einen Boden gewagt, auf dem er dann rascher, als einem Apostel zukam, verzweifelt, sobald er die Gefahr erkennt.3

Nicht ohne einen Zusatz von Schärfe und Leidenschaftlichkeit erscheinen die Charactere der Zebedäiden, denen Jesus wegen ihres Ungestüms den Namen Donnersöhne beilegte. Sie hatten die Hoffnungen eines irdischen Königthums zu Jesu mitgebracht, und als die Samariter einst es gewagt hatten, Jesu ein Obdach zu versagen, hatten sie ihren Meister an den zürnenden Elias erinnert und vom Himmel Rache begehrt für die verletzte Würde des Gottesreichs. „Jesus aber wandte sich und schalt sie und sie gingen in einen andern Flecken." Characteristisch ist auch, daß Johannes, von einem Auszug heimkehrend, Jesu berichtete, Meister, wir sahen Einen, der trieb Teufel aus in deinem Namen, und wir wehrten ihm, weil er nicht mit uns dir nachfolgt," und auch jetzt wies ihm Jesus diese schroffe Ausschließlichkeit mit dem sinnigen Worte zurück: „Wehret ihm nicht, denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch."6 Neben ihnen war wohl der Zöllner Matthäus das bedeutendste Mitglied dieses erweiterten Kreises. Wenigstens hat er zuerst von Allen den Griffel genommen, um Jesu Worte der Nachwelt aufzubehalten. Was wir von den Uebrigen wissen, ist wenig, aber die characteristischen Aeußerungen, die über sie erhalten sind, bestätigen das Vertrauen, das wir den Erwählten Jesu von vorn herein entgegen bringen. Wenn Judas die Beinamen Lebbäus, Thaddäus erhält, so muß ein Zug des Gemüths, der Treue, des Wohlwollens ihn characterisirt haben. Aber auch der Beiname des Zeloten, den Simon trägt, ist in dieser Zeit ein Ehrennamen, denn es waren die Schlechtesten nicht, die glühten für das Gesetz und mit dem sterbenden Mattathia sprachen: „Nun hat überhand genommen Uebermuth und Züchtigung und eine Zeit der Verwüstung und grimmiger Zorn. So seid nun Zeloten, Kinder, für das Gesetz und gebt euer Leben hin für den Bund unserer Väter."8 Wie endlich

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Judas aus Kariot in diesen Bund der Galiläer verschlagen ward, bleibt ein Räthsel, wie alles Andere an diesem Manne. Daß er den über sein Wesen nichts aussagenden Beinamen der Mann aus Kariot" erhielt, kann eben so gut daher rühren, daß ein Weiteres über ihn sich nicht besagen ließ, als daß seine entlegene Heimath den untereinander wohlbekannten Leuten vom See zunächst bemerkenswerth war. Die Liebe zum Geld ist durchgehends die Spitze der ihm nacherzählten Aeußerungen, allein wenn schon die ältesten Berichte über das Ende, das er genommen haben soll, unter sich uneins sind, so beweist das, daß die übrigen Apostel wenig von ihm wußten, und er schließlich den Zeitgenossen eben so undurchsichtig blieb wie uns.

Im Uebrigen war doch nicht alle Jüngerschaft in dem Kreise der Zwölfe beschlossen. Noch bis in die Zeit der letzten Reise gehen Berufungen fort und sind Abweisungen nöthig, wie denn Jesus, die er berief, ohne ihr Zuthun berufen hat und Manche abwies, die sich anboten. Motive, warum Jesus aus dem großen Jüngerkreis gerade diese Zwölf aussonderte, werden nirgends angegeben. Immerhin war es aber ein lebendiger Kreis, den Jesus um sich gesammelt hatte, in dem es jedenfalls an ausgeprägten Individualitäten nicht fehlte. Dennoch dauerte es noch eine Weile, bis der Meister seine Neuberufenen zur Uebernahme der ihnen zugedachten Mission tauglich und ausgerüstet fand,2 ja es laufen durch die ganze Zeit des Verkehrs mit den Jüngern Zeichen des Mißvergnügens Jesu an dem weltlichen und blöden Sinn dieser Erstberufenen, die den geistigen Gehalt der Lehre vom Gottesreich nicht zu fassen vermögen. Er nennt sie „unverständig“, „weltlich“, „furchtsam“, „verstockt“ und „kleingläubig“, und einmal spricht er sogar das scharfe Wort zu ihnen: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch dulden?“3

Der vorwiegende Eindruck, den wir von dem Umgang Jesu mit seinen Jüngern empfangen, ist aber trotz solcher entschiedener Zurechtsehungen der eines liebevollen sich Herabneigens zu ihrer Schwäche und des geduldigen Strebens, sie, so weit möglich, zu sich heraufzuziehen. Von förmlichen Unterweisungen und Einschulungen, wie sie vom Verkehr der Lehrer mit den Rabbinatszöglingen berichtet werden,

2 Mr. 3, 20-6, 7.

1 Mth. 8, 18 f. Luc. 9, 61; 8, 38. 3 Mr. 9, 19. Vgl. übrigens Mr. 4, 13. 40; 6, 52; 8, 17. 18. 21. 33; 9, 6. 19. 32. 34; 10. 24. 32. 35; 14, 40.

hat dieser Umgang keine Spur. Er besteht darin, daß die Jünger ständig bei Jesu sind, hören, wie er zum Volke redet, und ihn fragen, wenn sie ihn nicht verstanden haben. Sein Unterricht ist mehr ein Formen und Bilden an ihrem Character, als ein Einführen in die Schrift, oder die begrifflichen Grundlagen der neuen Lehre.2 Auch Ausflüsse sittlicher Schwächen weiß er mit Milde und Ernst ihnen zum Bewußtsein zu bringen, wie wenn er die Zebedäiden für ihre Leidenschaft scherzend b'nê regesch, Donnerkinder, heißt,3 oder ihnen warnend als Lohn ihres Dienens um's Gottesreich statt ehrenvoller Size neben dem Thron des Messias einen Leidensfelch und eine Bluttaufe in Aussicht stellt, oder wenn er ein Kind in den Kreis der Jünger einführt und die Frage, wer der Größte im Himmelreich sein werde, mit dem Hinweis auf dessen Unschuld beantwortet: „Wahrlich ich sage euch, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in's Himmelreich kommen!"5

Wenn wir nun in der Geschichte dieses Zusammenlebens verhältnißmäßig wenig Momente finden, in denen die Jünger die Situation bestimmen, so ist das wohl ein Beweis, daß sie sich in ihrem Verkehr mit Jesu absolut receptiv verhielten, welchen Eindruck die Kirche ja von Anfang von diesem Verhältniß der Jünger zu Jesu hatte. Auch als Berichterstatter haben die Jünger nicht nach Zeugenart hervor= gehoben, was sie in solch großer Zeit gethan oder gelassen haben, wenigstens ist uns aus den synoptischen Quellen darüber wenig zugekommen. Wahre Andacht schweigt von sich, und den Eindruck wird Jeder von den drei Evangelien empfangen, daß die Berichterstatter, auf die sich unsere Quellen letztlich zurückführen, ihr eigenes Sein vergessen hatten in der Nähe dieses Mannes aus Nazareth. So war in der That das messianische Reich angebrochen in dem Umgang des Messias mit kindlich willigen Gemüthern. Mochten die Jünger auch schwache und irrende Menschen bleiben, das Bewußtsein hatten sie doch selbst, daß die wenigen Monde, die sie in seiner Nähe athmeten, sie emporgetragen über Tausende, die mit ihnen und vor ihnen unter den Palmen Judäas gewandelt sind. Schon die eine Thatsache, daß sie nach Jesu Tod ein ganzes Leben lang warteten auf seine Wiederkehr, ist für die Inbrunst ihrer anbetenden Liebe das vollgültigste Zeugniß.

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Neben dieser intensiven Wirkung auf einen kleinen Kreis, war nun aber die extensive auf die ganze Nation keineswegs aufgegeben. Jesu Auftrag lautete nicht auf einige wenige Häuser Kapernaums sondern auf Israel. Das Reich, das er predigte, galt allen Kindern des Vaters, vor Allem aber denen, die die Verheißung hatten. War dieses verheißene Reich in seiner äußerlichen Form der eigentliche Inhalt des jüdischen Cultus und der jüdischen Sitte, so wollte er das Volk aufklären über die wahre Bedeutung desselben, ja er schreckte vor dem Gedanken nicht zurück, diese in ihren Gewohnheiten verhärtete, gesetzesstolze, parteisüchtige, zum Theil verkommene Nation zu freien Bürgern des Gottesreichs zu werben. Daß er der Aufgabe diese weiten Grenzen steckte, und ihm dabei die gewaltige Arbeit eines solchen Unternehmens klar vor Augen stand, beweisen die Bilder, in denen er von ihr redet. Wie ein endlos sich hindehnendes reifes Garbenfeld stand sie ihm vor Augen, als er den fünf Jüngern sagte: „Die Ernte ist groß, bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter sende."1 Dann schwebt ihm wieder das Bild des Sauerteigs vor, mit dem er diese Massen durchwirken und durchsäuern will, 2 oder auch das dürre Stoppelfeld, in das er den Feuerbrand zu werfen im Begriff steht: „Ich bin gekommen, spricht er zum Volt, ein Feuer anzuzünden auf Erden, und was wollte ich lieber, denn es brennete schon!"3

Wie nun aber die Zeitgenossen sich zu diesem Reich verhalten. würden, darum handelte es sich vor Allem.

10. Das Reich und die Zeitgenossen.

Die Wahl der zwölf Apostel hatte etwa um Pfingsten stattgefunden. Als die Jünger die reifenden Aehren auskörnten, hatte der Streit mit den Rabbinen sich erhoben, über den Jesus Kapernaum verließ. Als die Felder weiß waren zur Ernte, hatte auch er beschlossen neue Arbeiter herbeizurufen. In der Zeit des Erntedankfestes also, der Pfingstzeit, wurde die Bergrede gehalten und die Apostelgemeinde gegründet. Es folgt nun der schwüle Sommer, der längere

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Rückzüge und zeitweises Stilleliegen bedingt. Doch stand der Kampf nicht still.

So gewiß vielmehr die Heranziehung eines festen Kreises einen weiteren Schritt zur Begründung der zu stiftenden großen Gemeinde bezeichnete, so unfehlbar mußte auch sofort wieder, wie bei der Berufung der ersten fünf Jünger, der Widerstand der Synagoge gegen die Verwirklichung eines Neuen sich regen, das die Umgebung nur so lang ohne Einsprache dulden konnte, als es sich in der rein idealen Sphäre der Lehre und Verheißung bewegte. Zunächst berichtet die Grundschrift, daß der Zustrom des Volkes sich verdoppelt habe, gleichzeitig aber erscheinen Schriftgelehrte aus Jerusalem in Kapernaum, um Jesu Thätigkeit zu beobachten. Von Haus aus waren die Schulen argwöhnisch gegen jede Bewegung der Geister, die nicht von ihnen ausging, und ihre Abgesandten pflegten sich zudringlich überall einzuführen, wo man sie nicht gerufen.? Hier mag ihr Erscheinen noch außerdem mit der Furcht vor der Reichspredigt zusammenhängen, die der Täufer den Pharisäern eingeflößt. In Judäa war die Taufbewegung zur Ruhe gekommen, um so mehr galt es zu verhindern, daß sie nicht in dem unruhigen Galiläa neuerdings Eingang finde. So schickten die Synagogen Jerusalems Lehrer hinauf nach Galiläa, um Jesum zu überwachen. Die Abgesandten mischen sich bei dem öffent lichen Auftreten Jesu unter die Menge und als sie Zeugen der Heilung eines Besessenen werden, den sein Dämon am Reden verhindert hatte, ruft Einer von ihnen entrüstet aus: „Er vertreibt die Teufel durch Beelzebul, der Teufel Obersten". Jesus verhandelt nun mit ihnen im Hofe des Petrus 3 und fragt sie: Wie kann Satan den Satan austreiben? Und wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, mag dasselbige Reich nicht bestehen. Seßet sich der Satan wider sich selbst, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Und so ich die Teufel durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Kinder sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. So ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen."4 Mit andern Worten also ist die Meinung,

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1 Mr. 3, 20-30. Mth. 9, 32-34. 12, 22-32. Luc. 11, 14-23. Ueber den ursprünglichen Text vgl. Holtzmann, Syn. pag. 78. 2 Vgl. Ant. XX; 2, 4. Wem fielen bei Lectüre dieser Stelle nicht die Verhältnisse des Galaterbriefs ein? 3 Mr. 3, 23. 4 Mth. 12, 22-32. Mr. 3, 20-30. Luc. 11,

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