ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

von diesem Genusse zurückhalten. Die Ballade von Fischer spricht den zauberischen Reiz der Fluth, der uns gewaltsam in die tückische Tiefe lockt, mit wundervoller Anmuth aus.

Eine kleine Anekdote möge hier Platz finden. In einer Nacht, wo der Mond ruhig auf unsern poetischen Schwimmer schien, wollte ein Bauer aus Oberweimar auf seinem Heimwege eben über das Gatter der Floßbrücke steigen. Goethe bemerkte ihn, und in einem Anfalle der tollen Laune, die Weimar so oft in Bewegung gesetzt hatte, gab er wilde und wunderbare Töne von sich und tauchte mit seiner weißen Gestalt und seinem langen schwarzen Haar im Wasser auf und nieder, so daß der Bauer entsetzt davonfloh, als wenn ihm ein Heer von Teufeln im Nacken wäre. Noch jezt herrscht der Glaube an ein Flußgespenst, das sich heulend aus den Wassern der Ilm erheben soll.

Sechster Abschnitt.

"

Liebhabertheater.

,,Mag mein jetziges Leben", schreibt Goethe im Januar 1777 an Lavater, so lange währen als es will, so habe ich doch ein Musterstückchen des bunten Treibens der Welt recht herzlich mitgenossen. Verdruß, Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abenteuer, Langeweile, Haß, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und Unversehenes, Flaches und Tiefes, wie die Würfel fallen, mit Festen, Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt, es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bei Allem, lieber Bruder, Gott sei Dank in mir und meinen wahren Endzwecken ganz glücklich."

„Goethe spielt allerdings groß Spiel in Weimar ", schreibt Merck, ,,lebt aber doch am Hofe nach seiner eigenen Sitte. Der Herzog ist, man mag sagen, was man will, ein trefflicher Mensch und wird's in feiner Gesellschaft noch mehr werden. Alles, was man aussprengt, sind Lügen der Hoffchranzen. Es ist wahr, die Vertraulichkeit geht zwischen Herrn und Diener weit; allein was schadet das? Wär's ein Edelmann, so wär's in der Regel. Goethe gilt und dirigirt Alles, und Jedermann ist mit ihm zufrieden, weil er Vielen dient und Niemandem schadet. Wer kann der Uneigennützigkeit des Menschen widerstehen?"

Seine Gegenwart war bereits in geschäftlichen Verhältnissen fühlbar geworden; nicht nur, sofern sein fürstlicher Freund sich unter seinen Einflüssen bildete, sondern auch in praktischen Maßregeln. Er hatte den Herzog veranlaßt, Herder als Hofprediger und Generalsuperintendenten nach Weimar zu berufen; was in Weimar wieder Veranlassung zu Mißstimmung und Klatschereien gab, indem man erzählte, daß Herder die

Kanzel mit Sporen an den Stiefeln bestiegen habe. Nicht zufrieden damit, auf die höheren Kreise einzuwirken, suchte Goethe auch die Lage des Volks zu verbessern, und entwarf unter Anderm einen Plan zur Wiedereröffnung der Bergwerke bei Ilmenau, an die man seit Jahren nicht gedacht hatte.

Die Vergnügungen gingen mit den Geschäften Hand in Hand. Von besonderem Interesse unter den ersteren ist das Liebhabertheater, das bald nach seiner Ankunft eingerichtet ward. Das Weimarsche Schauspielhaus war 1774 durch einen Brand zerstört worden; Seyler war mit seiner Truppe hinweggezogen, und die Stadt befand sich ganz ohne Bühne. Gerade damals aber war die „Wuth" der Liebhabertheater auf dem Gipfel. In Berlin, Dresden, Frankfurt, Augsburg, Nürnberg und Fulda waren gefeierte Liebhabertruppen. In Würzburg trug eine hochadlige Gesellschaft den Kothurn; in Eisenach nahmen Fürst und Hof an den Darstellungen Theil. Selbst die Universitäten, die früher aus religiösen Gründen gegen das Drama geeifert hatten, vergaßen jezt ihre Feindschaft und erlaubten den Studenten in Wien, Halle, Göttingen und Jena theatralische Aufführungen.

Die Weimarsche Bühne überflügelte alle. Sie hatte ihre Dichter, wie Goethe und Einsiedel, ihre Componisten, ihre Decorationsmaler, ihre Costümschneider. Wer irgend ein Talent für Gesang, Declamation oder Tanz zeigte, ward hervorgezogen und mußte mitwirken, wie wenn er sich sein Brot damit verdienen sollte. Die fast täglich vorkommenden Proben der Schauspiele, Opern und Ballete unterhielten und erheiterten Männer und Frauen, die froh waren, auch einmal etwas zu thun zu haben. Die Truppe war ausgesucht: die Herzogin Amalie, Carl August, | Prinz Constantin, Bode, Knebel, Einsiedel, Musäus, Seckendorf, Bertuch und Goethe, nebst Corona Schröter, Kotzebues Schwester Amalie und Fräulein Göchhausen. Sie bildeten zusammen eine wunderbare wandernde Gesellschaft, die von Weimar aus nach allen Schlössern in der Umgegend nach Ettersburg, Tiefurt, Belvedere, selbst nach Jena, Ilmenau und Dornburg zog. Wenn die Truppe sich in Bewegung setzen wollte, erhielt Bertuch, wie Falk berichtet, Befehl, mit Tagesanbruch die Packesel oder den Küchenwagen bereit zu halten. War nur ein kleiner Ausflug beabsichtigt, so genügten drei Packesel; galt es aber einen weiteren Zug in das ferne Land hinaus, über Berg und Thal, dann war

die Nacht vorher voll geschäftiger Thätigkeit, und alle herzoglichen Töpfe und Pfannen waren in Bewegung. Welch ein Kochen und Braten und Schmoren! welch ein Gemezel unter den Hühnern, Tauben und Kapaunen! Die Ilm ward nach Fischen durchstöbert, die Felder nach Rebhühnern, die Keller wurden ihrer Weine entledigt. Mit Sonnenaufgang ritt die lustige Bande fort, voll übermüthiger Lebenslust und reizender Aussichten. Fort ging es, durch Einsamkeiten, deren uralte Riesenbäume nur den über ihren Wipfeln ruhenden Falken oder das scheu an der Hütte des Köhlers vorüberspringende Reh zu erblicken pflegten. Fort ging es: Jugend, Schönheit, Heiterkeit, Hoffnung, ein glänzender Zug, gleich dem im Ardennerwald, wo der ernste Herzog und seine Begleiter die Sorgen und den gemalten Pomp" der Welt, im Schatten schwermuthsvoller Wipfel" zu vergessen suchten.

"

Die Bühne war schnell genug hergestellt. Bei Ettersburg sieht man noch mitten im Walde die Spuren des Plazes, wo bei günstigem Wetter gespielt wurde. Auch ein Flügel des Schlosses war zum Theater eingerichtet. Aber Vorstellungen unter freiem Himmel waren am beliebtesten. Zu den Proben und Aufführungen in Ettersburg wurden die Schauspieler, oft nicht weniger als zwanzig an der Zahl, in herzoglichen Wagen befördert; und am Abend, nach einem fröhlichen Schmause, der oft durch Gesänge belebt ward, begleiteten die Husaren der herzoglichen Leibwache sie mit Fackeln zurück. Da gab man Einsiedels Oper„ die Zigeuner," mit überraschender Lebenswahrheit. Scenen aus dem Göt wurden eingeflochten. Die erleuchteten Bäume, die Zigeunergruppen im Gehölz, die Tänze und Gefänge unter dem Sternenhimmel, zu denen von fern das Jägerhorn erklang, bildeten ein Gemälde, dessen magische Wirkung man nie vergaß. Auch an der Ilm bei Tiefurt, gerade an der Stelle, wo der Fluß eine reizende Krümmung macht, hatte man ein förmliches Theater geschaffen. Natürliche Gegenstände, wie Bäume, Fischer, Nixen, Wassergeister, Mond und Sterne, wurden hier mit dem glücklichsten Erfolge zum Mitspielen verwendet.

Der Inhalt der Darstellungen war eben so verschieden wie die Schaubühnen: zuweilen gab man französische Lustspiele, manchmal ernste Kunstwerke, oft übermüthige Possen. Gelegentlich spielte man Charaden, wobei der Plan vorher bestimmt war, der Dialog aber der Eingebung des Augenblicks überlassen blieb. Ward ein Schauspieler, wie es oft

vorkommt, dabei zu wortreich und blieb nicht bei der Sache, so stürzte man auf die Bühne, schleppte ihn mit Gewalt hinweg und benachrichtigte die Zuschauer (wie wenn es zum Stücke gehörte), er sei plötzlich unwohl geworden. Wir besigen noch die Umrisse eines Zauberspiels, „Minerva's Geburt, Leben und Thaten“, das zu Goethe's Geburtstage verfaßt war. Es war ein großartiges Schaustück, mit Musik von Seckendorf. Die Charaktere wurden nicht, wie man glauben sollte, durch Puppen, sondern durch Herren und Damen dargestellt. Die Bühne war das sogenannte kleine Colosseum bei Tiefurt, an deffen Stelle früher eine einsame Waldhütte stand. Bei der Aufführung ward jeder Kunstgriff angewandt, um die Wirkung zu erhöhen; die Gestalten bewegten sich als Silhouetten hinter einem durchsichtigen weißen Vorhange. Es war dieselbe Art von Schauspiel, wie es Chiron seinem Zöglinge Achill zum Besten gab; ,, zitternde Schatten" nennen es die Alten, die Neuern,,chinesische Schattenspiele". Sie waren in dieser Zeit vom Herzoge Georg don Meiningen in Weimar eingeführt worden und standen außerordentlich in Gunst.

Der Inhalt des Tiefurter Stücks ist merkwürdig: Jupiter (in der Person des Malers Krauß, auf dessen Schultern ein ungeheurer Kopf von Pappe gestellt war) hat die Metis verschlungen, um die Weissagung zu vereiteln, daß ihr Kind ihn vom Throne stoßen werde. In Folge dessen hat er entsetzliche Schmerzen im Kopfe; Ganymed, der hinter ihm auf einem Adler sißt, reicht ihm die Nektarschale; indeß die Qualen des Donnerers nehmen sichtlich zu, und Ganymed erhebt sich in die Lüfte, um Aeskulap und Vulkan zu holen. Aeskulap versucht die Hei= lung vergebens. Ein herbeigerufener Cyklop bewirkt ein Nasenbluten, aber ohne Erfolg. Nun kommt der mächtige Vulkan (den der Herzog selbst darstellte), mit dem Schurzfell umgürtet, in der einen Hand seinen Hammer, in der andern eine große Eisenstange, tritt er an seinen leidenden Vater heran und zersplittert mit einem gewaltigen Hammerschlage den göttlichen Schädel, aus dem Minerva, die Göttin der Weisheit (Corona Schröter) hervortritt, zuerst ganz klein, aber durch künstliche Vorrichtung rasch heranwachsend, bis endlich ihre ganze hohe Gestalt, von leichtem Musselin umhüllt, dasteht. Ihr Vater Zeus empfängt sie aufs herzlichste, und alle Götter bringen ihr reiche Geschenke dar. Sie empfängt den Helm, die Aegis und den Speer,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »