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Wolodna war eingetreten.

„Ich bleibe an deiner Seite", war das einzige Wort, welches er sprach, als er Theresens Vorsatz vernahm.

Somit gingen fie gemeinsam. Die Zeit jeglicher engen Erwägung eigner Gefahr, eignen Schmerzes war vorüber.

Siebenundzwanzigstes Capitel.

Um die fiebente Stunde des Abends war den Verurtheilten angekündigt worden, daß sie am Montag in der ersten Frühstunde das Schaffot besteigen würden. Von jezt an gehöre die Zeit ihnen, zum Abschied von den Ihrigen und zur Vorbereitung ihrer Seelen, je nach ihres Glaubens Richtung, unter dem Beistand ihrer Geistlichen, auf das Gericht jenseits.

Auf dieses blickten sie im Bewußtsein ihrer Treue im Glauben, und ihrer Bußfertigkeit für jeden Fehl ihres Lebens, mit frommer Zuversicht.

Doch noch eine Pein hatten sie zu erdulden. Sie mußten auch den Besuch der Diener und Lehrer des Glaubens annehmen, von denen sie sich losgesagt hatten. Der Eifer der römischen Kirche wollte sich nicht zurückweisen lassen; er mußte durch die That zeigen, daß die Sorge um das Seelenheil der Opfer seine einzige, der ewige Antrieb alles seines Thuns gewesen sei!

Dem Auge dort verschleiert sich keine Wahrheit!

Auch in dieser herben Seelenpein bewährte sich die Stärke und Klarheit der Märtyrer. Nicht einer wurde wankend, obgleich die Lockung goldner Versprechungen nicht versäumt wurde! Mancher hätte sich durch ein einziges Wort des Abfalls den Kerker und eine freie Bahn des Lebens öffnen können! Doch Alle zogen die Treue vor, die sie den Weg des Todes führte. Denn jenseit der schauerlichen Kluft sahen sie das ewige Heil schimmern.

Jessenius vor Allen war es, der mit der Kraft und Schärfe feines Geistes, welche ihm die offen drohende Pforte des Todes voller Schmach und Qual nicht gemindert hatte, hoch voranleuchtete! Er führte mit zweien Brüdern der Gesellschaft Jesu zwei Stunden lang den strengen Kampf der Rede *), gleich als stehe er auf seinem Lehrstuhl vor der Corona eifriger Zuhörer, und ging mit siegreicher Ueberlegenheit daraus hervor. Seine Gegner trugen verwirrt die Schmach der Niederlage durch Einen, hinter dem das blutbesprißte Schaffot emporragte!

Nicht das grauenvolle Bild seiner nächsten Zukunft, voll Marter und Todesqual störte die Klarheit seines hochsinnigen Geistes. - Und so fämpften Alle; wenn nicht ihm gleich im Glanz des Wissens und der Beredsamkeit doch in der Standhaftigkeit durch glaubensstarkes Vertrauen.

Thyßka gab, nachdem er dies erfahren, jeden Versuch verloren, auch nur einen einzigen Sieg für den Orden zu erringen.

Rippell, der sanfte Dulder, saß einsam in seiner Zelle; wie er pflegte die Heilige Schrift vor sich. Er hatte nicht verlangt, Agathen zu sehen, weil er besorgte, der Haß

*) Historisch.

seiner Richter, die ihren Zweck an ihm nicht erreicht hatten, könnte doch auch jetzt noch ihr schuldloses Haupt berühren und ein zweites Opfer fordern! Nur die Gegenwart Lippach's hatte er sich erbeten, um durch ihn von seinem Kinde zu hören, durch ihn zu diesem zu sprechen, und in der ernsten Stunde der Entscheidung noch sein frommes tröstliches Wort zu vernehmen. Er hoffte auf ihn zum nächsten Morgen, dem letzten seines Daseins, dem heiligen Sonntage! Auf diesen bereitete er sich vor, im stillen, gesammelten Lesen der Schrift.

Es dämmerte; er mußte aufhören. Die Abendröthe strahlte mit schon verbleichendem Schimmer durch die Gitter seines Thurmfensters. Er hörte die Riegel seiner Gefäng= nißthür klirren. Es war die Stunde des leßten, täglichen Abendbesuchs durch den Schließer.

Da traten im Halbdunkel zwei Gestalten ein. ,,Vater!" tönte eine weiche Liebesstimme. lag an seiner Brust.

Agathe

Lippach, der Begleiter Agathens, blieb in der Thür stehen, mit in Wehmuth schmelzendem Herzen.

Welcher Mund vermöchte es auszusprechen, was Vater und Tochter in diesem Augenblick bewegte? Welcher Schmerz und welche Seligkeit ihre Brust erfüllte? In heißen Thränen und Küssen ergoß sich ihre Seele.

So befruchtet der erhobene Schmerz den Boden des Daseins, daß er Blüten treibt, die an der steten Sonne des Glücks sich nie entfalten.

Lippach wartete, bis sie ihres Herzens erstem Drang voll Genüge gethan. Dann trat auch er mit liebendem Wort zu dem Vater:,,Freut Euch Eures Kindes; es ist Euch ganz gegeben. Ich darf Eure Tochter bei Euch laffen! Morgen nach dem Frühgottesdienst kehre ich wieder.

Dann ...." seine weiche Stimme versagte ihm. Er sprach das herbe Wort, daß morgen die Stunde des lezten Abschiedes da sei, nicht aus. Beiben drückte er die Hand zum Lebewohl und ging. Die Tochter blieb bei dem Vater.

,,", betete der Greis dankbar zum Himmel,,,wie ist deine Gnade so groß! Was sind die wenigen fummervollen Tage, die ich erduldete, gegen die seligen, heiligen Stunden, die du mir schon jezt bereitest! Du senkst mir deinen Himmel herab auf die Erde, bevor du mich in seinen Glanz hinauf berufest!“

Keine Hand hebe den Schleier von dem Schmerzensglück, welches Vater und Tochter im leßten Wiedersehen genossen!

Mit Theresen und Wolodna gemeinsam ging Lippach jezt zu den andern Gefangenen des Schlosses. Diese durften nach ihrer Wahl die letzten Stunden gemeinsam verleben. Einige blieben jedoch einsam in der Zelle ihres Gefängnisses, um sich nur mit ihrem Seelsorger in ernste Betrachtung zu versenken; Andere weilten dort mit ihren Nächsten.

Otto von Loß, Wenzel von Budowa und Olbramowig waren beieinander. Zu ihnen trat Lippach mit Wolodna und Theresen ein. Olbramowiß erhob sich freudig überrascht, und ging ihnen in ungebeugter Haltung entgegen. Ihr seid getreue Freunde", sagte er innig liebevoll, doch mit unerschüttertem Sinn. „Ihr kommt uns zum Abschied die Hand zu reichen!“

"

Es war als ob eine höhere Macht Theresen gebiete; sie sank in Demuth auf die Knie und küßte Olbramowitz' Hand. Er wollte es hindern; sie beharrte.

,,, daß es so kommen mußte!" rief sie und blickte thränenden Auges zu dem willensstarken Mann auf.“

"

„Es mußte! Wir haben auch danach gethan!" sagte er streng, indem er sie emporhob.

Lippach hatte Budowa und Otto von Loß begrüßt. Therese wandte sich zu dem Leßten, den sie, seit sie Karlsstein verlassen, nicht gesehen. „O Herr", sagte sie weich und der Schmerz hemmte ihr die Sprache.

,,Die Tage waren schöner, in denen wir uns zuletzt gesehen“, sprach Loß mild-freundlich und nahm Theresens Hand.

,,Welch ein Wehgeschick ist über Euch hereingebrochen“, weinte Therese in unbezwinglichen Thränen.

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,,Es leiden Andre schwerer!" antwortete er.

Gern hätte ich Thurn noch einmal die Freundeshand gereicht!"

"

‚Wohl ihm, daß seine Augen nicht sehen, was wir sehen müssen!" sagte Wolodna.

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,,Nicht doch, tapferer Alter!" fiel Olbramowitz ein, Wolodna die Hand auf die Schulter legend.,,Er würde Männer wie Männer sterben sehen. Daran erhebt sich ein muthiges Herz!"

"

Er wäre gestorben gleich ihnen", rief Therese mit neu aufflammender Kraft der Seele,,,muthvoll unter dem Richtschwert!"

,,Er wird das Racheschwert fassen; und so ist's besser", antwortete Olbramowiz. Was wollt Ihr trauern,

- "

Freunde?" fuhr er fort und blickte ringsum. Weil die Sonne untergeht? - Wird sie nicht wieder leuchten ?

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