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3. die europäischen Glieder unseres Stammes dachten sich diesen Schaz als schönes Weib (Helena, Brunhilde). Doch wurde auch da das Gold nicht vergessen.

4. später gab man dem Herakles, dem Pluton, der Tyche das Füllhorn in die Hand, um den unermeßlichen Reichtum ihrer Gabe anzudeuten.

c) Aufgang des Himmelslichts.

Dem Könige Akrisios von Argos war das Orakel gegeben: wenn seine Tochter Danaë einen Sohn bekomme, so würde er später von der Hand dieses seines Enkels den Tod finden. Um dies zu verhindern, schloß er seine Tochter Danaë in einen Turm ein und ließ sie aufs strengste bewachen. Aber der Himmelsgott Zeus selbst fuhr in Gestalt eines goldenen Regens zu der Königstochter hinab, und sie gebar einen Sohn, Perseus.

Von höchstem Zorn erfüllt, sperrte Akrisios die Danaë nebst ihrem kleinen Kindlein in einen Kasten und warf sie ins Meer. Der Kasten schwamm auf den tanzenden Wogen einher, bis er in die Nähe der Insel Seriphos kam, wo ihn Dikths mit einem Neß auffischte. Er brachte Mutter und Kind zu seinem Bruder Polydektes, dem Könige des Landes.

Die auf den Wellen tanzende, zulezt an der Insel Seriphos landende Truhe mit dem Knäblein ist ein in vielen Variationen wiederkehrendes Bild für den Aufgang des Tageslichts: Perseus ist ohne Zweifel ursprünglich ein Sonnengott.

Es mögen hier einige ähnliche Sagen, die sich bei allen Völkern finden, zusammengestellt werden:

1. Ödipus, der Sohn des Thebanerkönigs Laïos, wurde nach der geläufigen Erzählung infolge eines Orakels auf dem Kithäron-Gebirge ausgeseßt. Aber es gab auch eine Fassung der Sage, wonach er in einer Truhe ins Meer geworfen und an die Küste von Sikhon getrieben sei.

2. Romulus und Remus, die Gründer Roms, wurden in einer Wanne ins Wasser gesezt, dann von einer Wölfin gesäugt, von einem Hirten gerettet und von dessen Frau Acca Larentia aufgezogen.

3. Auffallend verwandt ist hiermit die Sage von der Kindheit des ersten Perserkönigs Kyros.

4. Wer denkt nicht an die Ausseßung und wunderbare Rettung des jüdischen Gesetzgebers Moses!

5. Auch unser germanischer Sigurd (Siegfried) schwamm in einem Metglase auf dem Meer, wurde ans Ufer gespült und von einer Hirschkuh gesäugt, bis ihn der Schmied Mimer fand.

6. Der thebanische König Kadmos schloß seine Tochter Semele mit ihrem Kinde in eine Truhe und übergab sie dem Meere. Das Kind war der jugendliche Lichtgott Dionysos.

An die Stelle der Truhe tritt in anderen Erzählungen das Schiff. Weit verbreitet war der Glaube, daß der Gott Dionysos auf einem Schiff mit rebenumschlungenem Mast über das Meer fährt, um seinen Gläubigen zu erscheinen und die Segnungen des Frühlings zu bringen. Der Schnabel des Schiffes war delphinartig. Zu Smyrna wurde bis in die christliche Zeit hinein alljährlich im Frühjahr das Schiff mit dem Gott in feierlichem Aufzuge durch die Stadt gefahren. Die Schiffswagen in unseren Fastnachtszügen sind noch ein Rest von solchen Gebräuchen zur Feier des wiederkehrenden Frühlings, und der carrus navalis hat dem Fest den Namen gegeben:,,Karneval".

Auch der,,Becher des Helios" ist als eine Barke zu denken, in welcher der schlummernde, von der strömenden Flut des Okeanos getragene Sonnengott seinem neuen Aufgang entgegengeführt wird.

Ein gleichwertiger Vertreter der bisher betrachteten Bilder ist die Vorstellung von dem auf einem Delphin reitenden, ans Land geretteten Helden. Am bekanntesten ist die ArionSage. Herodot hat uns I, 24 die Geschichte erzählt, und von den Romantikern Schlegel und Tieck ist sie in schönen Gedichten besungen worden:

Der Sänger Arion fährt, mit Schäßen reich beladen, nach einer vielgefeierten Kunstreise von Tarent in seine Heimat Korinth zurück. Unterwegs ergreift die Schiffer Begierde nach dem Gold, und sie beschließen, den Sänger zu töten. Dieser bittet sie, noch einmal im vollen Glanze singen zu dürfen, und dann stürzt er sich mit der Leier ins Meer. Aber ein Delphin war durch die himmlischen Töne angelockt worden; er nimmt den Sänger auf den Rücken und trägt ihn ans lakonische Gestade.

Ein Denkmal am Tänaron, das einen auf einem Delphin reitenden Mann darstellte, wurde schon von Herodot als Weihgeschenk des Arion für glückliche Rettung aufgefaßt. Tatsächlich

haben wir es hier mit einem Kultusbild zu tun für den Lichtgott, der übers Meer gekommen ist.')

Um die Reihe dieser mythischen Bilder noch zu vervollständigen, will ich daran erinnern, daß Apollo auf einem Schwanengespann zu den Hyperboreern fährt; unwillkürlich denkt man an unseren Lohengrin mit dem Schwan.

Eine andere Vorstellung ist es, wenn Hermes oder Herakles das wunderbare Götterknäblein, den Dionysos, über das Meer tragen und zu den Ammen bringen. In die christliche Legende ist dies Bild gedrungen:

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Der heilige Christophorus, ein gewaltiger Riese, suchte dadurch Gott zu dienen, daß er die Menschen über einen reißenden Fluß trug. Einst hörte er in der Nacht eine Knabenstimme seine Dienste erbitten; erst nach dreimaligem Suchen fand er das Kind und nahm es auf seine Schultern. Als er mitten im Fluß war, schwoll das Wasser in unheimlicher Weise an, und zugleich wurde die Last des Kindes unerträglich. Nur mit Mühe erreichte der Riese das Ufer und hatte das Gefühl, daß er einer großen Gefahr entronnen sei. Da sagte der Knabe: „Ich bin Jesus Christus; du hast den Weltschöpfer getragen", und zur Bekräftigung verhieß er ihm, daß sein dürrer Stab, wenn er ihn in seiner Hütte in die Erde stoße, am nächsten Morgen blühen und Früchte tragen werde. So geschah es.

d) Die Sintflut.

Außer der biblischen Erzählung von der Sintflut und Noahs Rettung kennen wir eine Sintflutsage, welche 1872 auf den Trümmern von Niniveh in Keilschrift entdeckt ist; ferner gibt es eine indische und eine griechische Sintflutsage.

Die leztere ist am interessantesten von Ovid (I, 260 ff.) erzählt in seiner Geschichte von Deutalion und Pyrrha:

Erzürnt über die Frevel des Menschengeschlechts beschloß Zeus, alle Menschen zu vernichten. Den Nordwind sperrte er ein, und die Süd- und Westwinde brachten unermeßlichen Regen; auch sein Bruder Poseidon gebot den Meeres- und Flußgöttern, ihre Tore zu öffnen und die Wasser über die Lande zu ergießen. Da war bald die ganze Erde überschwemmt, und

1) Jahrhundertelang ist in der Geheimsprache der ersten Christen das Bild des Fisches ein Zeichen für Jesus gewesen: nicht, weil das griechische Wort indès Fisch") die Anfangsbuchstaben aller Namen des Heilandes enthält; sondern weil das allbekannte mythische Motiv des Fisches, der den Lichtgott bei seinem Erscheinen auf Erden trägt, auf Christus übertragen wurde. Für die Verstorbenen wurde er dann selbst der Fisch, der sie in das selige Jenseits bringt.

Menschen und Tiere ertranken. Nur ein Paar hatte sich in einem Schifflein auf die Höhen des Parnaß gerettet, Deukalion und Pyrrha, und weil sie den Göttern wegen ihrer Frömmigkeit angenehm waren, beschloß Zeus sie zu retten. Auf die flehentliche Bitte der Einsamen, ihnen eine Nachkommenschaft zu geben, antwortete die Göttin Themis:

,,Werft die Gebeine der großen Erzeugerin rückwärts"! Erst allmählich verstanden sie die Weisung; sie warfen Steine hinter sich. Aus den Steinen, welche Deukalion warf, wurden Männer; welche Pyrrha warf, Weiber.

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So merkwürdig es klingen mag, die Sage von Deukalion hängt aufs engste zusammen mit den im vorigen Abschnitte besprochenen Vorstellungen vom Lichtaufgang. Deukalion ist ,,der kleine Zeus“, „das Zeus-Knäblein“, welches, wie die Lichtgottheiten Perseus und Dionysos, im Kasten oder Schifflein übers Meer kommt. Eine Flutwelle trägt ihn in die Höhe.

Mit dieser Vorstellung scheinen sich örtliche Sagen verbunden zu haben, welche den Ursprung von Seen oder das Versinken von Städten und Dörfern auf den Zorn Gottes über die Sünden der Menschen zurückführten.

e) Götterland, Götterspeise, Insel der Seligen und Goldenes Zeitalter.

Die Vorstellungen von dem Wohnsize der Götter, dem Götterland, find den verschiedenen Zweigen unserer Völkerfamilie gemeinsam.

Homer schildert uns in der Odyssee VI, 42 ff. den Olympos als
,,Der Götter ewigen Wohnsiz,

Nie von Orkanen erschüttert, von Regen nimmer beflutet,
Nimmer bestöbert von Schnee; die wolkenloseste Heitre
Waltet ruhig umher und deckt ihn mit schimmerndem Glanze:
Dort erfreut sich ewig die Schar der seligen Götter."

Ein Dasein in ewiger, ungetrübter Freude, in ewigem Frühling, bei unerschöpflichem Reichtum, in der Fülle aller Genüsse: so dachte man sich das Leben im Götterlande. Gewöhnlich sind es hohe Berge, die zuerst vom Licht berührt werden, deren Gipfel man als heilige Bezirke verehrte.

Die Spitze des heiligen Berges der Aphrodite auf Cypern war, so erzählte man, mit einem goldenen Gehege umgeben. Es war ein Garten, wie man auch von den Gärten des Zeus sprach; es erinnert diese Vorstellung an den Garten Eden, ,,in welchem Gott sich erging“.

Und wenn wir vom Hyperboreerland hören, im äußersten Norden, jenseits des Boreas, so ist dies nur eine andere Bezeichnung für das Götterland. Dort ist ewiger Frühling; dreimal im Jahr reifen die Früchte; Zank und Streit kennt man nicht. Herodot hat recht, daß dieses Land nicht auf der Karte zu finden sei, ebensowenig wie das Schlaraffenland. Und Pindar sagt: „Nicht zu Schiffe, nicht zu Fuße wandernd dürftest du finden zu der Hyperboreer Festvereinigung den wundersamen Weg."

Ebenso müssen wir von Äthiopien denken, obgleich später der Name auf ein bestimmtes Land übertragen wurde. Dort, an des Okeanos Flut, weilt Zeus gern mit anderen Himmlischen, sagt Homer.

Die Unsterblichkeit ist an den Genuß der wunderbaren Götterspeise geknüpft, Ambrosia und Nektar. Die Alten schwanken selbst, welches von beiden die feste Speise, welches der Trank sei. Auch die Götter bedürfen der ewigen Verjüngung, wie die Natur. Die Göttin Hebe ist die personifizierte Jugendblüte; sie gießt den Göttern beim Mahl den Nektar ein. Wenn es heißt, daß Herakles bei seiner Erhebung unter die Götter mit Hebe vermählt worden sei, so bedeutet dies: er hat ewige Jugend und Unsterblichkeit erhalten. — Hebe hieß auch Ganymeda, und ihr entspricht als männliches Gegenstück Ganymedes; auch er ist Mundschenk der Götter. Nach Homers Jl. 20, 232 ff. raubten ihn die Götter wegen seiner außerordentlichen Schönheit von der Erde, damit er dem Zeus den Becher fülle und in Unsterblichkeit diene.

Auch der Baum des Lebens mit den goldenen HesperidenÄpfeln steht mit der Götterspeise, mit der Ambrosia, in engster Verwandtschaft. Wer denkt hier nicht an die germanischen IdunaMythen? Iduna ist die Göttin der Verjüngung, der Jugendblüte; sie ist Hüterin und Spenderin der Äpfel vom Baum des Lebens und des Wassers des Lebens. Als durch die List Lokis, so erzählt die Edda, Iduna in die Gewalt des Riesen Thiassi gekommen war, da wurden die Götter grauhaarig und alt. Erst als sie wiederkehrte, da verjüngten sich die Götter, und die alte Seligkeit kehrte zurück.

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