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Von einem Seelenkult haben sich nur noch Erinnerungen, einzelne Spuren erhalten.

Wenn wir bedenken, daß noch heute für die meisten Menschen die ganze Religion auf Furcht und Hoffnung beruht, so können wir diese Bedeutung Homers nicht hoch genug anschlagen.

c) Bei Homer kündigt sich der Glaube an eine geordnete Weltregierung (xóoμos) an, an deren Spize Zeus steht. Zwar hören wir Jl. XV, 185 ff. von einer Dreiteilung der Herrschaft; Poseidon sagt:

,,Traun, das heißt, wie mächtig er sei, hochmütig geredet,

Mir, der an Würd' ihm gleicht, mit Gewalt den Willen zu Hemmen!
Denn wir sind drei Brüder, die Kronos zeugte mit Rhea,
Zeus, ich selbst und Hades, der Unterirdischen König.
Dreifach geteilt ward alles, und jeder bekam seinen Anteil:
Mich nun traf's, beständig das dunkle Meer zu bewohnen,
Als wir gelost, und Hades erhielt das nächtliche Dunkel;
Zeus bekam den weiten Himmel in Äther und Wolken.
Aber die Erd' ist allen gemein und der hohe Olympos.

Nimmer gehorch' ich dem Willen des Zeus; es bleibe der Bruder
Ruhig, wie stark er auch sei, in seinem bescheidenen Drittel."

Aber gerade dieser 15. Gesang der Flias zeigt den Zeus in seiner Überlegenheit:

Der grollende Poseidon, der sich für gleichberechtigt hält, fügt sich doch dem Willen des Bruders;

Here muß erkennen, daß się vergebens gegen Zeus ankämpft.

Zeus ist der höchste Gott; die lezte Entscheidung liegt in seiner Hand. Bevor Poseidon die Strafe an den Phäaken vollzieht, fragt er erst bei Zeus an:

"

Gerne vollende ich gleich, Schwarzwolkichter, was du gestattest;
Aber ich fürchte mich stets vor deinem eifernden Zorne."

(Дб. XIII, 147 f.)

Helios führt bei Zeus Klage, als die Gefährten des Odysseus

Ebenso holt

seine Kinder geschlachtet haben: Od. XII, 377. Athene Od. XXIV, 471 f. den Rat des obersten Gottes ein, damit endlich Friede werde auf Ithaka.

Berühmt sind die Worte, mit denen Zeus selbst seine Über

legenheit über sämtliche Götter ausspricht:

,,Auf! wohlan, ihr Götter, versucht's, daß ihr all' es erkennet!

Eine goldene Kette befestiget oben am Himmel!

Hängt dann all' ihr Götter euch an und ihr Göttinnen alle:
Dennoch zögt ihr nie vom Himmel herab auf den Boden

Zeus, den Ordner der Welt, wie sehr ihr rängt in der Arbeit!
Aber sobald auch mir im Ernst es gefiele zu ziehen:

Selbst mit der Erd' euch zög ich empor und selbst mit dem Meere;
Und die Kette darauf um das Felsenhaupt des Olympos

Bänd' ich fest, daß schwebend das Weltall hing' in der Höhe!

So weit rag' ich vor Göttern an Macht, so weit vor den Menschen!"

Um die Majestät des Olympischen Zeus auszudrücken, hielt sich der Bildhauer Phidias die Worte Homers vor, Jl. I, 528 ff.:

„Also sprach und winkte mit schwärzlichen Brauen Kronion:

Und die ambrosischen Locken des Königs wallten ihm vorwärts
Von dem unsterblichen Haupt; es erbebten die Höhn des Olympos.“ .

Zeus hat den Königen ihre Macht gegeben; er verteilt Glück und Unglück nach seinem Willen. Die Menschen schwören bei ihm, und er wacht darüber, daß die Verträge gehalten werden und daß das Gastrecht nicht verlegt wird. Rohde sagt I, S. 43:,,Der Grieche Homers fühlt im tiefsten Herzen seine Bedingtheit, seine Abhängigkeit von Mächten, die außer ihm walten; sich dessen zu erinnern, sich zu bescheiden in sein Los, das ist seine Frömmigkeit." In der Odyssee heißt es IV, 236: ,,es sendet im ewigen Wechsel

Zeus bald Gutes, bald Böses herab; denn er herrschet mit Allmacht."
Ähnlich Od. VI, 188 ff.:

,,Aber der Gott des Olympos erteilet selber den Menschen,
Vornehm oder geringe, nach seinem Gefallen ihr Schicksal.
Dieser beschied dir sein Los, und dir geziemt es zu dulden.“
Eumäos sagt zu dem Bettler, Od. XIV, 444 f.:

,,Gott gibt uns dieses, und jenes versagt er,

Wie es seinem Herzen gefällt; denn er herrschet mit Allmacht." Zeus hält die Schicksalswage in der Hand: Achilleus und Hektor sind dreimal um die Stadt gelaufen; dann heißt es weiter Jl. XXII, 208 ff.:

Als sie zum vierten Male die sprudelnden Quellen erreichten,
Siehe, da hielt Zeus-Vater empor die goldene Wage,

Legt' in die Schalen hinein zwei finstere Todeslose,
Dieses dem Peleionen und jenes dem reisigen Hektor,

Faßte die Mitt' und wog: da senkte sich Hektors Schicksal

Schwer zum Hades hin; es verließ ihn Phöbos Apollo."

Zwischen Zeus und dem Schicksal ist kein Widerspruch; das Schicksal ist in seiner Hand.

In beiden homerischen Gedichten, sowohl in der Jlias als in der Odyssee, hören wir fortwährend von einem Eingreifen der Götter. Bekanntlich hat Vergil dies in seiner Äneis nachgeahmt. Aber mit Recht hat Cauer auf den großen Unterschied hingewiesen, der in bezug auf göttliches Eingreifen zwischen Homer und Vergil besteht: In Homers Flias und Odyssee kann man sich dasselbe fast überall wegdenken; es verläuft die Handlung auch ohne die Mitwirkung der Götter natürlich. Wenn man aber aus der Äneide das fortnimmt, was die Götter sagen und tun, so bleibt nichts als eine Reihe zusammenhangloser, unverständlicher Bruchstücke übrig.“ Äneas spielt eine klägliche Rolle, weil er so oft das Gegenteil von dem tun muß, was er will. Bei Odysseus dagegen und Telemachos, bei Nausikaa und Penelope 2c. besteht kein Widerspruch zwischen dem, was sie selbst wünschen, und dem, wozu die Gottheit sie treibt. Der fromme menschliche Sinn führt die inneren Vorgänge der Menschenseele und alle äußeren Erlebnisse auf die Eingebung der Gottheit zurück.

Aber - wenn Homer in so hohem Maße ein Vereinfacher der Religion ist, ein Befreier der Menschen, wenn er zuerst von einer Weltordnung spricht: wie kommt es denn, daß Plato so heftige Worte gegen ihn findet, nichts von seiner Religion wissen will und ihn aus seinem Jdealstaate verbannt? (Plato IIoλ. III, 9; X, 1; 3; 7 f.). Die Antwort ist einfach: Plato ist weit über Homer hinausgeschritten; seine Religion steht viel höher; er spricht von einer Weltordnung und Weltregierung nach sittlichen Grundsäßen. Davon findet sich bei Homer noch nichts; Homers Götter sind nur insoweit sittliche Mächte, als es den damaligen sittlichen Begriffen und Anschauungen des Adels entspricht. Noch gilt das Recht der Blutrache; als besonders frevelhaft erscheint die Verlegung des Gastrechts. Der ganze Götterstaat ist ein göttliches Abbild des irdischen Adelsstaates: ein aristokratisches Regiment mit monarchischer Spize. Wie der hohe Adel täglich im Palast zur Beratung und Schmaus um den König sich sammelt, so die hohen Götter um Zeus.

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Es geht unter den Göttern in der Regel recht menschlich zu; charakteristisch ist die eigentümliche Mischung der Vor

stellungen: einerseits werden sie mit übermenschlichen, erhabenen Kräften und Eigenschaften ausgestattet; andererseits erscheinen sie mit menschlichen Schwächen behaftet. Nicht nur Plato, sondern viele ernste Männer der alten und neuen Zeit haben Anstoß genommen an dem Verhältnis zwischen Zeus und Here, an dem Götterstreit, der Überlistung des obersten Gottes, dem Vertragsbruch, an der leichtsinnigen Art, wie im 4. Buch der Flias die Götter,,Weltregierung spielen“.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß in jüngeren Teilen der homerischen Gedichte schon etwas von Freigeist zu spüren ist; den Dichtern sind vielfach die überlieferten Vorstellungen nur noch Dekoration; der Mythus wird zum Märchen. Ja, an einigen Stellen wird die kezerische Ansicht laut, der Mensch könne sich unter Umständen über die heiligen Götterzeichen hinwegseßen. Beim Sturm auf das griechische Lager läßt Hektor sich nicht durch ein ungünstiges Vogelzeichen abschrecken, sondern spricht zu Polydamas:

,,Bruder, nicht fümmre ich mich um die flügelstreckenden Vögel,
Ob sie rechts hinfliegen, zum Aufgang der leuchtenden Sonne,
Oder auch links dorthin, zum nächtlichen Dunkel gewendet.
Nein, des erhabenen Zeus Ratschluß vertrauen wir lieber,
Der die Sterblichen all' und unsterbliche Götter beherrschet.
Ein Wahrzeichen nur gilt: das Vaterland zu erretten!"

Als den übermütigen Freiern in Ithaka zwei von Zeus gesendete Adler Unheil künden, da spricht Eurymachos trozig: ,,Freilich schweben der Vögel genug in den Strahlen der Sonne; Doch nicht alle künden die Zukunft.“

Zusammenfassend dürfen wir behaupten, daß die Bedeutung Homers für die griechische Religion nicht hoch genug geschäßt werden kann. Trogdem wäre es durchaus verkehrt, bei Homer die Religion der Griechen finden zu wollen. Denn:

einerseits ist stets allenthalben die Unterschicht einer niederen Religion bestehen geblieben. (Überall werden auch weiterhin Lokalgottheiten verehrt; Spuk- und Gespensterglaube wuchert weiter.)

andererseits sind die denkenden Griechen über Homer hinausgewachsen. Homer ist nur eine überaus wichtige Durchgangsstation in der Entwicklung der griechischen Religion gewesen.

2. Hesiod (2. Hälfte des 8. Jahrhunderts).

Hesiod wohnte zu Askra in Böotien, war aber kleinasiatischer Herkunft. Wir besigen von ihm zwei kleine epische Werke: „Die Theogonie“ und „Werke und Tage“.

a) Die Theogonie:

Hesiod ist ein Prophet; er fühlt in sich den Beruf, einen göttlichen Auftrag zu erfüllen; er ist von den Musen inspiriert, um die Wahrheit zu künden. Die Dichtung hebt also an: ,,Mit den Musen von Helikon beginne ich meinen Sang, die auf dem heiligen Berg Helikon hausen und mit den zarten Füßen um die dunkle Quelle und den Altar des Zeus tanzen. Von dort zogen sie aus im Dunkel der Nacht und ließen ihre schöne Stimme erschallen; ... sie lehrten den Hesiod den Gesang, der am Hang des heiligen Helikon die Schafe weidete. So begann ihre Rede zu mir: „Hört, ihr Hirten in der Einsamkeit, ihr Toren und müßigen Fresser! wir wissen zwar vieles zu erfinden, das der Wahrheit nur gleicht; aber wir wissen auch, wenn wir wollen, die Wahrheit zu künden'. So sprachen die Töchter des großen Zeus, gaben mir einen Ast vom frischgrünenden Lorbeerbaum zum Stab und hauchten mir göttlichen Gesang ein, daß ich die Dinge künde der Zukunft und der Vorzeit. ,Singe', so befahlen sie, die Herkunft der seligen, unsterblichen Götter! beginne und schließe mit uns, den Musen!““ 1)

Die zahlreichen verschiedenen Vorstellungen von den Göttern, vom Ursprung der Welt, der Götter und Menschen sucht Hesiod in ein einheitliches System zu bringen. Ihm ist der große Widerspruch zwischen der heiteren Götterwelt Homers und den Ungestalten seiner heimischen Götter zum Bewußtsein gekommen. Er grübelt darüber nach, was das richtige sei; seine Geschichte der Götter erzählt uns, daß früher wilde Gottheiten die Welt beherrschten, daß aber jezt die Gewalt übergegangen ist auf die Nachkommen, Zeus und die olympischen Götter.

Hesiod ist der erste Theologe der Griechen; was er uns zunächst erzählt, ist eine im Gewande des Mythus auftretende Spekulation:

Im Anfang war das Chaos (,,der gähnende Raum"), die Gäa (,,Erde"), der Tartaros („Abgrund unter der Erde") und Eros („,die Liebe").

Aus dem Chaos entstanden Erebos (,,Dunkel") und Nyx (Nacht“). Kinder des Erebos und der Nyx wurden Äther und Hemera (,,Tag“). Die Gäa gebar den bestirnten Uranos („Himmel“), die hohen Gebirge und das Meer.

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