ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die Geschichtschreibung ist eine Tochter des Epos, und in ihr nimmt das religiöse Interesse zunächst einen breiten Raum ein.

Worüber der moderne Mensch aber am meisten staunen muß: auch Religion und Wissenschaft (Philosophie) können nicht getrennt werden. Der Versuch, ein System der Götterwelt aufzustellen, führte zu den ersten Anfängen philosophischer Spekulation. Alle griechische Philosophie beschäftigt sich wesentlich mit religiösen Fragen, sucht sich mit der Volksreligion_auseinanderzusehen oder an ihre Stelle zu treten.

A. Die Götter.1)

Die verschiedenen Stufen ihrer Entwicklung.

(Augenblicksgötter, Sondergötter, persönliche Götter, Lichtgötter und ZeusReligion.)

Usener hat an dem Beispiel des Keraunos (,,Blig“) die Vorgänge religiöser Begriffsbildung und Verbildlichung zu gemeinverständlicher Klarheit zu bringen gesucht. Der Ausgangspunkt ist die im Kultus überraschend lange festgehaltene Beseelung (Personifikation) des einzelnen auf der Erde einschlagenden Blizes: der Augenblicksgott. Von hier aus wurde man zur Vielheit und zum Gattungsbegriff des Keraunos und Keraunios geführt, um dann sich zur Persönlichkeit des Blize schleudernden Zeus zu erheben.

Dies sind die drei Stufen der Entwicklung, mit denen wir uns zunächst zu beschäftigen haben: Augenblicksgötter, Sondergötter, persönliche Götter.

1. Augenblicksgötter.

Von der niedrigsten Stufe der religiösen Entwicklung ist bei den Griechen nur wenig übrig geblieben. Aber wir müssen annehmen, daß ursprünglich, wie der einzelne Blig als Gottheit verehrt wurde, so jeder Eindruck der Außenwelt sich in eine Gottesvorstellung umsette. Usener sagt: „Was plöglich wie eine Schickung von oben an uns herantritt, was uns beglückt, was uns betrübt und beugt, erscheint der gesteigerten Empfindung als ein göttliches Wesen. Solange wir Griechen kennen, besigen sie dafür den Gattungsbegriff daiμwv."

1) In diesem Abschnitt habe ich mich besonders an Useners Buch ,,Götternamen" angeschlossen.

Im Zusammenhang hiermit steht eine gewisse Allbeseelung der Natur, ein Pandämonismus. Die Menschen sind überall, auf Schritt und Tritt, bei jeder Tätigkeit von zahllosen Dämonen umgeben. Die spätere Zeit hat hiervon die große Menge der Satyrn und Nymphen beibehalten; bei den Nymphen unterscheidet man:

die Okeaniden, die Nymphen des Okeanos,

[merged small][ocr errors][merged small]

die Najaden sind Nymphen der Flüsse, Bäche und Quellen, die Oreaden Nymphen der Berge, Täler und Wälder, die Dryaden Nymphen der Bäume; ja jedem einzelnen Baum ist seine Dryas zugeteilt.

2. Sondergötter.

Als im 13. Jahrhundert n. Chr. der deutsche Orden seine Tätigkeit in Preußen begann und es unternahm, weite Länder an der Ostsee zugleich für das Christentum und für das Deutschtum zu gewinnen: da waren die Kämpfe gegen die heidnischen Littauen besonders hartnäckig und langwierig. Zwar mußten sich diese schließlich bekehren; aber das Heidentum wurzelte doch so fest, daß noch im 16. Jahrhundert n. Chr. heidnischer Gößendienst vorgekommen und in aller Form, mit voller Öffentlichkeit ein heidnisches Stieropfer vollzogen ist. Damals sind auch Aufzeichnungen von ihren Göttern gemacht worden, welche uns zeigen, daß das einfache Leben des Volkes keine Bedürfnisse und Obliegenheiten kannte, welche nicht unter die Hut einer eigenen Gottheit gestellt wären“. Aus der großen Zahl von Göttern will ich einen kleinen Teil anführen, nämlich diejenigen, welche für die Haustiere sorgen:

Sutvaras sorgt für den Viehstand,

[blocks in formation]

Dazu hat jede Viehgattung noch ihre besondere Gottheit:

Baubis ist der Kuh- und Ochsengott,

Katainicza ist der Pferdegott,

Eratinis Gott der Lämmer,

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, daß uns aus dem vorchristlichen Altertum ganz Ähnliches erzählt wird. Es war eine Eigentümlichkeit des konservativen römischen Volkes, daß es besonders zäh an den alten religiösen Gebräuchen festhielt. Aus den liturgischen Büchern der römischen pontifices (den indigitamenta) mögen die Gottheiten für den Ackerbau angeführt werden, welche die alten Bewohner Italiens anriefen:

Vervactor: der den Ackerboden umbricht,
Redarator: der ihn zum 2. Mal umbricht,

Imporcitor: der ihn pflügt,

Insitor: der sät,

Obarator: der ihn überpflügt,

Occator: der eggt,

Sarritor: der das Unkraut entfernt,

Messor: der das Korn schneidet,

Convector: der es einfährt, usw.

Geradezu zahllos sind die männlichen und weiblichen Schußgeister, welche:

die Ehe segnen,

den Menschen von der Geburt an umschweben,

die Jugend des Kindes behüten,

es essen, gehen, sprechen lehren,

die verschiedenen Gemütsaffekte und geistigen Fähigkeiten in ihm entwickeln,

mit ihm aus und ein gehen,

es in die Schule und durch alle weiteren Lebensabschnitte

bis zum Tode begleiten.

Usener hat diesen Gottheiten den Namen „Sondergötter“ gegeben; charakteristisch ist die enge Begrenztheit des Begriffs oder die ausschließliche Geltung für je ein besonderes Vorkommnis". Eigentlich sind diese Gottheiten namenlos; denn es sind adjektivische Wörter, unter denen sie verehrt werden.

Das Christentum hat es nicht vermocht, diese Sondergötter zu beseitigen. Ein großer Teil der christlichen Heiligen ist an ihre Stelle getreten, und auch hier ist der eng begrenzte Wirkungskreis charakteristisch. Bei der ländlichen Bevölkerung findet man noch heute eine Menge von Schußpatronen, welche:

den Schaden von der Getreidesaat abwenden,

das Herdfeuer schüßen,

vor Feuersbrunst bewahren,

den Wein, das Vieh gedeihen lassen,
von der Plage der Heuschrecken befreien,
die verschiedenen Berufe schüßen;
Urban ist Schugpatron für den Weinbau,
Florian gegen die Feuersbrunst,

Rochus

"

die Best,

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Auch die Griechen haben einst auf dieser niedrigen Stufe religiöser Vorstellungen gestanden. Die athenischen Jünglinge wurden in ihrem 18. Lebensjahr wehrhaft gemacht und in die Listen der Bürger eingetragen. Im Heiligtum der Agraulos verpflichteten sie sich durch den Ephebeneid zur Verteidigung des Vaterlandes:

„Ich schwöre, diese Waffen nicht zu schänden und meinen Nebenmann im Treffen nicht zu verlassen. Ich will kämpfen für die Heiligtümer und für das Gemeingut sowohl allein als in Gemeinschaft mit anderen. Ich will das Vaterland nicht gemindert hinterlassen, sondern zu Wasser und zu Land so groß, wie ich es überkommen. Ich will hören auf die, welche jedesmal zu entscheiden haben, und den bestehenden Gesezen und, welche ferner das Volk verordnen wird, gehorsam sein. Und so Einer die Geseze aufhebt oder ihnen nicht gehorcht, will ich das nicht zulassen, sondern sie verteidigen, allein oder mit anderen. Und ich will die vaterländischen Götter und Heiligtümer ehren. Zeugen seien die Götter Agraulos, Enyalios, Ares, Zeus, Thallo, Auro, Hegemone.“

Wer sind Agraulos, Thallo, Auxo, Hegemone? Agraulos begegnet uns im Stammbaum der attischen Königsfamilie, und wir erhalten interessante Aufschlüsse, wenn wir uns diesen Stammbaum näher ansehen:

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »