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Sage. Über die Abstammung der Helena spricht er die kezerischen

Worte:

,,Wenn die Geschichte wahr ist

Und eitle Dichtungen nicht

Auf pierischen Tafeln uns

Sterbliche täuschten zu böser Stunde."

Das ganze Paris-Urteil ist ihm Unsinn; was Helena „Kypris“ nennt, ist ihre eigene Gesinnung.

Über ihren Ahnherrn Tantalos sagt Iphigenie:

„Ich acht' es auch

Als eitel Fabel, jenes Mahl des Tantalos,

Daß Götter sich an seines Sohnes Fleisch ergeht,
Wie dieses Volk hier, weil es selbst nach Blute giert,
Wohl eigne Schuld auf unsre Gottheit überträgt;

Denn kein unsterblich Wesen dünkt mich böser Art.“

Der von den Erinyen gehezte Muttermörder Orestes der früheren Dichter wird bei Euripides eine pathologische Figur. Theseus macht dem Herakles gegenüber ein unumwundenes Bekenntnis seines Unglaubens:

,,Doch, daß ein Gott verbot'ner Liebe fröne,

Daß Götterarme Fesseln je getragen,

Das hab ich nie geglaubt und will's nicht glauben,

Noch daß ein Gott dem andern Gott gebiete.
Wahrhafte Gottheit kennet kein Bedürfnis,
Nur frevle Märchen dichten es ihr an.“

Priester, Orakeldiener und Seher hält Euripides für Be

trüger oder Betrogene:

,,Warum denn fizet auf Weissagestühlen ihr

Und schwört, der Götter Tun zu wissen hell und klar?

Nur Menschenwerk sind diese eure Sprüche ja.

Denn wer mit seinem Wissen von den Göttern prahlt,

Ist darum mehr doch als ein eitler Schwäßer nicht.“

Das sittliche Gefühl war es, das sich gegen die Vorstellungen und Gebräuche der Volksreligion auflehnte. Euripides sagt:

Wenn Götter etwas Böses tun, sind's Götter nicht.“

Er kämpfte gegen den überlieferten Polytheismus :
,,Sagt jemand, daß es Götter in dem Himmel geb'?

's gibt keine, teine! außer für den Toren, der

Den alten Märchen stets noch Glauben schenken will."

Euripides kommt zu dem Resultat: es gibt keine Götter derart, wie das griechische Volt sie sich vorstellt.

Trozdem wäre es verkehrt, wenn man den Euripides gottlos nennen wollte. Er glaubt an eine über alles waltende, gerechte Gottheit, die pantheistisch gedacht ist. In den „Troerinnen“ legt er der alten Hekabe ein neues Gebet in den Mund:

„Der Erde Träger, der du ob der Erde thronst,
Wer du auch seist, du Rätsel unserer Vernunft,
Ob Zeus, Naturgesez, Geist in den Sterblichen,
Dich bet' ich an; denn überall ja wandelst du
Auf stillem Pfad und lenkst das Jrdische gerecht."
Oft nennt er diese Allgottheit „Dike“, oft „Äther“:
,,Siehst du den hohen, den endlosen Äther, der

Mit seinen feuchten Armen rings die Erd' umfängt ?
Ihn sieh für Zeus an und in ihm erkenn' den Gott."

Aus der Verbindung von Äther (Himmel) und Erde ist alles entstanden:

,,Nicht mein ist dieses Wort, die Mutter lehrt' es mich:
Der Himmel und die Erde waren einstmals eins.
Doch als sie dann sich voneinander trennten, da
Erzeugten alles sie und brachten's an das Licht:
Die Bäume, das Gevögel und des Meers Getier
Und das Geschlecht der Menschen.“

Euripides hat auf die spätere Zeit einen unglaublichen Einfluß ausgeübt. Die alten Heldensagen haben seitdem ein für allemal aufgehört, heilige Geschichten zu sein.

Zusatz. Im Anschluß an die Tragiker mögen hier wenige Worte über die zwei großen Geschichtschreiber Herodot und Thucydides hinzugefügt werden:

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Bei Herodot, dem Vater der Geschichtschreibung“, finden wir dieselbe religiöse Grundstimmung, wie bei Sophokles; es wird uns ja auch berichtet, daß beide Männer eng miteinander befreundet gewesen seien. Herodot glaubt an Vorzeichen und Wunder; besonders oft berichtet er von den Orakeln, welche der delphische Apollo gegeben hat.

Die Schlußverse in der Tragödie „König Ödipus“ erinnern an Herodots bekannte Erzählung von dem Gespräch zwischen dem lydischen König Krösos und dem athenischen Gesezgeber Solon. Hier hören wir, daß niemand vor seinem Tode glücklich genannt werden könne; wir hören auch, daß es für den Menschen besser wäre, tot zu sein als zu leben.

Herodot glaubt an eine Weltordnung, an einen einheitlichen göttlichen Willen. Deshalb gebraucht er so oft den Singularis ó Jεós, Tò JεTov. — Er glaubt, daß den Menschen bestimmte Θεός, τὸ θεῖον. enge Schranken gesezt sind; wer darüber hinausstrebt, verfällt der Nemesis oder dem Neid, der Eifersucht der Götter. Dafür sind ihm Krösos und Polykrates redende Zeugnisse, besonders aber die Niederlage der Perser. Ihre Geschichte lehrt uns: „Mensch, überhebe dich nicht! Bleibe jederzeit demütig! erkenne deine Nichtigkeit!“

Durch das ganze Geschichtswerk zieht sich die wehmutsvolle flagende Stimmung über die Wandelbarkeit des irdischen Glücks. Beim Übergang seiner zahlreichen Truppen über den Hellespont, auf der Höhe seines Glücks, weint der Perserkönig Xerres über die Kürze des menschlichen Lebens. Sein Oheim Artabanos antwortet:

,,Noch beklagenswerter als die Kürze des Lebens ist etwas anderes. Denn in dem kurzen Leben ist noch niemand so glücklich gewesen, daß ihm nicht oft der Gedanke gekommen wäre, er wolle lieber tot sein als leben. Denn Unglücksfälle und Krankheiten lassen das kurze Leben lang erscheinen. So ist denn der Tod dem Menschen die willkommenste Flucht aus dem jammervollen Leben. Die Gottheit aber läßt uns zuerst des Lebens Süßigkeit kosten, wird dann aber neidisch erfunden.“

Und doch ist derselbe Herodot, der von dem unabänderlichen Schicksal, von der Gebundenheit und Nichtigkeit des Menschenlebens spricht, der begeisterte Apostel der griechischen Freiheit. Das Thema seines großen Geschichtswerkes ist der Kampf zwischen hellenischer Freiheit und barbarischem Despotismus. Berühmt ist das Gespräch zwischen Demaratos und Xerxes, welches mit den Worten schließt:

„Frei, sind die Griechen doch nicht in allem frei. Denn über ihnen steht das Gesez, welches sie mehr fürchten als dich deine Sklaven. Sie tun, was jenes gebietet; es gebietet aber immer dasselbe, vor keiner Menschenmenge zu weichen, sondern kämpfend entweder zu siegen oder zu sterben.“

Ganz anders Thukydides! Er ist der Freund des Philosophen Anaxagoras, ist ganz ein Kind der Aufklärungszeit. Wenn wir den Herodot neben Sophokles stellen, so müssen wir den Thukydides mit Euripides vergleichen.

Wohl zeigt sich auch bei ihm das fromme Gefühl der Abhängigkeit des Menschen von einer göttlichen Macht. Aber von

dem Glauben an Wunder und Zeichen, an Orakel will er nichts wissen. Er läßt den athenischen Gesandten den Rat geben:

„Es nicht zu machen, wie die Menge, die, obschon sie sich noch durch menschliche Kraft retten könnte, sobald in ihrer Bedrängnis die zu Tage liegenden Hoffnungen nicht mehr ausreichen, sich zu den dunkeln wenden, zu Weissagungen und Orakeln und ähnlichen Mitteln, die im Bunde mit den Hoffnungen nur Schaden anrichten." (V, 103.)

Mensch, hilf dir selber! Vertraue deiner eigenen Kraft! Die Macht des Menschengeistes zu zeigen, ist dem Thukydides eine Freude; für ihn existieren nur die realen Kräfte: „Wer die Zukunft voraussehen will, der berechne richtig die Machtmittel. Der klar disponierende, energisch handelnde Mensch beherrscht die Welt und die Ereignisse, sonst nichts."

Für den Aberglauben des Nikias hat Thukydides nur beißenden Hohn. Der Untergang des athenischen Heeres bei Syrakus erscheint geradezu als ein Beweis dafür: daß altfränkische Frömmigkeit ein Hemmnis männlicher Tatkraft ist.

Wer hat recht, Herodot oder Thukydides? Wir müssen beide zu verstehen suchen. Herodot und Sophokles stehen noch ganz unter dem Eindruck der gewaltigen Perserkriege: Vier mächtige Reiche, das medische, babylonische, Indische und ägyptische, waren den Persern unterlegen, und nun wurde das größte Weltreich, das Perserreich selbst, von einem kleinen Häuflein Griechen besiegt. Dies Ereignis predigte mit lauter Stimme die Ohnmacht, die Hinfälligkeit alles Jrdischen. Die siegreichen Griechen aber hatten in den Zeiten der Gefahr gelernt, die Hände betend zu den Göttern zu erheben und den Göttern zu danken für den Sieg. Es ist dieselbe Stimmung, die wir 1870,71 bei dem alten König Wilhelm I. und seinen Paladinen fanden. Wilhelm I. pries „Gottes Fügungen“; zugleich aber unterließen er und seine Paladine es nicht, kraftvoll zu handeln.

wurden von den tatMan stellte die Gegen

Dann kam ein neues Geschlecht; die nationalen Bestrebungen traten hinter die wirtschaftlichen zurück. Wohlstand und Bildung wuchsen; große Handelsunternehmungen kräftigen Menschen ins Leben gerufen. wart höher als die Vergangenheit. Wie sehr das geschah, zeigen uns gleich die ersten Worte im Geschichtswerk des Thukydides: der peloponnesische Krieg sei bedeutender, als alle bisherigen Kriege. Man pochte auf die Errungenschaften des Menschen

geistes; der Sag des Protagoras: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge," charakterisiert die Zeitströmung. Die altgläubige Frömmigkeit, die Befragung der Orakel empfand man als ein Hemmnis.

C. Religion, Kultus und Theologie.

I. Opfer, Gebet, Tempel, Fefte.

Auch in Griechenland hat es eine Zeit gegeben, wo den Göttern unter bestimmten Umständen Menschenopfer dargebracht wurden; deutliche Spuren davon haben sich erhalten. Die spätere Sage machte daraus einzelne unmenschliche Frevel: Tantalos sezt seinen Sohn dem Zeus zur Speise vor; Athamas will den Phrixos töten; Lykaon schlachtet seinen Sohn; Agamemnon opfert seine Tochter Iphigeneia. Oder man verlegte den barbarischen Brauch in eine ferne Fremde, in das Land der taurischen Skythen.

Als Sühnopfer haben sich blutige Menschenopfer bis in die historische Zeit hinein erhalten; nur wurde der Gebrauch gemildert. Es waren Verbrecher, welche ohnehin die Hinrichtung verdienten und nun feierlich als Sühnopfer für die ganze Gemeinde getötet wurden. — Ein solches Buß- und Sühnopfer fand in Athen am Feste der Thargelien alljährlich statt: „Zwei Menschen, ein Mann und ein Weib, wurden unter Geißelung und unter Absingung von Bitt- und Bußgesängen durch die Stadt geführt und dann an einem bestimmten Ort getötet, ihr Leik verbrannt, die Asche ins Meer geworfen. Man wählte aber zu diesem Zwecke, sagt ein alter Zeuge, die schlechtesten Menschen, die man haben konnte, also Verbrecher und Taugenichtse, die gar nicht wert waren zu leben."

Besonders scheinen in alter Zeit der Artemis (,,der Schlächterin“) Menschenopfer dargebracht zu sein. Und wenn später in Sparta die Knaben am Altar der Artemis 'Oodía blutig gegeißelt wurden, wobei bisweilen der Tod eintrat: so war dieses

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