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sonderbare Erziehungsmittel zur Standhaftigkeit wohl der Rest eines blutigen Opferkultes.

Vor der Schlacht bei Salamis (480 vor Chr.) sind drei gefangene Perser den Göttern geopfert worden; das war natürlich etwas Außergewöhnliches.

Merkwürdige R este eines alten Toten- und Seelenkultus hat Rohde an zwei Stellen der homerischen Dichtungen nachgewiesen:

a) Odysseus erzählt im XI. Gesang V. 24—37, was er auf Anweisung der Kirke am Eingang des Hades tut:

„Aber nun eilt' ich und zog das geschliffene Schwert von der Hüfte,
Eine Grube zu graben, von einer Ell' ins Gevierte.
Hierum gossen wir rings Sühnopfer für alle Toten:
Erst von Honig und Milch, von süßem Weine das zweite,
Und das dritte von Wasser, mit weißem Mehle bestreuet.
Dann gelobt' ich flehend den Luftgebilden der Toten,
Wann ich gén Ithaka käm', eine Kuh, unfruchtbar und fehllos,
In dem Palaste zu opfern und köstliches Gut zu verbrennen
Und für Teiresias noch besonders den stattlichsten Widder
Unserer ganzen Herde, von schwarzer Farbe, zu schlachten.
Und nachdem ich flehend die Schar der Toten gefühnet,
Nahm ich die Schaf' und zerschnitt die Gurgeln über der Grube;
Schwarz entströmte das Blut: und aus dem Erebos kamen

Viele Seelen herauf der abgeschiedenen Toten."

Was der Dichter hier darstellt, ist,bis in alle Einzelheiten ein Totenopfer; die Witterung des Blutes zieht die Seele an; die Blutsättigung ist der eigentliche Zweck solcher Darbringungen.“ Ganz unverträglich mit der sonstigen homerischen Vorstellung ist das Opfer, „das der Dichter den Odysseus allen Toten und dem Teiresias im besondern geloben läßt, wenn er nach Hause zurückgekehrt sein werde. Was soll den Toten das Opfer einer unfruchtbaren Kuh und die Verbrennung von Gütern auf einem Scheiterhaufen, dem Teiresias die Schlachtung eines schwarzen Schafes, fern in Ithaka, wenn sie doch in den Erebos gebannt sind und der Genuß des Opfers ihnen unmöglich ist? Hier haben wir das merkwürdigste und bedeutendste aller Rudimente alten Seelenkultes vor uns, welches ganz unwidersprechlich beweist, daß auch nach der Bestattung des Leibes die Seele nicht für ewig verbannt sei in ein unerreichbares Schattenreich, sondern

dem Opfernden sich nahen, am Opfer sich laben könne, so gut wie die Götter."

b) Fm XXIII. Gesang der Jlias wird die Bestattungsfeier für Patroklos erzählt:

"

,,Am Abend des Tages, an dem Hektor erschlagen ist, stimmt Achill mit seinen Myrmidonen die Totenklage um den Freund an; dreimal umfahren sie die Leiche; Achill, dem Patroklos die mörderischen Hände auf die Brust legend, ruft ihm zu: „Gruß dir, mein Patroklos, noch in des Aïdes Wohnung! Was ich dir zuvor gelobt, das wird jezt alles vollbracht. Hektor liegt erschlagen als Beute der Hunde, und zwölf edle Troerjünglinge werde ich an deiner Totenfeier enthaupten." Nach Abrüstung der Waffen rüstet er den Seinen das Totenmahl; Stiere, Schafe, Ziegen und Schweine werden geschlachtet,,,und rings strömte, mit Bechern zu schöpfen, das Blut um den Leichnam". In der Nacht erscheint dem Achill im Traum die Seele des Patroklos, zu eiliger Bestattung mahnend. Am Morgen zieht das Myrmidonenheer in Waffen aus, die Leiche in der Mitte führend; die Krieger streuen ihr abgeschnittenes Haupthaar auf die Leiche; zuleßt legt Achill sein eigenes Haar dem Freunde in die Hand: einst war es vom Vater dem Flußgott Spercheios gelobt; nun soll, da Heimkehr dem Achill doch nicht beschert ist, es Patroklos mit sich nehmen. Der Scheiterhaufen wird geschichtet, viele Schafe und Rinder geschlachtet, mit deren Fett wird der Leichnam umhüllt, ihre Leiber werden umher gelegt, Krüge voll Honig und Öl um die Leiche gestellt. Nun schlachtet man vier Pferde, zwei dem Patroklos gehörige Hunde, zulezt zwölf von Achill zu diesem Zwecke lebendig gefangene troische Jünglinge; alles wird mit dem Leichnam verbrannt; die ganze Nacht hindurch gießt Achill dunkeln Wein auf die Erde, die Psyche des Patroklos herbeirufend. Erst am Morgen löscht man mit Wein das Feuer, die Gebeine des Patroklos werden gesammelt, in einen goldenen Krug gelegt und im Hügel beigesetzt.

„Hier hat man die Schilderung einer Fürstenbestattung vor sich, die schon durch die Feierlichkeit und Umständlichkeit ihrer mannigfachen Begehungen gegen die bei Homer sonst hervortretenden Vorstellungen von der Nichtigkeit der aus dem Leibe geschiedenen Seele seltsam absticht.

...

,,Der ganzen Erzählung liegt die Vorstellung zu grunde, daß durch Ausgießung fließenden Blutes, durch Weinspenden und Verbrennung_menschlicher und tierischer Leichen die Psyche eines jüngst Verstorbenen erquickt, ihr Groll besänftigt werden könnte. . . .

,,Auch die Leichenspiele bei der Bestattung eines fürstlichen Toten gehörten mit zum Kultus des Verstorbenen. . .

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In späterer Zeit begegnen uns ähnliche Gebräuche im Kult der unterirdischen Götter; die Opfer, welche ihnen dargebracht wurden, mußten ganz verbrannt, ganz vernichtet werden. —

Was wir sonst in Literatur und Kunst vom Gottesdienst der Griechen erfahren, trägt nicht diesen düsteren

Charakter, sondern ist durchaus heiter. Man dachte sich die Götter an jedem Genuß teilnehmend und gab ihnen von den Nahrungsmitteln, von allen Speisen und Getränken mit. Einen Priester st and haben die Griechen nie gekannt. Die Opfer zerfielen in:

1. unblutige Opfer:

eßbare Speisen, Backwerk, Käse;

Früchte, besonders die Erstlinge der Ernte;
Trankopfer, Spenden;

Rauchopfer, Weihrauch.

2. blutige Opfer: jedes Tier, welches geschlachtet wurde, war ein Opfertier. Ein Teil desselben wurde den Göttern verbrannt; das andere verzehrten die Menschen.

„Die Himmlischen beanspruchen die Opfergabe als ihr göttliches Recht, und werden sie vernachlässigt, so strafen sie die Säumigen, wie sie anderseits dem, der ihnen reichliche Opfer bringt, Segen verleihen.“ Ja, der Mensch glaubt, die GegenLeistung von den Göttern erwarten zu dürfen. Als Penelope zur Göttin Athene um glückliche Heimkehr ihres Sohnes Telemachos betet, spricht sie:

,,Höre mein Flehn! Wenn dir im Palaste der weise Odysseus

Je von Rindern und Schafen die fetten Lenden verbrannt hat,
Daß du, dessen gedenkend, den lieben Sohn mir errettest

Und zerstreuest die Freier, voll übermütiger Bosheit!" (Od. IV, 763 ff.) Athene selbst macht in der Götterversammlung dem Zeus einen Vorwurf daraus, daß er sich für die reichen Gaben des Odysseus so undankbar erweist:

,,Brachte Odysseus

Nicht bei den Schiffen der Griechen in Trojas weitem Gefilde
Sühnender Opfer genug? Warum denn zürnest du so, Zeus ?“
(Db. I, 60 f.)

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Große Opfer, an denen die Masse des Volkes teilnimmt, werden veranstaltet, wenn man sich einen frohen Tag machen und dabei zugleich einem Gotte Ehren erweisen will.“ Als Telemach nach Pylos kam, da war dort ein solches Fest: Es brachten am Meergestade die Männer

Schwarze Stiere zum Opfer dem dunkelgelockten Poseidon.
Neun war der Bänke Zahl, fünfhundert saßen auf jeder;
Jede von diesen gab neun Stiere. Sie kosteten jeto
Alle der Eingeweide und brannten dem Gotte die Lenden.

Wolf, Die Religion der alten Griechen.

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Ein besonders anschauliches Bild, wie wir uns den Gottesdienst in homerischer Zeit zu denken haben, geben uns die Verse Od. III, 273 ff.: „Ägisthos opferte, als er die Klytämnestra heimführte, viele Schenkelstücke auf der Götter geweihten Altären, hängte viele Schmucksachen auf, Gold und feines Gewebe." Das Opfer findet unter freiem Himmel statt, auf geweihtem Altar; Weihgeschenke werden am Altar oder an Bäumen aufgehängt. Ganz ähnlich ist das, was uns Tacitus über den Gottesdienst der alten Germanen erzählt.

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Erst in den jüngsten Teilen der homerischen Epen begegnen uns Tempel. Ursprünglich bedeutet das Wort téuevos, templum (bon τέμνειν abschneiden) nichts weiter als einen abgegrenzten heiligen Bezirk. Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. nimmt die Zahl und Pracht der Gotteshäuser und der Götter= bilder zu, und es hat sich die griechische Kunst ja gerade hieran so reich entfaltet.

In einem jüngeren Teil der Jlias (VI, 237 ff.) finden wir ein schönes Beispiel für Bittgang, Gebet und Gelübde. Auf Veranlassung Hektors ziehen die würdigsten Frauen Trojas unter Führung ihrer Königin Hekabe bittflehend zum Tempel der Göttin Athene:

Als sie nunmehr auf der Burg den Tempel erreicht der Athene,
Öffnete jenen die Pforte die anmutvolle Theano,

Kisseus' Tochter, vermählt dem Rossebezwinger Antenor,
Welche die Troer geweiht zur Priesterin Pallas Athenens.
Alle erhoben die Hände mit jammerndem Laut zur Athene.
Aber es nahm das Gewand die anmutvolle Theano,
Legt' es hin auf die Knie der schöngelockten Athene,
Flehte dann gelobend zu Zeus' des Allmächtigen Tochter:
,,Pallas Athene voll Macht, Stadtschirmerin, edelste Göttin!

Brich doch jezo den Speer Diomedes'; aber ihn selber

Laß auf das Antlig gestürzt vor dem skäischen Tore sich wälzen.
Wir versprechen sodann zwölf stattliche Küh' in dem Tempel,

Jährige, ungezähmte zu opfern: ob du vielleicht dich
Unserer Stadt und Frauen und zarten Kinder erbarmest.“

Die Griechen waren nach Platos Zeugnis fleißige Beter. Bei jeglichem Beginnen, es sei groß oder klein, pflegten sie die Götter anzurufen. Keine öffentliche Handlung wurde ohne Gebet begonnen: der Redner rief die Götter an, die Volks

versammlungen und Gerichtsverhandlungen wurden mit Gebet eröffnet, die Festfeiern damit eingeleitet.

Freilich müssen wir für die Masse der Griechen annehmen, was für alle Völker und für alle Zeiten gilt, daß die Gebete und die Anrufungen etwas Formelhaftes an sich hatten, daß bestimmte Worte gesprochen, bestimmte Litaneien gesungen wurden.

Aber dabei blieben natürlich die Griechen nicht stehen. Die lyrischen Dichter haben zahlreiche Hymnen gedichtet, welche bei den Festen von Chören gesungen wurden. Den Inhalt bildete vor allem die Verherrlichung der Taten und der Macht der Gottheit. Es ist uns hiervon wenig erhalten; aber wir können uns nach den Chorliedern der tragischen Dichter eine Vorstellung machen. In Äschylos' Agamemnon (V. 160 ff.) singt der Chor: Beus, Zeus!

Mit diesem Namen ruf ich ihn,
Mit jedem, den er hören mag.
Und ob ich alles wäge,

Ihm vergleichen kann ich nichts.
Von Sorgen und von Sinnen
Und Zweifeln löst das Herze
Mir Zeus allein.

Hin, hin,

Vergessen ist, der einst geherrscht,
Der Urwelt ungeheurer Gott.
Titanenlist bezwang ihn.

Auch sie fand ihren Meister.

Doch aller Weisheit Ende

Jst, andachtsvoll zu preisen
Des Zeus' Triumph.

Er wies den Weg zur Weisheit;

Uns zwingt die ew'ge Sazung,

Durch Weisheit lernen.

Auf unser müdes Herze

Senkt quälend sich und ängstend

Statt Schlummers Reue.

Auch wider Willen kommt der Mensch zur Einsicht.

Gott lenkt das Weltenregiment gewaltsam,

Doch Gott ist gütig.

Wie verständige Griechen über das Beten dachten, können wir aus einem Gespräch bei Plato sehen (Alkibiades II, S. 143 A). Hier wird als Mustergebet aufgestellt: „Zeus, unser Herr, gib

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