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Dorwort.

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it dem Wort,Religion' stehen wir vor der mächtigsten und bedeutungsvollsten Tatsache Tatsache des menschlichen Geisteslebens. Man kann zahlreiche Stufen der Religion unterscheiden: die einen Völker bleiben auf dieser, die anderen auf jener Stufe stehen, und nur wenige sind berufen, höher und höher zu steigen.

Die alten Griechen haben eine großartige Entwicklung durchgemacht, die von der tiefsten und untersten Stufe bis zu einer staunenswerten Höhe religiösen Denkens und Empfindens hinaufführt. Und diese ganze Entwicklung kann uns in ihren verschiedenen Formen geradezu als typisch erscheinen.

Bei den folgenden Ausführungen liegt aller Nachdruck darauf, daß die Religion der alten Griechen nichts Fertiges, sondern etwas fortwährend Werdendes ist. Natürlich mußte es mein Bestreben sein, mich möglichst auf das zu beschränken, was im Rahmen der Gymnasiallektüre liegt. Das meiste ist im Anschluß an meinen Unterricht entstanden, und das eine mit Sekundanern, das andere mit Primanern in dieser und ähnlicher Weise besprochen.

Die

Einleitung.

Die zentrale Bedeutung der Religion.

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ie Religion ist die Wurzel, aus der sich alle Zweige des griechischen Kultur- und Geisteslebens entwickelt haben. Usener schreibt in seinem Buch „Stoff des griechischen Epos", S. 19: Keine selbständige Form der Dichtung ist jemals willkürlich geschaffen worden, sondern alle sind gewurzelt und herangewachsen in religiöser Sitte, nach deren Zweck und Bedürfnis sich unwillkürlich die Ausdrucksweise der Dichtung gestaltet. Die Heimat des epischen Liedes ist die Feuerstätte des Hauses, der häusliche Herd... weil an ihn die Verehrung der Ahnen geknüpft ist Das Familienmahl am häuslichen Herd wurde wie eine Kultushandlung betrachtet. Die Geister der Ahnen (,,die Heroën") sind ungesehen dabei anwesend; die Laren ließ man in Näpfchen an allen Speisen kosten. Das Wichtigste ist für uns, daß Mahl und Gelage nach den aufgetragenen Mischkrügen und Spenden in drei Abschnitte zerfiel, deren mittlerer den seligen Ahnen, den Heroën, galt. Die Spende ist ohne begleitende Musik, Gebet und Gesang undenkbar. Da liegt der Ursprung der epischen Dichtung." Aus seiner Gebundenheit und Erstarrung wird das Ahnenlied befreit durch große Unternehmungen, welche das Volk zu neuen Lebensbedingungen führten und seinen Geist bis in die Tiefen erregen. Für die Griechen sind das die Wanderungs- und Eroberungszüge achäisch-äolischer Stämme gewesen, deren Ergebnis der Fall Trojas war. Nun wuchs allmählich das Lied über die enge Schranke des alten Heroënkultus hinaus.

Religiöse Lyrik ist die erste Stufe der Dichtung. Aus dem Ahnenlied entstand die erzählende, epische Dichtung. Noch viel mehr geht natürlich, was wir „lyrische Dichtung“

Wolf, Die Religion der alten Griechen.

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nennen, auf alte religiöse Sitte zurück. Der Chorgesang ent= wickelte sich im Anschluß an die Feier der Götterfeste, und ihre Blüte erreichte die chorische Lyrik, als seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. im Anschluß an die Götterfeste musische Wettspiele veranstaltet wurden.

Auch das Drama ist aus dem religiösen Kultus hervorgegangen. Wir sehen, wie im 6. Jahrhundert der Dienst des Gottes Dionysos in Athen immer bedeutender wird; mit besonderem Glanz stattete der Tyrann Peisistratos das Fest der großen Dionysien aus; hier fanden größere Choraufführungen statt, aus denen sich das Drama im 5. Jahrhundert v. Chr. entwickelt hat.

Und wie alle Dichtung, so geht auch, was nicht davon zu trennen ist, Musik und Tanz auf religiöse Gebräuche zurück.

Und ist es mit der bildenden Kunst anders? Wir können uns heute ein klares Bild machen von dem Festplag zu Olympia, von der Akropolis in Athen, von dem heiligen Bezirk in Delphi, von den Bauten in Pergamon: Das Herrlichste, was die griechische Kunst auf dem Gebiete der Architektur geleistet, sind Tempel, und die schönsten Werke der Plastik sind Götterbilder.

Aber die zentrale Bedeutung der Religion erstreckt sich noch weiter: Auch die Gestaltung des Hauses, der Gemeinde, des Staates, auch die sittlichen Lebensordnungen sind auf Gottesdienst gegründet. Die Versuche, größere Staatsverbände zu schaffen, knüpfen an irgend ein Heiligtum an: die Amphikthonien hatten die Aufgabe, einen bestimmten Tempelbezirk zu schüßen.

Und welche gewaltige Rolle spielen besonders seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. die großen Nationalfeste mit ihren berühmten Wettkämpfen im Leben der Griechen: zu Olympia, Delphi, Nemea, auf dem Isthmus! Hier fühlten sich die Griechen, trog ihrer nationalen Zersplitterung, als eine große Nation mit gemeinsamer Kultur. Auch diese Spiele sind aus religiösem Kultus hervorgegangen, und dauernd waren sie mit zahlreichen gottesdienstlichen Handlungen umgeben.

In engstem Zusammenhang mit religiösen Gebräuchen und Sitten stand die Zeitrechnung, das Kalenderwesen.

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