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Apost. Gesch. XV, 134,

„Und Etliche kamen herab von Judäa, und lehreten die Brüder:

Wo ihr euch nicht beschneiden lasset, nach der Weise Moses, so könnet ihr nicht selig werden. Da sich nun ein Aufruhr erhob, und Paulus und Barnabas nicht einen geringen Bank mit ihnen hatten, ordneten sie, daß Paulus und Barnabas und etliche andere aus ihnen hinauf zögen gen Jerusalem zu den Aposteln und Aeltesten, um dieser Frage willen. Und sie wurden von der Gemeine geleitet, und zogen durch Phōnicien und Samarien, und erzählten den Wandel der Heiden, und machten große Freude allen Brüdern.

Da sie aber darkamen gen Jerusalem, wurden sie empfangen von der Gemeine, und von den Aposteln, und von den Aeltesten. Und sie verkündigten, wie viel Gott mit ihnen gethan hatte. Da traten auf Etliche von der Pharisäer Sekte, die gläubig waren geworden, und sprachen : Man muß sie beschneiden, und gebieten zu halten das Gesez Moses. Aber die Apostel und die Aeltesten kamen zusammen diese Rede zu be sehen. Da man sich aber lange gezanket hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, lieben Brüder, ihr wisset, daß Gott lange vor dieser Zeit unter uns erwählet hat, daß durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangelii höreten, und glaubeten. Und Gott, der Herzenskündiger, zeugete über sie, und gab ihnen den heiligen Geist, gleich auch wie uns. Und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. Was versuchet ihr denn nun Gott, mit Auflegen des Jochs auf der Jünger Hälse, welches weder unsere Väter noch wir haben mögen tragen? Sondern wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicher Weise wie auch sie. Da schwieg die ganze Menge stille, und höreten zu Paulo und Barnaba, die da erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie gethan hatte unter den Heiden. Darnach, als sie geschwiegen hatten, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Männer, lieben Brüder, höret mir zu: Simon hat erzählet, wie auf's erste Gott heimgesucht hat, und angenommen ein Volk aus den Heiden zu seinem Namen. Und da stimmen mit der Propheten Reden, als geschrieben stehet: Darnach will ich wieder kommen, und will wieder bauen die Hütte Davids, die zerfallen ist, und ihre Lücken will ich wieder bauen, und will sie aufrichten; auf daß, was übrig ist von Menschen, nach dem Herrn frage,

dazu alle Heiden, über welche mein Name genannt ist, spricht der Herr, der das alles thut. Gott sind alle seine Werke bewußt von der Welt her. Darum beschließe ich, daß man denen, so aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht Unruhe mache; sondern schreibe ihnen, daß sie sich enthalten von Unsauberkeit der Abgötter, und von Hurerei, und vom Erstickten, und vom Blut. Denn Moses hat von langen Zeiten her, in allen Städten, die ihn predigen, und wird alle Sabbathertage in den Schulen gelesen. Und es däuchte gut die Apostel und Aeltesten, sammt der ganzen Gemeine, aus ihnen Männer zu erwählen, und zu senden gen Antiochiam, mit Paulo und Barnaba, nämlich Judam, mit dem Zunamen Barsabas, und Silan, welche Männer Lehrer waren unter den Brüdern. Und sie gaben Schrift in ihre Hand, also: Wir, die Apostel, und Aeltesten, und Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochia und Syria und Cilicia sind. Dieweil wir gehöret haben, daß etliche von den Unsern sind ausgegangen, und haben euch mit Lehren irre gemacht, und eure Seelen zerrüttet, und sagen, ihr sollt euch beschneiden lassen und das Gesez halten, welchen wir nichts befohlen haben: hat es uns gut gedäucht, einmüthiglich versammelt, Männer zu er wählen und zu euch zu senden, mit unsern Liebsten, Barnaba und Paulo; welche Menschen ihre Seelen dargegeben haben für den Namen unsers Herrn Jesu Christi. So haben wir gesandt Judam und Silan, welche auch mit Worten dasselbige verkündigen werden. Denn es gefällt dem heiligen Geist und uns, euch keine Beschwerung mehr aufzulegen, denn nur diese nöthige Stücke: daß ihr euch enthaltet vom Gözenopfer, und vom Blut, und vom Erstickten, und von Hurerei; von welchen, so ihr euch enthaltet, thut ihr recht. Gehabt euch wohl!

Da diese abgefertigt waren, kamen sie gen Antiochiam, und versammelten, die Menge, und überantworteten den Brief. Da sie den lasen, wurden sie des Trostes froh. Judas aber und Silas, die auch Propheten waren, ermahneten die Brüder mit vielen Reden, und stärkten sie. Und da sie verzogen eine Zeit lang, wurden sie von den Brüdern mit Frieden abgefertiget zu den Aposteln. Es gefiel aber Sila, daß er da bliebe."

I.

Apost. Gesch. XV, 1. 2.

Zu Antiochia, der Hauptstadt in Syrien, einer der größesten und volfreichsten Städte der damaligen Welt, deren Andenken mehr als durch alles andere, was sich in ihr zugetragen, und wodurch sie in der Weltgeschichte und vorzüglich in der Kirchengeschichte eine be

deutende Stelle gefunden hat, durch den in ihrer Mitte zuerst aufgekommenen, die Welt erfüllenden Namen des Christenthums und der Christen verewiget ist, hatten Paulus und Barnabas ein volles Jahr lang mit großem gesegneten Erfolg gelehret, als sie diese Stadt verließen, um ein reiches Almosen nach Judäa zu überbringen. Der Prophet Agabus verkündigte nämlich eine große Theurung, die unter der Regierung des Kaisers Claudius erfolgte, worauf die Antiochenischen Christen, dafür haltend, wenn man könne, so sei es schön und dem Herrn wohlgefällig auch in der Ferne hülfreich zu sein, beschlossen, sich der armen Christen in Judäa anzunehmen, und ihnen auf jene Noth hin im Voraus schon eine Erleichterung zu bereiten. (Kap. 11, 27-30.) Paulus und Barnabas, denen diese Gabe der Liebe zur Besorgung anvertraut wurde, reiseten damit nach Jerusalem, und kehrten von dort nach Antiochien zurück. Seitdem waren fie nun wieder eine geraume Zeit bei dieser blühenden Gemeine gewesen, und hatten zum großen Segen derselben in ihrer Mitte gelehret und gewirkt, als sich plöglich eine Unruhe in ihr erhob und sie von einer Gefahr bedrohet wurde, die ihr, ohne die Gegenwart dieser Männer und deren weises, festes, liebevolles und demüthiges Benehmen, sehr verderblich hätte werden können.

Etliche Christen von Judäa kamen nach Antiochien, und fingen da an zu lehren. Diese Leute hatten weder unmittelbar von dem Herrn selbst noch von seinen Aposteln Auftrag zum Lehren; die Gemeine zu Antiochien hatte sie nicht berufen, und die Gemeine zu Jes rusalem hatte sie nicht gesendet: so hatten sie von keiner göttlichen noch menschlichen Behörde Beruf und Berechtigung zum öffentlichen Lehren, und schon das allein hätte sie bescheiden machen sollen. Die Gemeine zu Antiochia bedurfte auch weniger wie jede andere neuer Lehrer. (Kap. 13, 1.) Wäre es diesen Leuten ohne Nebenabsicht und ohne eigenen Willen nur um Verkündigung des Evangeliums zu thun gewesen, so würden sie sich zu dieser Gemeine, wo sie überflüssig wa= ren, gar nicht begeben haben; sie hätten sich dann, von der Liebe Christi gedrungen, mit ihrer Bemühung zu denen gewendet, die das Evangelium noch gar nicht vernommen, oder sie hätten sich brüderlich dem Apostel und den übrigen Lehrern zu Antiochien zu Gehülfen und Mitarbeitern in dem Werke des Herrn angeboten. Aber es war bei ihnen ganz anders.

Im Judenthum geboren und erzogen, von Kindheit auf an ein Leben gewöhnt, das durch Geseß und Vorschrift geregelt, bestimmt und geweihet ist, dem Judenthume mit einer eigenen und innigen Volksliebe anhangend, als der Sache, wodurch allein Israel ein eignes und mit Herrlichkeit ausgezeichnetes Volk sei, und die es

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nicht könne fahren lassen, ohne nicht alsobald unter den Völkern der Erde zu verschwinden, schmerzte es sie, daß Jüdisches Volksthum und Jüdische Herrlichkeit nun durch das Christenthum verdrängt und vernichtet werde, und sie konnten sich je länger je weniger in die neue, heitre, milde und freie Weise des Himmelreichs, in die Freiheit und Allgemeinheit des Christenthums finden und schicken. Es lag ihnen weniger daran, daß die Juden Christen würden, als daß alle Völker der Erde durch das Christenthum Juden werden möchten. Und zwar nicht in jenem großen Sinne, wornach das wahre Judenthum nur allein in dem Christenthume ist, und die echten Juden, die wahren Söhne und Töchter Abrahams, nur allein unter den Menschen, die in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams wandeln, sondern in einem engen, fleischlichen Sinne, wornach die Juden innerhalb des Zaunes und der Scheidewand ihres Gesezes und Dienstes bleiben, alle Völker aber zu ihnen in diesen Zaun herein ge= führet werden sollten. Als sie an den Namen des Herrn Jesu gläubig wurden, daß er Christus und Gottes Sohn ist, da hatten sie richtig erkannt, daß das Christenthum nichts anders sei als ein Judenthum, das durch den Messias seine Vollendung erhalten hat. Aber dabei waren sie stehen geblieben und hatten nicht eingesehen, daß das Judenthum zur Vollendung gelangt, nothwendig zur Freiheit und zur Allgemeinheit erhöhet sein müsse; zur Freiheit von einzäunenden, trennenden und belastenden Formen, Buchstaben, Werken und Diensten, und damit zugleich zur Allgemeinheit, indem es nun, nicht mehr an Palästina und den Tempel zu Jerusalem und eine leibliche Nachkommenschaft Abrahams gebunden, einen Charakter, eine Gestalt und Weise angenommen habe, worin es zur Sache der Menschheit werden, worin es das ewige Licht und Heil für Menschen aller Länder, Völker und Zeiten sein könne. Weil sie das nicht erkannten, so wollten fie, alle Völker sollten Christen werden, die Christen aber mit ewigem Bande an das buchstäbliche Judenthum gebunden, und zur Beobachtung aller seiner Geseze, Formen und Gebräuche verpflichtet sein. Darum lehreten sie, es sei nicht genug durch die von Jesus Christus geordnete Taufe zum Christenthume geweihet zu sein; man müsse auch die Beschneidung annehmen, und sich damit zur Beobachtung des Mosaischen Gesezes und des Levitischen Gottesdiens stes verpflichten. Dies war um so viel schlimmer, weil sie, wenn sie vom Judenthum redeten, gar nicht an Verheißung und Glauben, womit doch die göttliche Sache zuerst bei Abraham begann, sondern nur an Gesez und Thun äußerlicher Werke dachten. Und so hätte das Christenthum, wenn es die Form, die sie demselben als nothwendig aufdringen wollten, erhalten hätte, seine ganze Eigenthüm

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lichkeit als Evangelium der Erfüllung der göttlichen Vers heißung, als Anstalt der Gnade und Gabe Gottes zur Wiederherstellung und Beseligung der Menschheit, die nur das Bedürfniß des eigenen Herzens und den Glauben an Gottes Zeugniß fordert, verloren, und es wäre alles dessen beraubet worden, wodurch es allen, die es annehmen, zu einer Gotteskraft und Gottesweisheit wird, die selig macht. Insofern nun diese Leute mit großer Anhänglichkeit an das Gesez Moses', als an eine göttliche Anstalt, beseelt waren, konnte man von ihnen sagen, was Paulus von den Juden überhaupt sagt: Sie eifern um Gott, aber ohne Erkenntniß. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht unterthan. Denn Christus ist des Gesezes Ende, jedem, der glaubet zur Gerechtigkeit." (Röm. 10, 2—4.)

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Die unverständige, widrige Weise, worin diese jüdischen Christen ihren Irrthum vortragen, fällt auf. Sie lehren ihn. Sie tragen ihn nicht als eine Frage, die Untersuchung, als einen Gedanken, der Prüfung verdiene, bescheiden vor; sie haben sich bereits in diesem Irrthum so fest geseßt, daß er bei ihnen zur Wahrheit erhoben und zur Lehre gestempelt ist, und zwar zur Grund- und Hauptlehre, ohne welche es keinen zuverlässigen Weg zum ewigen Leben und keine rechte Verehrung Gottes gebe. Wenn ihr euch nicht beschneiden lafset nach der Weise Moses', sagen sie, so könnet ihr nicht selig werden. Sie legen es dem Menschen auf das Herz, beladen ihm sein Gewissen damit, und wollen ihn durch die Furcht der Verdammniß zur Annahme ihrer Lehre bewegen. Das ist eine arge vermessene Art der Lehre, wenn so in fleischlichem Eigensinne oder in menschlicher Beschränktheit das Gewissen tyrannisch beunruhiget, und Seligkeit und Verdammniß an irgend etwas geknüpft wird, woran Gott, der allein selig machen und verdammen kann, sie nicht geknüpft hat. Ist nun vollends das, was also entscheidend zur Bedingung der Seligkeit gemacht wird, ein äußerliches Werk, das ein Mensch thun kann, ohne dadurch in dem Innersten seines Wesens gebessert, zu Gott gerichtet und mit Gott in Verhältniß und Gemeinschaft gebracht zu werden, so ist es durchaus arg; und da mag man von solcher Lehre nur gleich die Ohren abwenden, denn was die will, ist nicht das Rechte und Wahre.

Es war kein Wunder, daß diese unberufenen, weder göttlich noch menschlich geweiheten Lehrer, mit ihrem Vortrage in der Gemeine zu Antiochien große Bewegung und Unruhe verursachten. Da sie nicht allgemein hin von Gesez und Werk redeten, sondern von Gottes Gesez, von Werken, die Gott geboten, so wußten sie ohne Zweifel für ihren Irrthum manches Scheinbare zu sagen, das weniger Unterrich

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