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tete, mit dem Ganzen der heiligen Schrift nicht genug Bekannte nicht sogleich zu widerlegen wußten. Wahrscheinlich haben sie sich auch auf die Gemeine zu Jerusalem und auf die Zustimmung der sämmtlichen Apostel zu Jerusalem fälschlich berufen, und eben auch besonders durch dies unwahre Vorgeben ihrer Lehre zu Antiochien einen Eingang verschafft, den sie doch sonst nicht würden gefunden haben. (Vergl. V. 24.) Ist die Frage: Was soll ich thun, daß ich selig werde? wahrhaftig die Frage aller Fragen, steht der Mensch so, daß ihm nichts näher liegt, er nach nichts also mit dem Bedürfniß seiner ganzen Seele zu fragen hat, als wie er den Weg zu Gott finden möge; so ist es natürlich, daß, wenn er nun auf dem Wege zu Gott und Seligkeit zu sein glaubt, und ihm auf diesem Wege etwas begegnet, das ihn überreden will, er sei im Wahn, in der Irre, er müsse umkehren und einen andern Weg einschlagen, - das seine Seele beunruhiget, und er sich nicht zufrieden geben kann, ohne sich nicht von neuem über die ganze Sache zu verständigen, ohne sich nicht von neuem zu überzeugen, daß er im Lichte und auf dem Wege der Wahrheit zur Seligkeit wandle. Das ist eine zarte, tiefe, edle Unruhe, und die Seligkeit ist solcher Unruhe wohl werth.

Paulus und Barnabas, selbst nicht beunruhiget, hatten Mitleis den mit denen, die in Unruhe gebracht waren, und da sie die Größe und Verderblichkeit des Irrthums einsahen, so nahmen sie sich der Sache mit thätiger Theilnahme an. Sie vertheidigten sich, oder vielmehr die Lehre des Christenthums, wie sie dieselbe bis jezt überall und auch zu Antiochien vorgetragen hatten, und befragten und unterhielten sich oft und viel mit den Gesezlehrern aus Judäa; wobei sie, um des Eigenfinns und Eifers dieser Leute willen, einen harten und heis ßen Kampf hatten. Das war ein heiliger Streit und ein verehrungswürdiges Heldenthum. So lange die Lehre wahr und gut ist, so lange hat das Gute und die Wahrheit eine stille und beständige Hülfe unter den Menschen gegen den Irrthum und das Böse; so lange kann das Böse nicht zur allgemeinen Form des Lebens wer den und mit schamloser Frechheit unter den Menschen verderbend das stehn. Es bleibt auch immer, wie schwach die Lehre etwa sein möchte, wie viel ihr auch an Einfalt, an Erkenntniß, an lebendiger Kraft fehlt, wenn sie in ihrem Grunde nur wahr und gut ist, einige Wegweisung zum Lichte und Heile, wobei diejenigen sich wohl befinden und weiter kommen, die der Wahrheit im Leben selbst gehorsam werden. Wenn aber der Irrthum die Wahrheit verdrängt, und nun in die Rechte und Würden der Wahrheit tritt, und zur öffentlichen, anerkannten, geheiligten, beschüßten oder doch genehmigten Lehre wird, und wenn dann dieser Irrthum von der Art ist, daß er den Menschen von der Erfül

lung heiliger Pflicht gegen den Nächsten überhaupt oder gegen den Staat, dem er angehört, insbesondere lossagt, oder die Bande auflöset, womit der Mensch sich in seinem Innern an Gott gebunden fühlt, oder daß er die heilige Hoffnung des ewigen Lebens wegnimmt, und den aus Gottes Gnade lichten und leichten Weg zur Seligkeit verwirret, verdunkelt, erschwert oder vergessen macht, dann kann keine menschliche Zunge aussprechen, wie verderblich der Irrthum ist.

II.

Apoft. Gesch. XV, 2.

Wie konnte die Gemeine zu Antiochien, der solche Männer wie Paulus und Barnabas das Evangelium verkündigt hatten, sich so bald der Lehre und der Wahrheit wegen in Unruhe bringen lassen? Wie konnte sie besonders durch diesen Irrthum: Wenn ihr euch nicht beschneiden lasset nach der Weise Moses, so könnet ihr nicht selig werden! so bewegt werden? Sah sie denn nicht ein, daß dieser Irrthum, mehr wie jeder andere, das ganze eigenthüm liche Wesen des Christenthums, insofern es Gnade und Evangelium ist, Verheißung und Glaube, Christus und durch Christus des heiligen Geistes Gabe, Kraft und Frieden, und also Gerechtigkeit und ewiges Leben, vernichte, wenn nun das alles auf dem Wege des Gefeßes gesucht und durch Werke erworben, ja, gewissermaßen von dem Menschen verdienet werden solle? Hat denn Paulus zu Antiochia nicht gelehret, was er zu Rom lehrte: Es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder, und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist; welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl, durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerech tigkeit, die vor ihm gilt, darbiete, in dem, daß er Sünde vergiebt, welche bis anhero geblieben war unter göttlicher Geduld. So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Werke, allein durch den Glauben." (Röm. 3, 23-25. 28.) zu Antiochia nicht bezeuget, was er zu Korinth bezeugte: in Christo, und versöhnte die Welt mit ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnet durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Menken Schriften. Bd. III. Paulus.

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Gesezes

Hat er

Gott war

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Laffet euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ (2 Kor. 5, 19-21.) Hat Paulus das Evangelium zu Antiochia in geringerer Klarheit und Gründlichkeit vorgetragen, als er es in Galatien vortrug, wo er von Verheißung und Gesez, von Glauben und Thun so überzeugend lehrte: Gleichwie Abraham hat Gott geglaubet, und es ist ihm gerechnet zur Gerechtigkeit. So erkennet ihr ja nun, daß die des Glaubens find, das find Abrahams Kinder. Die Schrift aber hat es zuvor ersehen, daß Gott die Heiden durch den Glauben gerecht mache; darum verkündiget sie dem Abraham: In dir sollen alle Heiden gesegnet werden. Also werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham. Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen, die find unter dem Fluch. Denn es stehet geschrieben: Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in allem dem, das geschrieben steht in dem Buche des Gesezes, daß er es thue. Daß aber durch das Gesez nie mand gerecht werde vor Gott, ist offenbar; denn: Der Gerechte wird feines Glaubens leben. Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens; sondern der Mensch, der es thut, wird dadurch leben. Christus aber hat uns erlöset von dem Fluch des Gesezes, da er ward ein Fluch für uns (denn es steht geschrieben: Verflucht ist jedermann, der am Holz hängt), auf daß der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu, und wir also den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben." (Gal. 3, 6-14, vergl. Kap. 5, 2-6.) So bezeugte er denen zu Ephesus: „Aus Gnaden seid ihr selig geworden, durch den Glauben; und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme. Denn wir sind fein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.“ (Ephes. 2, 8-10.) In seinem Vortrage aber an die Philipper spricht er das wahre Judenthum den buchstäblichen und fleischlichen Juden ganz ab, und spricht es dem Christenthume zu: „Wir, sagt er, sind die Beschneidung, die wir Gott im Geiste dienen, und rühmen uns von Christo Jesu, und verlassen uns nicht auf Fleisch.“ (Phil. 3, 3.) Wie warm, wie fräftig, wie unwiderstehlich muß dieser Apostel zu Antiochien und in der ganzen Welt dieser Sache wegen gesprochen und gelehret haben, der mit göttlicher Wahrheit, Freudigkeit und Gewißheit von sich selbst fagte: „Ich achte es alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntniß Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet, und achte es für Unrath, auf daß ich Christum gewinne, und in ihm erfunden werde, daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesez, sondern die durch den Glan

ben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit Gottes von wegen Die Allgenugsamkeit Christi, oder: das der da ist unsre Versöhnung, und das

dem Glauben." (V. 8. 9.) Geheimniß Christi für uns,

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Geheimniß Christi in uns, der da ist unsre Hoffnung der Herrlichkeit, war die Seele seines Zeugnisses zu Colossä: ,,Er hat euch versöhnet mit dem Leibe seines Fleisches, durch den Tod, auf daß er euch darstellete heilig und unsträflich und ohne Tadel vor ihm selbst." (Coloff. 1, 22.) Wie er das Wesen eines wahrhaftigen, lebendigen und heiteren Christenthums an den Thessalonichern erkannte, und es beschreibt, daß es sei ein Dienst des lebendigen und wahren Gottes, wobei man wartet seines Sohnes vom Himmel, welchen er auferwecket hat von den Todten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset hat.“ (1 Theff. 1, 9. 10.) Der Mittelpunkt aber seines ganzen Zeugnisses der Lehre an die Hebräer ist kein anderer als: „Jesus Christus, get stern und heute und derselbige auch in Ewigkeit, der darum, daß er bleibet ewiglich, ein unvergängliches Priesterthum hat; daher er auch selig machen kann immerdar, die durch ihn zu Gott kommen." (Hebr. 7, 24. 25. 13, 8.) Und wie so in seinem Zeugnisse an ganze Ge= meinen, so ist auch in seiner Unterhaltung mit Einzelnen, mit den Geliebtesten und Vertrautesten seines Herzens, wie z. B. mit seinem Timotheus, ihm das Erste und Wichtigste „das gewisse und wahre und aller Annahme werthe Wort, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen.“ (1 Tim. 1, 15.) Wieder eben so im Briefe an den Titus:,,Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unsers Heilandes; nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns felig, durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich, durch Jesum Christum, unsern Heiland; auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht, und Erben seien der Hoffnung des ewigen Lebens. Das ist je gewißlich wahr. Solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke erfunden werden." (Tit. 3, 4-8.) Ja er kann dem Philemon auch nicht ein Brieflein in einer Privatsache schreiben, ohne nicht als des Höchsten und Seligsten zu erwähnen „der Erkenntniß all des Guten, das wir haben in Christo Jesu.“ (Phil. 6.) Und endlich ist der höchste Wunsch der Liebe, womit er all sein Wollen, Denken, Schreiben, Lehren und Leben besiegelt: „Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit eurem Geiste!" (Philemon 25.) Hat nun, wie diese Anführungen beweisen, der Apostel selbst dieser Sache wegen ,, fest gelehret" ohne Zweifel und Wanken, mit gleicher Innigkeit, Klarheit und Tiefe, zu den verschiedensten Zeiten, in den verschiedensten

Ländern, Städten, Gemeinen, zu den verschiedensten Menschen, und also auch zu Antiochien; so fällt es ja auf, daß Leute, denen dieser Apostel geprediget, so lange geprediget hatte, sich so bald das Evangelium durch Gesez, den Glauben durch Werke, die Gnade durch Verdienst, und also den aus Gottes Gnade lichten und ebenen Weg der Seligkeit konnten verwirren, verdunkeln und erschweren lassen; und wir fragen also billig: Wie konnten die Christen zu Antiochien durch das Vorgeben: Wenn ihr euch nicht beschneiden lasset, nach der Weise Moses, so könnet ihr nicht selig werden! sich so bewegen und in Unruhe bringen lassen?

Die Einfachheit des Evangeliums, die Milde des Evangeliums, die Leichtigkeit des Weges zur Seligkeit, der darin den Menschen gezeigt wird, oder, mit andern Worten: die Größe der Liebe und Heiligkeit Gottes, die darin offenbart und angeboten wird, macht den festen beharrlichen Glauben an das Evangelium so schwer. So schwer liegt nichts dem Menschen auf der Seele, als Sünde und Tod; denn er weiß mit Ueberzeugung, daß keine menschliche Macht und Weisheit und Liebe davon retten kann, und daß in der ganzen ihn umgebenden Natur dagegen keine Rettung und keine Hülfe ist. Von diesem Elende nun, das so groß und das nicht ohne Schuld ist, ohne alles Zuthun, durch ein Wort und ein Werk göttlicher Heiligkeit sich gerettet zu se= hen, zu der Erkenntniß zu gelangen, die ohne Gottes Offenbarung kein Mensch hatte und haben konnte, daß Gott eine Liebe hat, wie Menschen und Engel sie nicht haben, daß in Gott eine Heiligkeit des Wesens ist, der zufolge er sich aus seiner Höhe in die elendeste Tiefe und zu der äußersten Unseligkeit herabläßt, um das Elendeste zu retten und selig zu machen, daß er in dieser seiner heiligen Liebe nichts fordert, sondern alles giebt; nichts verlangt, sondern alles schenkt; nur Wahrheit, nur Glauben, nur Richtung zu sich und Vereinigung mit sich will, das wird dem Menschen schwer an zunehmen, und noch schwerer, es in den vielen Tagen, Stunden und Augenblicken des Lebens, und bei den tausend und aber tausend Gedanken und Empfindungen des zweifelnden Verstandes und des za= genden Herzens fest zu halten; dieser Liebe, die sich ihm in Entäußerungen, Erniedrigungen und Aufopferungen, die alles Denken übersteigen, wahrhaftig überschwänglich erwiesen hat, ein für alle Mal und auf ewig sich hinzugeben, und sich forthin zu halten als einer, der der Sünde gestorben, nun Gott lebet in Christo Jesu. Das ist sehr viel schwerer, als es scheint. Forderte Gott den schwersten Dienst in äußerlichen Werken, die theuersten Opfer, die heißesten Bußübungen, die schmerzlichsten Selbstzüchtigungen, es wäre als das unendlich Gröbere das unendlich viel Leichtere. Leichter giebt der Mensch alle seine

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