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Habe den Armen, er wandelt lieber hungernd und dürstend, arm und nackt über Dornen bis an's Ende der Erde. Sein Gott hat ihm diese blutige Wallfahrt beschieden, das macht sie ihm leicht; und jeder Dorn, der seine Fußsohlen verwundet, erquickt seine Seele, jeder brennende Durst, der seine Zunge ausdorret, labt ihn; denn mit jeder Wunde, jeder Thräne, jeder Duldung, jedem schweren Dienst ist eine Sünde versöhnt, eine Schuld abgetragen, ein Lohn errungen, das ewige Heil näher. Da hat er, so zu sagen, die Sache in der Hand. Er thut's, und er fühlt es, daß er es thut; es ist ihm finnlich fühlbar und ist ihm finnlich gewiß. Aber der Glaube an das alte, einfache, ewige Wort und Werk der Heiligkeit Gottes hat kein sinnliches Gefühl und keine sinnliche Gewißheit; der hat nichts, womit er selbst seine Sünde versöhne, seine Schuld bezahle, sein Verderben heilen und sein Elend aufheben könne. Nichts in sich aber er hat alles in der heiligen Liebe Gottes. Und darum ist sein ganzes Wesen und Thun nichts anders, als ein ewiges inniges Anhangen an ihrem Worte der Verheißung und Gnade, ein täglich erneuertes Theilnehmen an ihrem Werke der Versöhnung und Erlösung, und daß er also von ihrer Gotteskraft und Gottesweisheit seine Seligkeit erwartet.

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Dürfen wir uns wohl sehr darüber wundern, daß es dem sündlichen, argen, menschlichen Herzen*schwer wird an eine solche Heiligkeit der Liebe in Gott zu glauben, und wenn es auch daran glaubt, dem Worte und Werke dieser Liebe in allen Augenblicken des Lebens zweifellos zu vertrauen und unwandelbar darin zu ruhen? Wir müßten nicht so sündig sein als wir sind, wenn der Glaube an eine solche Gnade und Großmuth der Liebe uns so gar leicht würde. Und kann es uns fremd dünken, daß das eigensüchtige, stolze, menschliche Herz leicht abgeneigt wird, einen Weg zu wandeln, der allen eigenen Ruhm auf ewig, vernichtet und Gott allein alle Ehre giebt? Wenn dann noch Menschen hinzu kommen, die weder das menschliche Herz, noch die Liebe und die Kraft Gottes kennen, und mit Eifer und mancherlei Schein einen Irrthüm lehren, wozu der Mensch ohnehin geneigt ist, ist es wohl Wunder, wenn sie zu ihrem leichteren Irrwege manchen herüberziehen? Dazu kommt, daß die Menschen in der Regel alle sich nicht genug um eine genügende, Alles oder Vieles zusammenfassende Erkenntniß bemühen mögen, womit sie dem Irrthum begegnen könnten. Viele hören nur und alle Zeit nur mit dem Herzen, und zu wenig oder gar nicht mit dem Verstande, und kommen eben um deswillen nimmer zu einer wahrhaftigen Gewißheit. Die Christen zu Antiochia waren nicht im Christenthume geboren und erzogen; sie was ren Heiden gewesen; von dem alten Testamente und dem Judenthume mochten sie nicht sehr viel wissen. Wie sich das Judenthum, als frü

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here göttliche Anstalt, zu dem Christenthume verhalte, was darin allgemein und ewig, und was, auf Land und Volk und Zeit berechnet, nun veraltet sei und ausgedienet habe, wie überhaupt das Gesez Zwischenanstalt zwischen der Verheißung und Erfüllung sei, dar= über hatten sie den Vortrag des Apostels wohl nicht alle ernst und fleißig genug benugt; darum geriethen sie nun bei dem Vortrage der jüdischen Gesezlehrer in Bewegung und Unruhe.

Konnten diese Christen damals bei dem apostolischen Unterricht so ungegründet in der Erkenntniß, so schwach in dem Urtheil, so unentschieden in dem geistlichen Geschmack sein; so sollen wir uns diese Schwachheiten an so vielen Christen der gegenwärtigen Zeit um so viel weniger irren lassen. Paulus und Barnabas sind dabei in der Geduld und in der Liebe geblieben, und nicht verdroffen geworden zu lehren und durch Mittheilung der Wahrheit nüßlich zu werden.

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Unaufhörlich nüßten diese heiligen Menschen durch Lehre und Leben. Auch damals. Als man mit den jüdischen Geseßlehrern nicht fertig werden konnte, beschloß die Gemeine zu Antiochien, eine Deputation nach Jerufalem zu senden, und dort die streitige Frage von den Aposteln und Aeltesten entscheiden zu lassen, und zu dieser Deputation ernannte sie Paulus und Barnabas. Das war unschicklich; aber Paulus war so demüthig, daß er sich nicht weigerte; er ließ sich senden. Paulus war ein Apostel des Herrn, und so war das Entscheiden in Sachen der Wahrheit und des Glaubens bei ihm; es war unschicklich, ihn zu seines Gleichen zu senden, daß er die Entscheidung da hole. Er konnte sagen: Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht uns sern Herrn Jesum Chriftum gesehen?" (1 Cor. 9, 1.) Gilt es nicht auch mir, was der Herr der Herrlichkeit zu seinen Aposteln gesagt hat: „Wer euch höret, der höret mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. Gleichwie mich der Vater gesandt hat, also sende ich euch." (Luc. 10, 16. Joh. 20, 21.) Aber er ließ es geschehen, aus Liebe zu den Antiochenischen Christen, deren Ruhe er wünschte. (1 Theff. 2, 7.) Auch mochte der Apostel diesen niedrigen Weg gern der Wahrheit selbst zu Dienst und Gefallen wandeln, weil er einsah, daß so die Sache am besten und leichtesten zur allgemeinen Kunde der Christenheit gelange, und dem Irrthume am kräftigsten zum bleibenden Segen auch der kommenden Zeiten entgegen gewirkt werde. In der Welt unterbleibt oft die Beförderung und Ausführung des Guten, nicht, weil diejenigen, durch deren Hände es gehen muß, das Gute haffen, oder nicht verständig und einsichtig genug wären; nein, blos darum, weil sie auch nicht einmal, auch nicht in irgend einem Verhältniß und einer Sache auf Form und Recht und Ehre dieser Welt Verzicht thun mögen, oder sich des Ranges wegen nicht mit andern ver

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ständigen und vergleichen können. — Paulus nicht also; er that in diesem Falle, aus Liebe zu den Christen und aus Liebe zu der Wahrheit, auf sein apostolisches Recht und auf seinen apostolischen Rang Verzicht. Er handelte in dem hohen und niedrigen Sinne des himmlischen Königreichs: „So jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener; und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht." (Matth. 20, 26. 27.) Seine Worte finden auch hier in seinem Leben ihre Bestätigung; jene herrlichen Aussprüche : Nichts thut durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demuth achtet euch unter einander einer den andern höher, denn sich selbst.“ (Phil. 2, 3.) „Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, unter einander uns zu ents rüsten und zu hassen.“ (Gal. 5, 26.) O heiliges, herrliches apostolisches Leben! in dem Glauben so fest, in der Erkenntniß so reich, in der Liebe so mächtig, in der Hoffnung so selig, in der Andacht so hoch, in der Demuth so tief! wer sollte dich nicht bewundern, nicht lieben, und nicht verlangen deiner theilhaftig zu werden?

III.

Apost. Gesch. XV, 3.

Die Art und Weise, wie Paulus und Barnabas von der Gemeine zu Antiochien entlassen wurden, zeigt, daß alle seither in ihrer Mitte um der Lehre willen Statt gefundene Bewegung und Unruhe den Frieden nicht gestört, und den Geist der Liebe nicht betrübet und verlegt habe. Die Gemeine (nicht dieser und jener einzelne) gab ihnen, unter Beweisen der Achtung und Liebe, das Geleite. Das gute Vernehmen dieser Männer mit der Gemeine war also nicht gestört, nicht gekränkt.

Aber, was noch mehr ist: auch die innere Stimmung und Fassung des Gemüths war nicht gestört, nicht verlegt, nicht getrübt. Sie nahmen keinen heimlichen Unwillen über die Gemeine mit, daß sie nicht mehr feste Erkenntniß der Wahrheit und mehr Urtheil gezeigt, nicht von Anfang an die ganze Sache auf ihr Wort habe ankommen lassen, und nicht gleich von dem Vortrage jener mehr jüdischen als christlichen Lehrer Ohr und Herz abgewendet habe. In der Welt wird zuweilen das äußerliche gute Vernehmen durch Verstand und Nachgiebigkeit von der einen Seite erhalten, daß dem offenbaren Unfrieden und der Trennung vorgebeugt wird; aber man nimmt aus den Verhandlungen doch ein gekränktes und verstimmtes Gemüth mit; man ist doch verwundet;

die Liebe ist verlegt, und die stille, klare Harmonie des eigenen Wesens hat man nicht ungetrübt in sich erhalten können. Das macht denn verdroffen, und man muß sich zu Werken und Worten der Liebe erst wieder ermuntern und ermuthigen. Hier war es nicht so. Beide heiligen Männer fühlten sich zu Antiochien, wie Paulus sich zu Korinth fühlte: nicht Herren des Glaubens; aber Gehülfen der Freude denen, die im Glauben stehen. (2 Kor. 1, 24.) Sie verließen die Gemeine mit ungekränkter Liebe, und da sie in der Kirche keine Herren sein wollten, so waren sie gern Diener. In der Kirche kannte Paulus den Paulus nicht, und Barnabas kannte den Barnabas nicht; darum entrüstete es sie nicht, und verstimmte sie nicht, wenn einmal Paulus und Barnabas nicht nach ihrem ganzen Werthe und Rechte erkannt und behandelt wurden. In ihrer Seele lebte und ertönte doch nur das: Wenn nur Christus verkündiget wird! Das ungehemmte Wohlwollen, die unverlegte Liebe, die Heiterkeit der ganzen Gemüthsstimmung, womit Paulus und Barnabas Antiochien verließen, erhellet un ́verkennbar daraus, daß sie überall, wo sie hinkamen, allen Brüdern große Freude machten. Nur bei einer solchen Fassung des Gemüths hat man darauf seinen Sinn gerichtet, legt man es in Mittheilung und Wirksamkeit darauf an, und nur in solcher Gemüthsfassung hat man dazu Fähigkeit. Ein verstimmter Mensch verbreitet keine Freude; schon seine Gegenwart hemmt und hindert die Freude, und wenn er spricht, tönt's wie ein verstimmtes Instrument.

Die Reise der beiden apostolischen Männer ging durch Phönicien und Samarien, wo sie überall Brüder, d. h. Christen, antrafen. Diesen allen machten sie große Freude, indem sie ihnen den Wandel der Heiden erzählten. Sie klagten nicht über die Gemeine zu Antiochien; sie verkündigten von Syrien und besonders von Antiochien etwas Schönes, Frohes, allen christlichen Gemüthern, die es vernahmen, große Freude Gewährendes: den Wandel oder die Bekehrung der Heiden. Dieser Ausdruck ist nicht so sehr von einzelnen Befehrungsgeschichten zu verstehen, als vielmehr so, daß sie den Christen jener Gegenden die große Kunde brachten, das Christenthum sei nicht mehr bloß Sache und Eigenthum des jüdischen Volkes ; es sei nun Sache aller Menschen, aller Länder, Völker und Zeiten! Es sei erfüllt und werde mit jedem Tage vollkommener erfüllt, was der Herr der Herrlichkeit seinen Aposteln geboten habe: Gehet hin in alle Welt, und macht alle Völker zu meinen Jüngern! Viele Heiden hätten sich befehret, und zwar nicht, was schon der Freude werth gewesen, zu dem mosaischen Gesez und Judenthume, sondern ohne weiteren Umweg zu dem Christenthume, zu dem Glauben an den Sohn Gottes, der in die Welt gekommen und der Welt Heiland geworden

ist. Diese Nachricht mußte diesen Christen so viel mehr Freude mas chen, weil damals, als ihnen zuerst das Evangelium verkündigt wurde, man noch nicht wagte, damit aus den Gränzen des Judenthums heraus zu gehen, man es gewissermaßen den Heiden noch vorenthielt. (Vergl. Ap. Gesch. 11, 19—23.)

Diese Freude, von der wir hier und an andern Stellen der Apostelgeschichte lesen, verdient unsre ganze Aufmerksamkeit. Die Apostelgeschichte ist das erste Buch von allen Büchern in der Welt, worin von einer solchen Freude die Rede ist, worin die Menschheit in einer solchen Freude so edelmenschlich erscheint. Die ganze frühere Menschengeschichte, so weit wir sie kennen, hat das nicht, kennt das nicht; ihr ist eine Wahrheit und eine Liebe, die Menschen aller Länder und Völker also vereinigt, die den Juden, den Griechen, den Römer zu Brüdern macht, sie in der höchsten Theilnahme, deren die Menschheit fähig ist, in der Theilnahme an den ewigen Angelegenheiten des menschlichen Wesens: der Erkenntniß der Wahrheit, dem Streben nach Gerechtigkeit, dem Verlangen nach Gott und ewigem Leben in Liebe Eins sein läßt, völlig fremd. Nur das edelste Judenthum hatte und kannte etwas von dieser Freude; aber nicht in der Wirklichkeit, nur in und aus der Prophezeiung; nur insofern es die Weissagung verstand und ihre Erfüllung hoffte. Erst mit dem Aufblühen des Christenthums finden wir diese aus Wahrheit und Liebe, oder aus Erkenntniß Gottes und seiner Absichten mit dem menschlichen Geschlechte hervorgehende heilig-menschliche Freude, als eine ganz neue himmlische Erscheinung in der Geschichte der Menschheit. Aus der großen Erkenntniß, die das Evangelium den Menschen gab, sehen wir, sind zwei große Gefühle in der Menschheit erregt, die ihr sonst fremd waren: das Gefühl einer heiligen Kindschaft und das Gefühl einer heiligen Brüderschaft. Menschen aller Völker fühlen sich nun durch Jesum Christum als Kinder Gottes, des Vaters im Himmel, und als Brüder aller Menschen, die mit ihnen den allein wahren Gott und den er gesandt hat, Jesum Christum, erkennen und noch erkennen werden; und wir sehen hier zum ersten Mal, was vorher durch alle Jahrhunderte in der Welt- und Menschengeschichte nicht zu sehen ist, die verschiedensten Menschen der verschiedensten Völker und Staaten in Europa, in Asien und in Afrika, die sonst gar kein politisches Band umschließt, zwischen denen kein bürgerliches Verhältniß irgend einer Art obwaltet, und die sonst durchaus keine Kunde von einander nahmen, wobei das Herz interessirt gewesen wäre, durch ein geistiges Band verknüpft, in ein ewiges, geistiges Verhältniß getreten, mit Liebe an einander denkend, und der Entfernten in ihrem Wohl sich freuend, wie sonst nur die Mitglieder Einer Familie der Wohlfahrt ihrer entfernten Angehörigen sich

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