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freuen. Das Höchste, was die Menschheit sonst hatte, war eine edle Vaterlandsliebe und ein edles Volksgefühl; aber unter den verschiedenen Völkern waltete mehr Abneigung als Zuneigung, mehr Haß als Liebe. Die Menschen verschiedener Völker fannten nur ein weltliches, politisches Verhältniß gegen einander; an Wohl und Weh ganz entfernter Völker, mit denen gar kein politisches Verhältniß Statt fand, dachte niemand, und der Wohlfahrt näher gelegener Länder und Staaten sah man nur dann mit einiger Theilnahme (öfterer doch mit heimlichem Neide) zu, wenn der eigne Staat damit in gutem friedlis chen Vernehmen stand. Dem Anhangen der Liebe an Volk und Vaterland war das Christenthum nicht entgegen; das hinderte es nicht, suchte es auch nicht geheim und fanft durch Einführung eines Weltbürgerthums (ein Gedanken späterer Zeit, den es gar nicht kennt) zu vertilgen. Es ließ die weltlichen Angelegenheiten gewissermaßen auf sich beruhen, oder überließ sie dem Verstande, der Einsicht, dem Bedürfniß, der Erfahrung und der immer mehr lehrenden und vollendenden Zeit; aber in den ewigen Angelegenheiten der Menschheit vereinigte es die Menschen, indem es diese allen zur Kunde und Kenntniß brachte, das Elend der Sünde und des Todes allen enthüllend, Gnade und ewiges Leben allen verkündigend, eine Liebe Gottes offenbarend, die allen gilt, die sich aller erbarmen, allen helfen, alle ewig beseligen will, und indem es alle beruft, daß sie, bleibend in dem Lande und bei dem Volke, und in dem Staate, dem sie angehören, sich bilden und bilden lassen zu Genoffen eines ewigen Reiches Gottes, das hienieden schon mit Gerechtigkeit und Frieden, und Freude des heiligen Geistes lohnt und befeliget.

Göttliche Liebe hat dem Christenthume die Bestimmung gegeben, daß es das reinste, innigste, allgemeinste Band der Vereinigung und Verbrüderung der Menschheit werde, und göttliche Weisheit hat es dieser Bestimmung gemäß berechnet und eingerichtet. Wer es von dieser Seite nicht kennt, dem ist eine seiner schönsten und segenvollsten Seiten verdeckt geblieben. Das hat die alte Kirche wohl erkannt, und darum auch in dieser Hinsicht sich den bedeutenden Namen der allgemeinen Kirche gegeben, und über diesen Namen ernst und fest gehalten; schon mit diesem Namen bezeugend, daß dem Wesen und dem Zwecke des Christenthums nichts mehr zuwider sei, als ein trennendes Partheiwesen in seinem eignen Innern, da die Menschheit außer der Kirche nur mehr als zu viel in Völkerschaften und Staaten, in Monarchien und Republiken, in Reich und Arm, in Hoch und Niedrig, und in streitenden Schulen und unvereinbaren Lehrgebäuden der Philosophie getrennt, eben in der Kirche den Punkt seliger, freiwilliger,

liebevoller Vereinigung in gleicher Erkenntniß, in gleichem Glauben, in Einem Heil und in Einer ewigen Hoffnung finden soll.

So war das Christenthum einst, so war die Christenheit in den Tagen und Jahren ihres Beginns und ihrer ersten Verbreitung unter den Menschen. Und diese Liebe, die sie einflößte, diese Vereinigung, die sie stiftete, ohne die Verhältnisse des irdischen und bürgerlichen Lebens zu stören, ohne die Herzen von Volk und Vaterland abzureißen, dieser Frieden Gottes, den sie athmete und verbreitete, machte sie ehrwürdig und liebenswürdig, und gewann ihr das Herz edler Heiden auch noch, ehe sie sich von der Fülle und Tiefe der Erkenntnisse des Christenthums überzeugt und unterrichtet hatten. Späterhin o wie anders! zersplittert, zerrissen steht die Christenheit in trauriger Trennung da — Kirche gegen Kirche, Parthei gegen Parthei; erst sich hafsend und verfolgend, und wenn das die Welt und die Zeit nicht mehr erträgt, in Kälte des Todes ohne Liebe und ohne Freude neben einander hingehend. Man weiß sich in der Kirchengeschichte durch das Getümmel und Geschrei der lärmenden Partheien mit seiner Untersuchung kaum durchzuarbeiten, und man fühlt sich selig, wenn man zum ersten Mal im Lichte der Wahrheit erkennt, daß alle diese streitenden Partheien ohngefähr gleich viel, d. h. gleich wenig werth find; daß weder die eine noch die andre die wahre Kirche bildet, daß die erste, alte, wahre Kirche weder hier noch dort, und doch hier und dort und überall da ist, wo Gottes Wort und Gottes Geist ist, und Glauben und Liebe und Hoffnung, und schon in diesem zeitlichen ein ewiges Leben durch die Erkenntniß Jesu Christi.

Mit der Einheit und Liebe verlor die Kirche ihre Kraft, und in der Zerstückelung des Partheiwesens wollte und konnte ihr nichts GroBes, Gemeinsames mehr gelingen. Jedes beginnende Werk war durch dies Wesen schon in seiner Anlage in sich selbst gelähmt; wo sie sich aber über dies Wesen, das Paulus menschlich und fleischlich nennt, erhebt und, den christlichen Glauben treu bewahrend und redlich bekennend, ohne Hader und Streit mit allen, die dieses Glaubens sind, sich in Liebe und Frieden vereinigt, da gelingt ihr gleich das Große und das Beseligende, und mit der alten Eintracht kehrt die alte Freude zurück. So stockte lange alle redliche Arbeit zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden; kaum aber sehen wir in der Kirchengeschichte des verflossenen Jahrhunderts Leute auftreten, die nicht fragen nach Petrus und Paulus, nach Kephas und Apollos, nach Luther und Zwingli, weil sie wissen, daß nicht in diesen und nicht in allen übrigen, daß nur in Einem das Heil ist, und nur ein einiger Namen unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin sie können selig werden: des Sohnes Gottes angebeteter Namen, der Namen des Heilan

des und Seligmachers Jesu, und von Liebe getrieben, den Heident das Wort Gottes senden, oder in Einfalt und Frieden das Evange lium verkündigen: so hat die Sache eine andre Art, sie hat Kraft des Lebens und der Liebe, sie hat Segen aus der Höhe und Fortgang, und regt wieder auf in den Herzen aller Christen, die davon hören, die alte Freude, daß Gottes Wort und Heil sich über die Erde vers breitet, und daß Licht die Nacht der Heiden erhellet.

IV..

Apost. Gesch. XV, 4-9.

Mit dem Frieden der Demuth und Liebe im Herzen, und mit dem frohen Worte des Glaubens und feliger Erfahrung im Munde, verließen Paulus und Barnabas Antiochien, und wie ihnen das unverlegt auf ihrer Reise durch Phönicien und Samaria allewege blieb, só betraten sie auch in dieser heiligen Fassung des Gemüths Jerus falem. Und wie der Abschied zu Antiochia gewesen war, so war nun auch der Empfang zu Jerusalem: dort hatte die Gemeine sie mit Achtung und Liebe entlassen und begleitet; hier wurden sie als Männer, die von den Aposteln für ihres Gleichen geachtet wurden, als bewährt und hochverdient um das Reich Gottes auf Erden, mit Achtung und Liebe empfangen von der Gemeine, von den Aposteln und von den Aeltesten.

Schön, apostolischer Einfalt, Weisheit und Wahrheit würdig, ist die Art und Weise, wie nun diese beiden heiligen Männer zu Jerusalem sich ihres Auftrags entledigen, wie sie da die streitige Frage und Sache zur Sprache bringen, und diejenigen, die sie beurtheilen und entscheiden sollen, auf den rechten Standpunkt zu stellen suchen, von welchem aus eine richtige Ansicht und Entscheidung allein möglich ist. Es hätte einen unangenehmen, verstimmenden Eindruck gemacht, wenn sie ohne weiteres mit der Nachricht aufgetreten wären: die große, gesegnete Gemeine zu Antiochia werde von einer Spaltung bedroht, die für den Glauben und für die Liebe gleich verderblich sein werde. Das thun sie nicht. Sie beginnen auch nicht mit einer Klage über die unbefugten, ungeweihten jüdisch - christlichen Geseßlehrer, die von Jerusalem nach Antiochien gekommen, und dort so viel Unruhe und Uneinigkeit angerichtet; noch weniger klagen sie über die Gemeine zu Antiochien. In ihrem Vortrage bedienen sie sich keiner List. HinreiBende Deklamationen, das finnliche Gefühl bewegende, aber den Ver

stand leer lassende Rednerkünste, als unter ihrer und der Sache Würde haltend, verschmähen sie; dagegen erzählen sie ruhig, einfach, wahr, was sich mit ihnen, als Boten und Verkündiger des Evangeliums, während ihrer Abwesenheit von Jerusalem zugetragen, und da es bei ihnen hieß: „Nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist," so erhält diese Erzählung ohne Künstelei, als von selbst, die Form einer Verkündigung dessen, was Gott mit ihnen gethan hat. Der Faden der Rede leitete sie dann ungezwungen zu der Geschichte ihres Aufenthalts und ihrer Wirksamkeit zu Antiochien, und sie konnten mit der Erzählung von dem Auftreten der Geseßlehrer aus Judäa, und der dadurch in der antiochenischen Gemeine veranlaßten Bewegung, und wie sie von dieser Gemeine beauftragt und gesandt seien, um diese Frage und Sache den sämmtlichen Aposteln und Aeltesten zu Jerusalem vorzulegen, ihre Rede beschließen. Indem ste so freudig verkündigen, was Gott mit ihnen und durch fie unter den Heiden gethan hatte, bahnten sie durch die Thatsachen, die fie erzählten, der richtigen Beurtheilung und Entscheidung der Frage bei ihren Zuhörern den Weg. Diese mußten in diesen Thatsachen die heilige Wirksamkeit Gottes zur Erleuchtung und Beseligung der heidnischen Welt, und also der ganzen Welt, nicht durch das Geseß, sondern durch den Glauben an das Evangelium von seinem Sohne, den er auferwecket von den Todten, und erhöhet zu seiner Rechten im Himmel, wahrnehmen; sie mußten darin ein Siegel der Wahrheit auf die Worte ihres Herrn erblicken, und wie sie durch die Schrift des alten Testaments zur Erwartung solcher Thatsachen und Erfolge berechtiget waren, so sahen sie noch viel mehr in diesen Thatsachen und Erfolgen die prophetische Schrift des A. T. erfüllt und erklärt.

Aber, wie gewöhnlich dem Menschen, auch noch nach seiner Erleuchtung und Besserung durch die Erkenntniß der göttlichen Wahrheit, von der eignen Art und Weise, die seinem Denken, Wollen und Empfinden in dem vorigen Leben eigen geworden ist, etwas anhängt und nachgeht, das auf seinen Geschmack und sein Urtheil als Christ Einfluß haben kann; so äußerte sich das auch bei einigen unter jenen Zuhörern. Etliche, einst als sie noch im Judenthume lebten, der Sekte der Pharisäer angehörig, jezt Christen, mochten mit dem Prophetischen des A. T. nicht so bekannt sein, als mit dem Gesez, und waren durch die längere Beobachtung der Aufsäge der Aeltesten an eine geseßliche Form des Lebens gewöhnt; es schien ihnen Freude zu machen, die alte, nun zwar verlassene, aber doch heimlich noch ge= liebte Weise so unerwartet mit dem Christenthume in Verbindung gebracht zu sehen. Die traten auf – nicht ohne Unbescheidenheit, da sie das Urtheil der Apostel nicht abwarteten, — und erklärten vor

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laut und ohne gehörige Untersuchung: Man muß sie beschneiden, und gebieten zu halten das Gesez Moses.

Waren diese in ihrem Urtheil zu schnell, so beobachteten dagegen die Apostel und Aeltesten eine weise, der Wichtigkeit der Sache gemäße Langsamkeit. Sie entschieden nicht auf der Stelle; ste bestimmten eine neue Zusammenkunft zur Berathschlagung über diese Sache. Sie kamen zusammen, heißt es in unsrer Uebersegung, diese Rede zu besehen. Wenn man eine Rede nicht bloß hört, sondern sie auch im Lichte prüfender Erkenntniß bestehet, so wird man gewahr, ob sie nur Worte oder ob sie Sachen enthalte, und ob diese Sachen gegründet sind oder nicht. O, wie viele Reden und Bücher würden, als leer an Sachen, mit eben so viel Geringschäßung weggelegt werden, wenn sie besehen würden, als sie nun, da bloß ein jückendes Ohr sie hört, hochgehalten werden!

Wie zu Antiochien, so gab es auch hier viel Zank, Wortwechsel und Disputiren. Man war nicht alsobald einig, und die Apostel hinderten das nicht; denn sie wollten der Freiheit, eigne, wenn auch unrichtige Ansichten, Gedanken, Fragen, Zweifel auszusprechen, und so weit es angehen mochte zu vertheidigen, Raum lassen. Es sollte da kein Zwang walten, und auf Ueberredung war es nicht abgesehen, aber auf Ueberzeugung.

Nachdem man so, in freier Mittheilung, einer gewissen Willkürlichkeit der Gedanken und der Unterhaltung nachgehangen hatte, führte Petrus mit jener bewunderungswürdigen und verehrungswürdigen Einfalt, womit der heilige Geist der Wahrheit redet und Beweis führt, die Sache auf das Nothwendige zurück; er stellte alle auf den Einen Punkt, auf welchem sie alle nur Eine Ansicht der Sache haben, nur Ein Urtheil darüber fällen, und sie nicht anders als gleich entscheiden konnten. Er entschied die Sache, indem er zeigte, daß sie keiner menschlichen Entscheidung bedürfe, daß ihrethalben alle menschliche Ents scheidung zu spät komme und unzulässig sei, weil vorlängst Gott in dieser Sache entschieden und unmißverstehbar mit Worten und Thaten, mit Aussprüchen und Begebenheiten seinen Willen kund gethan habe. Verhielt sich das so, konnte Petrus eine göttliche Entscheidung aufweisen, so mußte jeder fühlen, daß nun eine menschliche Entscheidung, nach dieser göttlichen, eine frevelhafte Anmaßung sein werde, und daß eine menschliche Entscheidung, die anders lauten folle als die göttliche, in sich verstummen müsse, gar nicht zur Sprache kommen, gar nicht gehört werden dürfe. Die göttliche Entscheidung aber wies Petrus nach in jener, der ganzen Versammlung in allen Umständen durchaus bekannten, großen Begebenheit, wovon sie

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in dem allen, was sich zu Antiochien und anderswo unter den Heiden

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