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in Hinsicht auf das Reich Gottes zugetragen hatte, nur eine Fortseßung erblicken mußte, als durch die Aufnahme des römischen Hauptmannes Cornelius und seiner Familie in die Christengemeine, den Heiden zuerst das Reich Gottes geöffnet, Heiden Mitgenossen des Volkes Gottes wurden, und das Wort und die Anstalten Gottes zuerst aufhörten, ein ausschließliches Gut und Eigenthum des leiblichen Israels zu sein. Petrus befand sich zu Joppe, als er eben im Begriff war zu beten, und nun die Einladung des Cornelius, die dieser Heide, durch einen Engel dazu angewiesen, an ihn durch heidnische Männer gelangen ließ, erhalten sollte, und die er in seiner jüdischen Furcht, durch Umgang und Gemeinschaft mit Heiden sich zu verunreis nigen, nicht würde angenommen haben, vernahm er den göttlichen Ausspruch: Was Gott gereiniget hat, das mache du nicht gemein! So belehrt, so in sich selbst durch Gott gewiß, daß es Gottes Willen und Wohlgefallen sei, daß die göttliche Wahrheit und Anstalt, und damit Gottes Licht und Heil, auch den Heiden mitgetheilt werde, begab er sich mit dem Boten des Cornelius auf den Weg nach Cäsarien. Dort, im Kreise der edlen römischen Familie, verkündigte er mit apostolischer Kürze und Vollständigkeit, Einfalt und Kraft das Evangelium: daß der zu Jerusalem gekreuzigte Jesus von Nazareth, vom Tode auferweckt durch die Kraft Gottes, von Gottes wegen den Frieden verkündigt habe auf Erden, und von Gott gesezt sei zum Richter der Lebendigen und der Todten, und daß dieser und kein anderer es sei, von dem alle Propheten (davon konnte Petrus zu diesen Heiden reden; Cornelius hatte sie in der griechischen Ueberseßung gelesen) bezeugen, daß alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünde empfangen sollen. Als Petrus noch so redete, wurden diese Heiden, die ihm zuhörten, da sie an Gott gläubig wurden, d. h. da fie seinem Zeugnisse Glauben zustellten, der Gabe und Kraft des heiligen Geistes in eben der Weise theilhaftig, wie Petrus, die übrigen Apostel und ersten Jünger des Herrn an jenem Pfingsttage im Tempel zu Jerusalem derselben waren theilhaftig geworden. Erstaunt über diese unerwartete göttliche Entscheidung in dieser übermenschlichen höchsten Thatsache, sprach Petrus: „Mag auch jemand das Wasser wehren, daß diese nicht getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben, gleich wie wir ?" (Ap. Gesch. 10, 47.) So wurden diese Heiden Christen, ohne vorher auf irgend eine Art zum Judenthume übergetreten zu sein, ohne daß sie vorher das mosaische Gesez angenommen und gehalten, oder jezt für die Zukunft zür Beobachtung desselben sich verpflichtet hätten, ohne daß der Apostel des Herrn, der ihnen das Evangelium verkündigte und der sie in die Christengemeine aufnahm, dieses Geseßes auch nur mit Einem Worte gegen sie erwähnt

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hätte; ja, sie wurden im vollesten Maße Christen, sie erlangten Vergebung der Sünde und die Gabe und Kraft des heiligen Geistes durch den Glauben an das Evangelium, noch ehe sie die Taufe empfangen hatten. Die Taufe aber erhielten sie, theils um der daran haftenden göttlichen Verheißung willen, die auch ihnen in ihrem ganzen Leben eine Quelle von Licht und Trost werden konnte, und weil es ihnen wehe gethan haben würde, an einer Stiftung keinen Theil zu haben, die der Sohn Gottes selbst, ehe er die Erde verlassen, für seine ganze Gemeine geordnet; dann aber auch, damit ihrem Christenthume vor den Menschen nichts fehlen, und nicht in der Folge der Zeit aus diefer einzigen Begebenheit irgend etwas zum Nachtheil der heiligen Stife tung des Herrn unrichtig gefolgert werden möge. Als Petrus gleich nachher sich darüber vertheidigen mußte, daß er den Heiden das Evangelium verkündigt hätte, erzählte er die ganze Geschichte, und fügte dann nichts weiter hinzu als dies eine Alles verstummen machende Wort der Einfalt und Wahrheit: So nun Gott ihnen gleiche Gaben gegeben hat, wie auch uns, die da glauben an den Herrn Jesum Christum; wer war ich, daß ich konnte Gott wehren?" Und die Geschichte fügt hinzu: „Da sie das höreten, schwiegen sie stille, und lobten Gott, und sprachen: So hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben!" (Ap. Gesch. 11, 17. 18.) Davon redet Petrus, wenn er sagt: Ihr wisset, daß Gott lange vor dieser Zeit unter uns erwählet hat, daß durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangelii hörten und glaubten. Und Gott, der Herzensfündiger, zeugete über sie, und gab ihnen den heiligen Geist, gleichwie auch uns, und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, und reinigte ihre Herzen durch den Glauben."

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Wie wir die Einfalt und Wahrheit in der Rede des Apostels bewundern, so wollen wir uns auch, im Vorübergehn, der liebenswürdigen Anmaßungslosigkeit freuen, die darin athmet. Wie groß hätte er sich in dieser Rede machen können! und wie weiß er in sei ner Demuth sein Ich so schön aus der Sache und Erzählung hinaus zu bringen! Er muß von sich selbst reden, und muß etwas Großes von sich selbst aussprechen, das fordert die Sache; aber er redet so, daß er sich selbst allen eitlen Ruhm hinwegnimmt, und auch nicht das feinste Gefühl nur durch einen Hauch von Selbstgefälligkeit, Prahlerei und Anmaßung beleidigt.

Mag man die Rede des Apostels um ihrer Demuth willen lies benswürdig nennen, so muß man sie, in Hinsicht auf ihren Inhalt und ihre Kürze und die Fülle und Tiefe in dieser Kürze, bewundernswürdig und ehrwürdig finden. Sie enthält eine Beschreibung eines ächten vollständigen Christenthums, beginnend in dem allertiefsten

Grunde, und hinaufreichend zu der allerhöchsten Höchste. Wo ist der
allertiefste Grund? Er ist in Gott, in Gottes ewiger, heiliger Liebe,
in Gottes ewiger, vorgängiger Erwählung. Wo ist die allerhöchste
Höhe? Sie ist in Gott und in des reinen Herzens Gemeinschaft mit
Gott. In Gottes Liebe und Gnade entspringt und beginnt unser
Heil, und in Gottes Heiligkeit findet es seine Vollendung. Was
Menschliches dazwischen liegt, oder was von des Menschen Seite dazu
kommen muß, das ist nichts anderes als das Gefühl und die Erkennt-
niß seines eignen Elends, das aus dieser Erkenntniß hervorgehende
Bedürfniß und Verlangen nach Hülfe und Heil, der Glaube an das,
seinem ganzen Bedürfniß entsprechende, Zeugniß Gottes und die An-
nahme und Anwendung der göttlichen Hülfe. Von Gott leitet Pe-
trus die Sache her und aus Gottes Wahl, und als in der Zeit
und unter den Menschen und in dem einzelnen Menschen beginnend
durch Gottes zuvorkommende Liebe in seinen Veranstaltungen.
Das Evangelium ist Gottes Evangelium, und die Evangelisten, Pre-
diger und Zeugen der Wahrheit erweckt und sendet Gott. Er macht
und fügt es, wann und wo die Menschen das Wort der Wahrheit hö-
ren. Der Mensch muß hören und glauben; durch den Glauben
empfängt er den heiligen Geist und wird reines Herzens.
Ganz so redet der Apostel Paulus im Briefe an die Epheser: „Durch
welchen auch ihr gehöret habt das Wort der Wahrheit, nämlich das
Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr
glaubtet, persiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der
Verheißung, welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung,
daß wir sein Eigenthum würden, zu Lobe seiner Herrlichkeit.“ (Kap.
1, 13. 14.) Im Briefe an die Römer aber spricht er die Sache also
aus: „Welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch verordnet, daß
fie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbige
der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet
hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er
auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er
auch herrlich gemacht." (Kap. 8, 29. 30.) Petrus gebraucht das
Wort Herrlichkeit nicht. Er sagt nicht von den Heiden, die Chri-
ften geworden waren: Gott hat sie herrlich gemacht; denn er redet
von Menschen, die noch im Leibe wallen, die noch auf Erden, noch in
der Welt und noch im Kampfe sind. Er gebraucht einen Ausdruck,
der für den gegenwärtigen Zustand schon eine große Seligkeit andeu-
tet, und für das Zukünftige die Hoffnung einer großen Herrlichkeit be-
faßt; er sagt: Gott reinigte ihre Herzen durch den Glauben.
Soll das verstanden und erfahren werden in der Höhe und Vollen-
dung, so muß es zuvor verstanden und erfahren werden im Anfange
Menten Schr. Bd. III. Paulus.

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und in der Tiefe: in der Tiefe der Unreinheit des Herzens, in der Tiefe der Sünde, in der Tiefe des Elends, und wie da die gnädige Vergebung der Sünde um Jesu Christi willen die erste Befreiung und Reinigung des beladenen unreinen Herzens ist, und also durch den Glauben im Lichte des göttlichen Zeugnisses, daß das Blut Christi unser Gewissen reiniget von den todten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott (Hebr. 9, 14.). In der Höhe aber wird es verstanden und erfahren, wenn das Erfüllung wird, was der Herr der Herrlichkeit sagt: Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen! (Matth. 5, 8.)

So ist die Sache des Glaubens, wir mögen sie betrachten, wie wir wollen, in jeder Hinsicht eine tiefe Sache, die eben schon um ihrer Tiefe willen der Welt nicht gefallen kann, die alles gern obenauf liegen hat. Der so oft als Unverstand verschrieene Glaube ist es doch, der des Menschen Verstand von Nacht und Irrthum reinigt, indem er Licht und Wahrheit von Gott in den Menschen bringt, und ihn über das, worüber die Welt dem, der am schärfsten denkt, am meisten allen Aufschluß versagt, zu einer Ueberzeugung gelangen läßt, die er auf keinem andern Wege erlangen kann. Und was den Einwurf oder Vorwurf betrifft: Die Sache und Lehre des Glaubens hindere die Sache und Lehre der Sittlichkeit so wird es ja wohl genug sein zu antworten: Das kann unmöglich die rechte Sittlichkeit sein, die unhold und abgeneigt ist dem, was Reinheit und Ruhe in des Menschen Herz bringt, und die sich dadurch in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt wähnt. Die wahre rechte Sittlichkeit aber, die nicht eitel und falsch ist, die nicht die Miene annimmt, als wüßte sie, was sie nicht weiß, und als könnte sie, was sie nicht kann, die wird den Glauben segnen, dem durch die Erkenntniß göttlicher Wahrheit, und durch die Theilnahme an einer göttlichen Anstalt voll göttlicher Kraft, das ge= lingt, was alle menschliche Lehre und Gesezgebung durch sich selbst nicht zu geben vermag, und was doch das tiefste und edelste Streben im Menschen ist: Reinheit des Herzens.

V.

Apost. Gesch. XV, 10. 11.

Petrus fährt fort: Was versuchet ihr denn nun Gott, mit Auflegen des Jochs auf der Jünger Hälse? Ist es nicht, wenn ihr die Erfüllung des Gefeßes zur Bedingung der Auf

nahme der Heiden in die Christengemeine, und also zur Bedingung der Seligkeit, machet, als wäre Gottes Antwort und Entscheidung euch ganz unbekannt, oder nicht klar, oder nicht dem Rechte und der Wahrheit gemäß, und als wolltet ihr Gott versuchen und reizen, daß er noch einmal und anders antworten, noch einmal und anders entscheis den möge, als er in jener großen Begebenheit so auffallend gethan hat? Nein; wer Gottes Wort und That groß achtet, wie er soll, über Alles, dem ist die Sache entschieden.

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Der Apostel nennt die Beschneidung ein Joch; nicht schlechthin oder an und für sich, sondern insofern Beschneidung und Gesez in der Sprache dieser Leute gleichbedeutende Wörter waren, und dies ser Gebrauch ihnen für nichts mehr und nichts anderes galt, als für eine Verpflichtung zur Beobachtung des ganzen Gesezes, als für welche fie eigentlich eiferten. Ohne eine solche Beziehung und Bedeutung, an und für sich die Sache betrachtet, war die Beschneidung kein Joch. Das war sie z. B. den ersten Vätern, Abraham, Isaak und Jakob nicht, bei denen sie, mit dem Gesez (welches damals noch nicht vorhanden war) in keinerlei Beziehung stehend, vielmehr ein Zeichen der Verheißung und ein Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens war. Wenn daher Petrus die Beschneidung ein Joch nennet, so meint er nicht das Zeichen an sich, nicht den Gebrauch, sondern die, nach der unter seinen Volks- und Zeitgenossen herrschenden Ansicht, dadurch bezeichnete Sache, nämlich das Gesez. Und wenn er von diesem Joche sagt: welches weder unsre Väter, noch wir haben mögen tragen, so versteht er unter den Vätern nicht die eben genannten Patriarchen, sondern die Väter des Volks seit Moses und der Gesetzgebung, von wo an sich allmählig jene falsche Ansicht unter dem Volfe zu gründen begann, die alles auf das Gefeß und auf den äußerlichen Dienst in vorgeschriebenen Werken zurückführte, und darüber der Verheißung und des Glaubens vergaß. Wir selbst, sagt der Apostel, wähnen ja nicht, als sollten, oder als wollten und könnten wir durch das verdrossene unmuthige Tragen des Joches einer Ges sebeslast selig werden; und wollen wir denn, dürfen wir denn Andere anweisen und verpflichten, ihre Seligkeit da zu suchen, wo wir selbst die unsrige nimmer suchen mögen, weil wir aus Erfahrung inne geworden sind, daß sie da nicht zu finden ist? Nein, sondern wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicher Weise wie auch jene; jene Jünger, von denen die Rede ist, und jene Heiden zu Cäsarien, von denen ich erzählt habe, die zufolge göttlichen Ausspruchs und Befehls in die Christengemeine aufgenommen wurden, ohne daß irgend eines Geseßes auch nur mit einer Sylbe Erwähnung geschehen sei; ja, die zum Zei

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