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chen des göttlichen Wohlgefallens an ihrem Glauben und ihrer Seligkeit den heiligen Geist empfingen, noch ehe sie die Taufe erhalten hatten.

Was Petrus hier von dem Geseze sagt, daß es ein Joch sei auf des Menschen Hals, aber nicht die Hand der Liebe und der lebendigen Kraft des Retters, die Bande auflöset und Ketten zerbricht, und Freiheit und Seligkeit schenkt, das trifft zunächst, aber nicht allein, das Ceremonial-Gesez des Judenthums. Dies Gesez war gar nicht dazu gegeben, daß der Israelit durch die geweiheten Dinge und Heiligthümer, die es aufstellte, und durch die Beobachtung der Gebräuche und Handlungen, die es vorschrieb, selig werden sollte. Es sollte vielmehr in sinnlichen Handlungen und irdischen Darstellungen Unterricht und Erkenntniß über geistige Dinge ertheilen; sollte über die Sünde und die Versöhnung der Sünde, über Gerechtigkeit und Heiligung und geistliches Leben lehren, und gewissermaßen ein verhülltes Evangelium sein, indem es in heiligen symbolischen Dingen und in einer Reihe vorgeschriebener, bildlicher, bedeutender Handlungen eine unsichtbare und zukünftige Anstalt des Heils und Lebens kennen lehrte, die von dem allen das Wesen haben werde, wovon sich hier nur das andeutende Bild, nur der weissagende Schatten fand. Wer den geheimen Sinn des Gefeßes, die Bedeutung seiner Bilder und seiner vorgeschriebenen Handlungen nicht verstand, und es doch übte und von dieser verstandlosen Uebung die Seligkeit erwartete, war gleich einem Menschen, der etwas aus einem Buche in fremder Sprache, wovon ihm nur der Buchstabe, aber nicht einmal die Aussprache bekannt wäre, und von dessen Inhalte er nicht ein Wort verstände, herplappern, und diesem Geplärre wunderbare Kräfte zuschreiben wollte.

Zu dem Eigenthümlichen des Judenthums gehört, daß es, um als lebendige Religion da zu sein, nothwendig einen Tempel fordert, und daß es nur einen Tempel auf der ganzen Erde an einem bestimmten Ort zuläßt. Der Tempel zu Jerusalem und in demselben das Opfer, war das Wesentlichste und Heiligste des ganzen Ceremonialdienstes. Die Apostel aber wußten, daß dieser Tempel nicht lange mehr stehen werde; und es dauerte von da an etwas über zwanzig Jahre, als er zerstört, und durch Ereignisse, die von der göttlichen Weltregierung selbst herbeigeführt wurden, den Juden in aller Welt die Beobachtung dieses Gesezes und Dienstes unmöglich gemacht wurde. Seitdem, eine Reihe von Jahrhunderten hindurch, sind sie das einzige Volk auf Erden, das mit großer Starrsinnigkeit und Verschloffenheit für alles Andere an einer Religion hängt, die in allen ihren heiligsten Geboten von keinem einzigen ihrer Bekenner geübt werden kann, die sich selbst verbietet; der das Opfer das Allerheiligste ist,

und die kein Opfer hat, und weil sie kein Opfer hat, auch keinen Tröst hat, und weil sie keinen Trost hat, keinen Muth und keine Freude hat, und daher ein Volk bildet, das in sich selbst geschlagen, bang und feig ist. Da die Apostel das wußten, so brauchten sie in ihren Briefen, zumal an Christengemeinen, die ganz oder zum Theil aus Menschen bestanden, die niemals Juden gewesen waren, auf das Ceremonialgesez so viele Rücksicht nicht zu nehmen. Sie konnten denken: Wer über den Sinn dieses Gesezes Aufschluß erlangt, wer seine Sprache in Bild und symbolischer Handlung verstehen lernt, der findet das Evangelium und die Lehre des Christenthums; wer es aber, ohne weiteren Verstand, als einen von Gott gebotenen Dienst in äußerlichen Werken, woran die Seligkeit hängt, fest halten will, der wird bald eine zerstörende Gotteshand darüber herfahren sehen, die es vernichtet, die es als einen blätterlosen Baum mit den Wurzeln aus der Erde reißt, daß er nimmermehr grünen noch blühen kann.

Hätten aber die Apostel da, wo sie in einem solchen Zusammenhange wie hier, da die Frage beantwortet werden soll: wie der Mensch selig werde? und wo sie dem Gefeße die Verheißung, den Werken den Glauben, dem Verdienste die Gnade entgegen stellen, nur das Ceremonialgesetz des Judenthums und das unverständige Festhalten am äußerlichen Werke und Dienste dieses Gesezes im Auge gehabt, keineswegs aber das andere, eigentliche, das moralische, allgemeine und ewige Gesez, so würden sie anders geredet und geschrieben haben. Sie würden dann Gesetz und Gesez unterschieden, das eine Gefeß dem andern Gefeße entgegengestellt, jenem, dem Geseze des symbolischen Gottesdienstes, die seligmachende Kraft, die Unwissenheit und Aberglaube demselben beigelegt, genommen; auf dieses aber, auf das allgemeine und ewige Gesez der Gesinnung und des Lebens, als auf den Weg der Seligkeit hingewiesen haben. Das ist aber nicht der Fall; vielmehr verstehen sie da, wo sie in dem angeregten Zusammenhange und auch sonst vom Geseze reden, in der Regel nicht irgend ein besonderes Gesez, sondern alles und jedes Gesetz, welcher Natur es auch sei und welchen Namen es auch trage, und das Gesetz am eigentlichsten und meisten, das seiner ganzen Beschaffenheit nach am meisten Gesez und gar nichts anders als Geseß ist. Seiner ganzen Form und Absicht nach am meisten Geseß, und gar nichts anders als das, ist das Gesetz der Gesinnung und des Lebens. Das Ceremonialgesez des Judenthums ist es viel weniger, weil es nur in der Vorschrift zu dem äußerlichen Werke ein Gesez ist; in dem vorgeschriebenen Werke selbst aber ein Evangelium oder ein Unterricht über unsinnliche, geistige Gegenstände; jenes ist daher in

folchen Stellen der apostolischen Reden und Briefe viel eigentlicher gemeint als dieses.

Wenn man gegen diese apostolische Lehre von Gesetz und Gnade so spröde thut, als sei sie der Vernunft ich weiß nicht wie fremd, oder als stehe davon für Gefeß und Pflicht und Tugend große Gefahr zu befürchten, oder als sei das nur ein Weg für gemeine Seelen: so vergißt man, wovon die Rede ist; reißt die Sache aus ihrem Zusammenhange heraus, stellt sie in eine beliebte Allgemeinheit, bringt sie in ganz andere Beziehungen, und redet so am Ende über etwas, woran hier gar nicht gedacht wird. Hier ist nicht im allgemeinen die Rede vom Gesetz; da wissen wir, durch die Aussprüche des Herrn und seiner Apostel belehrt, daß das Gefeß heilig ist und recht und gut, und daß nichts auf Erden und im Himmel rechtmäßig und göttlich das Gesez aufheben und von der heiligen Verpflichtung zu dem Geseze lossagen kann; daß am allerwenigsten die Gnade Gottes ein Gesetz aufhebt, das seine Weisheit und Liebe den Menschen heilsam erachtet hat, und das gewissermaßen den ersten Zug thut zu des Menschen Errettung, indem es ihm sein Verderben aufdeckt, worüber alle menschliche Gesezgebung und Tugendlehre die Hülle liegen läßt. Gottes Gnade will Vernichtung der Sünde, aber Erfüllung des Gesezes. Hier ist die Rede davon, wie der sündliche und sterbliche Mensch selig werden möge? das heißt mit andern Worten: wie der Mensch, der ein Sünder ist, d. h. ein Uebertreter des Gefeßes, die Vergebung seiner Sünde, die Erlassung seiner Schuld erlangen möge, und wie er, inne geworden aus eigner Erfahrung, daß es unmöglich sei, mit den Kräften einer verderbten menschlichen Natur das Leben göttlicher Heiligfeit zu leben, wohin doch des Gesezes Sinn eigentlich geht, zu einem Verhältniß und einer Gemeinschaft mit Gott gelangen möge, die ihm Leben und Kraft mittheile und ihm helfe, jene selige Gerechtigkeit zu erlangen, die in der allerinnigsten Harmonie mit dem Geseße bestehet, und von deren Genossen es heißt: Dem Gerechten ist kein Gesez ge= geben; er ist sich selbst ein Gesetz -?

Wenn das neue Testament diese theuerste und angelegenste Frage des menschlichen Herzens unter dem Namen und Titel eines Evangeliums, einer Trostes und Freudenbotschaft Gottes an die fündliche und sterbliche Menschheit, mit nichts anderm als mit einer unter allerlei süßen, schönen aber leeren Worten von Gnade, Liebe, Erbarmen und Hülfe Gottes verdeckten Wiederholung des Gesezes und seines Fluches beantwortete, dann wäre es kein Evangelium des Himmels: ein Hohn der Hölle wäre es über das heißeste Weh, über den tiefsten Jammer und über das heiligste Leiden der Menschheit. Denn der Menschheit heiligstes Leiden ist das Leiden über die Sünde,

und ihr heiligstes Verlangen ist das Verlangen nach Gerechtigkeit und nach Gott. Dann müßte die Vernunft fremd thun, und sagen: Das ist eine wahrhaft gemeine Lehre, deren Ende und Ziel nichts anderes sein kann, als die elendeste Selbsttäuschung, und in dieser die unwissendste, roheste Selbstgenügsamkeit. Denn das ist ja eben die Klage der Menschheit, die sie durch die weisen und tugendhaften Menschen, deren es zu allen Zeiten einige wenige auf Erden gegeben hat, unter allen Völkern, in allen Sprachen, mit einem Gefühl und fast mit den= selben Worten ausgesprochen hat, daß sie nicht sein könne, wie das Gefeß zu sein gebietet, und wie sie in den reinsten und besten Augenblicken des Lebens zu sein verlange und bei sich selbst beschließe; daß sie gen Himmel schaue, harrend auf Hülfe von Gott, mit dem Bekenntniß und der Klage: „Wollen habe ich wohl; aber Vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das thue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich. Ich, elender Mensch! wer wird mich erlösen?“ Nach dieser gemeinen Lehre aber hat das alles nichts zu sagen, es ist gar nicht die Meinung, daß du eine solche Gerechtigkeit je wirklich erlangen könnest und solleft; - du sollst nur wollen, nur streben und ewig im Wollen und Streben bleiben und es dir darin wohl sein lassen und großthun, als ob der Wille schon die Kraft, und das Geschwäß schon die That wäre. Und noch mehr: Kann denn, fragt die Vernunft, kann denn der heutige Gehorsam die Versöhnung sein des gestrigen Ungehorsams? und die heutige Erfüllung des Gesezes wieder gut machen die ges strige Uebertretung des Gesezes? und kann ich in Zukunft mit guten Werken tilgen der Gegenwart und Vergangenheit schlechte Werke und böse Werke? Und würde ich dem zufolge, wenn ich auch von nun an alle Gerechtigkeit, vom Gesez erfordert, in mir und außer mir erfüllte (was jedoch unmöglich ist), nicht doch von wegen der Vergangenheit unter des Geseßes Fluch und Strafe bleiben? Wahrhaftig, das Gesetz kann mich nur verdammen; selig machen kann es mich nicht.

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Nein; wenn unter den Fügungen der zuvorkommenden Gnade dessen, der will, daß allen Menschen geholfen werde, und daß sie zur Erkenntniß der Wahrheit kommen, ein Innewerden der Nichtigkeit, worin er hienieden befangen steht, und ein Sehnen und Suchen nach dem ewigen Leben in dem Menschen erweckt ist; wenn durch das Gefeß die Erkenntniß der Sünde in ihm aufgegangen und ein Verlangen nach der Gerechtigkeit und dem Frieden: dann ist ihm das Evangelium nicht eine, nur in andere Worte gefaßte, erneuerte Gesegespredigt; es ist ihm die Botschaft der Liebe Gottes von Trost und Frieden, die Predigt des Heils, die Verkündigung einer allen Menschen Heil bringenden Gnade Gottes durch Jesum Chriftum, die

Sünde vergiebt, Schuld und Strafe erläßt, kraft eines neuen und höheren Lebens die Gabe des heiligen Geistes mittheilt, und selig und herrlich macht.

VI.

Apost. Gesch. XV, 12.

Die Rede des Apostels Petrus wirkte, wie die Wahrheit wirkt, wenn sie mit Ernst und Kraft, mit Liebe und Demuth in Einfalt vorgetragen und mit einem Herzen gehört wird, das sie liebet und suchet, und bereit ist sich belehren und Vorurtheile fahren zu lass sen; dann wirkt sie Klarheit der Ansicht und Einsicht, die vorher verworren und dunkel war, und Heiterfeit und Gewißheit in der reineren und tiefer begründeten Erkenntniß, und das macht den Menschen im Innersten seines Wesens stille.

Da schwieg die ganze Menge stille, heißt es; die ganze Menge, die wir doch vorher ziemlich unruhig fanden, und die sehr verschieden und uneins war in Meinung und Urtheil, und die so laut war in langem Wortwechsel, sich ihrer Freiheit ungehemmter Mittheilung ohne Furcht und Scheu bedienend; jezt sch wieg site, denn fie war überzeugt; sie war stille, denn sie war einig und ruhig in der erlangten, unzweifelbar richtigen Erkenntniß der Sache. Der Mann, der da geredet hatte, hatte so unpäpstlich wie möglich geredet; selbst frei, und mit Bestimmtheit sagend, was die Lehre und Sache forderte, jedem andern aber die Freiheit lassend, daß er auch rede, und widerspreche und frage und zweifle, so lange die eigne Seele es ihm so gebiete, würde er nun auch noch, nach seiner Rede, andre ruhig gehört, und Einwendungen und Fragen ruhig beantwortet haben, wie er vorher, ehe er redete, die andern alle reden und fragen ließ; aber alle schwiegen, denn alle waren überzeugt, und alle waren einig mit ihm in dem großen Schlusse seiner Rede: im Glauben felig zu wers den durch die Gnade des Herrn Jesu Christi, ohne Judenthum und ohne Gesez und ohne Verdienst.

Petrus hatte geredet; die Menge schwieg überzeugt stille, und war nun, in der richtigen Ansicht der Sache, die sie gefaßt hatte, willig auch noch andre zu hören, die etwa noch von andern Seiten her Licht über die Sache verbreiten, und die gefaßte Ansicht derselben als die einzig richtige bestätigen könnten. So hörte sie jezt willig und ruhig, als Paulus und Barnabas wieder auftraten und erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch

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