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keine andere Last aufgelegt werde, als nur diese nöthige Stücke: daß ihr euch enthaltet vom Gözenopfer, vom Blut, von Ersticktem und von Hurerei. Von welchen, so ihr euch enthaltet, thut ihr recht.

Was hier Gößenopfer heißt, ist dasselbe, was droben Unsauberkeit oder Gräuel der Gößen genannt wurde, den Juden um des Verhältnisses willen, worin es mit den Gözen stand, durchaus verhaßt. Das Fleisch, das von den Opfern, die man den Göttern darbrachte, übrig blieb, wurde zu Mahlzeiten verwendet, von denen die Heiden glaubten, daß sie ihren Göttern einen Dienst damit erzeig= ten, und dadurch mit ihnen in ein näheres Verhältniß kämen; diese Mahlzeiten waren in der Regel üppiger und schwelgerischer als andere und sie waren unsittlicher und zügelloser als andere. Solches Opferfleisch konnte man in heidnischen Städten auf dem Markte kaufen, und es war das gesuchteste, nicht nur weil es das beste war, sondern auch um jenes Aberglaubens willen. Wie die Juden das Essen von solchem Fleisch um ihres Haffes willen gegen den Gößendienst verabscheueten, so verabscheueten sie das Genießen des Erstickten und des Blutes aus Hochachtung gegen das göttliche Gesez. Die Hurerei war bei den Heiden keine Sünde; kein Gesetz der Religion und kein Gesez des Staats verbot sie. Die Religion der Heiden, nicht Anstalt der Wahrheit zur Erleuchtung und Beseligung des menschlichen Geschlechtes, vielmehr im Dienste der Sünde, im Dienste des Teufels zum Verderben der Menschheit, weihete und heiligte die Hurerei, und machte sie zu einem den Göttern wohlgefälligen verdienstlichen Werke; und so mußte denn auch der Staat, er mochte wollen oder nicht, dem Lafter alle Freiheit geben. Wie nun damals dem Juden, wenn er ein Christ geworden war, leicht noch lange etwas anhing und nachging von einem engen unfreien Wesen, von einer sich äußerlich überall zu erkennen gebenden Geseglichkeit, und von einem Wohlgefallen an sich selbst in dieser Geseßlichkeit; so hing dem Heiden jener Zeit, wenn er ein Christ geworden war, leicht noch lange etwas an von einer Freis heit, die zwar nun um des Geseßes Gottes willen das Lasterhafte verabscheuete, aber doch in Betreff mancher Dinge, wo es auf eine edlere und zartere Sittlichkeit ankam, nicht genug Gebundenheit an dieses Gesez eines edleren Wesens bezeugte. An dieser heidnischen Freiheit hatte der Jude zu tragen und zu dulden; sie war ihm zuwider. An dieser jüdisch - christlichen Strenge der Lebensweise hatte der Heide zu tragen, und konnte sich sogleich nicht darin finden. Doch war das Rechte und das Bessere unläugbar auf der Seite der Juden, denn da war die reinere und strengere Sittlichkeit.

Es war damals eine besondere Zeit, und es walteten ganz be

sondere Umstände ob. Die Christenheit stand in Gefahr, sich gleich in ihrem ersten Aufkommen zu trennen und sich in zwei großen wesentlich von einander verschiedenen Partheien zu verbreiten, die, wenn sie einmal, irregeleitet, in ein Partheiwesen hineingekommen wären, es fest= gehalten und verhindert hätten, daß das Christenthum niemals so einfach, so frei, so von Frieden und Liebe beseelt in der Welt hätte erscheinen können, als das doch nun, da diese Trennung und dies Partheiwesen durch die Weisheit der Apostel glücklich vermieden wurde, in dem ersten Jahrhunderte wirklich der Fall gewesen ist. Wer das nicht beobachtet, der beobachtet das Wesentliche nicht, worauf es beim Verstehen dieser Stelle ankommt.

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Wer aber wähnen könnte, die Apostel hätten dadurch, daß sie in dieser Verordnung die Hurerei zugleich mit jenen verbotenen Speisen erwähnen, sie für eine in sittlicher und religiöser Hinsicht eben so gleichgültige Sache erklären wollen, als jene verbotenen Speisen das find; oder: die ersten Christen aus den Heiden hätten diese apostolische Verordnung so verstehen können und müssen, der würde den Aposteln und jenen ersten Christen großes Unrecht thun und diese Geschichte lesen, wie keine Geschichte in der Welt gelesen sein will: ohne daß man sich, so viel es sein kann, in die Zeit, an den Ort und in die Umstände hineindenkt. Nein, jene Heiden, die nun Chriften waren, haben ohne alle Schwierigkeit erkannt, daß die Apostel sagen wollen: Ihr habt zwar als Christen die Freiheit, Gößenopfers fleisch und Ersticktes und Blut zu essen; aber esset es nicht, um der Liebe willen, weil eure Brüder aus den Juden, nicht im Christenthume sondern im Judenthume erzogen und aufgewachsen, unmöglich leben und umgehen können mit Menschen, die Gögenopfer essen und Ersticktes und Blut; der Hurerei aber, die als ein Laster schon durch das allgemeine und ewige Gefeß Gottes euch und allen Menschen, denen Gottes Gesez bekannt wird, verboten ist, enthaltet euch so viel sorgfältiger und strenger, damit nichts an eurem Wandel hafte, das den Argwohn der Geseglosigkeit erregen könnte.

Judas und Silas werden Propheten genannt - entweder weil sie die Gabe der Prophezeiung hatten, wie Agabus u. a., oder, weil sie mehr als andere der Schrift mächtig waren in tiefer klarer Erkenntniß, und die Gabe der Lehre, der Schriftauslegung und Unterweisung in vorzüglichem Maße befaßen. Als sie zu Antiochien sich ihres Auftrags entlediget hatten, kehrten ste nach Jerusalem zurück.

Es gefiel aber Silas, daß er da bliebe, sagt Lukas. Er reisete mit dem Vorsaz nach Jerusalem, von dort, so bald er der Gemeine, die ihn gesendet, von seiner Gesandtschaft Bericht erstattet, und etwa den Rath der Apostel vernommen haben würde, nach An

tiochien zurück zu kehren. Vielleicht daß er auf der Reise von Jerusalem nach Antiochien, und während seines Aufenthalts daselbst, mit Paulus und Barnabas in ein so inniges und vertrautes Verhältniß gekommen, daß er um des Umgangs willen mit diesen beiden Männern Antiochien Jerusalem vorzog.

Apoft. Gesch. XV, 35—40.

,,Paulus aber und Barnabas hatten ihr Wesen zu Antiochia, lehreten und predigten des Herrn Wort, sammt vielen andern.

Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnaba: Laß uns wieder umziehen, und unsere Brüder besehen durch alle Städte, in welchen wir des Herrn Wort verkündiget haben, wie sie sich halten. Barnabas aber gab Rath, daß sie mit sich nähmen Johannem, mit dem Zunamen Markus. Paulus aber achtete es billig, daß sie nicht mit sich nähmen einen solchen, der von ihnen gewichen war in Pamphilia, und war nicht mit ihnen gezogen zu dem Werk. Und sie kamen scharf an einander, also, daß sie von einander zogen, und Barnabas zu sich nahm Markum, und schiffte in Cypern. Paulus aber wählte Silan, und zog hin, der Gnade Gottes befohlen von den Brüdern.

IX.

Apost. Gesch. XV, 35-40.

Paulus und Barnabas hatten nun, nach ihrer Zurückkunft von Jerusalem, wieder ihr Wesen und Aufenthalt zu Antiochien; dort lehrten sie und evangelisirten des Herrn Wort, und mit ihnen viele andere. Vergl. Kap. 13, 1. Sie waren, was sie sein sollten, und thaten, was ihnen befohlen war; hielten mit Treue und Festigkeit, mit Muth und mit Demuth unverdroffen an ihrer Bestimmung, Diener und Verkündiger des Wortes Gottes unter den Menschen zu sein. Sie mischten sich nicht in die weltlichen und bürgerlichen Angelegenheiten der Stadt Antiochia, warfen sich nicht zu politischen Volksrednern auf, waren auch nicht Lehrer der Weisheit und Tugend, in einem Sinne wie das zu allen Zeiten in allen Ländern viele Menschen waren, und damals z. B. ihre Zeitgenossen, der Heide Seneca zu Rom und der Jude Philo zu Alexandrien waren,

und so viele gebildete und gelehrte Juden in ihrer Art das sein konnten. Weisheit und Tugend ist nicht das Eigne, und nicht das Höchste und Heiligste des Christenthums. Weisheit und Tugend ist vor dem Christenthume in der Welt gewesen; die Weisheit der unwissenden Menschen, die Tugend der fündlichen Menschen ist lange vor dem Christenthume in der Welt gewesen, und ist mit dem Christenthume zugleich und neben demselben unter Juden, Türken und Heiden, die von der Sache des Christenthums nichts wissen, vorhanden. Wenn es also nicht mehr ist und hat als das, so ist und hat es sehr wenig, oder nichts ihm Eignes; und wenn es auch den leichtesten und kürzesten Weg zu Weisheit und Tugend zeigte, so wäre es doch kein so großes Unglück, wenn andere auf anderen Wegen nur langsamer zu demselben Ziele gelangten.

Was die menschliche Vernunft nicht wissen kann, das weiß sie auch nicht; und es ist ihre größere Thorheit und ihre größere Sünde, wenn sie die Miene annimmt und sich geberdet, als wüßte sie auch das, was sie nicht weiß und was sie nicht wissen kann. Sie kann z. B. nicht wissen, was im Menschen ist, ohne Offenbarung des Menschen in Wort und Rede; sie kann nicht wissen, was in Gott ist (ja, sie weiß nicht und kann nicht wissen, daß ein Gott ist), ohne Gottes Offenbarung. In Gott sind Absichten ewiger Liebe mit den sündlichen und sterblichen Menschen, die Menschen und Engel nicht wissen konnten; die hat Gott als sein Geheimniß zuerst evangelisirt seinen Knechten, den Propheten; dann ist der Sohn Gottes in die Welt ge= kommen, und hat die Freudenbotschaft (Evangelium) von der Gnade und Liebe seines himmlischen Vaters verkündigt, und seine Apostel ausgesandt, diese Botschaft der Liebe, dies Evangelium der Gnade und des Heils in der Welt zu verkündigen, u. s. w. Das soll man lehren, und zwar in der rechten ursprünglichen Form, - als Evangelium. So machten es Paulus und Barnabas: sie lehrten und evangelisirten des Herrn Wort.

Die Unterweisung und Predigt dieser beiden erleuchteten, geistvollen Männer und ihrer apostolischen Gehülfen hatten unter dem Se= gen des Herrn großen Erfolg; die Gemeine befand sich in einem vortrefflichen Zustande: im Glauben der Wahrheit tief gegründet, in lauterer Erkenntniß ernst froh den Weg des Heils und Lebens wandelnd. Da fühlte Paulus, daß er anderswo nöthiger und nüßlicher sei, als zu Antiochia. Ihm war überhaupt jener apostolische Sinn in vorzüglichem Maße eigen, der das Christenthum im Blick auf das Ganze ansieht, der sich einzelner Menschen mit Liebe annehmen und fie auf der Seele tragen, und zugleich in Hinsicht auf das Reich Gottes für Länder und Völker Sorge tragen, zur Erleuchtung und Be=

feligung von Ländern und Völkern arbeiten und wirken kann. Rastlos thätig in dem Werke des Herrn, und unablässig bemüht zu pflanzen und zu bauen, zu gründen und zu stärken, und so viel möglich jede Gefahr von der zarten aufwachsenden Pflanze des Christenthums abzuwenden, sagte er zu Barnabas: Laß uns wieder umziehen, und unsere Brüder besehen durch alle Städte, in welchen wir des Herrn Wort verkündiget haben, wie sie sich halten; wie es bei ihnen steht um den Glauben, um die Liebe, um die Hoffnung, christlichen Sinn und Wandel, um Lehre und Leben!

Es ist angenehm und lehrreich, in dem Buche der Apostelgeschichte den ersten Keim und Anfang, Veranlassung und Richtung von so manchen kirchlichen Dingen, Verhältnissen, Aemtern, Ordnungen, Gebräuchen zu finden, die noch, wenn auch sehr und mannichfaltig geändert, vorhanden find. So finden wir Kap. 6. den Ursprung der apostolischen Stiftung der Diakonie, oder Almosenpflege, die noch bis auf den heutigen Tag in allen Gemeinen der christlichen Kirche ein wesentlicher Theil ihrer religiösen Einrichtung ist. In diesem Kapitel haben wir gewissermaßen das erste Concilium, oder, wenn auch keine eigentliche Kirchenversammlung im nachherigen kirchenhistorischen Sinne des Wortes, doch die erste christlich-kirchliche Versammlung. Und hier ist die erste Idee einer christlichen Kirchenvisitation. Damals waren zwar die Bande der Kirchengemeinschaft und kirchlichen Zucht und Ordnung in Geist und Wahrheit so viel inniger und enger geschlungen; aber nach außen waren sie auch desto loser und weiter. Da mußte eine solche apostolische Kirchenvisitation mächtig dazu helfen, daß nicht irgend eine einzelne Gemeine sich als die Kirche betrachte, sondern sich fühlend als Theil der allgemeinen untheilbaren Kirche, mit allen andern Gemeinen in Gemeinschaft, in gleichem Glauben, in gleicher apostolischer Lehre, wie überhaupt in christlichem Sinn und Wandel bleibe; und sie mußte verhüten, daß nicht ein Pfarrer in seiner Gemeine wie ein Bischof, und nicht ein Bischof in seinem Sprengel als Meister und Herr der Kirche sich benehme, und lehre und befehle und ordne in einer Weise meisterloser Willkür, die nothwendig das Verderben der Kirche sehr bald hätte herbeiführen müssen.

Der Vorschlag apostolischer Treue, Thätigkeit und Liebe konnte dem apostolischen Barnabas nicht anders als wohl gefallen; er war ihm aus der Seele gesprochen, und so genehmigte er ihn mit frohem Herzen. Aber indem die beiden heiligen Männer in diesem heiligen Vornehmen Ein Herz und Eine Seele sind, auch außer ihnen nichts vorhanden ist, das die Ausführung des heilsamen Werkes aufhalten und hindern könnte, hindern sie dem Anschein nach sich selbst, werden uneins und gehen auseinander.

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