ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

genommen zu werden, verholfen hat, beantwortet das nur durch drei Buchstaben getrennte Sade: er wurde geangelt, diente somit zur Nahrung; und da Angelfischerei im Meere nicht üblich ist, hat man teilweise an Fische von Binnengewässern zu denken. Auf ein Volk von Viehzüchtern also, bei dem gleichwohl Fischnahrung als Zukost beliebt war'), führt der Gedankenkreis, der in Namen und Bildern der Buchstaben umschrieben ist. Es wohnte in Zelten; und da sie naturgemäß ihre Wohnsitze nur, wenn es die Weideverhältnisse erforderten, zu wechseln pflegten, richteten sie sich in den Zelten auf Monate häuslich ein und umschlossen den Weideplatz ihrer Rinder- und Kamelherden in weitem Umkreis mit einem geflochtenen Zaun. Um ihre Geräte und Gefäße, Bedarfsgegenstände und Vorräte nicht sämtlich auf die Erde stellen zu müssen, statteten sie das Zelt mit Tragvorrichtungen aus, großen Ästen, deren weit abstehende Zweige als Gestelle dienten; auch an den Querhölzern des oberen Zeltraums wurde allerlei aufgehängt, wie das bekannte Zeltrelief von Kujundschik zeigt. Wenn die Zelte abgebrochen wurden, schnürte man die Habseligkeiten in Bündel zusammen und lud sie den Kamelen auf, die mit dem Hirtenstab angetrieben wurden. Auf den Wanderzügen und namentlich bei der Wahl einer neuen Niederlassung konnte es zum Kampf mit Nachbarstämmen kommen, der gewiß mit der seit alters in Vorderasien heimischen Waffe, Bogen und Pfeil, ausgetragen wurde: denn an Jagdbetrieb ist um so weniger zu denken, als die Schriftzeichen keine Andeutung jagdbaren Wildes enthalten. Das Kreuzzeichen war von Wichtigkeit, weil es in dem, wenn auch noch so unentwickelten Rechtsverkehr zur Beglaubigung diente: vgl. Sethe 1916, 143. Von den Körperteilen des Menschen hat nur der Oberleib, besonders der Kopf, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er wird von der Seite und von hinten dargestellt, außerdem das Auge, der Zahn, der Mund, endlich Arm und Hand; keine Spur einer Rücksicht auf das Geschlechtsleben, das bei vielen Naturvölkern einseitig in den Vordergrund tritt.

Die Schrift wird von der überwiegenden Überlieferung des Altertums als phönizisch bezeichnet. Da aber die Phönizier schon im 2. Jahrtausend v. Chr. ein seetüchtiges Handelsvolk waren, so wäre es in hohem Grade befremdlich, wenn ein Angehöriger dieses Volkes die Bilder fast ausschließlich dem Nomadenleben entlehnt, nicht im geringsten Tätigkeit und Umwelt des Seefahrers einbezogen, nicht einmal ein Schiffbild aufgenommen hätte. Zudem steht fest, daß die Phönikier, so gewandte Handelsleute sie waren, sich keineswegs durch Erfindungsgabe auf geistigem Gebiet auszeichneten. Demgemäß wird sich der alte, noch von Nöldeke 2) verteidigte Glaube an die phönizische Erfindung der Lautschrift, die der 1) Vgl. Benzinger, Hebräische Archäologie2 68.

2) Beiträge zur semitischen Sprachwissenschaft 1904, 135.

griechischen zugrunde liegt, nicht halten lassen '); sondern die Phönizier waren in diesem Falle wie in allen anderen lediglich die Vermittler). Erfunden hat diese Schrift (trotz der Bedenken Lidzbarskis Ephemeris I 111) ein weiser Mann eines im Hinterlande Phönikiens, vielleicht im Jordantal umherwandernden Volkes von Viehzüchtern, der in unmittelbarer Anlehnung an ältere Versuche wie den durch die Sinaischrift bezeugten und in mittelbarer oder unmittelbarer an die ägyptischen Hieroglyphen es unternahm, eine seiner Muttersprache angemessene Schrift zusammenzustellen. Die stammverwandten Phönikier erkannten den Wert der Schöpfung, übernahmen sie und brachten sie zu den Griechen. Sollte das Volk. dem jener Weise angehörte, das der Israeliten gewesen sein? Auch Sethe 1916 137 wirft diese Frage auf, an die er von ganz anderen Voraussetzungen herankommt, entscheidet sich jedoch für die Hyksos, die in Ägypten die Vorteile der Schreibkunst kennen gelernt hätten und nach ihrer Vertreibung auf Ersatz bedacht gewesen seien; aber hätten die Hyksos, die nach Sethe 1373 das Pferd in Ägypten einführten, ihm nicht ein Plätzchen in der Buchstabenreihe gegönnt? Überhaupt ist ein so hohes Alter der zu den Griechen gekommenen Schrift mehr als zweifelhaft, wenn gleich die Sinaischrift in jene Frühzeit zurückzureichen scheint; vgl. Lehmann-Haupt a. a. O. S. 70 ff.

Ein ungelöstes Rätsel bildet die Anordnung der Buchstaben, in der unverkennbar zwei Grundsätze miteinander in Widerstreit liegen, die Verwandtschaft der Laute und die sachliche Zusammengehörigkeit der Bilder. Längst bemerkt ist natürlich die Folge von Lippenlaut. Kehllaut, Zahnlaut, die nicht bloß in bet gaml delt erscheint, sondern in wau - het tet und in pe qof -taw wiederkehrt; und jedesmal geht der Gruppe ein Stimmlaut unmittelbar voran: alf, he, ain. Auch die Reihe lamd mem nun kann nicht Werk des Zufalls sein. So haben denn schon Taylor, The alphabet I 192 ff. und unerlaubt kühn Flinders - Petrie), den Larfeld1) schlagend widerlegte, eine ursprüngliche Lautreihe herzustellen versucht. Nicht minder augenfällig aber sind die sachlichen Beziehungen vieler nebeneinander oder doch nahe beisammen stehender Zeichen: während die erste Hälfte des Alphabets den Lebenseinrichtungen gewidmet ist,

1) Auch Lehmann-Haupt a. a. O. S. 77 erschien es früher „keineswegs ausgeschlossen wenn natürlich auch keineswegs sicher, daß gerade die Phönizier, die nachmals das Alphabet zu den Griechen brachten, auch diejenigen waren, die seine Grundprinzipien den Ägyptern abgelauscht und seine Gestaltung vollzogen hatten, wie es die Tradition des Altertums will". Er neigt sich aber nunmehr, wie er mir mitteilt, meiner Ansicht von der Entstehung innerhalb eines in Kanaan wohnenden Nomaden-Volkes zu (vgl. schon S. 76 seiner Abhandlung). 2) Bauer-Leander, Gramm. der hebr. Sprache I 69f.

3) The formation of the alphabet (British School of Archaeology in Egypt III). 4) Berliner philologische Wochenschrift 1913, 1112 ff.

enthält die zweite hauptsächlich Namen menschlicher Körperteile: einerseits Rind Kamel, Haus Tür, Gitter, Zeltpflock Zaun, Wasser, Fisch, andererseits Arm, Hand, Auge, Mund, Hinterkopf, Gesicht. In dieses Gewirre Ordnung bringen zu wollen, wäre vergebliche Mühe. Am ehesten läßt sich die Zerreißung einheitlicher Lautgruppen, deren Gleichmäßigkeit zweifellos beabsichtigt war, damit erklären, daß eine planmäßige Anordnung einer verständnislosen Überarbeitung unterzogen wurde1). Der Semit, der das Mutteralphabet der griechischen Schrift schuf, stützte sich auf ein älteres, vielleicht aus der Sinaischrift hervorgegangenes Alphabet, wo die Buchstaben nach ihrem Lautwert angeordnet waren; da er aber den Grundgedanken dieser Anordnung nicht erkannte oder nicht zu würdigen wußte. richtete er sich nach der sachlichen Zusammengehörigkeit der Bilder, worauf er durch zufällige Nachbarschaft verwandter Begriffe in seiner Vorlage (bet delt, mem nun, ain pe) aufmerksam geworden sein kann. Von den ursprünglichen Lautgruppen sind am deutlichsten erhalten lamd mem nun und alf bet gaml delt. Da aber in den dieser ähnlichen Gruppen he wan het tet und ain pe tau beidemale qof unmittelbar nach dem Lippenlaut ein Zischlaut steht, zai und șade, dessen nachträgliche Einschiebung sich schwer, keinesfalls mit der Bedeutung des Bildes erklären ließe, so vermute ich, daß auch in der Gruppe alf bet gaml delt ursprünglich dem Lippenlaut ein Zischlaut folgte: schin. Die Versetzung von schin an seine jetzige Stelle wurde gleichzeitig mit der von rosch, das sich ursprünglich an lamd mem nun angeschlossen haben mag, vorgenommen, weil das Bild des Hinterhauptes qof die nächst verwandten (rosch Gesicht und schin Zahn) an sich zog. Somit ergeben sich für das Alphabet, das als Vorbild diente, drei fünfgliedrige Gruppen gleicher Art (alf bet (schin) gaml delt, he wau zai het tet, ain pe sade qof taw) mit je cinem Zischlaut in der Mitte, denen sich ungezwungen die fünfgliedrige Gruppe lamd mem nun semk (rosch) zur Seite stellt. Die Mitte des ganzen Alphabets zwischen je zwei der ursprünglichen Fünferreihen nimmt das Bilderpaar jod und kaf (Arm und Hand) ein.

Wenn also auch noch nicht alles zu letzter Klarheit geführt werden kann, so enthüllt doch eindringende Betrachtung des Ursprungs der Buchstabenschrift und der ursprünglichen Anordnung der Buchstaben ein ansehnliches Stück Kulturgeschichte von Zeiten und von Ländern, für die andere Quellen spärlich fließen.

Innsbruck.

1) Vgl. Bauer-Leander, Gramm. I 65.

318

Zu Herodot.

Von Victor Ehrenberg1).

I.

Zu Herodots Angaben über die Gestalt Ägyptens.

Das Beste, was über H.'s ägyptischen Aufenthalt bisher geschrieben. ist, ist unstreitig das Buch von C. Sourdille, La durée et l'étendue du voyage d'Hérodote en Egypte. Paris 1910. Nach den verschiedensten Seiten hin hat dies Buch die Dinge geklärt 2). Aber in einigen wesentlichen Punkten scheint es mir doch der Korrektur oder der Ergänzung zu bedürfen.

[ocr errors]

1. Zu Herodots Längenangaben.

Eine Reihe der von Sourdille gegebenen Darlegungen haben als wichtigste oder einzige Grundlage den Satz. den er so formuliert (S. 107): Le compte par stades n'est qu'une évaluation indirecte fondée sur la durée d'un voyage. Dieser Satz ist Dieser Satz ist zum mindesten in dieser Allgemeinheit falsch. Sourdille oder Leake"), dem er folgt, ziehen jenen Schluß aus IV, 86, wo H. tatsächlich seine Längenangaben so ausrechnet, daß er die Reisedauer mit der durchschnittlichen Tagesstrecke multipliziert. Es ist das eine Ausrechnung, die (wie schon Leake richtig sah) nur bei einem einheitlichen täglichen Grundmaß verallgemeinert werden kann. Aus V. 53 schließt Leake auf ein solches von 150 Stadien für Reisen zu Lande, und Sourdille aus II, 9 auf eins von 540 Stadien für Schiffsreisen. Demgegenüber gibt H. selbst aber in IV, 101 eine tägliche Landreise von 200 Stadien an und in IV, 86 Tag- bezw. Nachtseereisen von 700, bezw. 600 Stadien, in II, 158 dagegen eine Tageswasserfahrt von nur 200 Stadien !4) Es geht also wirklich nicht an, mit irgendeiner dieser Zahlen als einem festen Grundbegriff zu operieren, da man doch nicht gut Spezialgrundmaße“ für jedes einzelne Land und Gewässer annehmen kann. Ich will gern zugeben, daß gelegentlich (auch, wo es nicht ausdrücklich gesagt wird) eine derartige Rechnung bei H. vorliegen kann; aber öfter wird er Maßangaben von mehr oder weniger großer Genauigkeit aus seinen mündlichen oder schriftlichen Quellen geschöpft oder sie selbst geschätzt haben.

1) Geschrieben im Sommer 1914. 2) Vgl. Jacoby, RE Suppl. II, S. 262. 3) Journal of the Royal geographical Society of London IX (1839).

4) Letzteres auf dem Kanal Nechos, was sich besser mit dem Nil ver

gleichen läßt als die Seereise. Über II, 158 vgl. unten.

Die Stelle nun (II, 9), aus der Sourdille sein Grundmaß von 540 Stadien schöpft, ist für ein genaues Zahlenergebnis denkbar ungünstig. Von Heliopolis nach Theben fährt man 9 Tage lang aufwärts. Es sind 4860 Stadien Weges, da es 81 Schoinoi sind." Dieser letzte Zusatz allein beweist, daß H.'s Grundmaß gar nicht eine Anzahl Stadien, sondern Schoinoi sein müßte1). Aber lassen wir das beiseite. Daß die Längenangabe von 4860 Stadien 863 km2) statt in Wahrheit 723,5 km)

[ocr errors]

1) Zweifellos ein ganz anderes Schoinosmaß liegt II, 29 vor, wo die Fahit durch den Dodekaschoinos, dessen Länge Roeder (Klio XII, S. 73) auf etwa 110 km angibt, vier Tage beansprucht (vgl. S. 320, Anm. 2). Vgl. das interessante, wenn auch sehr hypothetische Buch von W. Schwarz, Der Schoinos: Berl. Studien f. klass. Philol., 1894. Eine sehr scharfe Kritik Lehmann-Haupts in der Wochenschrift für klass. Phil. XII (1895), Nr. 5—7. [Nach erfolgter Drucklegung dieses Aufsatzes weist mich freundlicherweise Prof. Lehmann-Haupt brieflich darauf hin, daß er schon längst (a. a. O. S. 180 f.; Verh. Berl. Anthr. Ges. 1892, S. 418 f.; Akten des VIII. Orientalisten-Kongresses II B, S. 229; RE Suppl. III, S. 594) erkannt habe, daß H. den tatsächlich nur 30 Stadien langen Schoinos (den babylonischpersischen Stundenweg) mit dem älteren von 60 Stadien (dem Doppelstundenweg), den er irrtümlich für ein ägyptisches Maß halte, verwechselt habe. Diese Erkenntnis, deren Richtigkeit nachzuprüfen ich zumal nach fünfjähriger Arbeitsunterbrechung außerstande bin, zwänge dazu, H.'s Maße, soweit sie auf ozoīvo zurückgehen, um die Hälfte zu verkleinern. Aber damit würden wir z. B. in II, 9 nur statt der zu großen Zahl eine erhalten, die zu klein ist, während allerdings einzelne vorher unverstandene Stellen nun begreifbar würden. Außerdem ist Lehmann-Haupt gezwungen, das im Dodekaschoinos vorliegende abweichende Maß damit zu erklären, daß hier ein einheimisches, ägyptisches Maß von den Griechen durch das Wort Schoinos wiedergegeben wurde“; er muß also hier die als irrig bezeichnete Ansicht H.'s vom Zusammenhang zwischen Schoinos und einem ägyptischen Maß zugestehen. Jedenfalls haben wir keinen festen Boden unter den Füßen. Ohnedies aber bleibt für meine weiteren Untersuchungen dieses Problem belanglos, da sie nicht auf Maßangaben, sondern auf der Ortsbeschreibung H.'s basieren.]

=

2) Ich setze H.'s Stadion (mit Sourdille) als das attische 177,6 m. Möglich ist aber auch, daß er das persische 197 m benutzte (so Schwarz a. a. O. S. 25 ff.). Dann würden die durchgängig zu großen Angaben noch stärker von der Wirklichkeit abweichen. Nach Fertigstellung meiner Arbeit erschien in dieser Zeitschrift (1914, Heft 3) ein Aufsatz Westbergs, der als H.'s Stadion das sog. Schrittstadion annimmt (= 148, 5 m, nach Westberg 148, 85 m) und dadurch verschiedene Längenangaben H.'s mit der Wirklichkeit in Einklang bringt. Er hat es wahrscheinlich gemacht, daß bei H. neben dem attischen und dem persischen noch dieses dritte Stadion angewendet war. Diese Tatsache aber und die hoffnungslos divergierenden Ansichten der Gelehrten in metrologischen Dingen neuerdings nimmt noch O. Viedebantt (Klio 1914, Heft 2 und Rhein. Mus. 69, 3 [1914]) ein Stadion von 157, (159, 8) m machen es zur Pflicht, bei geographischen Untersuchungen nicht von den Maßen und Zahlen auszugehen, sondern von den Objekten.

[ocr errors]

an

[ocr errors]

3) Sämtliche modernen Angaben stammen aus Baedekers Ägypten, 19137. Obige Zahl ergibt sich aus der Addition der täglichen Dampferfahrten.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »