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Um aus der verzweifelten Lage, da die Legionare, insbesondere die zahlreich unter ihnen vorhandenen Rekruten, schon unruhig wurden und sich ängstlich nach dem Oberbefehlshaber umsahen (omnium tamen animi in terrorem coniecti et maxime tironum; circumspicere enim Caesarem), herauszukommen, gab es nur zwei Mittel, entweder mußte man verschildet, wie man war, im Gleichschritt den Rückweg in das Lager erzwingen oder gleichzeitig in der Front und im Kehrt zum Angriff übergehen. Davon war das erstere bei einer Entfernung von 3000 Passus oder 412 Kilometern äußerst schwer ausführbar, also wählte Cäsar das andere. Dazu aber bedurfte es, abgesehen von genauer Richtung in Reihe und Glied, vor allem der Wiederherstellung des Gefechtsabstandes. Auch durfte man mit Aussicht auf Erfolg den Angriff nur wagen, wenn die Front derjenigen des Feindes gleichkam oder sie wohl noch überragte. So ließ Cäsar im Flankenmarsch von der Mitte unter Sicherung der Außenseite durch den Schild') die Schlachtlinie lockern (iubet aciem in longitudinem quam maximam porrigi). Die unmittelbare Folge davon war, daß sie mit den Flügeln den Ring des Feindes, der einem ernstlichen Kampf mit Schwerbewaffneten aus dem Wege ging, und durch die weite Ausdehnung seiner Gefechtslinie sich selber geschwächt hatte, durchbrach (ita coronam hostium dextro sinistroque cornu mediam dividit), was wohl verständlich ist, wenn die Front der Cäsarianer bei einer Kohortenbreite von etwa 45 Schritten deren 1350 gemessen hatte und nun im Zeitraum von längstens 10 Minuten auf 2700 anwuchs. Das in Rede stehende Verfahren ist auch sonst nicht ohne Beispiel; Cäsar selbst hatte es, woran schon Heller) erinnert, in der Nervierschlacht3) angewandt. Auf dieselbe Weise suchte Crassus bei Carrhae der drohenden Einkreisung vorzubeugen 1), desgleichen Agricola im Kampf mit den Britanniern am Berge Grampius 5). Nun wäre es augenscheinlich das Einfachste gewesen, je eine Hälfte der vorhandenen Glieder zum frontalen Angriff vorgehen zu lassen. So wären jedoch die taktischen Verbände zerrissen worden, und überdies hatte jeder Manipel nur eine Fahne, die sich ad hoc nicht teilen ließ. Darum zog der Feldherr kurz entschlossen die Kohorten der geraden Nummer rückwärts aus der Linie (alternis conversis cohortibus), wobei ihre vorderen Glieder, die bisher in Front gestanden hatten, kehrt, die hinteren Glieder der Kohorten un

1) Liv. XXII, 50: translatis in dextrum scutis; Pol. III, 74: 90ooι μɛr' doqakɛias. S. Die römische Taktik usw. S. 158.

2) Heller a. a. O. S. 576.

3) Caes. b. g. II, 25.

4) Plut. Crass. 23: ὁ δὲ Κράσσος ἐξεπλάγη παντάπασι καὶ διὰ σπουδῆς οὐ πάνυ καθεστηκὼς παρέταττε, πρῶτον μὲν, ὡς οἱ περὶ Κάσσιον ἠξίουν, ἀραιὰν τὴν φάλαγγα τῶν ὁπλιτῶν ἐπὶ πλεῖστον ἀνάγων τοῦ πεδίου πρὸς τὰς κυκλώσεις, τοὺς δὲ ἱππεῖς διανέμων τοῖς κέρασιν.

5) Tac. Agric. 35: diductis ordinibus.... porrectior acies.

gerader Nummer aber, die bisher im Kehrt gestanden hatten, wieder Front machten. Die dadurch geschaffenen Lücken zwischen den Kohorten wurden durch Eindoppeln aus der Tiefe und nochmaliges Lockern in der vorderen Linie nach links, in der anderen nach rechts geschlossen, während in das sich nun öffnende Intervall zwischen beiden die Reiter und Bogenschützen einrückten und, entsprechend verteilt, wahrscheinlich hinter den Flügeln Stellung nahmen. So in den Flanken zur Not gesichert, ging Cäsar mit der vorderen Gefechtslinie zum Angriff gegen das feindliche Zentrum vor und schlug es mit Pilensalven in die Flucht (unam partem ab altera exclusam equitibus intrinsecus adortus cum peditatu telis coniectis in fugam vertit). Dabei scheinen die Reiter gar nicht mehr zur Aktion gekommen zu sein, was man nach dem bereits Gesagten und einer Notiz des Berichterstatters im Kapitel 18: equites iumenta ex nausea recenti, siti, languore, paucitate, vulneribus defatigata ad insequendum hostem perseverandumque cursum tardiora haberent, begreift, zumal da Cäsar, auf dem Rückmarsch zum Lager von neuem angegriffen, sie schließlich wieder hinter die Kohorten zurücknahm (equitibus cohortibus circumdatis). Daher und weil er vor allem sein in zwei divergierende Schlachtlinien geteiltes Heer wieder sammeln muß, nimmt er von einer Verfolgung, die ohnehin für ihn mit Getahren verknüpft gewesen wäre, Abstand (neque longius progressus veritus insidias) und geht in die frühere Stellung zurück, wo er sich mit der anderen Linie sowie den sie begleitenden Reitern und Bogenschützen, die inzwischen gleichfalls den Feind angegriffen und geworfen, dann aber wie er selbst sich zurückgezogen hatten (idem altera pars equitum peditumque Caesaris facit) vereinigt (se ad suos recepit). Darauf tritt er in Schlachtordnung den Rückmarsch zum Lager an (his rebus gestis . . . ad sua praesidia sese, sicut erat instructus, recipere coepit).

So nur kann sich die von dem Verfasser des bellum Africanum mitgeteilte Begebenheit zugetragen haben1). Denn der Umstand, daß die Zahl der Glieder dabei auf die Hälfte herabsank, also beim Angriff deren nur 4 bis höchstens 6 vorhanden waren, erregt kein Bedenken; sind doch die Schlachthaufen der Prinziper und Hastaten zur Zeit der Manipularstellung auch nicht tiefer gewesen, und hier hatte Cäsar es lediglich mit Reitern und Leichtbewaffneten zu tun, die den Kampf mit schweren Fußgängern scheuten. Nicht deswegen also war der Angriff ein Wagestück, sondern weil er ohne hinlängliche Flanken- und Rückendeckung unternommen wurde; denn die ohnehin schwache Reiterei war bereits verbraucht und infolge der erlittenen Niederlage demoralisiert, die 150 Bogen

1) So habe ich die Stelle schon in meiner Abhandlung Zur Schlachtordnung der Manipulare im Rhein. Mus. für Philol. N. F. LXV, 1910, S. 135 f. erklärt; vgl. Die römische Taktik usw. S. 92.

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schützen aber kamen nicht in Betracht. Cäsar würde sich zumal mit einem Heere, darin viele Neulinge waren, die der vorangegangene Kampf bereits auf eine harte Probe gestellt hatte, auch schwerlich dazu entschlossen haben, wenn die Not ihn nicht gezwungen hätte. Daß er glückte, erklärt sich abgesehen von dem Charakter der beiderseitigen Streitkräfte wohl hauptsächlich aus der Überraschung des Feindes, der seinen Augen nicht trauen mochte, als er die Cäsarianer zuerst ihre Front auf das Doppelte dehnen, dann sich teilen und in zwei Schlachtlinien entgegengesetzter Richtung heranmarschieren sah. Staunen wir selbst doch über die Kühnheit des Unternehmens, das wie kaum ein anderes Zeugnis ablegt für die Geistesgegenwart eines der größten Feldherren aller Zeiten und für die beispiellose Schlagfertigkeit seines Heeres.

Zum Schluß komme ich auf die den Worten alternis conversis cohortibus folgende Notiz ut una post altera(m) ante signa tenderet zurück. Sie hat, wie wir sahen, sehr verschiedene Deutungen erfahren. Ich selbst schlage, wie bereits angedeutet, unter Billigung der Lesart Ablancourts die nachstehende vor: Allgemein zugegeben wird, daß die Fahnen in der Bewegung geführt haben, beim Beginn des Kampfes aber hinter das letzte Glied zurückgenommen wurden; so war es auch hier. Während die Kohorten im orbis sich gegen die Angriffe des Feindes nur verteidigten, standen die Feldzeichen gewiß sämtlich in der Mitte, ohne daß sie darum die ursprüngliche Front zu ändern brauchten. Sobald aber angetreten wurde, mußten sie in beiden Treffen führen, das heißt diejenigen des ersten zogen vor dem ersten, diejenigen des zweiten vor dem letzten Gliede ihrer Schlachthaufen; mit anderen Worten: jene hatten Manipel und Kohorten hinter sich, diese im taktischen Sinne vor sich. Wurde wieder halt gemacht, so war das Verhältnis umgekehrt; es standen die Fahnen des ersten Treffens hinten und hatten ihre Schlachthaufen vor sich, diejenigen des zweiten im taktischen Sinne vorn und hatten die Schlachthaufen hinter sich. Damit ist das una post, altera ante signa erklärt, und man sollte aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Danzig-Langfuhr.

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Marathon und die persische Taktik.

Von Hans Delbrück.

Meine Untersuchungen über die Geschichte der Kriegskunst setzten einst nicht, wie es bis dahin üblich war, bei Homer ein, sondern bei Marathon. Von hier ab sind unsere Quellen derart, daß sich die Taktik wie die Strategie in allen ihren Abwandlungen bis auf die Gegenwart mit Sicherheit verfolgen lassen. Da Marathon der Ausgangspunkt ist, so ist die Rekonstruktion dieser Schlacht nicht nur für sie selbst, sondern auch für alles weitere von erheblicher Bedeutung. So oft das Problem schon behandelt worden ist, so muß ich jetzt doch noch einmal darauf zurückkommen, da Kromayer eine neue Lösung aufgestellt hat '), und wenn sie von der Wissenschaft angenommen würde, sehr erhebliche Stücke in meiner Geschichte der Kriegskunst umgebaut werden müßten.

Ich habe Marathon aufgefaßt als eine Defensiv-Offensivschlacht. Die griechische Hoplitenphalanx wartete in einer auf beiden Flügeln angelehnten Stellung den Angriff der Perser ab und schlug sie, indem sie aus dieser Verteidigungsstellung zum Angriffstoß vorging. Eine solche DefensivOffensive mit durch das Gelände geschützten Flanken war nach meiner Auffassung die einzige Art, wie die Athener den Sieg gewinnen konnten, da bei einer Schlacht in der freien Ebene die persischen Reiter ihnen die Flanke abgewonnen hätten, und die athenische Bürgerwehr in ihrer einfachen Phalangenaufstellung einem solchen Angriff nicht gewachsen war. Den passenden Platz für eine solche Aufstellung glaube ich zu sehen in einem Seitental der marathonischen Ebene, wo heute das Dorf Vrana liegt 2).

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Kromayer verwirft nun diese Rekonstruktion aus zwei Gründen. Erstens stehe sie im Widerspruch mit dem Grabhügel der Athener, dem 1) Drei Schlachten aus dem Griechisch-Römischen Altertum von Johannes Kromayer. Des XXXIV. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der sächsischen Akademie der Wissenschaften Nr. V. Leipzig, bei B. G. Teubner, 1921. Die drei Schlachten sind außer Marathon Allia und Caudium. 2) Herodot hebt hervor, daß die Front der Athener die gleiche Länge hatte, wie die persische. Das ist der Sache nach richtig, da ja die Flankenanlehnung die Perser verhinderte, den Gegner zu überflügeln. Der Ausdruck aber läßt merken, daß Herodot die ihm gewordene richtige Information nicht ganz verstanden und sich den Grund, weshalb die Perser nicht überflügelten, nicht klargemacht hat.

Soros, der 112 km (8 Stadien) von dem Eingang des Vranatals entfernt liege, und zweitens decke eine Stellung der Athener im Vranatal nicht den Hauptausgang aus der Ebene, im Süden, der davon 2 km entfernt sei. Wenn die Athener ihre Gefallenen auf dem Schlachtfelde beisetzen wollten: welches war der natürliche Platz? Ich habe angenommen, daß die Athener die Toten zusammentrugen an die Stelle, bis wohin die Schlacht sich erstreckt hatte, wo der letzte der Gefallenen lag. Dieser Platz war um so mehr der gegebene, als ja auch bei den Schiffen noch eine Anzahl Athener gefallen waren, deren Leichen zu den anderen zurückgetragen werden mußten. Der Endpunkt des Hauptgefechts ist also zugleich der ideelle Mittelpunkt der Gesamtschlacht, und so die gegebene gemeinsame Grabstätte. Mit dieser Annahme erklärt sich auch am besten die Erzählung Herodots, die Athener hätten die Perser in einem Laufschritt von 8 Stadien angegriffen. Daß diese 8 Stadien eine Unmöglichkeit sind, ist heute allgemein anerkannt. Die Erzählung muß aus irgend einem Mißverständnis entstanden sein, und dieses Mißverständnis ist nicht so schwer zu erraten. Wie alle Besucher des Schlachtfeldes noch heute, hat auch Herodot auf dem Soros gestanden, und sich erzählen lassen: bis hierher sind die Athener vorgestürmt; das sind acht Stadien von ihrer Stellung. Herodot verstand das: „im Ansturm"; gemeint war: in der Durchführung der Schlacht und in der Verfolgung. Kromayer nennt diese meine Darlegung wunderlich. Mir scheint sie nicht nur nicht wunderlich, sondern recht natürlich, und jedenfalls nicht weniger wahrscheinlich als die Möglichkeit, für die sich Kromayer entscheidet. Er meint, das Gegebene sei, daß die Toten dorthin zusammengeschleppt worden seien, wo die meisten Gefallenen lagen; das wäre im Zentrum des ersten Zusammenstoßes gewesen. Das ist gewiß nicht ausgeschlossen, aber keineswegs zwingend. Es mag auch sein, daß besonders viele Athener erst in einem etwas späteren Stadium der Schlacht gefallen sind, als die beiden Flügel einschwenkten und die Perser, die sich tapfer wehrten, in die Mitte nahmen. Ganz besonders aber fällt ins Gewicht, daß das Zentrum des ersten Zusammenpralls für das Ehrengrab deshalb so ungeeignet wie möglich war, weil ja gerade auf diesem Teile des Schlachtfeldes die Athener keine besondere Ehre eingelegt hatten, sondern gewichen waren. Statt meine Auffassung einfach als „wunderlich“ abzutun, hätte Kromayer dieses Argument nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen. Ich will es meinerseits nicht als zwingend ausgeben, jedenfalls aber haben meine Argumente so viel Gewicht, daß nicht gesagt werden darf, die andere Auslegung sei die einzig mögliche.

Der zweite Einwand Kromayers ist, daß die Athener durch eine Stellung im Vranatal den Hauptausgang aus der marathonischen Ebene nicht gedeckt hätten; die Perser hätten also, ohne die Athener in ihrer

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