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Verfolgung fortzureißen, habe ich eine amüsante Erzählung Friedrichs über den Ausgang der Schlacht bei Soor angeführt. Solche Verfolgungen sind ja auch sehr selten in der Kriegsgeschichte. Kromayer aber will, daß bei Marathon die Verfolgung in einem Zuge fortgegangen sei. Da ist nun aber die geringe Beute der Griechen unerklärlich. Kromayer verlegt deshalb in direktem Widerspruch mit den Quellen den letzten Kampf an den Eingang des Schiffslagers, den er sich befestigt vorstellt. Dieser Kampf verschafften dem Gros der Perser jene Zeit zur Einschiffung. Bei mir findet er es unerklärlich, weshalb die Verfolgung in der Gegend des Soros „plötzlich“ aufgehört haben soll. Das Wort „plötzlich" steht nicht in meinem Text, auch nicht dem Sinne nach. Jede durchgekämpfte Schlacht und jede Verfolgung, es sei denn, daß sie auf ein Hindernis stoße, hört nicht plötzlich, sondern allmählig auf. Nicht anders habe ich mir das vorgestellt und anders kann es auch nicht gewesen sein. Eine Hopliten-Phalanx, noch dazu Bürgerwehr, die 11/2 km weit fechtend und verfolgend vorgedrungen ist, ist aufgelöst, ist mit ihren Kräften ziemlich erschöpft und bedarf einer Atempause. Kromayer meint, bei Platää sei es anders gewesen; da habe die Verfolgung unmittelbar bis zum persischen Lager geführt. Aber erstens ist diese Feststellung doch keineswegs so ganz sicher, und zweitens hatte ja bei Platää ein großer Teil des griechischen Heeres entweder gar nicht oder so gut wie gar nicht gefochten. Platää bildet also keinen Gegenbeweis, und da sowohl der Kampf an den Schiffen wie die geringe Beute keinem Zweifel unterliegen, dazu von einem Kampf an dem Lagercingang oder an dem noch davor liegenden Bach Charadra kein Wort berichtet wird, so bleibt als einzige Auffassung, die mit den Quellen vereinbar ist und der Natur der Dinge entspricht, daß die Schlacht in zwei getrennte Akte zerfallen ist. Die Zusammenziehung in einen fortlaufenden Akt, wie Kromayer sie vorschlägt, ist gerade bei seiner Auffassung, die die Schlacht näher dem Schiffslager in die Ebene verlegt, am allerwenigsten durchführbar, da die Beute der Athener dann notwendig hätte größer sein müssen, namentlich die Perser unmöglich alle ihre Pferde hätten retten können. Es wäre ja denkbar, daß sie sie selber sämtlich abgestochen haben, ehe sie in die Schiffe gingen, aber ein solcher Akt hätte doch wohl in der griechischen Überlieferung irgend eine Spur hinterlassen, und immer würde es unverständlich bleiben, daß die Griechen nicht mehr Schiffe erbeuteten.

Kromayer macht mir und ich mache ihm den Vorwurf, willkürlich mit den Quellen umzugehen. Die Entscheidung, wer bei dieser gegenseitigen Anklage im Recht ist, wird letzten Endes davon abhängen, wer im Technischen, dem Taktischen und Strategischen, die tieferen Kenntnisse und das geschultere Urteil hat. Denn nur mit Hilfe der Sachkritik kann die Quellenkritik richtig gehandhabt und von jeder Willkür befreit werden.

Marathon gibt für unseren Gegensatz ein Schulbeispiel. Wir sind beide darin einig, den Acht-Stadien-Laufschritt als eine technische Unmöglichkeit zu verwerfen. Wir verwerfen auch Beide die Erzählung Herodots, daß die mehrtägige Verzögerung der Schlacht verursacht sei durch den Ehrgeiz des Miltiades, der die Schlacht an dem Tage schlagen wollte, wo er nicht nur sachlich, sondern auch formell das Kommando hatte. Kromayer aber läßt von diesem Volksmärchen die Tatsache stehen, daß Miltiades die Schlacht beschlossen, und schließt daraus weiter, daß er eine Offensivschlacht geschlagen habe. Ich halte aus technisch-taktischen Gründen die Offensivschlacht für unmöglich, gehe also in diesem Punkt tatsächlich in der Verwerfung der herodoteischen Überlieferung einen Schritt weiter als Kromayer. Kromayer wiederum verwirft, weil die Konsequenz seiner Auffassung dazu zwingt, den Kampf an den Schiffen. Diese Korrektur der Überlieferung scheint mir methodisch unerlaubt und willkürlich, weil kein Grund abzusehen ist, weshalb die Volksphantasie gerade diese Kampfesbilder hätte erfinden sollen, wenn der wirkliche Kampf an der Charadra und an dem befestigten Lagereingang stattgefunden hätte. Die falsche Vorstellung von der persischen Taktik führt zwangsläufig zu der falschen Quellenbehandlung. Die Vorstellung von der persischen Taktik, wie ich sie vertreten habe, nötigt an keiner Stelle zu einer Abweichung von der Überlieferung, die nicht psychologisch verständlich wäre, und erweist sich dadurch als richtig.

Berlin-Grunewald.

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Zum ältesten Namen von Kypros.

Fritz Schachermeyr.

Seit W. M. Müllers erstem dahingehenden Vorschlage1) hatten sich nach einigem Schwanken die Mehrzahl der Forscher dazu entschlossen, in dem Alašia ('-r-s') der Hieroglyphen und Keilschrifttexte die alte Bezeichnung der Insel Kypros zu sehen und auch Asy (isii) der ägyptischen Inschriften damit gleichzusetzen 2).

Gegen diese Annahme ist nun im XIV. Bande dieser Zeitschrift3) Wainwright in seinem Artikel „Alasia-Alasa; and Asy" aufgetreten. Derselbe ist der Ansicht, daß wir weder in Alašia noch in Asy Kypros zu sehen hätten, Alašia sei vielmehr an der syrischen Küste südlich der Orontesmündung. Asy am gleichen Gestade nördlich davon zu lokalisieren. Als Gründe für die Verlegung von Alašia werden angeführt:

1. Das für Alašia belegte Kupfer vorkommen spricht ebensogut für Nordsyrien wie für Kypros (§ 2 und 4);

2. die für Alašia bezeugten Lieferungen von Elfenbein nach Ägypten setzen das Auftreten von Elefanten im Lande voraus; diese gab es aber nachweislich am Euphrat und etwa auch am Orontos, nicht aber auf Kypros (§ 3);

3. das hebräische Elišah () tritt Genesis 10 neben Kittim (D) auf und kann somit nicht Kypros bedeuten (§ 9);

4. der Mangel an keilinschriftlichen Funden auf Kypros läßt sich nicht vereinen mit dem Vorkommen zahlreicher Tontafeln aus Alašia im El-Amarna-Archive (§ 10);

5. die geographischen Listen der XIX. ägyptischen Dynastie legen die Lokalisation Alašias an Syriens Küste nahe (§ 12); 6. wenn man in frühgriechischer Zeit in Tamassos einen Apollon Alasiotas verehrte, so verweise gerade der Beiname auf die Einführung von auswärts, da er in der Heimat desselben nicht bedürfe (§ 8);

1) Zeitschr. f. Assyriologie X, S. 257-264.

2) So Eduard Meyer, zuletzt Geschichte des Altertums I, 2 (III. Aufl.), § 499;

O. Weber, Vorderasiatische Bibliothek II, 2, S. 1077.

3) Klio, Beiträge zur alten Geschichte, Jahrg. 1915, S. 1-36.

7. El-Amarna Nr. 35, Zl. 49-53 wird dahin ausgelegt, daß der König von Alašia dortselbst viel zu weitgehende Anteilnahme an der politischen Lage in Syrien zeige, als daß gleiches für einen an festländischen Ereignissen uninteressierten kyprischen Inselfürsten zuträfe (§ 13).

Für die Versetzung von Asy nach Syrien führt Wainwright die gleichen Argumente an, als wir unter 1., 2., 4. und 5. bereits aufgezählt1). Alašia und Asy zu trennen, genügt ihm die Tatsache, daß für letzteres Bleilieferungen nach Ägypten belegt sind, für ersteres aber nicht. Um gleich hierbei zu bleiben, so ist Wainwright zuzugeben, daß die übereinstimmenden Nachrichten über Alašia und Asy ebenso wie die Feststellung der ägyptischen Philologie über die mögliche Wesensverwandtschaft beider Namen keine unbedingte Beweiskraft für die Identität derselben behalten. So sei es denn auch dem persönlichen Geschmack des Einzelnen anheimgegeben, das oben angeführte Argument als entscheidend anzunehmen oder aber zu verwerfen.

Kehren wir nun zu den Alašia betreffenden Punkten zurück.

Ausfuhr von Kupfer wird trotz syrischem Nuhašše und Chalkis in erster Linie immer für Kypros sprechen, sofern uns nicht im folgenden gewichtige Gegengründe entgegentreten.

Ausfuhr von Elfenbein verweist dagegen allerdings auf das Festland, jedoch ist gerade dieses Material im 2. Jahrtausend v. Chr. neben Kupfer und Silber der wichtigste internationale Handels- und Zahlungsartikel, der, von Hand zu Hand gehend, sogar von den Gesandten aus Kaphtor (Kreta, s. u.) den Ägyptern überbracht wird. Zudem weisen die bei den in Kypros angestellten Raub und Ausgrabungen gefundenen Elfenbeingegenstände auf ein so hoch entwickeltes, bodenständiges Kunsthandwerk dieser Art, daß es uns nicht Wunder zu nehmen hat, wenn Elfenbein gerade in der Handelsbilanz unserer Insel eine große Rolle spielte.

Elišah kommt im Alten Testament Genesis 10, 4, I. Chron. 1, 7, Ezechiel 27, 7 vor. An allen drei Stellen wird im unmittelbaren Zusammenhange damit Kittim genannt. Wenn nun auch Kypros bei den Hebräern sicherlich mit diesem letzteren Namen bezeichnet wurde, so schließt gerade die zu jenen Zeiten notorische ethnographische Zweiteilung der Insel eine Doppelbenennung nicht aus, um so mehr Kittim ohne Zweifel von Kition, der Kapitale gerade des semitischen Teiles, abgeleitet ist. An der syrischen Küste braucht Elišah jedenfalls nicht gelegen zu haben. Überhaupt ist dessen Identität mit Alašia noch nicht bewiesen, und es sprechen gewichtige Gründe dafür, in ersterem nicht Kypros, sondern Karthago wiederzuerkennen 2).

1) Dazu einige Hilfsargumente; vgl. zu diesen das S. 234 Gesagte.
2) So Eduard Meyer, Gesch. d. Altertums I, 2, § 499 A.

Was das Fehlen von keilin schriftlichen Funden auf Kypros anbetrifft'), so wurden aus dem 2. Jahrtausend stammende Wohnschichten dortselbst überhaupt noch nicht ausgegraben, während die Spezies des titulus sepulcralis jenen Zeiten wenn wir von Ägypten absehen noch unbekannt war. Zudem steht auch an gründlich ausgegrabenen Orten die geringe Menge der gefundenen Tontafeln in keinem Verhältnis zum einst reichlichen Gebrauch der Keilschrift, wie uns die in Syrien gemachten Erfahrungen lehren. Dort lieferten Tell-Gezer und Tell-el Mutesellim kein einziges diesbezügliches Dokument, während wir im El-Amarna-Archiv vier Briefe aus Gasri (E. A. 297-300) und aus Megiddo deren sechs (E. A. 242-246; 248) kennen lernen. Für Lakiš (Tell-Ḥasî) steht ein ausgegrabener Brief zweien aus El-Amarna gegenüber. Nur zu Ta'annak fand man eine größere Anzahl von Texten.

Da Wainwright aus den geographischen Listen der XIX. äg. Dynastie Beweismaterial für die Lokalisierung von Alašia wie von Asy in Syrien ziehen zu dürfen glaubt, erscheint es angezeigt, über die Verwendbarkeit dieser Listen im allgemeinen sich klar zu werden.

Zur Zeit der XVIII. Dynastie hatte sich die ägyptische Herrschaft über weite Gebiete Vorderasiens erstreckt. Die Inschriften der damaligen Zeit halten sich von prinzipiellen Fiktionen fern, wenn sie auch nicht frei von graduellen Übertreibungen sind. Das Gesagte gilt auch noch von der Zeit des Niederganges der außenpolitischen Geltung Ägyptens unter Amenophis III. und IV., der in den Inschriften natürlich nicht betont aber auch nicht durch Lügen verschleiert wird. Die XIX. Dynastie setzte es sich nun zum Ziel, die Weltstellung in Asien wieder für Ägypten zurückzugewinnen und dem vorausgegangenen Königshause an Macht und Ruhm gleichzukommen. Die darauf abzielenden Versuche wurden jedoch im mittleren Syrien von den Hatti aufgehalten. Die Inschriften dieser Zeit können es aber nicht über sich bringen, hinter denen der XVIII. Dynastie zurückzustehen, und so werden die Namen aller jener Länder, mit denen die XVIII. Dynastie einstmals irgendwie in Berührung gekommen war, aus deren Inschriften entnommen, zu Listen vereinigt, als von der XIX. Dynastie erobert in deren Prunkinschriften angeführt. So erklärt es sich auch, daß unter der XIX. Dynastie wiederholt noch Kephtiu (Kaphtor, Kreta) genannt wird, obwohl bereits gegen Ausgang der XVIII. Dynastie (etwa zu Anfang der Regierung Ame

1) Auch Hall in den Proceedings of the Society of Biblical Archaeology XXXI (1909), S. 228 nimmt merkwürdigerweise das Fehlen von keilinschriftlichen Funden auf Kypros zum Anlaß, Alašia auf das Festland zu versetzen. In seinem Buche The ancient history of the near east S. 243 A. 1 schließt er sich weiteren Thesen Wainwrights (den unter 2 und 7 aufgezählten) an und mißversteht E. A. 144, 51-53. Ich komme S. 238 Anm. 1 nochmals auf seine Annahmen zurück.

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