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Reisch hat mir bestätigt, daß er in scharfem Sonnenlichte das obere Ende des schrägen Striches zu sehen glaubte.

Als ich mir die Buchstabenfolge ToToMFKAYMEN vor kurzem wieder einmal durch den Kopf gehen ließ, verfiel ich auf tovtov zavμv. (in den habe ich mich verliebt), wies aber diesen Lösungsversuch sofort mit Entrüstung zurück, weil in so früher Zeit noch ganz offen gesprochen und noch lange nicht mit wiedergegeben wurde. Um so freudiger war meine Überraschung, als ich bei neuerlicher Besichtigung der Photographie entdeckte, daß es mit dem eine eigene Bewandtnis habe. Nicht nur unterscheidet es sich von den zwei andern Iota dieser Inschrift (2), wie auch andre ihrer Buchstaben keineswegs gleichmäßig sind (Z und Σ, sechsmal neben einmaligem A), sondern der zweite der vier Striche erscheint weit über seinen Schnittpunkt hinab verlängert. Das hat man so erklärt, daß der Griffel ausgefahren sei; aber genauere Betrachtung sowohl der Zeichnung wie der Photographie lehrt, daß diese scheinbare Verlängerung des Striches ihn keineswegs fortsetzt, wie sie es tun müßte, wenn der Griffel wider Willen des Schreibers ausgeglitten wäre; sondern es ist ein feiner Strich, der am rechten Rande des zweiten Querstriches von ansetzt, also offenbar mit Absicht später hinzugefügt ist. Das läßt sich nur als Ausbesserung oder Ausbesserungsversuch verstehen. Ich vermute, daß der Schreiber aus Versehen geschrieben hatte und an dessen Stelle setzen wollte; da aber in dem brüchigen Firniß eine völlige Umänderung von zu undurchführbar schien, so begnügte er sich mit dem langen Hauptstrich des

Darf man somit glauben, daß

beabsichtigt war, so

ist damit eine Verbalform gewonnen, die, wenn auch nicht belegt, doch ganz gesetzmäßig vom Stamme και gebildet ist wie ἐκείμην von κει- oder ἐκτάμην von zry: ein athematisches Präteritum. Die erotische Bedeutung von zaiɛodαı kommt auch sonst vor, wenngleich sie nicht so häufig ist wie die der lateinischen Verba uror incendor flagro ardeo. Hermesianax hat einmal zaiɛ69α in diesem Sinne mit dem Genetiv verbunden (zaiɛto μèv Navvovs, s. Athen. 598 a); aber dieser vereinzelte Fall, der sich mit Anlehnung an oav erklärt, beweist natürlich nicht, daß nicht vier Jahrhunderte früher ein Athener zaiɛo9ɑ mit dem Akkusativ verbinden konnte in Anlehnung an pikɛiv yanav und die zahlreichen Verben der Gemütsbewegung, zu denen der Akkusativ hinzutritt, um anzuzeigen, auf wen sie hinzielt. Das Präteritum offenbart einen tiefern Einblick in das Erlebnis: es erzählt, daß der anmutige Tänzer es ist, den der Schreiber nicht erst jetzt durch den Tanz lieb gewonnen hat, für den er entbrannt ist. Es ist ein stilles Geständnis, das er der Kanne anvertraut, vielleicht um es einem guten Freunde zu zeigen. Zweifellos ist es eine fein gebildete Gesellschaft, in der sich der Vorgang abgespielt hat, schon dadurch über die oo erhaben, daß in ihr die Schreibkenntnis verbreitet war, die damals an der Wende vom VIII. zum VII. Jahrhundert noch eine Art Geheimwissenschaft war.

Innsbruck.

Aus und um Konstantinopel1).

Von C. F. Lehmann-Haupt.

2. Ein Nachklang der Argonauten-Sage?

Zu den zahlreichen Orten, die nach dem unter Septimius Severus abgefaßten 'Аvánλovç Вooлóдоv des Dionysios von Byzanz") in ihrem Namen oder gemäß der Überlieferung Erinnerungen an die Argonautensage festhalten), gehören auch

1) Vgl. Klio XV, S. 434 ff.

2) Siehe oben Bd. XVII, S. 62.

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c) Der

3) Es sind namentlich die folgenden: a) Bagßions, der Eponym des heute Kiathane-su genannten östlicheren von den beiden Flüssen, die sich von Norden her in das goldene Horn nahe bei dessen westlichstem Winkel ergießen; ihn betrachteten „viele“ nach Dion. Byz. (ed. Wescher, Paris 1884) § 24, p. 12 ob. als Ἰάσονι καὶ τοῖς σὺν αὐτῷ Μινύοις ἡγεμόνα τοῦ πλοῦ. - b) das 'Iaoóviov, Dion. Byz. § 46, zwischen dem heutigen Kabar-tasch und Orta-köi (Aozelov Dion. Byz. § 48, s. P. Gyllius, Geogr. Graec. Min. (GGM) II, p. 37a Anm. Tegov Altos (Senex Marinus), der auf dem Klidion genannten Kap, türk. Defterdar-burnu, stand (GGM II, 37b) und der als Nereus, Phorkys, Proteus gedeutet wurde ... οἱ δὲ Ἰάσονι καὶ τοῖς σὺν αὐτῷ φραστῆρα τοῦ πλοῦ. d) Dion. Byz. § 68 (§§ 57-95 fehlen bekanntlich in dem von Wescher edierten Codex und sind nur in Gyllius' lateinischer Übersetzung erhalten): Sinus nuncupatus Pharmacias a Medea Colchide quae in hoc loco reposuit pharmacorum arculas, das heutige Therapia. - e) Beim Fanum Europaeum, Ἱερὸν τῶν Βυζαντίων, Ἱερὸν Ῥουμηλίας (Gyllius, GGM II, 56b), daraus wohl (vgl. u. sub h) Imros Kalessi, das genau dem Fanum Asiaticum gegenüberliege, habe Iason den zwölf Göttern geopfert (Dion. Byz. § 75). f) Dion. Byz. § 87: Ex Cyancis Europaeis traïicienti in Asiam primum quidem est promontorium nuncupatum Ancyreum: ab hoc enim aiunt lapideam ancoram accepisse navigantes cum Iasone vatis admonitu (heute neugr. Tóquiov, türk. Jum burnu, GGM II, 71a). g) Darauf folgt bei Dion. Byz. (§ 88): Pyrgos Medeae Colchidis, petra rotunda, in directum tumulum elata. h) Dion. Byz. § 92: Post Chelas est nuncupatum Hieron a Phryxo, Nephele et Athamantis filio, aedificatum quum navigaret ad Colchos, Supra templum est murus in orbem procedens; in hoc est arx munita... Possessio autem fani controversa fuit, maxime omnium Chalcedonii hunc locum sibi hereditarium asserere conabantur; verumtamen possessio semper remansit Byzantinis. § 93: In fano ... statua aerea est antiquae artis, aetatem puerilem prae se ferens: das genau dem auf der europäischen Seite belegenen Ἱερὸν τῶν Βυζαντίων (ob. sub e) gegenüber befindliche berühmte Ἱερὸν Χαλκηδονίων oder to Xaizηdóviov (Strabo XII, 412. C. 563), bei dem nach Polyb. IV, 39, 6 Iason auf der Rückkehr von Kolchis den zwölf Göttern geopfert habe, mit dem Kultbild des Zeus Urios (Cic. n Verrem IV, 58. § 129), der mit und vor Poseidon unter den zwölf Göttern die Hauptrolle spielte. Die Stelle der Burg nimmt heute das vielbesuchte „Genuesenkastell" Anadolu Kawak ein, das zum ersten Mal genauer von Karl Lehmann-Hartleben, Das Kap Hieron und die Sperrung des Bosporus (Festschrift zu C. F. Lehmann-Haupt's sechzigstem Geburtstag Ianus I, S. 168ff.) beschrieben worden ist. Die Bezeichnungen Geroköi und Ioros Kalessi sind nach ihm wohl beide Ableitungen von „Hieron" (vermutlich nach ihm auch Imros Kalessi ob. sub e). Die jetzige Anlage kann nicht älter sein als das 6 Jahrhundert v. Chr. Aber aus Dionysios' Bericht geht her

=

Kalapos zai Bv9ias1), deren Lage dem heutigen Kurutscheschme entspricht 2), letztere Örtlichkeit ausgezeichnet durch einen von Medea gepflanzten Lorbeer1). Als daher im Jahre 1915 E. Forchheimer, dem wir

gemeinsam mit

vor, daß zu Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts „an der Stelle des Genuesenkastells bereits eine große Befestigung vorhanden war“. i) Dion. Byz. §§ 94-97: Sub Fani... promontorium subit et Argyroni (c)um (vgl. GGM II fr. 60 p. 81a nebst Anm.) nominatum... 95: Post... succedunt et subeunt loca nuncupata Herculis Kivn et Nymphaeum; ubi nominata Insana laurus apud quam aiunt Amycum Bebrycum regem habitare pugillatus pagna omnibus suae aetatis hominibus praestitem nisi a Polluce victus fuisset. . . poenasque dedit contra externos crudelitatis, exortaque planta illius insaniae signe divinius quam humana mens assequi queat. Nam si quis hane laurum intulerit in convivium, convivos insania afficit et contumelia implebit. Hoc sane experientia didici, naturam immortali memoriae regis illius iniquitatem ex ipsa lauro. 96: Nach dem Wahnsinns-Lorbeer die Bucht Mukaporis und das Kap Alɛtov Ρύγχος. 97. Ἔνθεν κόλπος Άμυκος ἐπίκλησιν. Die nach dem Bebrykerkönig genannte Bucht ist die von Beikos. Über die Lage der Jágry Pvzóvovę, des „WahnsinnsLorbeers", herrschen Zweifel. Doch ist er am wahrscheinlichsten an der nach einem Feigenbaum genannten Quelle Sykia in der Vallis Divae Galatinae zu suchen. Gyllius, GGM. 84b: Cum ad hunc fontem accessissemus et laurum vicinam decerpsissemus, eamque in navem attulissemus, tot contentiones inter remiges et vectores exortae ut putarem Syciam olim appellatam fuissi Pvzórovv (id est Laurus Insana), ut appellat Dionysius. Der Hafen, an dem die Argonauten anlegten und wo gleichfalls ein Lorbeer unmittelbar am Ufer stand, in dessen Nähe die Argonauten sich nach der Besiegung des Amykos an Orpheus' Gesang erfreuten, wird Argyronium gewesen sein. Dieser Anlegeplatz war nach Schol. Apol. Rhod. II, 159 vom Nymphaeum fünf Stadien entfernt, was zu der Entfernung bis zur Sykia stimmt (s. Müller, GGM p. 82b, Anm. 2). Die Herculis Khivn liegt auf dem 'Riesenberge', den die Türken Juša-dagh nennen und das „Riesengrab" (bei einer Kapelle auf dessen Gipfel) gilt ihnen als Grab des Josua. Ich vermute, daß man im Altertum dieses Grab wie dem Herakles und dem „Riesen" Amykos (Valer. Flaccus nennt ihn gigantem, s. Müller, GGM p. 81, Anm. 1 zu Fragm. 61) so auch dem Iason zuschrieb: die Zuweisung an Josua, der hier nichts zu suchen hat, wird sich aus dem Umstande erklären, daß bei der Hellenisierung der jüdischen Namen seit Antiochus Epiphanes Iason für Josua eintrat: die Muhammedaner konnten daher unter Iason den Josua verstehen. Übrigens erklärte mir bei meinem Besuch ein anwesender Türke, der Riese liege nur zur Hälfte darin, der Oberkörper sei anderswo begraben. [Korr.-Zusatz. Die Argonauten hatten ja auch bei Kyzikos mit (sechsarmigen) Riesen zu kämpfen (Apoll. Rhod. I, 942 ff.) „Vielleicht hat" (K. Lehmann-Hartleben) hier Iason einen Riesen besiegt, dessen Grab man zeigte. An dem haftete dann der Name des Riesen und seines Bezwingers, welch letzterer als der bekanntere sich durchsetzte."] - k) An der asiat. Küste dann noch der

Poišov kuiv (Dion. Byz. § 99), dazu GGM II, 8b.

1) Dion. Byz. § 51: Ἔνθεν Κάλαμος καὶ Βυθίας ὁ μὲν ἀπὸ τοῦ πλήθους (sc. καλάμου)· ὁ δὲ, σκέπῃ τῶν ἀκροτρίων ἀπὸ τοῦ βυθοῦ κατὰ περιτροπὴν ὠνόμασται· δάφνη δὲ ἐν αὐτῷ, Μηδείας τῆς ̓Αιήτου φυτόν, ὡς λόγος.

2) Das zeigen sowohl die Lage zwischen dem Archeion

= Ortaköi und der

§ 53 beschriebenen Strömung, die eindeutig auf Arnaut-köi führt (vgl. u. S. 280 Anm. 1), wie die näheren Angaben des Dionysios (s. Gyllius, GGM II, 38).

Strzygowski - das ausgezeichnete Werk über die antiken Wasserbehälter Konstantinopels verdanken, in einer Ecke des Vorhofes der türkischen Moschee von Kurutscheschme das beifolgend abgebildete (Abb. 1), jetzt im Altertumsmuseum zu Konstantinopel befindliche, in ungewöhnlicher Weise mit Lorbeerzweigen ge

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schmückte Kapitell erblickte, stieg ihm sogleich die Vermutung auf, daß es sich hier um eine Erinnerung an den Lorbeer der Medea handle1).

1) Ich verdanke die Mitteilung zunächst Forchheimer selbst, der hinzufügte, er habe die Leitung des Antikenmuseums darauf aufmerksam gemacht, und daraufhin sei das Kapitell ins Museum verbracht worden. Auch J. H. Mordtmann wies mich auf den Forchheimerschen Fund hin. Andererseits teilte mir E. Unger mit, daß er seinerseits auf das Kapitell an seinem Wohnorte Kurutscheschme aufmerksam geworden sei und für die Überführung ins Museum Sorge getragen habe. Es scheinen also der erste Beobachter Forchheimer und

Das Kapitel zeigt außer den Lorbeerzweigen Weinblätter und eine Art von Rosetten. Wie die Seitenansicht mit ihrem Ansatz (Abb. 2) erkennen läßt, muß mindestens eine weitere Säule mit einem entsprechenden Ansatz vorhanden gewesen sein; zwischen beiden war dann wohl nach Art eines Ikonostas ein Gemälde eingelassen.

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Hat der Lorbeer auf dem Kapitell etwas mit dem der Medea zu tun, so wäre m. E. anzunehmen, daß die heidnische Legende in irgendeiner Weise christianisiert und dann auf dem Bilde zur Darstellung gebracht worden wäre: also etwa eine Heilige, die einen Lorbeer pflanzt oder wartet.

E. Unger, beide durch ihre zu verschiedenen Zeiten gemachten Mitteilungen, veranlaßt zu haben, daß der General direktor der Museen Halil-Bey die Überführung ins Museum verfügte. Inventar Nr. 2792: Chapiteau venant de Kouroutscheschme 1917. Halil-Bey hat auch auf meinen Wunsch die Photographien

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