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Schließlich werden hervorragende Ahnen ausdrücklich vergöttert 1). Die Apotheose bleibt in der Regel auf Könige beschränkt und scheint bei den Ostgermanen am häufigsten vorgekommen zu sein 3). Von den Schweden werden mehrfach Vergötterungen berichtet, darunter eine feierliche Einsetzung des Königs Erich auf eine Vision hin. Solche Apotheose kann unmittelbar an den Tod eines verehrten Fürsten anschließen 3). Aber in der Regel gilt sie längst verstorbenen Königen: die Fürsten wollen von Göttern abstammen - entweder indem sie solche an die Spitze der Stammbäume setzten 1) oder eben indem sie die wirklichen Ahnen vergötterten.

Als Kult sind bei König Olaf Fruchtbarkeitsopfer bezeugt 5).

Ausnahmsweise wird Vergötterung auch von Nicht- Fürsten belegt: Thorolf, Thorsteins Sohn freilich, dessen Großvater Grim nach seinem Tode mit Opfern verehrt wurde), war ein Häuptling. Aber der Dichter Bragi ") könnte höchstens ein »König der Sänger« heißen; nur ist es nicht sicher, ob er mit dem Gott Bragi identisch ist 8).

Solche, wenn auch vereinzelte, Fälle stützen dann den Euhemerismus der christlichen Mythologen, denen etwa (in der Ynglingasaga) Frey als vergötterter König gilt.

Schließlich geht die Abstraktion über die Ahnenpersönlichkeiten hinaus. Wie wir von einem »>Geist der Hohenzollerndynastie« sprechen, so gibt es eine kyn- und aettar-fylgja9), einen Schutzgeist von Sippe und Geschlecht. So teilt schon Helgi Hjorvardsson in dem nach ihm benannten Eddagedichte seine Folgegeister mit Hedin: anders als durch solche Gemeinschaft ist es schwerlich zu erklären, daß Hjörvards fylgjur dem Hedin in einem verhängnisvollen Moment begegnen 10). Schließlich

1) Dies sind die indischen »Väter«. worunter auch die Helden des Schlachtfeldes. Vgl. Macdonell S. 170.

2) Zeugnisse bei Golther S. 93: »Nach Jordanes werden die Ahnen der gotischen Königsgeschlechter als höhere Wesen beobachtet, ja geradezu als Götter bezeichnet«.

3) Ebd. S. 94.

4) Wie die Julier in Rom; angelsächsische Stammtafeln: J. Grimm, Mythologie 3, 379.

5) Golther S. 34, Mogk S. 385.

6) Golther S. 94.

7) Mogk S. 366, vgl. u.

8) Der angeblich 500 Jahre alte Riese Gudmund, Meyer S. 247, ist kein vergötterter Mensch, sondern genießt als Riese Kultus. Heroen bei den Hellenen: Rohde, Psyche S. 137 f.; bei den Indern: Macdonell S. 146; bei den Juden: Gunkel, Genesis S. 51. Vgl. allgemein Edv. Lehmann, Guder og helte Köb. 1898.

9) Meyer S. 264; Mogk S. 271. 10) Zu Str. 34 a. a. O.

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verdünnt sich der Begriff ganz und verliert als bloße Abstraktion die Kultfähigkeit.

Allerdings ist es auch möglich, daß derartige »>abstrakte Ahnengeister<< zur Verehrung gelangen, und zwar in Tiergestalt: im Totemismus. Die Meinung, daß die effigies der kämpfenden Germanen 1), die ferarum imagines) so aufzufassen seien, haben wir aber bereits abgelehnt. Nirgends ist eine Abstammung von einem Totem-Tier bezeugt; und die mit den Namen heiliger Tiere (wie Wolf und Rabe; beides vereint in mittelhochdeutsch Wolfram) gebildeten Eigennamen lassen sich auf keinen bestimmten Bezirk einschränken und sind deshalb als allgemein religiöse Namen anzusehen. Wir wissen nichts von einem altgermanischen Totemismus 3).

Etwas anderes ist, daß aus den Waffen der Tiere Amulette gemacht werden die Klaue des Bären, der Schnabel des Adlers: hier sitzt die Kraft des Tieres, seine Seele'); wer sie sich aneignet, besitzt sie 3), v. d. Leyen ") denkt allerdings an Totemismus.

§ 11. Naturgeister und Naturkult.

Wir müssen nochmals auf gewisse durchgreifende theologische Verschiedenheiten der Naturgeister von den Totengeistern hinweisen: Die letzteren sind obligatorisch, die Naturgeister fakultativ zu verehren. Weder kann man von vornherein wissen, wo ein Naturgeist steckt, noch ob man zu ihm in ein bestimmtes Verhältnis treten muß: die meisten gehen den einzelnen gar nichts an und er hat zu ihnen nicht mehr Beziehungen als etwa ein frommer Katholik zu der überwiegenden Masse der Heiligen. Nur die großen Heiligen sind ihm wichtig und sein persönlicher Schutzpatron.

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Dafür liegt in dem Kult der Naturgeister von vornherein ein kollektives Element, das einen wichtigen Schritt in der gemeinschaftlichen (und schließlich staatlichen) Aneignung der Numina bedeutet. Denn das persönliche Interesse, das etwa ein Flußgott erweckt, ist allen Anwohnern des Flusses gemein: so entstehen hier »Amphiktyonien«, wenn auch im kleinsten Maßstab, Kult- und Gebetgemeinschaften, die über den Rahmen der Sippe herausgehen. Der Fetisch gehört dem einzelnen, die Manen

1) Golther S. 602; vgl. Müllenhoff, Poesis chorica S. 13, Lindenschmit, Handbuch d. d. Altertumskunde 1, 278.

2) Tacitus Hist. 4, 22.

und erst recht der semitische (vgl. z. B. Meinhold, Deutsche Literaturzeitung 1909 S. 2226).

3) Ebenso zweifelhaft ist der altindische Totemismus (Macdonell S. 153) 4) Vgl. Háv. Str. 15-18.

5) v. d. Leyen, Sagenbuch S. 69. vgl. 69.

6) a. a. O. S. 71.

dem Geschlecht, die Naturgeister einer >>freien Gemeinde; mit den Göttern wird die volle Nationalisierung der Religion erreicht.

Auch das glauben wir wiederholt betonen zu müssen, daß der Naturgeist an einem bestimmten Stück Natur haftet. >> Der Mythus ist ein Stück Natur, angesehen durch ein primitives Temperament.« Es gibt keinen allgemeinen Geist des Wassers, des Himmels, sondern nur einen Dämon, der über das Wasser gesetzt ist, einen göttlichen Herrscher über dem Himmel- und auch das sind schon spätere Einrichtungen 1). Erst bei den Göttern wird diese Bindung gelöst: Poseidon wohnt für gewöhnlich in seinem Element, kann es aber verlassen; Pluto kann auf die Erde kommen, um Proserpina zu rauben. Eine Ausnahme macht vielleicht der Feuergeist; aber auch er ist wohl erst gebundener Dämon, später ungebundener Gott.

Naturgeister sind also Seelen, die in Wald, Feld, Wasser, Wind, Berg, Gesteinen usw. wohnen; diese Behausungen bedeuten für sie etwa, was der Körper für den Menschen. Aber sie sind stärker als die Menschenseelen, wie ihr »Haus« größer ist als das unserer Seele.

Der Ursprung dieser Vorstellung und des daraus resultierenden Kults liegt wieder in der Erfahrung (schädliche und günstige Winde usw.), die freilich bereits in der fertigen Form der Seelenlehre »apperzipiert<< wird. Berührungen mit dem Fetischismus (heilige Steine, Berge, Bäume) sind. unvermeidlich. Doch bleibt im ganzen der Unterschied bestehen, darin begründet, daß die Kompetenz des Naturgeistes viel stärker individualisiert ist. Der als Fetisch verehrte Baum kann im Prinzip alles leisten; der in einem Baum hausende Geist nur Dinge, die unmittelbar mit seinem Wesen zusammenhängen. So wenig wie man Trauben vom Dornbusch lesen kann, so wenig kann man etwa von einem Gewittergeist Heilung einer Krankheit erflehen.

Für die Psychologie der Naturgeister gilt der allgemeine Satz, daß sie den Charakter ihrer Behausung annehmen man könnte von einer >>Milieu - Lehre << sprechen. Windgötter sind wild, Wassergeister leicht elegisch, Hausgeister gemütlich usw.; gerade wie die poetische Einfühlung noch heute solche Wesen anschauen wird. Fouqués Undine und Andersens Seejungfer) sind von Goethes Erdgeist (im »Faust «) elementar geschieden; und umgekehrt nehmen Gestalten wie Otto Ludwigs Erbförster oder Scheffels Mann in der Höhle infolge der Durchführung

1) Schon im alten Ägypten des 15. Jahrhunderts vor Christi betont Amenophis ausdrücklich, daß man nicht das Gestein selbst verehre, sondern das Wesen, das sich in ihm offenbart (Erman, Ägyptische Religion S. 66).

2) Über die in diesem Sinne G. Brandes sehr geistreich geschrieben hat: Moderne Geister«, Frankfurt a. Main 1882, S. 123 f.

ihrer Psychologie fast den Charakter vermenschlichter Wald- oder Höhlendämonen an.

Die Naturgeister treten einzeln auf (wenigstens in der Regel), setzen aber die Existenz von mehr ihresgleichen voraus. Als ihre Rangzeichen lassen sich etwa angeben: besondere Neigung zum Gestaltentausch 1), besonders aber der nahe Verkehr mit den Menschen. (Doch sind einige auch menschenscheu.)

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Ich unterscheide erstens Geister der unkultivierten Natur: Wald, Wasser, Wind usw.; zweitens der kultivierten Natur: Feld, Haus usw. Daß die letzteren herkömmlicherweise unter den Begriff »Naturgeister<«< mitgefaßt werden, ist berechtigt, weil eben für die primitive Anschauung ein Haus so gut ein Stück »Natur<«< ist wie eine Höhle, und ein Feld wie ein Berg; aber aus der anderen Stellung der Menschen zu diesen Objekten ergeben sich doch sekundäre Verschiedenheiten in ihrem Verhältnis zu den > Kulturgeistern << 2).

I. Geister der unkultivierten Natur.

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1. Waldgeister 3). Sie wohnen zunächst im einzelnen Baum. Der Baum ist besonders leicht dem menschlichen Körper zu vergleichen *): die Äste als Arme, das »Haupt«, die Wurzeln als Füße. Daher wird die Menschenähnlichkeit besonders betont: der Baumgeist blutet, wenn sein Baum verwundet wird Blut als Zeichen der Menschenähnlichkeit. Gedacht ist dabei wohl zunächst an das herausfließende Harz oder den heraustretenden Saft. Sie werden meist weiblich gedacht 5), wie auch das grammatische Geschlecht der Baumnamen meist weiblich ist: Ursache ist die Anschauung der Fruchtbarkeit. Das gleiche Verbum drückt in den indogermanischen Sprachen das >> Tragen des Baumes und des Weibes aus.

Vielleicht schon einen Schritt weiter bedeutet die häufige Benennung nach einer Baumart): Hollunderfrau in Schonen, Eschenfrau 7). Sie sind vielleicht bereits kollektiviert: Hüterinnen einer (aus irgendeinem Grunde

1) Der Robbengott Proteus als sprichwörtlicher Verwandlungskünstler; vgl. Preller 1, 609.

2) Reiches Material besonders bei Frazer, vgl. Register, s. v.

8) Mogk S. 293, Golther S. 152, Meyer S. 151 f., der sie mit Unrecht

» Elfen« nennt.

4) Golther S. 153.

5) Wie die griechischen Hamadryaden, Preller 1, 723.

6) Mogk S. 294.

7) Anders die Urmenschen Ask und Embla, Esche und Erle, Vol. Str. 17.

vielleicht besonders wertvollen?) Baumart; vielleicht aber haben sie einfach nach dem Baum, in dem man sie traf, ihren Namen 1).

Der Kult dieser Baumgottheiten besteht in Opfer und Gebet 2). Daß er sich mit dem Ahnenkult verquickt habe und schwedische Familien sich nach einem Baum benannt hätten ), ist abzuweisen, weil von solchem Baum-Totemismus ältere Zeugnisse nicht vorliegen und die Benennung rein lokal zu fassen sein wird, wie etwa der Name des bekannten Bibliographen von der Linde (französisch Duchêne u. dgl.).

In der Regel aber werden sie dem ganzen Wald zugewiesen und danach Waldleute, Wild-, Holz-, Moosleute benannt, oder auch wieder mit Betonung des weiblichen Geschlechts Waldfänken in Oberdeutschland, Buschfräulein in Mitteldeutschland, Laubfrau in Schweden u. dgl. m. Beliebt sind auch enkomiastische Benennungen wie salige Fräulein<< (Tirol).

Die Waldfrau ist im Typus von der Baumnymphe durch geringere Zartheit unterschieden; daher begegnet auch hier viel öfter der männliche Geist neben dem weiblichen. Ihre Erscheinung ist vorzugsweise der von alten, bemoosten Bäumen angeglichen: behaarter Körper, altes runzliges Gesicht, Moos als Bekleidung bei den männlichen, langes flatterndes Haar (Moosflechten), große herabhängende Brüste bei den weiblichen, zuweilen auch hohler Rücken 4). Übrigens tritt auch hier das Gesetz der Anpassung in Wirksamkeit: »Im hochstämmigen, sturmbewegten, schaurigen Bergwald werden mehr Riesen hausen, im lichten, freundlichen, sonn- und mondbeglänzten Hain treiben Elbe ihr Wesen << 5. Solche Waldriesen (diese häufiger als Waldriesinnen) erscheinen wie große Fichten, und haben wohl noch einen weiteren Baumstamm als Attribut in der Hand"). »Je höher wir in das Gebirge hinaufsteigen, desto übermenschlicher werden diese Gestalten der Volksdichtung« 7).

Sie treten gern zu den Menschen in Beziehung: an dem lokalen Waldriesen Rübezahl aus dem Riesengebirge ist dieser Charakter des neckenden Dämons uns am meisten vertraut, weil Johannes Praetorius) sein Homer und Musaeus (in den »Volksmärchen «) sein Virgil geworden

1) Eichen-Geister bei den Kelten: Anwyl, Celtic Religion, S. 32, davon die >> Druiden<< benannt, ebd. S. 44.

2) Meyer S. 90.

3) Wie die des Linnaeus nach der Linde, ebd.

4) Vgl. das Gespräch zwischen Mephisto und der Hexe in der Walpurgisnacht des >> Faust<.

5) Golther S. 153

mentalisiert ist!

wobei freilich der Hain etwas Matthissonisch senti

«

6) Golther S. 188; die wilden Männer« im Preußischen Wappen.
7) Ebd. 194.

8) Vgl. Zarncke, Allgemeine Deutsche Biographie 26, 250; über seine Vorläufer Zacher, Ztschr. d. Ver. f. Volksk. 16, 473.

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