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enthalten sich in den Städten sehr viele Männer der Ehe, noch viel mehr verhindern die Geburt der Kinder, Niemand mag mehr Kinder haben, als er ohne Sorge haben kann. Kindermord und gräuliche unnatürliche Laster, wie sie Röm. 1. bezeichnet werden, find gemeine Sünden, die Niemand als solche ansieht. Entvölkerung und Wehrlosigkeit des Landes sind unmittelbare Folgen hiervon. Ueberhaupt kann das Menschenleben und der Mensch selbst keinen sittlichen Werth haben, wenn die Ehe, die heilige Mutter der Lebendigen, nicht als ein heiliger Bund beider Geschlechter, zur Ehre Gottes züchtig, gerecht und gottselig zu leben, betrachtet wird; dem Muhammedaner ist sie aber eine willkürliche Verbindung des Mannes mit so viel Weibern, als er ernähren kann, oder zur Befriedigung fleischlicher Lüste erhalten mag. Je vornehmer, je gottloser ist das Leben der Muhammedaner in dieser und jeder Hinsicht. Jeder Sultan, der oberste Beherrscher der gläubigen Moslim, sichert bei seinem Regierungsantritt sich ungestraft die Ruhe seiner Regierung durch den Mord seiner Geschwister und Verwandten, und verfügt eben so frei über Leben und Tod der Kinder, die ihm von seinen Weibern geboren werden. So kann man sich nur wundern, daß das ungeheure Sittenverderben unter dem Einfluß dieses Beispiels von oben nicht noch größer ist.

Wo wir uns auch in den Irrgängen des alten Konstantinopel vertiefen, überall begegnet man uns anständig, zuweilen gar freundlich. Hier im Innern von Konstantinopel, wo sich sonst kein Europäer ohne polizeilichen

Schuß sehen lassen durfte, sahen wir nirgend, daß man mit Hohn und Erbitterung uns anschaute. Die Türken sehen, daß das Ende ihrer Herrlichkeit da ist. Ihre natürliche Gutmüthigkeit ist an die Stelle des alten Fanatismus getreten: und leicht möchten sie dem dreieinigen Gott der Wahrheit und Liebe sich beugen, anstatt Muhammeds ihren Versöhner und Mittler ergreifen, wenn die Christen dort Zeugniß von Christo gäben in Gerechtigkeit.

Nur einmal, als ich mich dem offenen Eingang der Moschee Achmets unvorsichtig nahte, um tiefer in das Innere zu blicken, brachen Einige hervor, und einer machte mir lebhaft die Gebehrde des Kopfabschneidens und Hinwerfens über die Mauer vor; ich war ohne alle Begleitung, und wurde so lebhaft inne, was geschehen sein möchte, wenn ich etwa 20 Jahre früher dasselbe ge= wagt haben würde.

Sonst dürfen wir selbst in die vorderen weiten Höfe des Serail eintreten, ohne daß wir einen mißgünstigen Blick der türkischen Aufseher wahrnehmen. Der Türke hat sich nun einmal in das Unvermeidliche finden gelernt, und nur wenige heilige Stätten hat er sich bewahrt, zu denen der Christ nicht ungestraft dringen darf. Uebrigens nehmen wir hier wenig wahr, was von der hochgerühmten Pracht der Paläste des Sultans Zeugniß gäbe. Auch hier am innersten Herzen des großen Reiches zeigt sich dessen Verfall. Das Serail hält auch, soweit man sehen kann, nicht von fern den Vergleich mit den großartigen Kaiser- und Königsschlössern der abendländi

schen Fürsten aus, wenn es dieselben auch an dem ungeheuren Umfang der zugehörigen Gebäude, und durch den morgenländischen Luxus der inneren Ausschmückung einzelner Theile übertreffen mag.

Mit tiefer Wehmuth verlassen wir diese Stätten, die vor anderthalb Jahrtausenden der Schauplaß der frisch erblühenden Kirche Christi waren, und nun so lange schon Zeugen der Gräuel Muhammeds find.

Durch ein unbeschreibliches Gewirr der mannigfachsten morgenländischen Trachten auf den in diefer Gegend dicht erfüllten Gassen kehren wir über das goldene Horn nach Galata zurück. Hier ist Alles lauter und lebendiger. Es hält schwer, sich in den engen Gassen durch das ungeheure Gedränge der Menschen hindurch zu winden. Jezt haben wir die lange Gaffe erreicht, welche die steilen Höhen von Pera hinaufsteigt, und eine Stunde weit nordwärts bis an seine Ausgänge hinführt..

Die Straße ist hier anfangs nur wenige Schritt breit, und doch, welche Fluth von Menschen und Thieren wälzt sich unaufhörlich auf und ab! Alle Lebensmittel, die zwischen den volkreichen Städten hin und her bewegt werden, alles Material zu den zahllosen Bauten, wird entweder auf den Schultern der kräftigen Lastträger (Hamale) oder auf langen Reihen aneinander geknüpfter Lastthiere fortgeschafft. Dort kommen drei Paar Hamale, triefend von Schweiß, ihre Schultern mit Querhölzern verbunden, auf denen ein mächtiges Stück Bauholz ruht, fie arbeiten sich laut schreiend durch die entgegendrängende Menge hinauf; hier folgt eine andere Gruppe, zwischen

deren Schultern große Tonnen mit Trinkwasser schweben; nun eine Reihe von Maulthieren, die auf beiden Seiten mit frisch gebrochenen Bausteinen beschwert sind. Da gilt es, die Schaulust mäßigen, und sich vorsehen, um nicht von den scharfen Ecken der Steine oder Balken erfaßt, an Kleidern øder Gliedern zerzauft und verwundet zu werden.

Blicken wir rechts und links auf die Schilder über den tausend kleinen Läden, so sehen wir hier deutsche, französische, italiänische und andere europäische Inschriften in bunter Mischung durch einander, und es wird Jedermann leicht, seine Landsleute aufzusuchen. Jezt haben wir die Höhe von Pera erreicht, und es wird geräumiger und lichter in den Straßen. Plößlich stößt ein offener, mit Tausenden von Grabsteinen geschmückter, und von hohen, dunklen Zypressen beschatteter Gottesacker an die Straße. Wir treten hinein, und sehen, wie derselbe sich weithin durch die Stadt über Berg und Thal erstreckt, mitten in die volkreichsten Theile der Stadt streift, und sich südwärts gegen das goldene Horn hinabsenkt. Von ähnlichen offenen Todtenfeldern der Muhammedaner, der Christen und Juden ist vielfach die Stadt durchzogen; die der Türken sind allezeit mit dunklen Zypreffen dicht besezt. So wohnen die Todten in dieser wundersamen Stadt mitten unter den Lebenden. Einige der Todtenfelder haben einen stundenweiten Umfang. Die der Türken erhöhen durch ihre dichten Zypreffenhaine das malerische Bild der Stadt. Steht man im Abenddunkel auf den Höhen des eben bezeichneten gewaltigen Gräberfeldes,

das sich weithin gegen das goldene Horn hinabzieht, und sieht, über dieses und die tausend erleuchteten Schiffe, und die hin und wieder eilenden Kaiks, hinüber auf die mit hunderttausend Lichtern schimmernde Stadt der Siebenhügel, und das Gebrause von einer halben Million Türken, die auf ihren Höfen und Dächern im Genuß der Abendkühle feiern, schallt herüber und mischt sich mit dem lauten Getön, das von Galǎta und Pera, von St. Dimitri und Tophana aufsteigt: so wird das Herz von tiefster Bewegung durchschauert. Rings um diese stillen Todtenfelder, worin seit Jahrtausenden viele Millionen ihre lezte Ruhestätte fanden, braust das Völkermeer der Lebenden, bis auch alle ihre Lust und ihr Schmerz verstummen, und hier ihren Ausgang finden wird!

Auf diesem großen Gräberfelde von Pera und Galăta findet man oft des Abends hungrige Esel das verdorrte Gras von den Gräbern abweidend; Alles ist ganz ländlich und in den weiten Todtenhainen so still und einsam, als befände man sich in einer entlegenen, menschenleeren Dede; aber ringsum fluthet in den dichtge= drängten Straßen die Menge, und mit wenigen Schritten ist man wie in eine andere Welt versegt.

Kehren wir in unsere Straße zurück, so sind wir jezt ganz nahe der schönsten Gegend von Pera, wo unter den zahlreichen Palästen und großen europäischen Kaufhäusern die Paläste der Gesandtschaften sich finden. Einige sind von ungeheurem Umfange, wie dasjenige von

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