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England und Rußland, gleich als ob es hier schon auf eine künftige Residenz der Fürsten dieser Länder abge= sehen wäre. Ganz bescheiden ist dagegen der Palast der preußischen Gesandtschaft, welchen unsere Regierung nicht einmal eigen besigt, sondern nur zur Miethe hat. Preußen ist bisher kein Volk, das zur See und im fernen Auslande mächtig war, und feine Kraft beruht im Innern feines Volkes. Gleichwohl ist kein Name geachteter im Morgenlande, als der preußische, obschon er dort noch keine Ursache hatte, sich besonders geltend zu machen.

Auf dem Wege zu diesem Palast liegt noch zur Rechten das Kloster der tanzenden Derwische, eines wunderlichen Mönchsordens der Muhammedaner. Jeden Freitag Nachmittag halten diese in einem kreisförmigen, von Galerieen umgebenen Saale einen öffentlichen Gottesdienst, welcher hauptsächlich in Ausführung eines feltsamen Tanzes und einigen entsprechenden Zeremonieen besteht. Barfuß, in lange, faltenreiche, morgenländischeKleider gehüllt, sizen sie anfangs am Boden des glattgetanzten Saales, erheben sich dann, stehen wie in Gedanken vertieft und sinnend eine Zeitlang umher und feßen sich nieder. Jezt ertönt von oben eine die Ohren zwängende Musik, einige ebenso widerwärtige Stimmen kreischen singend dazu. Plöglich fallen auf einen Schlag die 22 Derwische, indem sie die flache Hand vorstrecken, schallend an den Boden, die Oberderwische treten gegen die Südostseite des Saales und scheinen zu beten. Nun wird die entsegliche Musik und das Schreifingen lebhafter, die Derwische halten einige langsame, stille, finnende

Umgänge, einer nimmt seinen Plaß in der Mitte des Saales, unter einem Kronleuchter, und der Tanz beginnt. Ein Gürtel schließt die langen Kleider über den Hüften, jeder der Derwische dreht sich mit aufgehobenen Armen wie ein Kreisel mit einem Fuß um den andern, so daß die weiten Röcke zirkelrund sich ausbreiten; der mittlere dreht sich um sich selbst, vier schweben kreisend um den fünften, und die übrigen wieder um jene in größeren Kreisen. Das Ganze sieht geisterhaft aus, und die Musik von oben schallt wie ein wüßtes Zauberlied. Bald fließt der Schweiß in Strömen. Dann halten sie einen Augenblick ein, seßen sich wie Träumende nieder, und fangen nach einer Weile von neuem an. Zulezt treten alle, zierlich wie Tänzerinnen, gegen den Hintergrund des Saales, verbeugen sich vor den Oberderwischen, küssen ihnen demüthigst die Hand, nehmen ihre Obergewänder, und eilen nun, als wäre nichts vorgefallen, auf den Klosterhof. Hier sahe ich sie in derselben Minute gierig über einen Topf mit fauren Gurken herfallen, und zeigen, daß sie noch Fleisch und Bein hatten.

abgehalten wird, so

Scheußlich aber und der Gottesdienst der

Schon dieser Gottesdienst erscheint als eine lächerliche Komödie, zumal er öffentlich daß Jedermann freien Zutritt hat. wie ein wahrer Höllenspuk ist erst heulenden Derwische, der eben so öffentlich in Scutari abgehalten wird. Der heilige Hintergrund ihres Saales ist mit großen Messern, Dolchen und allerhand mysteriösen Instrumenten behangen; der Saal selbst mit Schaffellen von verschiedener Farbe bedeckt. Auf diese seßen sich die

Derwische, fangen nun, von einer noch viel scheußlicheren Musik begleitet, ihre Gesänge an, indem sie dabei den Kopf schaukelnd hin und herwerfen, und in die Hände klatschen. „Lailah Illalah" rufen sie (es ist kein Gott, außer Gott), aber je länger je mehr verseßen sie sich in einen fanatischen Taumel, das Schreien wird immer wüster und wilder und die Töne verschwimmen in einander. Was aber den widerwärtigsten Eindruck macht, ist dieß, daß die Aufregung bei Vielen nur erheuchelt ist; denn immer hatten sie noch Zeit genug, sich nach den eintretenden Fremden umzuschauen, und waren offenbar mißmüthig, wenn ihre Anstrengungen nicht genug bewundert wurden. Das sind die Mönche und Heiligen der armen bethörten Kinder Muhammeds!

Nachdem ich einige Tage in einem französischen Gasthofe über Tophana in Pera gewohnt, hatte der treffliche evangelische Prediger unserer Gesandtschaft, Schlottmann, ein Westfale von Geburt, die Güte, mir eine gastliche Wohnung im Gesandtschaftsgebäude anzubieten. Durch die große Güte dieses kenntnißreichen Mannes wurde mir der Aufenthalt in Konstantinopel um Vieles angenehmer und nüßlicher, als es sonst hätte sein können. Ungeachtet seine Thätigkeit durch sein schwieriges Amt und durch seinen Eifer, es nach allen Seiten treulich auszurichten, sehr in Anspruch genommen war, wußte er mich doch auf vielen Wanderungen in der Stadt und

Umgegend zu begleiten, und in das Verständniß der dortigen Verhältnisse einzuführen.

Am zweiten Tage nach meiner Ankunft in Konstantinopel durfte ich der im Gesandtschaftsgebäude versam melten evangelischen Gemeinde das Wort und das Brot des Lebens verkünden und darreichen. Die Glieder der weithin über die Stadt und Umgegend zerstreuten Gemeinde waren zahlreich versammelt, und es waren jedenfalls für mich selbst hier, und später in Brussa und Jerusalem, die köstlichsten Stunden, wenn ich mich und die Kinder der evangelischen Kirche auf Grund dieses Wortes erbauen durfte in dieser weiten Wüste des Morgenlandes, wo der helle Leuchter des Wortes, das hier zuerst erklungen, am Boden liegt. Ich predigte über das Wort des Herrn: Matth. 5, 13-16. „Ihr seid das Salz der Erde ff.,“ und es zittert mir noch das Herz, wenn ich mir zurückrufe, wie uns die Hoheit und Herrlichkeit unseres Christenberufes vor die Seele trat. Die Anwendung auf die theuren · evangelischen Christen dort inmitten der erstorbenen Kirchen des Morgenlandes mußte sich da von selbst ergeben.

Hier mögen nun einige weitere Bemerkungen über den kirchlichen Zustand der Christen zu Konstantinopel folgen, der sich im Wesentlichen überall bei den Christen des Morgenlandes wiederfindet.

Die Mehrzahl der Christen zu Konstantinopel gehört der griechischen Kirche an, ihrer werden auf 200,000 gerechnet. Ihnen folgt der Zahl und Bedeu

Dr. Liebetrut, Reise ins Morgenl. I.

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tung nach die armenische Kirche, welche die Zahl der römischen Katholiken übertrifft.

Die griechische Kirche ist seit dem Jahre 1054 von der römisch-katholischen getrennt, und umfaßt zumeist denjenigen Theil der christlichen Bevölkerung, der aus den Zeiten herstammt, in welchen Konstantinopel der Siß der christlichen Weltherrschaft war. Obschon von der römischen Kirche, getrennt, ist sie doch mit dieser dem gleichen Tode verfallen; ja mehr noch als diese, welche zwar auch die Reformation verschmäht und verfolgt, doch aber im Kampf mit der gereinigten Kirche wach und munter erhalten wurde. Dagegen sind die morgenländischen Kirchen, die griechische und armenische, völlig in Aeußerlichkeiten erkaltet und erstarrt; wie ein erstorbener Leib, in welchem das Herz nicht mehr schlägt, wie ein Strom, der zu Eis gefroren.

Die griechische Kirche, zu der sich auch größtentheils die Russen bekennen, theilt mit der römischen die Verehrung der Maria und der Heiligen, und treibt es mit dem Bilderdienst wo möglich weiter noch als diese. So ist auch die Unwissenheit der Priester im Allgemeinen noch größer, als selbst in dem Hauptsize der katholischen Kirche, in Italien; theils weil der morgenländischen Kirche jede Anregung von der lebendigen Kirche des Evangeliums fehlte, theils weil sie unter dem Druck und der Verfolgung der Muhammedaner in große Armuth_ver= sank. Die Unwissenheit der Priester ist unglaublich, und das arme Volk hat von dem Bekenntniß zu Christo wenig mehr, als den leeren Namen. Im Uebrigen reicht die

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