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denn nicht allein das arme Volk der Maroniten, sondern selbst seine Priester sind ganz unwissend und unerfahren in den Geheimnissen der christlichen Lehre und des evangelischen Lebens. Beispielsweise werden ihre Gottesdienste in syrischer Sprache gehalten, die aber dem Volke und fast überall auch den Priestern ebenso unbekannt ist, als unserm Landvolk etwa die hebräische Sprache. So wird das arme Volk um sein Christenthum betrogen, und zugleich in dem Wahn erhalten, das Christenthum sei die Ausübung eines leeres Formelwesens.

Die Drusen dagegen, wie die Maroniten ein starkes, kriegerisches Bergvolk, sind eigentlich eine muhammedanische Sekte. Das gemeine Volk ist auch hier im höchsten Grade unwissend. Die Geheimlehre der Geweihten unter ihnen ist noch wenig bekannt. Im Allge= meinen machen die Drusen einen seltsamen, geheimnißvollen Eindruck. Dieß zeigt sich auch in der wunderlichsten Tracht der Weiber. Dieselben tragen nämlich ein schräggestelltes, grades, 11⁄2 bis 2 Fuß langes Horn auf dem Kopfe; von der Spiße des Horns wallt der Schleier zu ihrem Nacken herab, und sie blicken verstohlen aus dieser sønderbaren Verhüllung hervor.

Bei diesem Volke nun hat die evangelische Mission mehrfach bereitwillige Aufnahme gefunden. Es find hin und wieder Schulen gegründet, zahlreiche Schriften in arabischer Sprache unter fie verbreitet, und hin und wieder, wie hier in Beyrut und zu Hasbeya am Hermon, kleine evangelische Gemeinden gesammelt worden. Mögen die lieben Leser denn dieses herrlichen Gebirgslandes, in

das ich nun weiter einführen will, nicht gedenken, ohne diese Arbeiten der evangelischen Mission auf ihren Herzen zu tragen!

Dienstag, den 16. September.

Endlich war der ersehnte Morgen für die Fortsegung, oder den eigentlichen Anfang der Reise gekommen. Wir hatten die Abreise für 5 Uhr bestellt, waren deshalb um halb 4 Uhr aufgestanden, kamen aber erst 11 Uhr Mittags fort. Das war ein mühseliger Anfang in den heißesten Tagesstunden. Und doch war ich zulezt froh, daß nur das Ende eines siebenstündigen ungeduldigen Wartens da war. Zuerst waren nämlich die Leute mit den Pferden ausgeblieben, dann hielt die erste Ladung und Vertheilung des schweren Gepäcks mehrere Stunden auf, und endlich wollte mein Reisegefährte nicht früher abreisen, als er eine Sendung Zyperweins sichergestellt hätte, worüber das Zollamt ihm große Schwierigkeit machte. An demselben Tage trat auch ein junger englischer Geistlicher nebst Gefolge die Reise nach Damaskus an; imgleichen hatte ein französischer Herr aus Nanch (dessen Unglück mit seinem Bedienten ich schon oben erwähnte) sich unserm Zuge angeschlossen, obschon er sein eigenes Zelt und seine eigenen Leute mit sich führte. Hierdurch wurde unser Reisezug noch ansehnlicher, und Alles gewann für Nothfälle eine größere Sicherheit.

Ich ritt mit unserm Dragoman, Josef Dahér, den Uebrigen voraus. Als wir etwa eine Stunde weit nord

wärts geritten waren, erkannte man am schönsten die Lage von Beyrut, wie es aus der bergigen, felsigen Ebene gegen Morgen und Mittag in immer höheren Wellenlinien aufsteigt. Rings umher verbreiten sich in den breiten schattigen Gärten die Winzer- und Bauerhäuser, kleinen Burgen gleich, häufig mit thurmartigen Warten versehen, was die übrige grüne Landschaft zwischen dem Meer und Hochgebirge ungemein anmuthig macht.

Nach 2 Stunden erreichten wir den Nahr (Fluß) el Kelb, den Lykus der Alten. Hier hielt ich, bis die übrigen Reisenden herankamen, die reichste Lese von Landschnecken, die sich an die nackten Felsen angeleimt hatten, und deren ich viele hundert lebendig mit auf mein Zimmer brachte, die nun in vielen Sammlungen in ganz Deutschland und weiterhin zerstreut sind. Dann besahen wir die wundersamen Inschriften, welche vor Jahrtausenden an dieser Stelle in die senkrechten Felswände eingegraben find. Es finden sich deren in römischer, griechischer, arabischer, assyrischer und ägyptischer Sprache, und es scheint, daß die Welteroberer der ältesten Zeiten hier ein Denkmal ihrer Eroberungszüge zurücklassen wollten. Das eine derselben soll aus der Zeit des Königs Pharao, dessen Tochter Mose in Aegypten erzog, herstammen, und hätte sonach ein Alter von mehr als 3000 Jahren.

Was mich mehr noch als dieses anzog, war die unsägliche Pracht des üppigsten Pflanzenwuchses, womit hier die Ufer des Flusses, und besonders die senkrechten Felswände auf dessen nördlicher Seite geschmückt sind. Aehnliches hatte ich bisher in keinem Himmelsstriche

gesehen. Jene Felsenwände wurden hoch von oben weithin von Wasserstrahlen überrieselt, und waren nun von unten an hoch hinauf mit Moosen und Schlingpflanzen dicht bewachsen. Unterwärts schienen künstliche Terrassen angebracht, die nun von oben befeuchtet wurden, während die heiße Mittagssonne auf den feuchten, schwarzen Boden brannte. Diese waren mit einem Gewächs aus der Gattung der Kaladien bepflanzt, welches man bei uns seiner prächtigen, ellenlangen Blätter wegen oft in den Treibhäusern sieht, dort aber einer Unterfrucht wegen gezogen wurde. Es wurde mir sehr schwer, mich aus dieser herrlichen Natur wieder loszumachen.

Nach zwei Stunden munteren Rittes am Saume des Gebirges hin erreichten wir den Nahr Ibrahim, den Adonis der Alten, das schönste Bild eines lebendigen, Alles mit Leben erfüllenden Fluffes, das ich noch ge= sehen. Seine Ufer sind mit dem reichsten Gebüsch dicht bekleidet, und durch diese grünen Laubmassen wälzt er nun fröhlich sein von der Höhe kommendes Gebirgswaffer zu dem nahen Meere hin. Eine thurmhohe steile Brücke führt über den Fluß, unter der die stolzen Fluthen zur Zeit des Hochwassers mächtig wirbeln müssen.

Nun folgten eine große Strecke hin Feigenwälder, die bei der großen Fruchtbarkeit des Feigenbaumes unermeßliche Aernten gewähren müffen. Dann folgte eine ödere Strecke, und endlich erreichten wir wieder das Meeresufer. Wir galloppirten jest wohl eine Stunde weit rüstig neben der Brandung hin, und mußten die unverwüstliche Kraft unserer unansehnlichen Thiere be

wundern, die nun 13 Stunden lang keine Nahrung empfangen hatten, und nach der Hiße dieses Tages noch in voller Kraft schienen. Die arabischen Pferde, auch die schwerbeladenen Lastthiere, werden nämlich auf der Reise nie am Tage gefüttert und getränkt. Sie sind gewohnt, mit ihren Lasten bei der glühendsten Hiße im Wüstensande von früh bis spät zu waten, oder die steilften Bergwände auf und ab zu klettern, ohne anders, als am Morgen und Abend, Nahrung zu empfangen.

Unser Dragoman stellte sich hierbei in einem ganz artigen Aufzuge dar: das Haupt mit rothem Feß ge= schmückt, den Oberkörper mit schneeweißer, fliegender Reitjacke über einer rothen, gestickten Weste, den Unterkörper mit einer ellenweiten, weißen syrischen Hose bekleidet, die ein breiter rothlederner, künstlich genähter Gürtel zusammenhielt, worin Dolch und Pistolen stecken, die Füße aber in rothledernen, zierlichen Stiefeln. Ueberhaupt ist die festliche Kleidung der Syrer reich und schön, wenn auch nicht so geschmackvoll, als die ähnliche der Griechen; ihr gewöhnlicher Aufzug ist dagegen auch wüst und schmußig genug.

Dem herrlichen Tage folgte eine wundervolle Nacht, die wir, dicht über dem Rand des brausenden Meeres, zum erstenmal in unserm Zelt verlebten. Ach wie war es dort, am Vorabend des schönsten Tages, den der Jahreslauf mir bringt, so traulich und heimathlich auch in der weiten Fremde! Während die Speise bereitet wurde, nahm ich ein erquickliches Meeresbad. Nach Tische war der Himmel so dicht mit Sternen besät, und

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