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Kosten ihrer jungfräulichen Ehre, gefädelten Schwangerschaft. Wie denn auch dieses Motiv den Fabelstoff einer tragischen Behandlung, unseres Erachtens, unfähig macht.

Als der Oberpriester vom Chor Merope's Schwangerschaft erfährt, steht er da steif vor Betäubung und lallt:,,Schöne Geschichten!") und fragt: ob Aristodemo daran glaube? Mutter und Amme bezeugen's, antwortet Coro. Da kann Ofioneo nur davonstürzen mit dem Ausruf: Unglückseliges Messenien! 2)

Policare und Amfia freuen sich über den glücklichen Erfolg der fingirten Schwangerschaft, namentlich über die Wirkung auf Aristodemo. Sollte Merope es auch abläugnen wollen, so hat ihre Mutter Amfia schon einen Trug in petto.3) Eine Komödienmutter, wie sie die Cinquecentisten-Commedia nicht schöner erfinden konnte!

Aristodemo's Monolog stellt die Tragödienstimmung einigermaassen wieder her:

Unglücklicher Aristodemo! Umsonst

Grossherzig für das Vaterland, und grausam
Nur gegen dich. Hinopfern

Wollt' ich die Tochter, aber schuldlos; nun
Erhalt' ich sie mir schuldvoll und befleckt.
Ihr Fehltritt rettet sie; und ihr Fehltritt
Verdammt sie auch zugleich ...

Graunvolle Wuth, von den verspotteten

Messeniern gefordert

Komm über mich! Erfüll' mich ganz! Wo nicht,
Entschüttle Pest, Megära,

Dem Vipernhaar und deiner Fackel! Ja,

Ich will's thun! Sey es Strafe oder Unthat,

Die Götter werden's bill'gen, oder fliehen.
Ob billigen, ob fliehn

es muss geschehn!4)

1) Gran cose, o Dei. 2) Sfortunata Messenia.

3) ma s'anco nieghi, e voglia
Ostinata perir, di nuovo pure

L'ingannerò. (Ihren Gatten Aristodemo nämlich.)

4) O sventurato Aristodemo! o invano
Generoso alla patria, a te crudele,
Volli perder la figlia,

Ma perderla innocente, e rea l'acquisto.

Coro singt Fluch herab auf das Haupt der Erfinder von Blut und Eisen und bringt ihnen ein Pereat1):

O misserfundnes Eisen,

Wodurch im Blute schwimmen

Die vaterländischen Gefilde! ...

Es ist geschehen! Die Amme erzählt es mit Weherufen; eröffnet damit den fünften Act; erzählt dem Tisi die Gräuelthat: Aristodemo hätte Nachgiebigkeit nur geheuchelt, überfiel Merope, und erstach sie. Tisi, als zweiter Trübsalbläser auf der Flöte, zieht sein Instrument aus der Tasche und bläst das Ergänzungsstück zur Erzählung der Amme: nachdem Aristodemo die Tochter ermordet hatte, riss er ihr den Leib auf, untersuchte die Gebärmutter, und fand sie jungfräulich 2) gräulich, gräulich, gräulich, schaudervoll-abscheulich! Doch dem Bericht des Pausanias nachkommend getreulich. Folgt aber daraus, dass sich eine solche Schlächterthat auch zu einem Solovortrag eigne für die zweite Flöte in einer Tragödie? Von dem völlig umgestülpten Motiv zu schweigen: von der Unterschiebung der Vaterrache, statt des tragisch ganz anders berechtigten Motivs einer Opferung der Toch

La sua colpa la salva, e la sua colpa

Pur la condanna . . .

Orribile furor, sollecitato

Da' scherniti Messenj

Veni, e m' occupa omai. S' io non son pieno

Di te, scota la face, Megera

Sì, lo faro; sia pena, o sia misfatto,

L' approveranno, e fuggeran gli Dei.

Che approvino, che fuggano, sia fatto.

1) Pera chi prima tratte

Dalle segrete viscere de' monti

Il già innocente, ed or colpevole ferro

O mal trovato ferro

Par cui nuotan nel sangue

I patrj campi.

Der Chorgesang geht aus in einen Endschweif von sapphischen Versen.

2) Col ferro stesso aperse

Il seno virginal, l' utero casto,

E voto ritrovò

ter für das Heil und die Rettung des Vaterlandes, dem Götterspruch zufolge! Dieser Umschlag stempelt vollends die Aristodemos-Fabel als unverwendbar für eine tragische Katastrophe. Den jungfräulichen Uterus zeigte der messenische Metzgerknecht dem Volk, das in der Wuth den Policare steinigte. Flauto secondo steckt die Flöte wieder in die Tasche, als er von Coro hört, dass Messenia (Itome), mit der That des Aristodemo vollkommen einverstanden, ihn zum König erwählt habe. König Aristodemo kommt nun daher mit einem Monolog, der Zwillinge zur Welt bringt, die sich schon im Mutterleibe schlugen: Gewissensvorwurf und Patriotismus. Von diesem Monolog ging in neuerer Zeit Monti's hochgefeierte Tragedia:,,Aristo demo" aus. Ob dieselbe auf der Höhe ihres Rufes steht, oder nur die Nachgeburt zum Zwilling ist, wird sich beim Auskehren finden. Eine solche folgt hier schon auf Aristodemo's Monolog in Licisco, der von Soldaten mit Arena's Leiche hergeführt wird. Licisco beruft sich wegen seiner Nichtvaterschaft, bezüglich der Arena, auf die Tempelpriesterin Erasitea. Als er vor so und so viel Jahren im Tempel der Göttin Juno um Segnung seiner unfruchtbaren Ehe angefleht, habe ihn die Priesterin Erasite a in eine Seiten-Capelle geführt, wo er in goldner Wiege ein wunderliebliches Mägdlein erblickte, das ihm die Priesterin als Pflegetochter zur Erziehung überwies. Auf der eben versuchten Flucht nach Sparta wurde Arena von einem Pfeile getroffen, den Licisco vorzeigt. Die Pflegetochter starb in seinen Armen. Er bringe die Leiche zurück, und flehe für sie um ein Grab in vaterländischer Erde.

Erasitea erscheint in Wehklagen aufgelöst um ihre Tochter Arena, und regt dem Aristo demo das Innerste auf mit den Worten: Statt Einer hat die Unterwelt zwei Jungfrauen; Beide durch seine Hand, und Beide seine Töchter.

Aristodemo. Was hör ich? Weh! Ich schaudre der Erinn'rung.1)

1) Erasitea.

in vece d' una

Due vergini ha l'inferno,

Ambe per la tua mano, ambe tue figlie.

Arist. Che sento oimè! Già temo, all rimembranza!

Erasitea hilft seinem Gedächtniss nach: Wie er sie, die er heimlich liebte, schwanger zurückgelassen, als er damals gegen die Spartaner auszog und für todt unter den Gefallenen blieb. Erasitea gelobte sich der Juno zur Priesterin. Aristodemo erstand wieder, wollte sich mit ihr vermählen; sie aber blieb ihrem Gelübde getreu. Das Kind gab sie für gestorben aus. Aristodemo vermählte sich mit Amfia, das Weitere sey bekannt. Erasitea kommt nun, ihr Haupt dem Beile bieten. Schreckenvoll stürzt Ofione o herbei, unheilvolle Opferzeichen kündend. Die beiden Töchter Aristodemo's wären vergebens geopfert; die Götter verlangen ein anderes Sühnopfer. Von dem Allen weiss Pausanias' 4. Buch,,,Messenien", nichts. Wenn doch nur Dottori's Tragedia auch nichts davon wüsste. Allein geblieben, ruft Aristodemo die Furien an und stürzt davon. Coro heisst die Hatschire (Arcieri) den Rasenden im Auge behalten, da er, Coro, nach alter Satzung, seinen Posten nicht verlassen darf. Wie sich von selbst versteht, ist Tisi mit der zweiten Flöte schon zur Stelle, um das Wehgeheul der ganzen Stadt als Finale zu blasen. Die Veranlassung, meldet ein Soldato, ist Aristodemo's Selbstmord, der sich an der Leiche seiner Tochter Merope erstach. Die Pforte im Hintergrund öffnet sich. Aristodemo's Leiche wird neben Merope's sichtbar. Von der Leiche der armen Arena ist keine Rede, die doch von Anfang herein nichts als Leiche ist. Tisi bläst noch einige verlorene Klagetriller à la coda über den ,,furioso Aristodemo."

Der angedeuteten Schwächen ungeachtet, zählt Dottori's Aristodemo zu den Koryphäen der italienischen Tragödie des 17. Jahrh. Die italienische Kritik des 18. Jahrh. ist ihres Lobes voll. Dem Tiraboschi zufolge würde sie unter die italienischen Tragödien ersten Ranges zu stellen seyn, wenn der Styl derselben minder „lyrisch" wäre. 1) Signorelli wird selber lyrisch in seiner Verherrlichung des Aristodemo. Ihm entwickelt sich die Handlung in poetischer Wahrscheinlichkeit bis zum tragischen Schrecken.2)

1) Sarebbe una delle più illustri tragedie italiaue, se l'autore seguendo l'uso di quell' età, non l'avesse scritta con uno stile troppo lirico. (Storia etc. Vol. XV. ed. Mil.) p. 733. 2) Con tragico terrore si disviluppa (St. cr. IV. p. 115).

Der Styl erstrebe Grösse, Adel, Zierde u. s. w. Die deutsche Kritik und Literaturgeschichte Italiens kennt diese Tragödie kaum dem Namen nach. Gleichwohl darf sie, in Absicht auf edlere Motivirung und innigere Gefühlswärme, einen Vorzug vor der Tragedia des 16. Jahrh. in Anspruch nehmen. Ein Verdienst, dessen sich die bereits angekündigte Tragödie

vom

Il Solimano 1),

Conte Prospero Bonarelli della Rovere 2)

vielleicht in noch höherem Grade zu rühmen hätte, wenn die Verwickelung und Katastrophe nicht auf dem bis zum Ueberdrusse immer wieder umgekneteten Komödienmotive einer Kinderverwechslung beruhte. Hier erfolgt die Vertauschung gar zwischen einem todten und lebenden Kinde. Eine Circassierin, Gemahlin des Solimano, Königs der Thracier (Re de' Traci), bringt einen Knaben zur Welt. Drei Tage vor der Niederkunft der ersten Gemahlin desselben, der „Königin" im Trauerspiel, mit einem Knäblein. Um der Hauspolitik des thracischen Harems, welcher gemäss, zur Sicherung der rechtmässigen Thronfolge, die zweitgeborenen Prinzen aus dem Wege geräumt werden 3)

um diesem königlichen Hausgesetze einer türkischen Justiz ihr Neugeborenes zu entziehen, lässt die Königin dasselbe von der Amme heimlich fortschaffen und einer Frau in Pflege geben. Das Kind lag eingewickelt in einem goldgestickten Mantel, wovon die Amme, behufs dereinstiger Wiedererkennung, ein Stück behielt. Für den überbrachten Knaben empfing sie ein todtes Kind: das inzwischen verstorbene Söhnchen der „,Circassierin", das die Mutter des in Pflege gegebenen Knaben, die „Königin", als das ihrige begraben liess. Durch die Pflegemutter des am Leben erhaltenen Knaben, die das Tauschgeschäft von lebenden Kindern gegen todte heimlich betreibt, war gleichzeitig die Circassierin, die Mutter des verstorbenen Kindes, in den Besitz des lebengebliebenen Knaben gekommen, welcher nun als deren Sohn, vom Hof, König und auch

1) Il Solimano Traged. Ven. 1619. 12. Fir. 1620. 4., mit Kupfern von Callot. In Maffei's Sammlung (Teatro Italiano etc.) die erste t. III. 3) Atto I. Sc. 4.

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