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Die Glaubensheldin der ersten, Eugenia, ist die Tochter des Heiden Filippo, Statthalters von Aegypten. Sie lebt als junger Einsiedler und Klostermönch, und es wäre ein noch grösseres Wunder, als die von ihr an der Wittwe Melantia bewirkte Heilung, wenn diese ihre gläubige Dankbarkeit für die vollkommene Wiederherstellung durch ein Mirakel nicht dadurch hätte an den Tag legen wollen, dass sie dem blühend schönen, jugendlich reizenden Wunderthäter und Arzte in der Mönchskutte ihr Herz schenkte mit dem wiedergenesenen, wunderfrischen Körper als Zugabe. Das grösste Mirakel aber wäre gewesen, wenn die von der Wittwe Melantia versuchte Liebeserklärung à la Frau Potiphar ihren heilkundigen Engel Raphael in der Kaputze fügsamer gefunden hätte, als Frau Potiphar den keuschen Joseph. Da aber für die Wittwe Melantia nach ihrer Heilung kein Wunder gross genug war, um nicht daran zu glauben, rächte sie die vermeinte Verschmähung, wie Frau Potiphar, dem jus talionis gemäss, indem sie den jungen Arzt in der Kutte, der an ihr verübten Gewalt bei dem Statthalter anklagte, dem Vater unserer als Klosterbruder vermummten, und für ihre Familie verschwundenen Eugenia. Der Statthalter verurtheilt den jungen Vergewaltiger und Wittwenschänder zum Feuertode. Und nun zeigte sich bei der üblichen Toilette vor dem letzten Gang: welches Wunder hätte geschehen müssen, wenn die Wittwe Melantia durch die Beweisführung, auf Grund des inzwischen ermittelten Hauptzeugen, des corpus delicti, ihre Klage hätte begründen können. So aber schliesst die Tragedia sacra mit der offenbarten Unschuld der verläumdeten Eugenia, in welcher der Statthalter seine Tochter erkennt. Bekehrt durch die wunderbare Entdeckung, lässt sich der Präfect von Aegypten mit seiner ganzen Familie taufen. Zwei Chöre, ein Christen- und ein Heidenchor, schlingen sich durch die Acte und Zwischenacte der heiligen mit allem Aufwande eilfsylbiger Kunstfertigkeit durchgeführten Handlung.

Im 'Polietto' kommen gar vier Chöre vor: Ein Vierchor von Engeln, Soldaten, Kindern und Heiden. Wir erwähnen noch dieser tragedia sacra des Bartolommei, wegen der Uebereinstimmung der Legenden-Fabel mit der von P. Corneille's Polyeucte (1640), ohne bestimmen zu können, welche von beiden die ältere Tragödie ist; wir möchten jedoch, nach angestellter Vergleichung,

glauben, dass Corneille die des Bartolommei gekannt habe; nicht umgekehrt. Die rudimentäre Behandlung des Polietto' schliesst eine Benutzung des kunstreichern Polyeucte' aus. Dagegen finden sich in letzterem Anzeichen, dass Corneille, durch manche Situation, manchen Empfindungsausdruck angeregt, die betreffenden Scenen zu unvergleichlich grösserer Wirkung und dramatischer Bedeutsamkeit erhoben und ausgearbeitet. So nimmt z. B. die Expositionsscene zwischen Corneille's Néarque und Polyeucte den Ausgangspunkt von der Vorbedeutung eines Traumes, wie in Bartolommei's 'Polietto' zwischen Polietto und Nearco. 1) Am meisten scheint uns die Scene zwischen Corneille's Polyeucte und Pauline 2) und die zwischen Bartolommei's Paulina und Polietto), auf eine Benutzung des Situationsmotives und einzelner Empfindungsäusserungen von Seiten Corneille's hinzuweisen. 4)

An die Wunderwerke der vier übrigen Tragedie sacre des Bartolommei wollen wir, frommgesinnt, blindlings und prüfungslos glauben; so überzeugungsfest, wie unser Glaube, dass die Tragedie selbst keine Wunderwerke sind.

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Schnöden Tod.

Vielmehr, die ich erlange.

Paul.
Pol. Glückseligen Tod, Erzeuger ewigen Lebens.

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Pol. Morte felice d' immortale vita genitrice feconda . .
Paul. n'abandonnez pas à la main d'un bourreau
Ce qu'à nos justes voeux promet un sort si beau.
Polyeucte. Je considère plus; je sais mes avantages,

Et l'espoir que sur eux forment les grands courages
J'ai de l'ambition, mais plus noble et plus belle:
Cette grandeur périt, j'en veux une immortelle.

Tragedia:

Genesio Soderini's

La Rosimonda1),

wiegt uns nicht die Entbehrung von Andreini's 'Adamo' auf. Dieselbe ist eine Nachtrags-Tragödie zu Rucellai's Tragedia 'Rosmonda'2), und rächt an dieser den mit ihrem Liebhaber und Genossen verübten Gattenmord augenscheinlich nur, um hinterher eine Kinderaussetzungs-Katastrophe einzuschwärzen, welche, auffallenderweise, in Rucellai's Tragedia fehlt. Genesio Soderini scheint eigens auf die Welt gekommen zu seyn, um diese Lücke auszufüllen, und sich dann augenblicklich wieder aus dem Staube oder in den Staub zu machen, mit Verwischung jeglicher Daseynsspur; für uns mindesens, die wir kein weiteres Lebenszeichen von dem Rächer des Longobardenkönigs Albuino aufzufinden vermochten. Mit dem Maassstabe der italienischen Tragödie gemessen, steht sie an dramatischem Werthe keineswegs hinter andern, und selbst gerühmten, zurück. Sie darf sogar sich dreist neben Rucellai's Rosmonda stellen, die sie wohl gar, was tragischen Ausdruck und Styl betrifft, um eines halben Zolles Länge überragen dürfte.

Nach der Ermordung ihres Gatten, Albuino, lässt Soderini seine Rosimonda sich mit ihrem Geliebten und Mordgehülfen, der hier Elmige heisst, nach Ravenna flüchten, wo sie ihre Vermählung halten wollen. Hierher war auch Alsinda, die Tochter Albuino's und Rosmonda's, vor Schrecken über den Mord, mit ihrer Amme geflohen, um, als Longobardische Elektra, die Tragedia mit achtseitenlangen Weheklagen über den Tod des Vaters zu eröffnen, welche acht Seiten die Vorstellungen der Amme, hinsichtlich der Vergeblichkeit von Trauerklagen, durchaus nicht verkürzen. So viel bewirken indess die mit philosophischer Emphase vorgetragenen Gegenargumente der Amme, dass Alsinda ihren Gram hinter dem Hochzeitsaufputz zu verbergen verspricht, mit dem sie, gelegentlich der Vermählung ihrer Mutter, sich zu schmücken geht.

Um das Hauptmotiv flechten sich parasitisch zwei Nebenliebschaften; die des Longino, Exarchen von Ravenna, zu Rosi

1) Venez. 1683. 2) S. Bd. V. S. 281.

monda; und die Liebe des Emilio, der Alsinda anbetet. Beide vereinigen sich, um die Vermählung der Rosimonda mit Elmige zu verhindern, aber so dass sie ihre Absichten unter dem Schein der Uebereinstimmung verstecken. In den Dialogen zwischen dem Liebesmörderpaar überbieten sich Rosimonda und Elmige an gegenseitiger Belobung des gemeinschaftlich verübten Mordes, mit Berufung von Seiten Rosimonda's auf den thränenreichen, aus Rucellai's Rosmonda hinlänglich bekannten, als Hochzeitsbecher von Albuino geschwungenen Vaterschädel langweiligen Angedenkens, der inzwischen Grossvaterschädel geworden, von einer mannbaren Enkelin, in Gemeinschaft mit dem Coro, vollgeweint, welcher, als Beweis von der Herrschaft einer allgemein eingerissenen Gottlosigkeit (impietà), den Becherschädel des alten Königs Cunnimondo anführt. 1)

Im zweiten Act tauschen der Essarca (Exarch) und sein Vertrauter, Idrospe, ihre Ansichten über die Natur der Leidenschaften aus, anstatt diese selbst zu fühlen und zu erregen; wetteifern miteinander in Sentenzen und Tiraden; vermeiden sorgfältig jede Aufregung; gehen der dramatischen Bewegung sorgsam aus dem Wege, und fassen mit staatsmännisch besonnener Ueberlegung, bei kaltem Verstande, den Plan: Elmige aus dem Wege zu räumen durch das einfachste und für eine Tragödie geeigneteste Mittel von der Welt. Freund Emilio, der Handschriften so geschickt nachmacht, wie der Urkundenfälscher Simonides, soll einen Brief des Elmige an Alsinda mit dessen Unterschrift schmieden, worin ihr Elmige Hand und Reich anträgt mit dem Versprechen, ihrer Mutter Rosimonda den Laufpass zu geben. Das Siegel dazu würde die Amme dem Elmige heimlich entwenden. Gesagt, gethan. In der nächsten und letzten Scene des Actes theilt schon die Amme der Alsinda den glücklich ausgeführten Diebstahl mit. Alsinda hofft zu den Göttern (sacrosanti numi), sie werden beifällig die That geschehen lassen, und erblickt in Emilio's Schriftfälschung den grössten Liebesbeweis, den er ihr hätte geben können. Was sagt Coro dazu? Er beseufzt die verderblichen Wirkungen der irdischen Liebe; preist in philosophischen Sentenzen die himmlische Liebe, die Eins ist mit der

1) Cangiò in tazza real cranio spolpato.

Harmonie der Welt; wünscht, dass ein Strahl dieser Liebe uns. erleuchten möchte1), und vergisst, dass die irdischste Liebe in der Tragödie einen Gaunerstreich sich ernstlich verbitten muss.

Der dritte Act überrascht uns und die Amme mit Rosimonda's Erklärung, dass sie leidenschaftlich-Wen liebt? den Essarca. Doch hofft sie, mit Hülfe ihrer Vernunft, über diese Leidenschaft Herr zu werden. Emilio benachrichtigt den Exarchen, dass er den von ihm gefälschten Brief an die Adresse bestellt; und der Exarch den Emilio, dass er bei Rosimonda Liebe zu ihm wittere, und künstelt sich allerlei Scheingründe zurecht: warum er ihr nicht sein Herz geöffnet. Den eigentlichen Grund aber verschweigt er: dass nämlich die Liebeserklärung das Meisterstück, die Intrigue mit dem Brief, überflüssig gemacht hätte.

Coro besingt die Hochzeitfeier, die Spiele und Lustkämpfe in glänzenden, lebensvollen Schilderungen, die aber den tragischen Kohl nicht fett machen.

Im vierten rast Rosimonda über den gefälschten Brief mit dem königlichen Insiegel, der keinen Zweifel an der Aechtheit aufkommen lässt. Nachdem der Exarch eine Ode über geheimgehaltene Plane, in Form eines Monologs, vorgetragen, die er mit verhaltenen Erd-Winden, eingedämmten Wildwassern u. dgl. m. vergleicht, bemüht er sich, die Feuer und Flüche speiende Rosimonda zu beschwichtigen, indem er sie ermahnt, ihre Rache nicht an die grosse Glocke zu hängen. Sie verspricht sich zu beherrschen, aber nur aus Liebe zu ihm.2) Hierauf rathet Emilio dem Essarca, die Erbitterung der Rosimonda gegen Elmige rasch zu benutzen. Essarca meint, Rosimonda bedürfe mehr eines Zügels, als eines Sporns, und vergleicht sie mit einem brüllenden Löwen in der Wüste, dessen Zorn er weitläufig ausmalt.

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