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alles nichts: Wo ein Kaiser befiehlt, da hat selbst die Vernunft ihr Recht verloren. Der Unsinn kommt zu Stande, und Poeta ist der Erste, der dazu Gevatter steht. 1)

I Dormenti (Die Siebenschläfer)2) in zwei Acten. Hier mischen sich zwei Schläfer, die vor 700 Jahren in einer Höhle bei Jerusalem eingeschlafen waren, der Kreuzfahrer, Conte Roberto, und sein Schildknappe unter Personen des 18. Jahrh., als Heirathsvermittler zwischen Liebespaare von so entgegengesetztem Naturel und Charakter, wie deren Väter. Aus dem

Mangel an poetischer Phantasie, den auch Casti's Thierepos athmet, wuchern alle diese öd-phantastischen Fratzen hervor. Das kalt-phantastische Genre ist die kalte Küche vom langweiligen Genre schlechthin.

Il Catilina. Eine Singburleske in der Manier des „Re Teodoro", deren Held Cicero ist, und das Hauptmotiv die catilinarische Rede: Quousque tandem. Die Senatssitzung, worin diese classischste aller Schulklassen-Reden gehalten wird, soll das komischste aller Schlussfinales bilden. Ein italienischer Literarhistoriker versichert, dass Casti's,,Catilina" noch mehr, als dessen ,,Re Teodoro" gefalle. 3)

Endlich hat Casti noch ein seltsames Zwitterstück von ernstem Drama und Posse geschrieben, dessen Titelheldin die uns mehrfach bekannte Rosmonda ist, Gemahlin des Lombardenkönigs Alboino. In die Haupthandlung ist eine possenhafte Nebenhandlung verwoben, von einer Bauernfamilie ins Spiel gesetzt, bestehend

1) Or se tutti son d'accordo,
So nessuno è muto e sordo,
Se la musica è già pronta,
Se il libretto non si conta,

Se vestiario, se scenario,

Se gli altori, i sonatori

Se ogni cosa in somma è lesta
Se chi paga e dà la festa
Vuole ed ordina così,

Sara cosa facilissima

Di far l' opra in quattro dì.

2) Raccolta etc. p. 351-416.

3) Camillo Ugoni: Della Letteratura

Italiana nella seconda metà del secolo XVIII. Opera postuma. Mil. 1856.

T. I-IV. t. I. p. 175.

aus einer thörichten Mutter, einem närrischen Sohn und einem verständigen Vater, dessen Klugheit zu der Albernheit von Frau und Sohn einen Gegensatz bilden soll. Mit dem heroischen Theil des Drama's ist die Kossäten-Posse dadurch in Zusammenhang gebracht, dass König Alboin seine Rettung der unverbrüchlichen Wahrheit verdankt, die er von dem klugen Bauernvater rücksichtslos zu hören bekommt. Ein König, dem ein Bauer ungestraft die unumwundene Wahrheit sagen darf, ein solcher König ist freilich nur in einer Posse denkbar.

Die italienische Komödie im 18. Jahrhundert.

Ihr Name ist Carlo Goldoni. Seine Wiege und sein Grab fallen nahezu mit dem Beginn und dem Ende des Jahrhunderts zusammen. Wie Molière für Frankreich im 17. Jahrh., so ist Goldoni für Italien im 18. der Reformator des komischen. Theaters und der eigentliche Schöpfer des neuern Lustspiels. Die Novellen- oder Abenteuerkomödie, was im Grunde auch die Menanderkomödie war, hat Goldoni zu einem Charakter- und Sittengemälde des gesellschaftlichen Lebens umgestaltet und, dank seinem komischen Genie, seiner unübertroffenen Kenntniss der feinen, die Komödienmomente ins Spiel setzenden Triebfedern gesellschaftlicher Figuren, namentlich aus der mittlern und niedern Sphäre, dank seiner Fruchtbarkeit endlich, ein für allemal festgestellt, da ihn, den, nächst Lope de Vega, schreibfertigsten und productivsten Bühnendichter, die Fruchtbarkeit eben in Stand setzte, durch eine ununterbrochene Reihe wirksamer, die Theaterwelt in Spannung und Athem erhaltender Stücke, dem Lustspiel den Stempel einer mustergültigen Behandlung nachhaltig und dauernd aufzudrücken. Nicht als hätte vor Goldoni die italienische Komödie kein Lustspiel gekannt, worin die Figuren nicht als blosse Spielbälle jener schematischen, von der neuattisch-römischen Komödie überlieferten Verwechselungs- und Erkennungsmotive verwendet wären; worin nicht vielmehr aus dem Charakter und den Interessen der Personen die Verwicklungen und die Handlung ohne stehenden Voraussetzungsapparat und ohne gemeine Dienerränke wären entwickelt worden. In Macchiavelli's Mandra

gola um den Hauptvertreter dieses Styls aus der Cinquecentisten-Komödie zu nennen, konnten wir im Gegentheil den Stammvater und Prototyp eines wahrhaften Charakterlustspiels und dramatisch-komischen Zeitsittenbildes bewundern. Ja unmittelbar vor Goldoni und gleichzeitig mit ihm gab es namhafte Lustspieldichter, die mit der Verwechselungskomödie des 16. Jahrh. und insbesondere mit den abenteuerlich-phantastischen, von Motiven der spanischen Komödie beeinflussten, melodramatisch gefärbten Lustspielen des 17. Jahrh. entschieden gebrochen hatten. Wir nennen nur vorübergehend den Niccolò Amenta aus Neapel 1) der von 1699 ab sieben Komödien2) zur Aufführung brachte, in musterhafter Prosa geschrieben, und die namentlich gegen die Komödien des 17. Jahrh. Front machten, mit einer Rückwendung freilich zur Cinquecentisten - Komödie im Geschmacke seines Landsmanns Girol. Porta. Gleichen Schritt mit Amenta hielt Isabella Mastrilli, Herzogin von Marigliano, deren Lustspiel: Il Prodigio della Bellezza, ,,Das Wunder der Schönheit" 1703 im Druck erschien. Liebhaber von blossen Komödien- und Verfassernamen, von komödienlosen Titeln, verweisen wir auf Signorelli's reichhaltigeres Namensverzeichniss3); und glauben dem Verlangen unserer Leser besser zu entsprechen, wenn wir einem dramatischen Erzeugniss des bedeutsamsten, eigenthümlichsten und ursprünglichsten unter diesen unmittelbaren Vorgängern des Goldoni unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Der Auserwählte ist zugleich der einzige vorgoldonische Komödienverfasser, dem der Ehrenname eines wirklichen Charakterlustspieldichters gebührt; eines solchen nämlich, der das Lächerliche nicht aus Verwickelungen des Zufalls im Bunde mit niedrigen Zetteleien und Gaunerstreichen; der es, lustspielgemässer, aus den komischen Eigenheiten und spottwürdigen Schwächen, Thorheiten und querköpfigen Schrullen seiner Gattungspersonen in scherzhafter Weise und zu ethischem Läuterungszwecke entspringen lässt. Nebenbei ist unser auserwählter vorgoldonische Komödiendichter selbst einer der originellsten und wunderlichsten Käuze der komischen Literatur,

1) Geb. 1659, gest. 1719.

2) La Constanza, La Fante, Il Forca, La Somiglianza, La Carlotta, La Giustina, Le Gemelle. 3) Istoria etc. t. VI. c. II. 225 ff.

dessen Leben schon eine Charakterkomödie scheinen könnte, oder doch eine solche hervorzurufen geeignet wäre, mit einem DichterSonderling als komischem Helden, wie kaum ein zweiter seit jenem sich selbst parodirenden Kratinos 1) von ähnlicher Verwendbarkeit sich finden liesse. Dieser Dichter-Kauz heisst:

Girolamo Gigli.

Nicht aber und das ist seine erste Marotte nicht etwa nach seinem Vater, Giuseppe Venci, aus Siena, wo er 1660 zur Welt kam; nein, nach einem reichen Sonderling, Girolamo Gigli daselbst, einem Verwandten, der ihn zu sich nahm, studiren liess, im Alter von 15 Jahren mit einer um 10 Jahre ältern Sieneserin, Laurenzia Perfetti verheirathete, und ihn zum Erben seines beträchtlichen Vermögens und seines Familiennamens einsetzte, wovon jedoch unser Girolamo nur letzteren behielt, da er das Vermögen, als Feinschmecker, den Weg alles Fleisches gehen liess, und nebenbei den wunderlichen Einfall hatte, mit seiner „Alten“ zwölf Kinder zu erzeugen, blos um das Dutzend voll zu machen.2)

Neben dem Studium der Griechischen und Römischen Classiker beschäftigte sich Gigli mit Astronomie, Philosophie, Geschichte, Architektur, Feldbau etc. Seine Lieblingsbeschäftigung blieb aber die Poesie, insbesondere die Satire, und sein satirisches Stichblatt war die Hypokrisie, die Scheinheiligkeit, die er mit der zweischneidigen Waffe des satirischen und religiösen Eifers angriff. Er bemächtigte sich zu seinem Zwecke des Molière'schen Tartuffe, den er nicht sowohl übersetzte als für das Theater der Academia de' Rozzi in Siena3) umarbeitete, deren Mitglied Gigli war, und unter dem Titel,,Don Pilone", in der Maske eines stadtbekannten Frömmlers, selbst darstellte mit ungeheuerem Erfolge. Schon früher hatte Gigli in einem Canto von 50 Ottaven im Berneskischen Styl gegen das Laster der Hypokrisie ge

1) Gesch. d. Dram. II. S. 52 f. 2) Da che ebbe dodici figliuoli tra maschi e femmine (s. Vita di Girolamo Gigli Sanese, detto fra gli Arcadi Amaranto Sciaditico, scritta da Orbesio Agiéo (Arcadiername des Franc. Corsetti) Pastore Arcade etc. Fir. 1746. 4. p. 3. - 3) Gesch. d. Dram. IV. S. 215 f.

eifert, und das satirische Poem vor einer in dem Garten des Francesco Piccolomini zu Siena vereinigten akademischen Versammlung vorgelesen, in welcher sich auch der berühmte uns schon bekannte Verfasser des komischen Heldengedichtes Ricciardetto, Monsignore Niccolo Fortiguerra, befand. 1) In einer Ottave dieses Canto wünscht der Dichter, dass man den Scheinheiligen eine Oeffnung im Nacken anbringen könnte, um in ihr finsteres Herz zu schauen; und dass er, wie Virgil dem Dante, seinen Zuhörern als Führer dienen könnte in dieser Herzenshölle: er würde ihnen Abgründe und Höllenkreise aufdecken, verworfene Geister zur Schau bringen, die selbst dem Dante unbekannt geblieben. 2) Der Don Pilone' ist ein solches Loch im Nacken, wodurch man fürs erste nur die Vorhölle des finstern Heuchlerherzens erblickt; den Schattenriss vom Herzen des Molière'schen Tartuffe. Den lustigen Inferno dazu lässt Gigli aber erst in seiner Originalkomödie: ,,La Sorellina di Don Pilone", „Die fromme Schwester des Don Pilone", schauen, wohin auch wir ihm folgen werden. Gigli's Specialität war der Hypokritenhass; aus ihm schöpfte er sein satirisches Genie. Den Don Pilone hat er zu einer stehenden Maske der italienischen Bühne verewigt und mit ihm die Charaktermasken der Comedia dell' arte bereichert. Im nächsten Carneval nach der Aufführung seines Don Pilone erschien Gigli öffentlich unter den Masken als Don Pilone, der aus einer Sänfte den Damen ein satirisches Madrigal auf sich selber (Don Pilone), zuwarf. Gigli führte den D. Pilone mit sich herum, wie der Savoyarde sein Murmelthier oder seinen Affen.

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Doch war D. Pilone keinesweges Gigli's erster theatralischer Versuch. Als ein solcher hat vielmehr seine in Versen geschriebene Commedia Bellalba zu gelten. Dieser folgten sogenannte

1) Vita p. 11.

2) Così far potesse nella nuca

A quei malvagj Ipocriti, ch' io dissi,
Uno spacco a mio modo ed una buca,
Sicchè 'l cupo lor cuore oggi s' aprissi,
E come a Dante il Mantovano Duca
Io fussi vostra in quelli abissi,
O quante bolgi, o quanti Spirti rei,
Ignoti a Dante, io discoprir vorrei.

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