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Die Zwillingsschwestern von Capua')

zeichnen sich durch ihr komisches Motiv aus, das einen Zwillingsdoppelselbstmord gebiert: zunächst mittelst Vergiftung, und dann nachträglich, um der italienischen Schlächtertragik nichts zu vergeben, noch mittelst Dolchstösse oder Zerfleischung mit dem Schwert, vierhändig und gegenseitig von den beiden Zwillingsschwestern an ihren Leibern vollzogen.

Das komische Motiv liefert Hannibal, Annibale, der, vom Capuaner, Calavio, gastfreundlich aufgenommen und bewirthet, die Gastfreundschaft und den Verrath an Rom damit erwidert, dass er Calavio's beide Töchter, die Zwillingsschwestern, Trasilla und Pirindra, unter heimlichem Eheversprechen entehrt, und sie dann beide sitzen lässt, indem er beim Aufbruch von Capua sich aus dem Staub macht, während ihn. das Schwesterzwillingspaar am entgegengesetzten Thor erwartet; jede um mit ihm, als seine rechtmässige Gemahlin, davonzuziehen, und jede über die Prätention der andern verwundert. Aus dem komischen Hauptmotiv können sich denn auch folgerecht nur komische Situationen entwickeln. Die Scene z. B., wo die beiden Schwestern sich gegenseits ihr Geheimniss ablocken und dann, als Zwillingsgattinnen von Annibale, mit gezückten Nägeln auf einander losfahren, und sich unfehlbar die Augen zwillingsschwesterlich ausgekratzt hätten, wenn Annibale, der sich eingestellt, nicht dazwischen trat, Beide seiner gleichen Liebe versichernd. Eine Komödienfigur, ein echter Komödien-Servo dieser Annibale, der seinem Unterfeldherrn, Maarbale, die komische Geschichte von den Zwillingsschwestern erzählt, mit denen er abwechselnd Beilager gehalten, ohne dass eine von der Brautnacht der andern wusste. Und wie er sich selber mit dem Spasse kitzelt, der

1) Le Gemelle Capovane. (In Maffei's Teatro Ital. II. p 249-324). 2) Trasilla. Le pugna a man a man, se tu non taci,

Mi serviran per lingua e per favella. Pirandra. El unghia, se tu segui a provocarmi Ti suppliran per motti e per risposte

Annibale.

E l'una e l'altra tien ne la mia mente
Per diversa cagion dominio eguale.

(IV. Sc. 3.)

Racker: dass jede von ihnen nun glaubt, er werde sie, als seine Gemahlin, öffentlich anerkennen und mit nach Karthago nehmen. Sie können lange warten. Er wird durch ein anderes Thor abziehen, und die Schwesterzwillinge von Capua werden das Nachsehen haben. 1) Konnte der Servus Milphio in Plautus' Komödie,,,der Karthager" (Poenulus), oder Servus Syncerastus daselbst einen loseren Streich ausdenken? Dem Vater Calavio fehlt zum dupirten Pantalon nichts als die rothen Strümpfe und der spitze Knebelbart. Als Situation die komischste aber ist die Katastrophenscene 2), wo die ganze hinters Licht geführte Familie sich an dem von Annibale bezeichneten Thor zusammenfindet, jeder über das Erscheinen des andern verwundert. Die beiden Zwillingskebsinnen Trasilla und Pirindra, im Kriegskleid, um dem gemeinschaftlichen und auf Beider gemeinschaftliche Kosten durchgebrannten Annibale zu folgen. Vater Calavio: um vor Tagesanbruch dem Sieger von Cannae und seiner Zwillingstöchter noch einen Abschiedsschmaus zu geben. Mutter Antandra: um ihre Warnungsrolle hier noch einmal zu memoriren. Perondo, der Bruder der Zwillingsschwestern, mit einem langen Messer: um Annibale vor dessen Abzug nach Rom in die andere Welt zu spediren, während Annibale durch ein anderes Thor längst über alle Berge ist. Welche letzte Scene in einem Intriguenlustspiel darf sich, was Situationskomik betrifft, mit dieser letzten Scene in Ceba's Tragedia messen? Das Einzige, was sie zur tragischen Katastrophenscene macht, sind die 18 Seiten, die sie lang ist. Denn dass Bruder Perondo seine ganze Beredtsamkeit aufbietet, um das in einer Goldkapsel eingeschlossene Gift, das er seinem Diener zum Aufbewahren gegeben, wenn ihm Annibale entwischen sollte, in welchem Falle er, Perondo, es nehmen würde dass Perondo nun, wo dieser Fall eingetreten, das Gift seinen beiden Schwestern anbietet mit der dringenden Bitte, es statt seiner zu schlucken, um ihre Ehre zu retten: wirkt das etwa tragisch, oder nicht vielmehr hochkomisch? Gleichviel ob die Schwesterzwillinge ihm den Gefallen thun oder nicht. Selbst die gegenseitige Zermetzelung der beiden Schwestern, von welcher eine der Zwillingsammen den Schlussbericht abstattet, vermag nicht

1) III, 1. 2) V, 5.

einmal den üblichen Schluss-Eindruck dieser Tragödien: den eines allgemeinen Abschlachtens, hervorzubringen, weil man unwillkürlich dabei an den Nägelkampf denken muss, zu dem die Zwillingsschwestern sich im vierten Act schon gerüstet hatten, und den sie nun mit Dolchen, Messern oder Schwertern, anstatt mit ihren Nägeln, ausfechten. Komisch endlich ist auch der Zwillingschor zu dieser Tragödie, welcher aus einem Coro von Capuanern der römischen, und Capuanern der karthagischen Partei besteht, die mit Sextetten, Sextinen oder wie man sechszeilige Versstrophen nennen will, am Schlusse jedes Actes sich in den Haaren liegen. Hätte Schiller zürnet nicht ihr Manen des nächst Aeschylus und Shakspeare grössten Tragikers, zürnet nicht, wenn ein Hinweis auf ihn an dieser Stelle einen flüchtigen Schatten auf den hehren Lichtglanz seines unsterblichen Namens wirft! Schiller, hätte er diesen hadernden Doppelchor, den ersten, unseres Wissens, in einem der antiken Tragödie nachgebildeten Trauerspiel, gekannt: vielleicht würde der tiefe Denkerpoet einer ähnlichen, nur der Tragödie selbst feindseligen Zerspaltung seines Doppelchors in der ,,Braut von Messina", nach durchdachterer Würdigung der eigentlichen auf kathartische Versöhnung gestellten Aufgabe des tragischen Chors, entsagt haben.

Gerühmt unter den vorzüglichsten italienischen Tragödien der classischen Richtung im 17. Jahrh. wird ganz besonders die

Cleopatra 1)

eines Kirchenfürsten, des Cardinals

Giov. Delfino.

Geb. Venedig 1617; vom Patriarchen von Aquileja (Geron. Gradenigo) 1556 zum Coadjutor erwählt, wurde Delfino dessen Nachfolger, und bald nachher Cardinal (1667). Er hatte in seiner Jugend vier Tragödien verfasst: Cleopatra, Lucrezia, Creso und Medor, die erst sein Neffe und Nachfolger zusammen in einer schönen Ausgabe veröffentlichte. 2) In der Literaturge

1) La Cleopatra Tragedia del Cardinal Delfino. Zuerst abgedruckt in Maffei's Teatr. Ital. III. p. 295–376. 2) Le Tragedie di Giov. Delfino

schichte hat sich die 'Cleopatra' allein eine bleibende Stelle erobert. Cardinal Delfino starb zu Udine 1699. Ausser den Tragedie hat er philosophische Abhandlungen hinterlassen. 1)

Seine Cleopatra nimmt von der Katastrophe den Ausgang, und beginnt gleich mit dem Entschluss der ägyptischen Königin, dem Antonio in das Grab nachzufolgen. Ihre Vorgängerin in unserer Geschichte: die 'Cleopatra' des Cintio2), sahen wir noch in der Schlacht von Actium mitkämpfen, und ihren Antonio im dritten Act sterben. Delfino's Antonio wird von seiner Cleopatra nur als Grabesschatten angerufen. Cesar Octavius, hier verfrüht als Augusto auftretend, eröffnet die Tragödie mit einer Ermahnung an Cleopatra: dem Wechsel des Glückes zu vertrauen, unter Berufung auf die Sterne, welche die Menschengeschicke bestimmen, und „Räder" seyen, die in beständigem Drehen begriffen 3); Glücksräder gleichsam. Ein kühnes Bild, das aber vielleicht mehr dem Coro zustände, als dem Sieger von Actium und dem Gründer des Kaiserthums. Die Königin entgegnet: das Schicksal habe sie niedergeworfen, und ihr bleibe nichts übrig, als ein todbereites Herz, das über Glück und Schicksal triumphirt.) Nimmt nun Cleopatra ihr tragisches Schicksal vorweg selber in die Hand: wie will sie es durch fünf Acte in der Schwebe erhalten? Dazu bietet ihr Augusto hülfreiche Hand, auf Kosten freilich seines historischen Charakters, ja im Widerspruche mit demselben: die Katastrophe wird hingehalten durch eine leidenschaftliche Liebe, welche Augusto für Cleopatra fasst; eine so leidenschaftliche, wie Cleopatra sie nur jemals ein-. geflösst. Augusto tritt die Liebeserbschaft des Antonio an; aber mit der ganzen Gluth eines schwärmerischen Jünglings, von

senat. Venez. poi patriarca d' Aquileia e Cardinale, col dialogo apologetico dell' autore. Pad. 1733. 4.

1) Miscellanie di varie opere. Ven. 1740. 2) S. Bd. V. S. 352.
3) E le stelle, da cui vengono in terra

4)

Gli aversi, e lieti casi,

Son ruote, e giran sempre.

solo mi resta

Ciò che non può levar sorte, ne stella

Ch'è il cuor pronto alla morte, in cui si puote

Vincer fortuna, e trionfar del fato.

fast unrömischer Art, zumal bei einem Imperator, dem das Schicksal Roms die ganze Machtfülle des in ihm vereinigten Triumvirates übertrug. Das Römische von Augustus Liebe wäre denn darin zu suchen - was doch selbst dem deutschen Teufel, dem Mephistopheles, zu spitz vorkommt darin: dass sich Augusto nach einem Plane verliebt." Der Plan geht darauf aus: Cleopatra zu bestimmen, dem Augusto nach Rom zu folgen, ohne dass seine Liebe für Aegyptens Königin ruchbar würde, und dem römischen Senat zu Ohren käme, bevor der Imperator selbst als Gebieter vor ihm stände, nach solchen Vorkehrungen, welche geeignet wären, jedem Einspruch gegen seine Vermählung mit Cleopatra die Stirne zu bieten und mit desto gewisserem Erfolge, als bei dieser Vermählung Leidenschaft und Staatspolitik Hand in Hand gingen, indem das ägyptische Volk nur dadurch freiwillig an Rom zu ketten wäre. Zu diesem Zwecke schreibt Augusto einen Brief an den Senat, worin er einem möglichen Gerüchte von seiner schonenden und mit Hoffnungen hinschmeichelnden Behandlung der Cleopatra durch eine Hindeutung auf die gebotene, staatskluge List: die Königin vom Selbstmorde abzuhalten, und sie lebend nach Rom zu schaffen, die Spitze abbricht. Der Brief fällt der Königin in die Hand, nachdem sich ihr Ehrgeiz wieder an der Leidenschaft des Augusto emporgerankt, und sie für die Vermählung mit dem Imperator fügsamer gestimmt hatte, in welcher sie die Verwirklichung ihres stolzen Gedankens erblickt, dessen Erfüllung Julius Cäsar's und dann des Antonius Liebe ihr verheissen – den kühnen, götterwürdigen Gedanken: durch den Gebieter Roms Rom selbst und die Welt zu beherrschen. Löblicherweise verhält sich Augusto selbst mehr gewähren lassend zu der Liebesintrigue, als dass er sie in Angriff nähme und betriebe. Als Mittler wirken hiebei Agrippa, Ergonda, die Vertraute Cleopatra's, und der ägyptische Priester, Acoreo; jeder von ihnen nachdrücklich beeifert, die Königin von ihrem Vorhaben, sich den Tod zu geben, abzubringen durch überzeugende Versicherungen von Augusto's reiner Herzensliebe und seinem festen Entschluss, sich mit ihr ehelich zu verbinden. Von Verständniss und Feingefühl für das tragisch-Schickliche zeugt die Vermeidung einer Liebesscene zwischen Augusto und Cleopatra, die uns kein französischer Tragiker erspart hätte. Den Beruf

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