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zu werden, und sie dem Opferaltar zurückzugeben. Läge es nicht mehr in seinem Charakter und Aepytidenblute: sogleich für Arena mit seiner Tochter einzutreten? Der Dichter weiss aber, dass Aristodemo in Arena seine Tochter eben verfolgen lässt, und freut sich über die Ironie des Schicksals im Voraus. Wenn nur auch wir diese Freude theilen könnten, die wir noch nichts davon ahnen! Doch besser, wir ahnen nichts, und lassen es bei der blossen Verwunderung über den Verfolgungseifer des grossen Patrioten bewenden, den wir bald als fanatischen Schlächter seiner Tochter erblicken werden, und der hier so beflissen seine Soldaten hinter der entflohenen Arena herjagt, um seine Tochter Merope zu retten:

Den Göttern bringet das entrissne Opfer,

Dem Vaterland den Frieden wieder, und
Erhaltet mir die Tochter!1)

Sind das die Busengedanken eines Aristo demo?

Die lyrischen Ergüsse des aus messenischen Bürgern bestehenden Coro, zum Lobpreise der Dioskuren, sind hier doppelt überflüssig, wo die tragischen Personen selbst als Chorsänger wirken und in lyrischen Tiraden sich ergehen, und wo die Dialoge zerstreute Gliedmaassen des Coro scheinen, disjecta membra Chori.

Einheitsvoller in der Stimmung verharrt Merope's Mutter, Amfia, die wirksamste Figur im Stücke. Die Flucht der Arena erweckt in ihr alle Schrecken mütterlicher Besorgnisse, wegen ihrer Tochter Merope. Hiezu die schlimmen Opferzeichen: dampfende Flammen, ungebärdiger Opferstier, mit Galle überfüllte Eingeweide u. s. w. In ihren Befürchtungen wird Amfia von Tisi unterstützt, der als zweite Flöte überall mitwirkt, wo Trübsal nach Noten geblasen wird. Ein Soldato hat gemeldet, dass es dem Licisco gelungen, sich mit Arena seitwärts in die Gebüsche der Taigetos zu schlagen und den Verfolgern zu entkommen. Jetzt fasst Aristodemo den Entschluss, seine Tochter dem Vaterlande zu opfern:

1) Ritornate a gli Dei l' ostia involata,
Pace alla patria, a me la figlia . . .

Du hast gesiegt, gesiegt, o Sparta
Gesiegt. Bezwingen musst du erst

nein, nicht

Aristodemo's Herz. Fahrt hin, Gefühle!
Entheb dich, Zärtlichkeit. Und du, Natur,
Wend ab dein Aug', heut reiss ich aus

Dem Busen mir das Herz. Denn dir weih' ich

Die Tochter. Holla, ihr Messenier,

Fehlt uns Arena; fehlt doch dem Kocyt

Das Opfer nicht. Versöhnt will ich die Götter!1)

Amfia bestürmt Aristo demo mit flehentlichen Bitten. Aristodemo wirft, wie ein Meerfels die Salzfluth, ihre Thränen zurück. Tisi bläst dazu die zweite Flöte, und meldet, der Oberpriester Ofioneo verlange Merope als Ersatzopfer. Amfia bricht in Jammerklagen aus. Aristo demo verweist sie an die Unerbittlichkeit des Geschicks

Amfia. So ist mir auch das Weinen nicht vergönnt?

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Die zweite Flöte verweist sie, nach Abgang des Aristodemo, ebenfalls an das Schicksal.

Amfia. Wo ist das Schicksal?

Aristodemo ist das Schicksal, das

Verhängniss. Er verdammt

Die Tochter. Er verfügt über die Tochter,

Und ich über die Mutter.

Der zweiten Flöte geht der Athem aus, und sie pfeift auf dem letzten Loch:

1) Hai vinto, Sparta, hai vinto
Ah non ha vinto

Sparta; espugnar bisogna

Il cor d' Aristodemo. Itene, affetti,
Itene, o tenerezze, e tu, natura,

Volgi altrove la fronte. Oggi mi svelgo

Il cor dal sen; Merope dono a Dite. ...
Olla Messenj, manca

Armena, ma non manca ostia a Cocito.
Sien placati gli Dei.

At. II. Sc. 4.

Wüthend geht sie ab.1)

Coro fragt die „ewige Weisheit der Natur": Warum eine so gesetzmässige Ordnung in der Natur, und eine solche Schicksalswillkür in menschlichen Dingen herrsche? Preist das Saturnische Zeitalter, diesen Tugendbock zum Sündenbock, wo noch kein Hercules Ungeheuer vertilgen durfte; der Himmel von keinen Schreckbildern glänzte, das Meer sturmlos wüthete, und wo es noch keine italienischen Tragödien gab mit Chören und zweiten Flöten.

Eine eigentliche Steigerung bis zu jenem Hochpunkte, welcher gleichsam die Wetterscheide zwischen Peripetie und Katastrophe bildet, findet im dritten Act nicht statt: Ein Compositionsfehler, von dem die italienische Dramaturgie und Poetik kein Bewusstseyn gehabt zu haben scheint. Aristodemo wiederholt dem Coro seinen Entschluss, die Tochter für das Vaterland zu opfern. Coro preist seinen Patriotismus. Aristo demo behält sich nur den Vaterschmerz vor.2) Diese Reflexion des Dichters nimmt ihm Aristodemo aus dem Munde, und ordnet die Herrichtung und Vorbereitung zum Opfer an. Policare tobt gegen Aristodemo's Beschluss; Coro ermahnt ihn zur Selbstbeherrschung. Todesbereit, entsagungsfreudig, bittet Merope den Policare, ihr Andenken in Ehren zu halten. Euripides hat diese Situation so erschöpft, dass sie eine nur kühle Rührung zu erringen ver

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mag. Merope vertröstet den Bräutigam auf die Ehre, die sie seinem Namen in der Unterwelt bereiten werde. Policare findet keinen Trost in solcher Schattenehre, und er sehe nicht ein, welches göttliche oder menschliche Gesetz sie zwingen könne, sich in Gehorsam zu fügen.1) Merope wünscht, er möchte sein Vorhaben, mit ihr zu sterben, aufgeben, sie allein zum Styx wandern lassen, und in den Armen einer andern Gattin eingedenk bleiben, dass ihr Tod ihm dieses Glück bereitete. Policare beweint ihre Reize, ihre hohe Schönheit, die ihm der Tod raube. Merope wundert sich, dass ihm das Vergängliche an ihr gefalle. Wenn ihr Gesicht ihn einzig fessele, warum er dem nachfolgen wolle, was er weniger an ihr schätze.2) Worauf Policare: „Gern gesteh' ich, das ich weniger stark mich fühle. Dein Leib gefiel mir, als Hülle einer schönen Seele. Ich beweine den Verlust eines Gutes, das ich menschlicherweise lieben durfte." 3) Schwerlich hätte ein Messenischer Jüngling von Aristodemos' Tochter mit solcherlei Gefühlsäusserungen Abschied nehmen können.

Ein Soldato entbietet Merope zu ihrem Vater. Policare ruft ihr nach: Bald folg' ich dir in den Erebus.4) Vorläufig fordert ihn aber die Amme zum Widerstand auf. Da gewaltsame Befreiung unmöglich, müsse er zur List seine Zuflucht nehmen. Sie ladet ihn zu dem Zwecke ein, ihr in die Spinnstube zu folgen, wo die Ammenintrigue von der Spuhle laufen soll. Oberpriester Ofione o ordnet Vorkehrungen zum Opfer an, unter Betrachtungen über diese Vorkehrung, die Coro weiter ausführt zu einer Schilderung der im Hades, mitten unter dessen Schrecken, furchtlosen Tugend.

1) Nè so qual Dio, qual dura
Umana legge ad obbedirti sforzi.

2) Io mi credea ch' il meno

Che ti piacesse in me, fosse il mio volto;
A che dunque seguir quel che men prezzi?

́3) Io volontier confesso

D' esser men forte; il corpo tuo mi piacque,
Sede d' una bell' anima

4) Piango cose umanamente amate. Fra poco
Ti seguiro nell' Erebo.

Policare stellt Aristodemo zur Rede, der ihn auf das Schicksalsgebot und das Heil des Vaterlandes hinweist. Policare:

Mein Blut, das gab und werd'

Ich stets dem Vaterlande weih'n; ein keusches,
Berechtigtes Gefühl' ihm opfern, das

Vermag und darf ich nicht. Versagt Gehör
Der Vater mir, beruf' ich auf den König

Mich; hört mich nicht der König, auf die Götter!!)

Kraftvoll-würdige Worte im Munde eines italienischen Dichters aus Padua und im 17. Jahrh. Ob aber auch eines Schwiegersohns des Messeniers Aristodemo im S. Jahrh. vor Chr.? Mit Recht will Aristo demo das Gespräch abbrechen. Da eröffnet ihm Policare, gemäss seiner mit der Amme verabredeten Intrigue: Ueber ein Kleines werde Merope Mutter seyn von ihm. Dasselbe giebt ihr Verlobter auch bei Pausanias vor, aber ohne vorgängiges Einverständniss mit der Amme, was der Situation den kleinlichen Charakter einer Komödienintrigue aufdrückt. Aristodemo's Verhalten trägt nicht wenig zur Abschwächung der Wirkung bei. Erst erstarrend, fasst er sich alsbald, erklärt die Angabe für eine Liebesnothlüge, beruft sich aber gleichwohl, beim Abgehen, auf das Zeugniss von Göttern und Menschen, dass er bereit gewesen, die Tochter für sein Vaterland zu opfern.2)

Oberpriester Ofione o nimmt seine Betrachtungen und die des Coro am Schluss des dritten Actes hier wieder auf, um der Merope das Ruhmvolle ihres Opfertodes ans Herz zu legen. Merope nimmt die Ermahnung entgegen mit voller Seelenruhe und schöner Fassung. Tragisch erschütternd aber, Mitleid und Furcht erweckend ist diese todesselige Hingebung nicht, zumal bei der hinter ihrem Rücken zwischen Amme und Policare, auf

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