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Prof. Vallauri und ich, wir sehen den Leser verwundert an. Der Leser bricht in ein verstärktes Gelächter aus.

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Ich: der erste Laut, den Du, theurer Leser, von Dir giebst, ein schallendes Gelächter? .. Wem gilt es? Mir oder dem Curculio der Palimpsesten? Leser:,,Beiden. Der Contrast presst es mir ab. Die einstimmigen, schwungvollen, und, wie mir schien, der Ueberzeugung entsprungenen und dem Herzen entströmten Lobpreisungen, die ich erst neulich dir und deinem Werke zollen hörte, und nun die Eselsbank, auf die unser Schulmeister da, der dicke Plautus-Zopf, dich setzt -

Vallauri: Testes demetam ferro!

Ich fiel ihm in den Arm: Nodum in scirpo quaeris. 1) Vallauri: Quin jam dudum gestio Macco hoc abdomen adimere. 2)

Ich: Theurer Leser! So schwankt die Wage Deines Gelächters zwischen ihm und mir?

Leser: Mein Lachen über dich hat etwas von der bittern Beimischung des sardischen Honigs, wovon du vorhin sprachst. Es ist ein sardonisches Lachen über das immer wiederkehrende Martergeschick einer auf Hervorstellung des poetisch -philosophischen Gehaltes hinarbeitenden Kritik classischer Kunstwerke, die sich, wie die Deinige, mit der dogmatischen Schulästhetik in Widerspruch setzt, welche in der Regel von grammatisch und metrisch grundgelehrten, aber in Sachen von Kunst und Poesie eben so gründlichen Strohköpfen als Kanon aufgestellt wird.

Ich: Lass mich in Deine Arme stürzen, treuer, einziger Freund, und an Deinem Halse weinen, wie Don Carlos an dem Halse seines Roderich, und wie er rufen:,,Arm in Arm mit Dir fordr' ich die ganze Ritschl-Zunft in die Schranken!" Ihn voran, den Plautus-Platttreter! Ich fordere ihn auf: aus der Geschichte

1) Sprüchwörtliche Redensart: Da einen Haken suchen, wo keiner ist; wörtlich:,,Du suchst einen Knoten in der Binse" (Plaut. Men. II, 1, 22. Ter. Andr. V, 4, 39.).

2) Längst schon wünscht' ich diesem Macco aufzuschneiden seinen Wanst. Bei Plautus lautet der Vers: Quin jam dudum gestio moecho hoc abdomen adimere (M. Gl. V, 1, 5).

des Drama's, die er nicht gelesen, oder aus ,,Allem, was dort über Plautus und Terenz gedruckt steht", was er auch nicht gelesen; oder auch nur aus dem was dort ,,insbesondere über Leben und Namen des Plautus gedruckt steht," wovon er bloss den Namen, aber nicht den von ihm entdeckten, gelesen ich fordere ihn auf, den Beweis zu führen, dass dem Verfasser selbst die Fähigkeit abgeht, eine lateinisch geschriebene Abhandlung zu lesen und zu verstehen." Folgert der dreiste Absprecher die Unfähigkeit des Verfassers der Geschichte des Drama's, eine lateinische Abhandlung zu lesen und zu verstehen, daraus: weil derselbe in jener einzigen vom Verlästerer gelesenen, auf dessen Abhandlung De Plauti Poetae nominibus Bezug nehmenden Stelle (S. 481) T. Maccius, richtiger den Buchstaben T., nicht aufgeführt fand: so beweist der Lästerer durch eine solche Folgerung bloss, dass seine Logik mit seiner Polemik Hand in Hand geht; da der Verfasser der Geschichte des Drama's gerade darin den Beweis geliefert, dass er sie verstanden, weil er sie nicht gelesen, nicht ganz gelesen; weil ihn, was er davon gelesen, durch das Uebermaass von Gedehntheit, unerträglicher Breite und Schuttaufhäufung, bei einem wie auf rostigen Angeln knarrenden Latein zurückstiess; weil ihn das Missverhältniss einer solchen, die grösste Lesezähheit lahmlegenden Breittreterei zu der Winzigkeit und Armseligkeit des Resultats von dem lebensgefährlichen Versuch die Abhandlung aufmerksam durchzulesen, und sich durch dieses Schutt- und Schaalwerk von Namen durchzuarbeiten, abschreckte. Dazu kam, dass ich kurz zuvor im Seneca eine merkwürdige Stelle gefunden hatte, die mir zur Warnung diente. Die Stelle, die ich noch bei keinem Autor angezogen fand, verdient schon als historische Notiz mitgetheilt zu werden. Seneca stellt allerlei Betrachtungen über den Selbstmord an und über die verschiedenen Arten desselben. Unter den Beispielen, die er zur Erläuterung seiner Ansichten vorbringt, nennt er das schauderhafteste Selbstentleibungsmittel, dessen sich ein Deutscher in Rom bediente. Im Begriffe den wilden Thieren vorgeworfen zu werden, schützte ein deutscher Kriegsgefangener Nothdurft vor, um an den Ort zu gelangen, den er allein ohne Begleitung besuchen durfte. Kaum hatte er ihn erreicht doch das kann ein Deutscher thun; es wieder erzählen, mag der Römer in seiner

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Sprache. 1),,Das hiess," bemerkt der römische Philosoph hinzu, ,,an dem Tode Schmach begehen Was ist thörichter als mit Ekel sterben? Quid est stultius quam fastidiose mori? Der scheussliche Selbstmord mit Seneca's Betrachtung darüber fiel mir während dem Lesen von Herrn Ritschl's Abhandlung De Plauti poetae nominibus ein. Fastidiose mori: Mit Ekel vor Langeweile sterben und fort schob ich, weit fort von mir, den Holzstiel mit dem ganzen Schwamm. Lieberdachte ich zerrissen werden von den wilden Thieren der philologischen Kritik, als fastidiose mori! als den Holzstyl dieser Abhandlung mir in den Hals zwängen, mit dem daran hängenden Palimpsestenoder Codex-Schwamm, nachdem der Codex mit dem Palimpsest den Anfangsbuchstaben ausgetauscht. Quid est stultius quam fastidiose mori? Unser unglücklicher Landsmann, der Deutsche in Rom, hätte in meinem Falle ähnlich gehandelt. Und wie, wenn ein zweiter Ritschl Dii averruncent! den Namen T. Maccius wie der stärkere Hexenmeister den Zauberschnörkel von der Stirn des Golem, -löscht, und der Golem: De Plauti Poetae nomine, gleich jenem Lehmklumpen, auseinanderfällt? Wie dann? Der Plautus-Golem kann sich bei der Geschichte des Drama's nur bedanken, dass diese von dem Namen an seiner Stirn keine Notiz nahm und ihn auf sich beruhen liess.

Beweis also! vollgültigen Beweis! Den Beweis, dass der Verfasser „Alles dessen, was dort über Plautus gedruckt ist, die Fähigkeit eine lateinische Abhandlung zu verstehen, vermissen lässt, fordert vom Schänder seiner literarischen Ehre und classischen Schulbildung der Verfasser dieser Geschichte, dessen Schularbeit behufs seiner Abgangsprüfung -- wie ominös! eine lateinisch geschriebene Abhandlung über M. Accius Plautus war --

Vallauri: Bravissimo!

1) Nuper in ludo bestiarum unus e Germanis, cum ad matutina spectacula pararetur, secessit ad exonerandum corpus, nullum aliud illi dabatur sine custode secretum. Ibi lignum id quod ad emundanda obscoena adhaerente spongia positum est, totum in gulam farsit, et vi praeclusis faucibus spiritum elisit. Hoc fuit morti contumeliam facere, ita prorsus parum munde et parum decenter; quid est stultius quam fastidiose mori? Sen. Ep. LXX.

eine Abhandlung, die dem Abiturienten grosses Lob und ein glänzendes Zeugniss eintrug. Sollte sie sich noch unter seinen Papieren vorfinden, ist der Verfasser bereit, sie Herrn Ritschl zur Einverleibung in seinen gewiss nicht ausbleibenden III. Bd. d. Opusc. Philol. zuzuschicken. Die Abhandlung würde durch ihr Quintilianisches Latein dem Bande zu besonderer Empfehlung gereichen. Toleranter als der Herausgeber der Opusc. würde der Verfasser jenes Aufsatzes sogar gestatten, den Namen M. Accius in T. Maccius umzuändern.

Vallauri: Ne concedas hoc, obsecro te obtestorque. 1)

Vielleicht fällt dem Verfasser beim Nachsuchen auch eine noch frühere, in seinem vierzehnten Jahre verfasste Schularbeit, ein in lat. Hexametern geschriebenes Carmen zur Feier der Einführung des neuen Gymnasialdirectors, in die Hände, so schickt er auch dieses gleich mit. Das Carmen wurde des Druckes werth erachtet und in der Klasse unter Lehrer und Schüler vertheilt. Auch seine besonders wegen des eleganten Latein gerühmte Doctor-Dissertation ist der Verfasser erbötig beizulegen, falls sich noch ein Exemplar auftreiben lässt. Genügen diese positiven Gegenbeweise nicht, so erbietet sich der Verfasser der Geschichte des Drama's zu der entscheidendsten aller literarischen Gottesgerichte, aller Feuer- und Wasserproben: zu einem literarischen Zweikampf, und zwar auf des Opuskeln - Herausgebers eigenem Gebiete. Herr Ritschl und J. L. Klein schreiben jeder eine Abhandlung über Plautus, eine ästhetisch-kritische Abhandlung über den Geistes- und Komödiencharakter — Klein: über den des M. Accius

Vallauri: Optime!

Herr Ritschl: über den des T. Maccius Plautus, und Beide in lateinischer Sprache.

Vallauri: Eugepae!

- Wessen Arbeit, hinsichtlich des ästhetisch-kritischen Werthes, den Preis davon tragen würde, darüber dürfte, nach den vorliegenden Werken der beiden Schriftsteller, bei keinem unbefangenen Kampfrichter ein Zweifel obwalten. Der Verfasser der Geschichte des Drama's wagt aber auch in Rücksicht auf die

1) Bewillige das ja nicht, ich bitte und beschwöre dich!

vorzüglichere Latinität der beiderseitigen Abhandlungen den Kampf anzunehmen und um den Preis einer geschmackvollerenStylisirung zu ringen, wenn ihm die lateinische Muse nur halbwegs so günstig ist, wie bei Abfassung seines Abiturienten-Aufsatzes über Plautus.

Vallauri: Risu quatior. 1)

Bis zum Austrage müssen wir schicklicherweise die Strafvollziehung aussetzen.

Vallauri: Imo etiam prius verberetur 2) (mit dem Ruthenbündel schrecklich fegend) Feri! nałσov dınlîv. 3) Ritschl: Oi, Oi! Ototo, Totoi!

Ah, hei, sum satis verberatus, obsecro. 4)

Genug für diesmal. Schicken wir ihn heim, sich vorbe

reiten zum grossen Zweikampf.

Im Juni 1868.

1) Ich berste vor Lachen.

2) Nein, vorher kriegt er noch Schläge.

3) Schlag zu! triff doppelt!

4) Weh, ich bin schon ganz zerprügelt, habe Mitleid. (Pl. M. Gl. V, 5, 13.)

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