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wird, in dem alle äußeren Erfahrungsbestimmungen zusammentreffen, und wie nun dieser Begriff in der gesetzmäßigen Entwicklung seiner selbst und rein für sich spekulativ dargelegt wird, so wird durch die Philosophie der Begriff des Denkens als die konstituierende Bedingung aller anderen Seinswesen durch Kant endgültig sichergestellt, und es entsteht daraus die analoge Forderung, die immanente Entwicklungsbestimmtheit dieses Denkbegriffs in derselben absoluten Weise zu entfalten, wie es die Mathematik mit dem ihrigen macht. Ferner aber, wie die Mathematik ihres Begriffs erst Herr geworden ist, dadurch, daß sie ihn aus der endlichen, psychologischen Vorstellungsweise der niederen Mathematik in die Sphäre der unendlichen Größenbestimmung erhoben hat, so nun auch die Philosophie, indem sie von dem endlichen, empirischen Denken zu dem Denken des unendlichen Denkens übergeht. Und so ist Kant der Moses der Philosophie, ihr Erlöser aus der ägyptischen Gefangenschaft der psychologischen Erkenntnisart, der sie dem gelobten Lande der Freiheit des unendlichen Denkens zuführt und der ihr auf dieser Wüstenwanderung die göttliche Grundbestimmtheit ihres immanenten Entwicklungsgesetzes offenbart.

In der systematischen Darlegung des Grundsatzes von der synthetischen Einheit der Apperzeption liegt der Urkeim zur Begründung der höheren Synthesis des unendlichen Denkens, und damit vollzieht die Philosophie den analogen Schritt wie die Mathematik mit der Begründung der höheren Analysis der unendlichen Größenbestimmung. Was Kant angebaut hatte, wird sodann von Fichte, Schelling und Hegel fortgesetzt, und es zeigt sich da, daß die spekulative Idee der klassischen Philosophie keine andere als die Verlebendigung der Methode jener Synthesis des Unendlichen ist.

Die Philosophie auf den höheren Schulen.

Ob und wie der Unterricht in der Philosophie für die höheren Lehranstalten nutzbar zu machen sei, ist gegenwärtig wiederum eine viel erörterte Frage. Es gab ja einmal eine Zeit, wo die philosophische Propädeutik noch einen festen Lehrgegenstand der Prima bildete, aber schon die preußischen Lehrpläne vom Jahre 1882 enthalten die Klage, daß die Lehrbefähigung zu diesem Unterricht verhältnismäßig selten sei, und die Behörde stellte daher diesen Betrieb ,,dem Ermessen des einzelnen Direktors mit den dazu geeigneten Lehrern anheim". In der folgenden Zeit muß es aber damit immer noch schlimmer geworden sein, denn in den Lehrplänen vom Jahre 1891 ist von einer selbständigen Behandlung dieses Gegenstandes überhaupt nicht mehr die Rede. Freunde der Philosophie haben dieses Verfahren der Unterrichtsbehörde als eine Unterlassungssünde angerechnet, aber mit Unrecht; denn diese war nach der Lage der Dinge gar nicht imstande, anders zu handeln. Wie hätte die Behörde für ein Fach eintreten können, das unter dem vorherrschenden Betriebe inzwischen alle öffentliche Bedeutung und jede allgemeinere Teilnahme verloren hatte.

Die wirkliche Philosophie wird heut nur heut nur noch im verborgenen von einem kleinen Häuflein gepflegt. Die herrschende Richtung aber, die in der Literatur und in der Öffentlichkeit das Wort führt, hat den wahrhaft philosophischen Geist immer mehr erstickt. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß unter dieser Richtung der psychologische Positivismus zu stehen ist. Unbillig wäre es freilich, wollte man diesem Positivismus, der sich bald empirische Psychologie, bald Psychophysik oder physiologische Psychologie nennt, seine mannigfachen Verdienste streitig machen; auch soll die Berechtigung und Bedeutung dieses Wissenschaftszweiges in keiner Weise in Frage gestellt werden, aber das war die gefährliche Selbsttäuschung, daß diese Psychologistik sich selber für Philosophie ausgab und dieses Gebiet ihrerseits usurpierte. Die verhängnisvolle Folge davon war, daß die Philosophie selber und damit ein

wesentliches und unentbehrliches Gebiet alles höheren geistigen Lebens in unserem Volke nahezu völlig verkümmerte.

Wir werden die Gründe dafür noch anzugeben haben. Aber, daß es soweit gekommen ist und zwar unter der Herrschaft des psychologischen Positivismus, diese Tatsache muß als solche zuerst ins Auge gefaßt werden. Es ist geradezu erschreckend, welcher Tiefstand auf dem Gebiete des philosophischen Denkens in unserem Kulturleben eingetreten ist, und diese Gefahr ist den meisten nur deshalb noch nicht zum Bewußtsein gekommen, weil sie nach dem Stande ihrer heutigen Bildung gar nicht ahnen, wo die wahre Ursache so mancher Verwüstungen unseres geistigen Lebens zu suchen ist. Ich begrüße es daher, daß Prof. Rehmke (Greifswald) in bezug hierauf einmal mannhaft die ungeschminkte Wahrheit ausgesprochen hat in seinem jüngsten Aufsatz über philosophische Propädeutik (Monatsschrift für höhere Schulen). Daselbst heißt es:,,Die letzten dreißig, ja vierzig Jahre des 19. Jahrhunderts haben so manche Klage über den Niedergang des philosophischen Studiums auf den Universitäten hören müssen. War der augenblickliche Stand der Philosophie daran schuld? Oder lag es an den vermehrten Anforderungen, welche die besonderen Fachstudien an den einzelnen stellten? Oder lenkte die Gegenwart das Interesse und die Aufmerksamkeit dringend und zwingend auf anderes, zwar auch außerhalb des eigentlichen Fachstudiums liegendes, Wissenswerte? Wie auch die Antwort auf diese Frage fallen mag - wir wollen sie hier unerörtert lassen an der Tatsache des Rückganges des philosophischen Studiums ist nicht zu zweifeln, selbst dann nicht, wenn auch, und dies vielleicht gar nicht selten, noch heute manch ein Professor der Philosophie seinen Hörsaal mit Zuhörern gefüllt sieht, denn eine tiefgehende, über Doktor- und Staatsprüfung hinaus nachhaltige Wirkung auf den einzelnen wird auch er nur selten zu verzeichnen haben. Dieser Umschwung in der Stellungnahme zum philosophischen Studium zeichnet sich deutlich in unseren höheren Schulen und ihren Lehrkörpern ab. Ich meine nicht weit vom Ziel zu treffen mit der Behauptung, daß mit nicht gar vielen Ausnahmen unsere heutigen, auf Universitäten gebildeten Lehrer von den philosophischen Problemen, der Geschichte ihrer Lösungen und dem gegenwärtigen Stande wenig wissen und sich demzufolge auch gar nicht oder doch herzlich wenig noch um Philosophie kümmern. Ich beklage dies aufs tiefste, nicht nur um der philosophischen Wissenschaft selber willen, die gar manchen bedeutenden Förderers somit verlustig gegangen ist und geht, sondern auch um der höheren Schule und ihrer Schüler willen, die eben der Philosophie gar zu sehr entrückt werden, wenn die Lehrerschaft selber der Philosophie nicht

nahe geblieben ist." Unter diesen Umständen mußte es geradezu als geboten erscheinen, daß die Behörde 1891 auf den philosophischen Unterricht in den höheren Schulen verzichtete. Wenn gleichwohl heut sich eine stärkere Bewegung kundgibt, die philosophische Propädeutik wiederum einzuführen, obwohl das wirkliche Studium der Philosophie noch immer nur in geringem Maße gepflegt wird, so müssen inzwischen innere Gründe triebkräftig geworden sein, die einer eingehenden Untersuchung bedürfen.

Hierbei handelt es sich für uns darum, nicht diese oder jene Meinung darüber zum Ausdruck zu bringen, sondern den prinzipiellen Standpunkt ausfindig zu machen, von dem aus diese Frage beurteilt werden muß. Es wird dabei auf die Prüfung folgender drei Kardinalpunkte ankommen: 1. wodurch unterscheidet sich philosophische Erkenntnis von aller anderen Erkenntnis überhaupt; 2. unter welchen Umständen ist es notwendig, den Unterricht in der Philosophie bereits auf den höheren Schulen einzuleiten und 3. welcher Weg ist dabei der zweckmäßigste?

I.

Es ist eine sehr bemerkenswerte Tatsache, daß unter der Vorherrschaft des positivistischen Geistes das klare Verständnis für die spezifische Aufgabe derjenigen Erkenntnisart, welche als die philosophische bezeichnet wird, völlig verloren gegangen ist. Trotz der nachdrücklichen Warnung Kants, die Grenzen der Wissenschaften nicht willkürlich ineinanderlaufen zu lassen, herrscht heut in dieser Beziehung eine Verwirrung ohnegleichen; mit der Verkümmerung des philosophischen Denkens hat auch die strenge Schulung nach dieser Seite hin aufgehört, und die Fähigkeit, ein philosophisches Problem rein und sicher abzugrenzen, gehört heut zu den größten Seltenheiten. Nehmen wir zum Beispiel die ethische Literatur, so gibt es nur äußerst wenige Arbeiten, in denen das philosophische Problem dieser Disziplin streng von dem empirischen geschieden ist. Nachdem die positivistischen und psychologistischen Wortführer einmal dekretiert haben, daß die Ethik eine ausschließlich empirische Wissenschaft sei, hat das Verständnis dafür aufgehört, daß es etwas durchaus anderes ist, das unveränderliche Wesen des sittlichen Seins als solches zu begreifen und anderseits die biologischen und kulturellen Bedingungen der fortschreitenden Verlebendigung dieses Wesens in der geschichtlichen Entwicklung festzustellen. Und wo die Oberflächlichkeit am größten ist, da wird flugs das Dogma aufgestellt, daß alles Wesen eben nur aus der Entwicklung seines Erscheinungsdaseins zu ermitteln und rein an sich selber nicht faßbar sei. Worin die philosophische Aufgabe der Ethik besteht,

ist daher kaum noch dem Namen nach bekannt, und ein seichter Relativismus herrscht in unserer Zeit an allen Ecken und Enden.

Wollen wir nun wissen, um welches Problem es sich in der philosophischen Erkenntnis handelt, so dürfen wir meines Erachtens nicht so verfahren, daß wir zu den zahlreichen Definitionen des Begriffs,,Philosophie" abermals eine neue hinzufügen; denn als solche würde diese Worterklärung dem Streit genau so ausgesetzt sein wie die früheren. Demgegenüber glauben wir nur so zu einem entscheidenden Ergebnis gelangen zu können, daß wir entgegen dem bisherigen Verfahren statt von dem Namen vielmehr von dem sachlichen Befunde ausgehen.

Soviel Streit auch sonst unter den Philosophen herrscht, so dürfte doch darüber im wesentlichen Einigkeit herrschen, daß alle Wissenschaft überhaupt es mit der Erkenntnis des Seienden zu tun habe. Der Begriff des Seins blieb schwankend, aber zum mindesten seit Kant sind die wirklichen Forscher auch darüber einig, daß dieses für die wissenschaftliche Erkenntnis in Betracht kommende Sein kein transzendentes sein könne, sondern daß es einerseits in der Erfahrung irgendwie gegeben sein muß, und daß die darauf gerichtete Erkenntnis anderseits durch Erfahrung wiederum bestätigt werden müsse. Mag es immerhin eine auf das Transzendente gehende Spekulation geben, so hat diese doch seit der,,Kritik der reinen Vernunft" innerhalb der strengen Wissenschaft keine Stätte mehr. Es ist ein unumstößlicher Satz, daß die Wissenschaft auf die Erkenntnis des immanenten Seins eingeschränkt ist.

Da nun das Erfahrungssein sich uns als ein einheitlicher Zusammenhang von mannigfachen äußeren und inneren Bestimmungen darstellt, so muß es naturgemäß zwei verschiedene Erkenntnisarten geben, durch deren Vereinigung wir erst eine zureichende Einsicht in das Wesen und die Natur dieses einheitlichen Zusammenhanges gewinnen. Einerseits nämlich muß sich die Forschung lediglich auf den Unterschied der einzeln unterscheidbaren Erfahrungsbestimmungen und auf ihre gesetzmäßige Beziehung zueinander, soweit sie eben verschieden sind, richten; anderseits muß es umgekehrt eine Untersuchung geben, die von allen diesen Unterschieden absieht und nur die eine, ihnen allen gemeinsame, ewige und unveränderliche Bestimmtheit, kurz das Wesen des ganzen Erfahrungsseins zu ergreifen und festzustellen sucht. Indem auf Grund jener ersten Erkenntnisart vornehmlich die mannigfaltige Bestimmung des Erfahrungsganzen, d. h. seine Natur zum Gegenstande der Untersuchung gemacht wird, wird unter Anwendung einer Abstraktion von dem Gemeinsamen die anorganische Natur von der organischen und

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