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wirkliches Coincidiren beider gegeben, aus welchem sich die Qualität der Theologie als Wissenschaft deshalb ohne weiteres ergåbe, weil sie die Mittel hätte, die vorgefundene religiöse Gottesidee auch als eine wissenschaftlich erreichbare zu erweisen.

Selbstverständlich liegt in Ritschl's künstlicher Deduction, bei welcher die Gottesidee natürlich metaphysisch ganz unerörtert bleiben muß auch der folgende Abschnitt über die Persönlichkeit Gottes ändert daran wenig, so richtige Gedanken er auch enthält selbstverständlich liegt in dieser Deduction der Gedanke versteckt, daß die Gottesidee überhaupt an sich gar nicht wissenschaftlich gewinnbar, sondern nur religiös gegeben und offenbarungsmäßig bestätigt sei.

Bei solcher Sachlage war es denn allerdings natürlich genug, wenn im weiteren Verlauf die „wissenschaftlichen“ Aspirationen, welche die 1. Auflage die Theologie noch erheben läßt, alsbald mehr und mehr zurücktraten, und mit einer, die Metaphysik principiell auf die Fructificirung der Erscheinungen einschränkenden Erkenntnistheorie ein Provociren auf äußerlich geschichtliche Offenbarung eintrat, bei welchem die Qualität der Theologie als Wissenschaft einer mit aller Ausdrücklichkeit ins Werk gefeßten Verdunkelung und Abschwächung unterzogen wurde.

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Die Welt der Geister in der Kunst.

Bon

Pastor O. Eggeling in Weimar.

In jedem Kunstwerk gefällt eigentlich der darin lebende Geist. Stehen wir vor einem hohen Dome, sehen wir diese Steinmassen sich so leicht emporringen von Stufe zu Stufe, in Fialen und Schwibbögen, in Giebeln, Blumen und Blättern gegen den Himmel steigen, es ist ein Geist der Andacht, der uns daraus entgegentritt. Ein Porträt wird uns dadurch wertvoll, daß der Charakter des Dargestellten aufgefaßt ist; eine noch so einfache Landschaft fesselt, wenn sie eine Stimmung stark wiedergibt. und fragt man sich, warum Hermann und Dorothea so dauernd anzieht, so sind es nicht in letzter Linie die Ereignisse, nicht die Schönheit der Sprache, sondern die Seele unseres Volkes, welche hier Gestalt gewonnen hat und uns immer wieder erfreut.

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Was Wunder, daß die großen Künstler, immer damit beschäftigt, das Hereinragen des Geistes in die Körperwelt darzustellen, ihre Blicke in jenes geheimnisvolle Weben vertieften, welches hinter aller Wirklichkeit liegt. Schildernd, wie das Herz auf Erden schwer um seine Rechte zu ringen hat, mußten sie sich mit ihrem Denken gern in einen Zustand erheben, in dem die inneren Mächte ohne Schranken wirken. Beständig gehindert durch die Flecken und Fehle ihrer Gegenstände, mochten sie sich mit Vorliebe in jene Gefilde wagen, wo jugendlich von allen Erdenmalen frei, in der Vollendung Strahlen des Geistes Götterbilder wandeln". Willst Du in meinem Himmel mit mir leben, so oft Du kommst, er soll Dir offen sein“, dieses Wort gilt jedem Künstler. Der Himmel ist ihre Heimat. Seine Gestalten vor unsere Augen zu stellen, ist eine Aufgabe der hohen Kunst. Der Wissenschaft ist sie verschlossen, die Welt der Geister. Den Maßen, Gewichten, Begriffen, Merkmalen jener unterwirst diese sich nicht. Ein Geist ist nicht blau und nicht grün, nicht scharf oder stumpf, nicht leicht oder schwer. Er ist nicht aus Stein, nicht aus Erde; Luft ist nicht so zart, der elektrische Funke nicht so schnell, als der Geist. Er ist fester als Demant und leuchtender als die Flamme. Die Wissenschaft muß verzweifeln, ihn zu halten, kann sie doch kaum etwas Anderes sagen, als was er nicht sei. Aber die Kunst wendet sich nicht an unsern Verstand, sondern an unsere Phantasie, sie stellt nicht möglichst genaue Begriffe auf, sondern führt uns möglichst anschauliche Bilder der Dinge vor. Sie sucht uns nicht durch zwingende Erklärungen ihre Gegenstände

nahe zu bringen, sondern versetzt uns in die holde Täuschung, als sähen wir ihre Gestalten. Freilich daran ist Alles gelegen, daß wir in diese Täuschung versezt werden. Das ist einer von den leuchtenden Grundsäßen, welche Lessing aufgestellt hat.

Wie die Künstler in der Folge der Zeiten die Unsichtbaren sichtbar machten, das gibt Urkunden für die Geschichte der Glaubensvorstellungen, bleibende und fichere Urkunden. Eine Reihe von Darstellungen soll hier ausgeschlossen werden. Von dem Wiederkommen der Geister Jüngstverstorbener wollen wir nicht sprechen. Ist ein liebes Haupt aus unserem Kreise in die Tiefe der Welt geschwunden, dann stehen wir gewissermaßen an der Pforte des Jenseits. Manchesmal, namentlich unter des Abends fallenden Schatten erwartet unsere Sehnsucht, die vertraute Stimme wieder zu hören. Daß solches Verlangen erfüllt sei hier oder dort, davon lassen wir uns leicht überreden. Ob die Edda das lezte Wiedersehen des toten Hailaga mit der lebenden Siguruna erzählt, ob Odysseus die Arme sehnsuchtsvoll nach dem Schatten der Mutter ausstreckt, wo Hamlet vor der ehrwürdigen Gestalt seines Vaters oder Macbeth vor Banquo's blutiger Erscheinung erbebt, da zittern auch unsere Nerven in Teilnahme. Aber diese Gestalten kommen auf die Erde zurück, ihre hier verlassenen Aufgaben abzuschließen, nicht, uns in die Herrlichkeit oder das Entseßen des Jenseits einzuweihen. Auch haben von dem Kindchen mit dem Thränenkrug, dessen die alte deutsche Sage gedenkt, bis zu den Revenants der westfälischen Erzählungen, welche von Annette von Droste-Hülshof vorgeführt werden, all diese Geister die kaum veränderte Umhüllung ihres irdischen Leibes und reden, was fie fortlebend geredet haben würden. Aber uns gilt es hier, von den Geisterdarstellungen zu sprechen, die uns das Jenseits erschlössen, seine Mächte uns verständlich machten; zu prüfen, wie es den Dichtern, Malern, Bildhauern gelungen, uns Wallungen zu erregen, die uns in die Welt der Geister erhöben. Der Versuch dazu ist uralt.

Schon als die Völker noch im unmittelbaren Verkehr mit der Natur lebten, haben sie hinter den Geschehnissen erhabene Gestalten gesehen. Der erste Frühlingssonnenstrahl wurde den alten Germanen zum Boten des Froh, welcher die Erde zur Ehe werben und sie aus dem eisumschlossenen Garten der Reifriesen befreien sollte. Wenn der Herbstwind die dürren Wipfel des Waldes beugte, sahen sie den einäugigen Götterfürsten mit wildem Gefolge durch die Lüfte reiten. Die leise über den Bächen schwebenden Nebel gemahnten sie an den sanften einsichtsvollen Sinn der Frauen und sie sprachen von schicksalskundigen Wasserweibchen. Brach die Sonne das Eis des Sees, so schien ihnen das der Heldenkampf eines Gottes. Auf den sonnenvergoldeten Höhen des Olymps stand den Griechen das von frohem Lachen durchtönte Haus der Götter und aus den Tiefen des lautaufrauschenden Meeres erhob der schwarzlockige Poseidon sein Haupt. Helios verließ seinen Sonnenwagen, Führer der Musen zu werden und aus dem Schaum des Meeres gebar sich die Göttin der Zärtlichkeit. Es ist ein erhabenes Lied, da Wodan die Vala zwingt, den Untergang der Götter vorauszusagen; aber wenn Thor sich in Freyas Schleier verhüllt, als Braut an dem Tische der Riesen zu sitzen und wenn er dort unermeßlichen Trunk des Methes hinter dem Schleier verschwinden läßt, so wirkt

das grobkomisch. Mit vorwärts wallenden ambrosischen Locken nickt Zeus der Flehenden Gewährung, bei seiner Augenbrauen Zuden zittert der Olymp. Das ist majestätisch genug. Aber auch um sein königliches Haupt webt Frauenlist bewußtlofen Schlaf. Athene weiß wol den zürnenden Helden zur Selbstbeherrschung zu mahnen, aber sie selbst entbrennt im Kampfeszorn und schleudert mit Marmorblöcken um sich.

Einst, wenn die Gesänge des Homer an den Straßenecken der Veilchenstadt vorgetragen wurden, sanken manche Zuhörer in Ohnmacht vor Entzücken. Verkündete der fahrende Sänger in der Halle des germanischen Fürsten die Taten der Götter, dann waren die Helden wol so überzeugt, sie könnten Höheres nicht erfahren, daß sie sich die Schwerter in die starke Brust stießen. Auf uns machen diese alten Lieder solchen Ein druck nicht mehr. Selbst da überwältigt uns diese Geisterwelt nicht länger, wo sie uns in einer der höchsten Kunstschöpfungen, in der Plastik der Griechen entgegentritt. Wandeln wir durch die hohen Säle des Vaticans, sehen wir die Locken des Zeus wallen, die Here ihr stolzes Haupt erheben, lächelt die Aphrodite siegreich, die Athene vornehm auf uns hernieder wir begreifen wol, daß die ersten Christen diese Gestalten nicht für Nichts, sondern für mächtige, wenn auch böse Geister hielten; wir selbst haben den Eindruck, als sähen wir überirdische Gestalten und Formen. Aber dem tiefen Bedürfen unserer Herzen können sie nicht genugtun. Sie haben keine Reinheit, der wir uns beugten, sie haben kein Ohr, uns zu hören, keine Hände, uns zu helfen. In ihrem Herzen wohnt kein Mitleid mit unserem Wehe. Wie die Wolken glänzten sie im Licht ihres Tages, als wären fie feste Gebilde; aber ihr Tag hatte seinen Abend und mit dem schwindenden Lichte dieses Tages erstarrten sie in immer kälteren Tinten. Es fehlte ihnen ein Kern, es fehlte ihnen Wahrheit, durch welche sie hätten dauern können.

Als ihr Tag sich zum Ende neigte, kam der Sohn Gottes in die Welt. Weil das Geistige in ihm vollendet und fehlerfrei enthalten war, darum erschloß er uns die Tiefe der Geisterwelt; weil er alles Menschliche unendlich übertraf, darum beugten sich ihm die Seelen; und weil er die letzten Schmerzen trug, darum hatte die Liebe zu ihm keine Schranke. Hoch über die rabenumflatterte Stirn des Wodan, hoch über die am brosischen Locken des Zeus erhob sich das dornenumflochtene Haupt. Herrlicher als das Lächeln der Aphrodite und der Freya blühendes Leben erschien die Märtyrerschöne des Mariensohnes. Die Altäre in den Eichenwäldern Deutschlands wurden zerbrochen, die Tempelhallen Atticas verödeten. So weit man die Völker kannte, ward das Kreuz siegreich erhöht und in die Tiefen und über die mannigfaltigen Gestaltungen des Volkslebens breitete sich die Herrschaft des Crucifixus. In seinem Namen ordneten die Gewerke ihre Satzungen, unter seiner Glocken Klang begannen die Kaufleute ihre Messen. Die tägliche Kupfermünze trug sein Zeichen, der Groschen das Bild seiner Mutter. In seinem Namen schloß man die Friedensverträge für diese Welt, in seinem Namen schritt man in das Dunkel des Jenseits. Astronomen und Mystiker, Philosophen und Theologen bauten über der festen Erdkugel, die ihnen im Mittelpunkte der Welt lag, einen Himmel aus Sternensphären und erfüllten ihn mit dem Vater des Erlösers

und seinen Engeln. Dieser Himmel hat eine poetische Darstellung erfahren durch Dante. In seine festbegrenzten Formen hinein hat der Dichter eine Geisterwelt gestellt, die, wie ihr Rahmen, wesentlich körperlich ist. Sein Lied ist reich an kraftvoller Phantasie, aber immer durchbrochen von Aussprüchen des grübelnden Verstandes, einer Gelehrsamkeit, die ganz von den Worten der biblischen Schriftsteller abhängig ist und auch geographische und physische Wahrheiten von ihnen erschlossen sehen will. Die tiefsinnigen Gedanken christlichen Glaubens und christlicher Sittlichkeit mischen sich mit unmöglichen Theorien über die Bewegung der Weltkörper und eregetischen Resultaten, die uns lächeln machen. Wenn seine erste reine Liebe zur Beatrice ihn sicher durch Hölle und Fegfeuer führt, ihn dann in den Himmel hebt, wenn er, zuerst nicht imstande Gott unmittelbar zu schauen, das Bild des Höchsten in der Geliebten Augen erblickt, wie schön ist das! Wenn Dante aber im Liede der. Sulamith_liest: Mein Geliebter ist schön, weiß und rot, und nun deshalb die Greifengestalt, in welcher er Christus erscheinen läßt, halb weiß und halb rot sein läßt, wie stört uns das jede poetische Täuschung. Es ist so wahr, daß der Dichter sagt: Als ich selbst göttlichen Wesens geworden, da erst sah ich Gott. Er fährt aber fort diesen Gott zu beschreiben nach einem griechisch - christlichen Philosophem als drei feurige Kreise, die sich um einander schwingen. Wer kann durch solche Beschreibung erbaut, ja nur ergriffen werden? Mit treffsicherer Phantasie wird jeder Todsünde ihre Strafe, jeder läßlichen ihre Buße bestimmt. Die Schwelger wandeln bis an die Augen im efelhaften Schmuß, die Geizigen müssen unermüdlich Geldsäcke im Kreise wälzen, die Neidischen sahen einst mit ängstlich suchenden Augen rings um sich, im Fegfeuer find ihnen die Augen verschlossen und es fließen langsam Thränen unter den Lidern hervor. Die Stolzen tragen jezt schwere Felslasten, oft bis zum Boden gebeugt. Es will uns ein Schauder überkommen. Aber wenn nun die Bergringe, auf denen die Geister hausen, gemessen werden, wenn die Abhänge, welche von einem Ringe zum andern führen, mit Bergstürzen, die man in Italien sieht, verglichen werden, wenn wir das Geschrei dieser Gequälten hören, ihre Wunden sehen und wenn wir fühlen, daß der Geruch von ihren Fieberlagern uns entgegenqualmt, dann verwandeln sich uns diese Geister in arme gequälte Menschen.

Diese lastende Körperlichkeit bleibt auch der Geisterwelt anhaften, wenn die Maler der Renaissance, von Dante angeregt, den Himmel darstellen. Das gilt von den Bildern des Fra Angelico, Raffael, Corregio so gut, wie von denen des Albrecht Dürer, Rubens und Murillo. Diesen Malern sind die Herrlichkeiten des christlichen Himmels erschlossen. Sie kennen den Geist, der die Welt aus dem Nichts geschaffen, fie verstehen, wie Heiligkeit ein erhabener Schmuck und das Erbarmen von. beseligendem Glanze ist. Sie wissen, daß Demut die Engelsgestalten von innen her durchglüht und daß die von Gott Abgefallenen verzweifelt und häßlich sind. Farbe, Licht, Schatten, Vertiefung geben ihren Bildern reichere Ausdrucksfähigkeit, als sie sich einst dem festen Marmor abgewinnen ließ. Aber die Seligen, von Fra Angelico dargestellt, find schöne, reich gekleidete Menschen, die auf Himmelsauen wandeln, bis zu Brotestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 4.

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