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nehmend, auf die Höhen gelangen, wo wir das Klopfen des eigenen Herzens allein hören, wo der Erde Lärm und Sorgen tief unter uns liegen, wenn sich uns die weite Welt der Gletscher und Schroffen vor dem erstaunten Auge erschloß, dann find wir doch aus der reinen Luft gekräftigt herniedergestiegen, unseres Lebens Last nun leichter tragend. Auch zu dem Verständnis der großen Dichter und Künstler mögen wir uns nicht ohne Anstrengung erheben. Aber so sicher in unserer Brust ein Leben pocht, neben dem alles Aeußere klein ist, so gewiß unser Geist angetan ist, das Sichtbare und Unsichtbare zu umfassen, wir werden stets erquickt in unser täglich Leben kehren, so oft wir die Werke der hohen Kunst genossen; denn wir werden wieder empfunden haben, daß unseres Geistes Leben von unvergleichlicher Würde und unzerstörbarer Herrlicheit ist.

Theologie und Wissenschaft.

Von

Prof. Dr. P. Hohlfeld in Dresden.

Das Verhältnis der Theologie zur Wissenschaft könnte ein dreifaches sein: 1. Die Theologie ist selbst Wissenschaft, ein Glied des einen Gliedbaues der ganzen Wissenschaft. 2. Sie ist keine Wissenschaft, steht also gänzlich außerhalb des Gebietes der Wissenschaft. 3. Sie steht zumteil innerhalb der Wissenschaft, soweit sie selbst wissenschaftlich ist, zumteil jedoch außerhalb, soweit sie außerwissenschaftlich ist.

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Wenn die Theologie durchweg Glaube" im erkenntnistheoretischen Sinne wäre, d. h. eine unvollkommene Erkenntnis, die auch unwahr oder falsch sein kann, so gehörte fie nicht zur Wissenschaft im strengen, eigentlichen Sinne. Freilich wird mit dem Worte Wissenschaft" oft ungenauerweise auch eine Erkenntnis bezeichnet, welche der wissenschaftlichen Form entbehrt, unsicher und mit Irrtum gemischt ist.

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Wenn die Grinderkenntnis der Theologie, die Ueberzeugung vom Wesen und Dasein Gottes, ein Glaube (wieder im erkenntnistheoretischen Sinne) wäre, so wäre Theologie höchstens im formalen Sinne Wissenschaft, eine mehr oder minder folgerechte Durchführung einer zweifelhaft bleibenden Grundannahme oder Grundvorausseßung. Aber strenge Wissenschaft inbezug auf ihren Inhalt, in materialer Hinsicht, wäre sie nicht.

Diese Untersuchung wird nun dadurch außerordentlich erschwert, daß das Wort „Glaube" auch noch eine andere, als die erkenntnistheoretische Bedeutung hat, nämlich eine religiöse. Glaube" im religiösen Sinne ist feste Zuversicht, Vertrauen auf Gott, also zunächst gar kein Erkennen, sondern eine Stimmung des Gemüts überhaupt, insonderheit eine Beschaffenheit des Willens. „Glaube", wiederum im religiösen, aber nicht im subjectiven, sondern im objectiven Sinne, ist dann der Inhalt jenes Glaubens, fides quae creditur, im Unterschiede von der fides qua creditur.

Der evangelische Heilsglaube kann wol ein Gegenstand, aber nimmermehr ein Teil der Wissenschaft sein, so wenig etwa als Begeisterung, Mut oder Seligkeit. Auch ist es unmöglich, daß die Wissenschaft im strengen Sinne auf diesem Glauben unmittelbar be ruhe. Denn die Ueberzeugung, daß die Wahrheit erkennbar, daß Wissenschaft möglich

sei, ist wol eine Eigenschaft und Voraussetzung des wahrheiterforschenden und wissenschaftsuchenden Menschen, aber keineswegs eine sachliche Grundlage, ein objectives Princip der Wissenschaft.

Unzweckmäßig und irreführend ist es, die unmittelbare, leßte Erkenntnis „Glauben" zu nennen. Allerdings kann die Grunderkenntnis nicht selbst aus einer noch höheren Erkenntnis abgeleitet oder bewiesen werden, weil sie selbst die höchste, die unbedingte Erkenntnis ist. Aber der Gegensatz zur vermittelten, bewiesenen und beweisbaren Erkenntnis ist nicht der Glaube, sondern die Anschauung, die Intuition. Freilich ist die oberste Anschauung, die Anschauung Gottes, eines Beweises nicht fähig, aber auch nicht bedürftig: fie leuchtet eben mit selbständiger Kraft ein, ist an sich evident.

Wenn die Theologie keine Wissenschaft im eigentlichen Sinne ist, dann sollte man sie auch nicht mehr Wissenschaft nennen, dann müßte sie aus dem Gliedbaue der Wissenschaft und damit auch aus dem Betriebe der Universitäten verschwinden, und es wäre gut, wenn das sobald als nur irgend möglich geschähe.

Freilich deutet bereits der Name,,Theologie", der mit óyos zusammengesetzt ist, auf Wissenschaft hin. Das könnte jedoch ein Irrtum sein, wie wir auch die Astrologie nicht mehr als Wissenschaft anerkennen, höchstens als Schein- und Afterwissenschaft.

Gerade die tüchtigsten und gediegensten Theologen leben der unerschütterlichen Neberzeugung, daß ihr Fach wirklich Wissenschaft sei und, soweit es etwa noch nicht wissenschaftlich sei, doch Wissenschaft werden könne und solle. Indes über Inhalt und Umfang der theologischen Wissenschaft und über ihre Stellung in dem Gliedbaue der einen Wissenschaft gehen die Meinungen noch gar sehr auseinander.

Fragen wir zunächst nach dem Gegenstande der Theologie. Erfahrungsmäßig hat man darauf verschiedene Antworten gegeben: 1. Gott; 2. das Wechselverhältnis Gottes und der Welt; 3. die Religion bez. das Christentum; 4. der Religionsverein bez. die Kirche (d. h. der christliche Religionsverein). Mindestens mit einem dieser Gegenstände hat es die Theologie zu tun, vielleicht mit zwei oder drei von ihnen, oder auch mit allen vier.

Streng genommen würde die Theologie als Religionswissenschaft nur ein Unterteil sein der Theologie, als der Wissenschaft vom Wechselverhältnisse Gottes und der Welt. Nach fast allgemeiner Annahme ist die reine Weltwissenschaft oder Kosmologie kein Teil der Theologie, wenn sie auch für den Theologen wegen Nr. 2 eine unentbehrliche Hülfswissenschaft ist, ähnlich wie die Kenntnis der hebräischen und der griechischen Sprache und des Kirchenrechts, ohne daß doch Sprachwissenschaft und Kirchenrechtswissenschaft als Teile der Theologie gelten.

Der Erkenntnisquelle oder Erkenntnisweise nach ist die Theologie a. reine Vernunftwissenschaft, Philosophie, rationale oder speculative Wissenschaft; b. Erfahrungswissenschaft, positive oder historische Wissenschaft; c. beides vereint, auf die Erfahrung angewandte Vernunftwissenschaft und philosophisch durchdrungene Erfahrungswissenschaft. Eine vierte Erkenntnisquelle außer reiner Vernunft und Erfahrung und ihrer

Vereinigung gibt es weder für die Wissenschaft überhaupt, noch für die Theologie insbesondere.

Endlich dem Zwecke nach ist die Theologie einerseits a. rein theoretische Wissenschaft, welche um ihrer selbst willen getrieben wird; andrerseits b. practische Wissenschaft, welche um des Nußens oder der Anwendung willen getrieben wird. So ist nach Schleiermacher Theologie die practische Wissenschaft von der Leitung der Kirche. Sollte jemals die Kirche als solche aufhören, so würde damit zugleich die Theologie als Kunstlehre der Kirchenleitung überflüssig werden. Aber nur insoweit. Selbst als theoretische Wissenschaft von der Kirche, z. B. als Kirchengeschichtswissenschaft, würde sie ihre Berechtigung und Bedeutung dauernd behalten. Erst recht als Religionswissenschaft, als Wissenschaft vom Wechselverhältnisse Gottes und der Welt und als Gotteswissenschaft. Es ist nicht abzusehen, wie sich die Theologie als ganze oder mit einer oder einigen ihrer Teilwissenschaften in andre Wissenschaften (sogenannte Profanwissenschaften) sollte auflösen können. Ebenso undenkbar ist es aber auch, daß und wie sich einzelne, bestimmte Teilwissenschaften mit endlichem Gegenstande, wie die Naturwissenschaft, jemals in die Gotteswissenschaft auflösen sollten.

Der eine Hauptgegenstand der Theologie ist das Christentum, nicht blos der reingeschichtlichen, sondern auch der auf die Geschichte angewandten speculativen Theologie. Daraus folgt jedoch nicht, daß die Theologie durch und durch christlich sei, sein könne oder sein solle.

Wir haben bereits gesehen, daß die Theologie der Erkenntnisquelle nach zumteil rein philosophisch ist. Die reine Vernunftwissenschaft als solche ist niemals christlich, sowenig als sie jüdisch, muhamedanisch, buddhistisch oder brahmaistisch sein kann. Wol redet man von christlicher Philosophie. Darunter versteht man in der Regel die Philosophie, soweit sie überhaupt von Menschen, welche der christlichen Religionsgemeinschaft angehören, gebildet wird oder worden ist; bisweilen auch die Philosophie solcher Denker, welche sich ausdrücklich an das geschichtlich gegebene Christentum anschließen. Dann aber haben wir auf die Geschichte angewandte, nicht reine Vernunftwissenschaft vor uns. Ganz unwahrscheinlich ist vollends die Vermutung, daß selbst solche reine Vernunftwissenschaften, welche man nicht zur Theologie zu rechnen pflegt, sich mehr und mehr christianisiren werden, wie die Mathematik. Es kann eine christliche Arithmetik, Algebra, Geometrie u. s. w. der Natur der Sache nach Vernunfterkenntnis, nicht um Geschichtliches handelt jüdische oder heidnische. Oder man müßte, um mit diesem apagogischen Beweise zu schließen, auch eine confessionelle, römisch- und griechisch-katholische, lutherische, reformirte und unirte Addition, Subtraction u. s. w. für möglich und wünschenswert halten.

weil es sich hier um reine ebensowenig geben, als eine

Literatur.

„Ein Michel Angelo“ von Adolf Schmitthenner. (Novellen von A. Schmitthenner. Leipzig 1896 Fr. W. Grunow; Eleg. geb. 6 Mt.)

"

Als vor sechs Jahren Adolf Schmitthenner's Psyche" als Erstlingswerk erschien, da machte das Werk mit Recht Aufsehen. Diese kecke Realistik verbunden mit der feinsten lyrischen Empfindung, diese plastische Anschaulichkeit neben einer träumerischen Verschwommenheit bildete in ihrer Mischung einen eigenartigen Reiz und ließ auf die Entfaltung einer schriftstellerischen Originalität hoffen, die abseits vom Altherkömmlichen und Modern-modemäßigen eigene Bahnen wandelt, und wenn auch nicht das große Publicum auf breitbetretener Straße einem solchen Künstler nachströmt, so wird eine finnig lauschende Gesellschaft ihm freudig folgen auf schön verschlungenem Pfade über heitere Fluren in mystisches Waldesdunkel zu graufiger Felsenwildnis.

Allerdings dem Erstlingswerke des Dichters merkte man noch gar vielfach die mangelnde Berechnung des kunstmäßigen Schaffens, den Verstoß gegen die epische Methode an, wenn auch gerade die rührende Unbeholfenheit des bescheidenen Anfängers sehr angenehm abstach von der gefünstelten Absichtlichkeit in der Mache des routinirten" Schriftstellers und zugleich von der hochmütigen Ungenirtheit der modernen „Originalund Kraftgenies". Aber man wußte: dieser Mann wird Reiferes, Vollkommneres, Edleres, Vornehmeres leisten; er wird sich nicht wiederholen, er wird sich nicht mit dem Erreichten begnügen, er wird nicht den ersten Erfolg ausnüßen, um fabrikmäßig Dußendware erscheinen zu lassen auf dem Büchermarkte.

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Die ganze Art zu schaffen bewahrt freilich schon Schmitthenner vor dieser Gefahr. Er kann nicht machen", nicht ein vorgenommenes Problem durcharbeiten er muß erleben, äußerlich und innerlich, wie Goethe, und kann nur Selbsterlebtes darstellen, sei es daß er eigene Erfahrungen, innere und äußere, fremden Gestalten inspirirt, sei es daß er fremde Ereignisse und Persönlichkeiten in sein inneres Geistes- und Gemütsleben aufnimmt; immer wird er von den dichterischen Intuitionen fortgerissen, sie bekommen über ihn Gewalt, in echt poetischer Weise verfolgt er die leisen Regungen der Leidenschaften bis in ihre leßten Ausbrüche und die Schläge des Schicksals läßt er dann dem Sündigen wie dem Unschuldigen in zermalmender Unbarmherzigkeit folgen. Es ist

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