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seine Hypothesensucht fortwährend den Streich, über fern abliegenden Möglichkeiten und Unmöglichkeiten das Nächstliegende zu verwerfen. Seine bisherigen Arbeiten über die Corintherbriefe werden als Vorstudien zu einem kurzen nüchternen Commentar ihren Wert haben. Der Ereget muß jedoch nicht minder vorsichtig und gemessen die Zeugen verhören und die Tatsachen abwägen, als ein Richter, der ein verurteilendes oder freisprechendes Erkenntnis abzufassen hat.

Brieg.

Lorenz.

Das protestantische Bekenntnis. Beitrag zur Lösung der Bekenntnisfrage in der evangelisch - protestantischen Kirche, insbesondere der hannoverschen Landeskirche (nebst Actenstücken). Von David Peipers, Professor der Philosophie in Göttingen. 1897, Verlag von Dieterich in Göttingen; VI u. 388 S.

Veritas in ecclesia dicenda est, vel si fractus illabatur orbis wie selten ist in der evangelischen Kirche der Gegenwart der echt evangelisch-protestantische Wahrheitsmut, der sich in diesem reformatorischen Worte Melanchthon's ausspricht, das Prof. Simons') mit Recht nicht nur als historische Reminiscenz festgehalten sehen will. Nur in der protestantischen Wissenschaft lebt und wirkt der ernste, unerschrockne Wahrheitsmut, der mit der Glaubensinnerlichkeit im Bunde einst das christliche Gewissen aus römischer Knechtschaft befreit und die protestantische Kirche begründet hat. Aber er wirkt nicht weit und tief genug. Denn die zum Gemeindedienst im evangelischen Pfarramte Berufenen stellen zum weitaus größten Teile die kirchliche Abrichtung über die theologische Bildung und fürchten in katholischer Gebundenheit die Wissenschaft als Zerstörerin des Glaubens, als Verführerin zu schrankenloser Willkür. Und die Gemeindeglieder, die im Religionsunterricht der Schule wie der Kirche nicht zur selbstdenkenden Aneignung der christlichen Wahrheit angeregt und angeleitet, auch später nicht durch einen, heutzutage so dringend nötigen religiösen Fortbildungsunterricht (vgl. O. Pfleiderer's Grundriß der Glaubens- und Sittenlehre 5. Aufl. S. 318) in christlicher Erfenntnis gefördert worden sind - leben wiederum zum weitaus größten Teile, wiewol dem Namen nach Protestanten, ohne eigne Glaubensüberzeugung und darum auch ohne innere Teilnahme für die Glaubensgemeinschaft dumpf und stumpf dahin. Denkende Geister der Minderheit aber und selbständige Charaktere, die im vertrauten Kreise wol einmal von ihrem ehrlichen Wahrheitsuchen und ihrer selbsterrungenen Ueberzeugung, freilich nicht in der ihnen verleideten Kirchensprache, reden, schweigen vor der Oeffentlichkeit. Warum schweigen unsere Laien?" so fragte vor Jahresfrist D. Eduard Grimm

1) Melanchthon in Bonn. Vortrag am 16. Februar 1897. Verlag von Röhrscheid und Ebbecke in Bonn. Das angeführte Melanchthon-Wort steht auf S. 20.

Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 4.

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in unsrer alten Kirchenzeitung. „Ich rede nicht von dem großen Heere der Gleichgültigen. Ich meine vor allem die Männer von allseitiger Bildung, die sich ein tiefes Verständnis und ein warmes Herz für die religiösen und kirchlichen Fragen bewahrt haben, die wie wir von den gegenwärtigen Misständen überzeugt sind, die allen Anzeichen nach unsere Gesinnung und Auffassung teilen, und mit denen ein offener Gedankenaustausch zu beiderseitiger Förderung und Befriedigung dienen müßte." Ihrem fast allgemeinen Schweigen gegenüber begrüßte der liebe Freund umso dankbarer die Veröffentlichung der Erlebnisse und Bekenntnisse eines Laien unter dem Titel „Vom alten neuen Glauben“. Mit derselben Dankbarkeit begrüßen wir die soeben erschienene Schrift „Das protestantische Bekenntnis" von dem Göttinger Philosophen David Peipers, dem auch das nachzurühmen ist, was D. Grimm damals von jenem Braunschweiger Laien schrieb: Der Verfasser ist auf biblischem, religions- und kirchengeschichtlichem Gebiete zuhause, eine Sache, die für den, der über solche Dinge schreibt, eigentlich selbstverständlich ist, die wir aber hervorheben, weil es auch Laien gibt, die eine viel lautere Stimme führen, ohne sich aber viel um jene Gebiete zu kümmern.“

Außer Edmund Pfleiderer, Johannes Rehmke und Theobald Ziegler, die freilich alle drei von Haus aus Theologen find, und Rudolf Eucken und Johannes Volkelt wird es kaum noch einen deutschen Philosophie- Professor geben, der wissenschaftliche Theologie so gründlich studirt hat, wie David Peipers, und sichtlich nicht kaltherzig, sondern mit heißem Bemühn. Seine 50 Seiten lange Auseinandersetzung mit dem 3. Bande von Ritschl's Rechtfertigung und Versöhnung“, die leider klein gedruckt ist, dürfte manchen Theologen beschämen, der über diese eigentümliche Art von Vermittelungstheologie mitredet, ohne sie genau zu kennen. Auch hervorragende Schüler Ritschl's, die ihren Meister als den sieghaften Ueberwinder der Romantik in der Theologie) feiern (zu welcher Romantik sie auch die liberale" Theologie rechnen als mit nichten die „geschichtlich belangreichste Gruppe in der Schleiermacher'schen Descendenz"!), hätten von der Kritik, die Dr. Peipers an so manchen willkürlichen und unbegründeten Behauptungen Ritschl's meist sehr schonend übt, noch etwas zu lernen.

Den Lesern der Prot. Kirchenzeitung ist Prof. Peipers seit Jahren schon wolbekannt als ein tapferer und unermüdlicher Anwalt des guten kirchlichen Rechts des freien Protestantismus in der hannoverschen Landeskirche. Sein wolbegründeter und mannhaft aufrecht erhaltener Protest gegen eine directe oder verschämt verschleierte Verpflichtung der Confirmanden auf das sog. Apostolicum traf mit D. H. Bassermann's freimütiger Beurteilung des preußischen Agenden - Entwurfs („Sine ira et studio“ war diese dankenswerte Schrift von 1893 mit Fug und Recht überschrieben) zusammen in der Ueberzeugung, daß zum wahren Wol der evangelischen Kirche der verkehrten Meinung keinerlei Vorschub geleistet werden darf, als sei das Apostolicum der Glaube" der

1) vgl. Prof. D. Ferdinand Kattenbusch „Von Schleiermacher zu Ritschl“. Zur Orientirung über den gegenwärtigen Stand der Dogmatik. Gießen 1893, Ricker's Verlag.

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Christenheit und „der eigne Glaube“ der Confirmanden. Wider diese Verdunkelung des evangelischen Glaubensbegriffs hat Prof. Peipers fortgesezt mit hellen klaren Gründen gestritten unbeirrt durch die „positive" Phrase seines zu ungenügender Vermittelung bereiten wolwollenden Collegen D. Häring von dem unverkürzten" Evangelium, das im Apostolicum bezeugt sei —, auch in seiner und seiner Gesinnungsgenossen ImmediatEingabe an den Kaiser und König Verwahrung eingelegt gegen die übliche Anklage auf „,,Ansturm" gegen das Apostolicum: „Tatsächlich ist es Niemandem in den Sinn gekommen, in Abrede zu stellen, daß das Apostolicum ein ehrwürdiges Symbol der abendländischen Christenheit sei. Daß es sich aber nicht wol eigne, es heutigentags seinem Wortlaute nach zum Gegenstande eines Bekenntnisses, eines Gelübdes, einer allgemein verbindlichen gesetzlichen Verpflichtung zu machen. das dürfte eine Ueberzeugung sein, die seit der preußischen General-Synode von 1846 in deutschen protestantischen Landen beachtet zu werden verlangen kann."

Diese Immediat-Eingabe, die ohne Bescheid und Erfolg blieb, hatte übersehen, daß jene Synode von 1846 bei dem herrschenden preußischen Kirchentum längst in Ungnade gefallen ist und daß heutzutage der Buchstaben- und Tatsachenglaube von den allermeisten evangelischen Kanzeln kategorisch gefordert wird. Bringt es doch ein persönlich durchaus wolmeinender und hochachtbarer königlich preußischer Hofprediger und General - Superintendent, der den Stöckerianern bis zur vorjährigen Provinzial-Synode des „Liberalismus“ verdächtig schien, in seiner vielgepriesenen leßten Predigtsammlung über sich, ex cancellis zu decretiren: „Die Himmelfahrt, die Krönung der Weihnachtstat, mußte in menschlicher Gestalt und Leiblichkeit und mußte zusehends geschehen, das war er seiner Ehre schuldig"; worauf solche, die in diesem Mirakel weder Licht noch Heil sehen können und dazu ihre guten Gründe haben, in wolfeilster Weise lächerlich gemacht werden!

Das einzige Mitglied unseres Kirchenregiments, dem die General-Synode von 1846 noch nicht vergessen und verklungen ist: D. von der Golf - bekämpft Prof. Peipers eingehend und scharf wegen einer Rede auf der rheinischen Provinzial - Synode von 1893. Derselbe Vicepräsident des Evang. Ober-Kirchenrats hat aber im Herbst 1896 auf der rheinischen wie auf unserer brandenburgischen Provinzial-Synode vor den Gefahren eines katholisirenden Parteikirchentums viel nachdrücklicher gewarnt, als Prof. D. Harnack in seinem Eisenacher Vortrage vor den Freunden der „Christl. Welt“, der den Verfasser zu rascher Veröffentlichung seines Protestantischen Bekenntnisses" mitbestimmt hat.

Was nun dies neue Credo betrifft, so hätten auch wir gern zu den nur mühsam mit allerhand Umdeutungen und Vorbehalten geglaubten überlieferten Bekenntnissen ein evangelisch-protestantisches Gemeindebekenntnis aus dem Geist und Herzen der Gegenwart. Aber dieser Form symbolischer Festsetzung ist der Protestantismus entwachsen“, hat Alexander Schweizer weise geurteilt und das von D. Harnack gewünschte neue Bekenntnis, das die wesentlichen Punkte des Heilsglaubens als Norm des kirch

lichen Amts und der Kirchenleitung enthält", würde vermutlich um dieses practischen Zweckes willen sehr anders ausfallen, als das Bekenntnis, das Prof. Peipers S. 257-296 seinen Grundzügen nach in Katechismusform darlegt. Er will hier seine religiöse und sittliche Ueberzeugung aus den Grundbegriffen des Christentums und den Grundwahrheiten unseres Bewußtseins in Frage und Antwort entwickeln. Aber er wird uns wol zugeben, daß die Prolegomena (über die Welt der Erscheinungen, die Causalität, das Wirkliche, das Seiende, äußere und innere Erscheinung, das Selbst= bewußtsein und seine Einheit, die Einheit der Seele, das höchste Seiende: Gott, Erscheinung und Seiendes, die Außenwelt, Einheit und Vielheit der erscheinenden Dinge oder Substanzen, Einheit und Vielheit des Seienden, das Unbedingte: Gott, die Welt als Ganzes, Erkenntnis des Wirklichen, die Seele ein Wirkliches und Unsterbliches, die Naturgeseße, Gotteserkenntnis die höchste Bestimmung der geistigen Wesen) nur wirklich Gebildeten vollkommen verständlich sind und daß dieser grundlegende Abschnitt troß seiner ausdrücklichen Verwahrung auf S. 123 so misdeutet werden kann, als handle es sich bei dem protestantischen Bekenntnisse um einen auf bloße Vernunft gegründeten Abriß der Religionsphilosophie oder, wie man früher sagte, der natürlichen Theologie.

Es wäre wirklich eine Entstellung seiner Absicht. Denn er selbst bestimmt die Aufgabe des protestantischen Bekenntnisses dahin: „einen von den Vätern her überlieferten, historisch gegebenen Glauben, den von Christus der Welt verkündeten, auf seinen wahren tiefsten Kern zurückzuführen“. Für die Fruchtbarmachung dieses Glaubenskernes aber halten wir mit Karl Schwarz für nötig, die Glaubenslehre überall zu gründen auf Leben, Beispiel, Geschichte, sie zurückzuführen auf ihre einfachste und ursprünglichste Form, auf Christi eignes Wort, das noch so durchaus lebendig religiös und so gar nicht dogmatisch ist. Aufgrund eines so gehaltenen Vorbereitungs- Unterrichts läßt sich dann in feierlicher Stunde von den Confirmanden eine ernste Verpflichtung inbezug auf den Glauben und das sittliche Leben fordern, wie sie z. B. in den evangelisch-reformirten Ge meinden des Königreichs Sachsen Brauch ist:

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Wollet ihr von ganzem Herzen den segensreichen Glauben der Christen mit uns bekennen, wie er euch in Uebereinstimmung mit den Grundsäßen unserer Kirche gelehrt worden ist, und auf den ihr getauft seid:

den Glauben an Gott, unsern himmlischen Vater, an Jesus Christus als unfern Herrn und Heiland, und an den heiligen Geist, der von Gott durch Christus in die Gemeinschaft der Gläubigen ausgegossen ist?

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so antwortet Ja!

Seid ihr auch fest entschlossen, euer ganzes Leben dem Christentum gemäß einzurichten, der Sünde immer mehr abzusterben, allem Guten nachzutrachten, den Nächsten zu lieben als euch selbst, und in allen Dingen dem Vorbild, das unser Herr Christus uns gelassen hat, getreulich nachzufolgen? 1) —

so antwortet Ja!"

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1) Wir entnehmen diese Confirmations Fragen der Rechenschaft von unserm

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Damit wäre der berechtigten Forderung des Verf. genügt: das Bekenntnis und Gelübde, das der Confirmand ablegt, darf nichts enthalten, was als Behauptung über angebliche Tatsachen mit andern Erkenntnissen streiten und dadurch über kurz oder lang den Conflict zwischen dem Glaubensinhalte des Bekenntnisses, an dem das Kind festzuhalten versprochen hat, und den wissenschaftlichen Einsichten herbeiführen kann, zu denen es durch die allgemeine Bildung unserer Zeit gelangt" (S. 96). Prof. Peipers fügt hinzu - und damit wollen wir schließen: „Wenn die ungehemmte Freiheit des Gewissens und die Hinwegräumung solcher Conflicte, die das Gewissen bedrücken, unverträglich ist (wie man in der hannoverschen Landessynode von 1893 meinte) mit dem Wesen einer Kirche, die an ihrem Bekenntnis festhält, dann sage ich getrost: eine solche Bekenntniskirche, fie mag noch so mächtig und glänzend dastehn, ist nicht die Kirche, die Christus gewollt hat. Denn ihm stand die Gesinnung, das Gewissen, höher als die Gesegeserfüllung."

J. W.

D. Rudolf Steck, Prof. der Theol. in Bern, Die Piscatorbibel und ihre Einführung in Bern im Jahre 1684. Eine Studie zur Vorgeschichte der schweizerischen Bibelübersetzung. Rectoratsrede. Bern 1897.

Dem gegenwärtigen Rector der Berner Universität, der uns in seiner Dresdener Pfarrerszeit ein treuer und tapferer Mitkämpfer war, verdanken wir diese lehrreiche und anmutige Monographie, die uns sichere Umrisse gibt für die Lebensgeschichte des Straß burgers Johannes Fischer, genannt Piscator, und seiner deutschen Bibelübersetzung. Er war 1562 mit seinem berühmteren Collegen Olevianus aus Heidelberg vertrieben worden und wirkte bis zu seinem Tode (1625) dann noch 41 Jahre in Herborn, wo er 1602 und 1603 seine deutsche Bibelübersetzung mit Einleitungen und erklärenden und erbaulichen Anmerkungen herausgab. Der Graf Johann von Nassau hatte ihm nämlich eine Berichtigung der Lutherbibel" aufgetragen. Aber Piscator merkte bald, daß er viel zu viel ändern müsse, da er Luther's Uebersetzung viel zu frei und willkürlich fand, und so wies ihn denn der Graf an, eine neue Uebersetzung anzufertigen. Piscator war also sozusagen ein Weizsäcker seiner Zeit. Aber je treuer er sich an den Grundtext anschloß, umso mehr verlor er den Geist der deutschen Sprache, den Luther so wunderbar getroffen hatte, und geriet auf die Pfade der „Buchstabenesel", wie Luther. die wörtlichen Uebersetzer genannt hat. So ist diese Uebersetzung auch nirgends zur Volksbibel geworden und selbst in Nassau nicht einmal zur amtlichen Einführung gekommen. Dies geschah aber in Bern, wo die Piscatorbibel 1684 auf Kosten der Obrigkeit gedruckt und officiell zum Gebrauch in der Landeskirche eingeführt wurde.

Christentum“ von D. Paul Mehlhorn (Leipzig 1896; Joh. Ambr. Barth). Eine dritte Frage gilt der Beteiligung am kirchlichen Gemeinschaftsleben.

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