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Wie kam das? Auf diese Frage gibt D. Steck eine sehr anziehende geschichtliche Erörterung, welche auf einer erst neuerdings entdeckten handschriftlichen Chronik basirt, die auf der Berner Stadtbibliothek bewahrt wird und den Titel Conspectus historiae ecclesiasticae Bernensis von Joh. Heinr. Otth († 1719) führt. Der hierher gehörende Sah lautet bei der Schilderung des Jahres 1660: Der hochansehnliche Magistrat von Zürich hatte darauf gedrungen, daß eine neue Bibelüberseßung in die zürcherische und bernische Kirche eingeführt werde, wie auch das Glaubensbekenntnis einst gemeinschaftlich herausgegeben worden war. Damit aber nun die andern refor mirten Kantone nicht glauben möchten, daß durch dieses Werk gegen andere Bibelübersetzungen irgend ein Vorurteil geschaffen werde, hielt die bernische Kirche dafür, es solle dieses Vornehmen reiflicher überlegt werden. Damit es nun nicht inzwischen den Untertanen an Bibeleremplaren fehle, ließ der hohe bernische Magistrat im Jahre 1684 auf seine Kosten jene hervorragende Uebersetzung des Bibelwerks von Piscator') unter Aufsicht und Anleitung der ehrwürdigen Herren Pfarrer Blauner und Professor Rudolf abdrucken. Diese Liberalität und Fürsorge des Magistrats für das Seelenheil der Untertanen muß allezeit dankbar anerkannt werden."

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Die Schreiben, die zwischen Zürich und Bern in dieser Angelegenheit gewechselt wurden, teilt uns nun Steck mit. Der Kat von Zürich stellte dem von Bern vor, wie die Ausgabe der Zürcherbibel von 16382) nunmehr vergriffen sei und eine neue nötig werde, umso mehr, als man inzwischen bereits neugedruckte lutherische Uebersetzungen in das Land einbringe. Wie seinerzeit es waren bald 100 Jahre seitdem verflossen die zweite helvetische Confession von 1566 durch gemeinsamen Beschluß der evangelischen Orte erlassen und durch die ganze Christenheit hochrühmlich bekannt geworden sei, so würde es auch dem Werke der neuen Bibelausgabe ein mehreres Ansehen machen, wenn es under gemeinsam unserem als beider vordrister Glieder der Eidgenössischen Confession, Nammen und Authorität durch den Druck verfertigt werden möchte". Ueber die Ausführung möchten die Berner selbst Vorschläge machen.

Diese antworteten nach kurzer Beratung, daß fie der Sache geneigt seien; es erfordere aber die glaubensverwandtliche Anständigkeit", daß die andern evangelischen Orte mit zugezogen werden sollten, wie es ja damals bei der Confession auch geschehen sei, sonst würde eine solche Absonderung bei den andern evangelischen Orten übel empfunden werden und die Mutmaßung erwecken, daß man nun die neue Version verbind

1) Die Zürcherbibel anzunehmen, erschien den Bernern zu demütigend; auch dem „Deutschen“ Luther stand dies Bedenken entgegen. So erschien wol die wortgetreuere Uebersetzung des als Straßburgers dem schweizerischen (allemannischen) Sprachgeist näher stehenden Piscator als die geeignetste.

2) Diese hatte auch in Glarus, Thurgau, Toggenburg und im Rheintal die Herr schaft errungen, während in Basel, Schaffhausen, St. Gallen, Appenzell und Graubünden Luther den Sieg gewonnen hatte.

lich machen wolle für Alle, während bisher in dieser Beziehung Freiheit geherrscht habe. und der Gebrauch anderer Versionen auch zugelassen worden sei.

Mit dieser Antwort Berns war die Sache erledigt. Zürich machte zwar einen Versuch, die andern Orte auch beizuziehen; es zeigte sich aber bald, daß das nicht ge= lingen werde. Die Bedingung, die Bern gestellt hatte, kam, so einfach und billig sie auch erschien, doch einer Ablehnung der ganzen Sache gleich. Hätten Bern und Zürich zunächst die neue Uebersetzung hergestellt und für sich eingeführt, so wären die anderen Kantone nach und nach fast genötigt gewesen, auch beizutreten. Zürich und Bern um faßten weitaus die Mehrheit des reformirten Schweizervolkes. Die beiden „starken Stiere am Wagen der Eidgenossenschaft", wie Zwingli fie nannte, hätten die Sache schon vorwärts gebracht. Dazu bedurfte es aber eines entschiedenen Vorangehens, Unterhandlungen mit den andern Orten hätten sich nachher von selbst ergeben, wenn einmal eine starke Stellung geschaffen gewesen wäre. Sie von vornherein um Rat fragen und von ihrer Zustimmung das Unternehmen abhängig machen, hieß es vereiteln. Das war denn auch die factische Wirkung der bernischen Antwort, mag diese nun beabsichtigt gewesen sein oder nicht. Das Werk scheiterte an der nämlichen Klippe, an der schon so manches heilsame Unternehmen gescheitert war, an der Rivalität zwischen Zürich und Bern. Zürich veranstaltete nun allein die neue Ausgabe seiner Uebersetzung, die im Jahre 1665 erschien und Bern ließ dann 1666 „für einstweilen" die von Piscator drucken. Aber neben ihr blieb Luther und die Zürcherbibel und seit Anfang dieses Jahrhunderts hat Luther besonders durch den Einfluß der Bibelgesellschaften mit ihren billigen Lutherbibeln die Piscatorbibel nach und nach ganz verdrängt.

D. E. Zittel.

Practisches Christentum im Rahmen des Kleinen Katechismus Luther's. Ein Hülfsbuch für den religiösen Jugendunterricht in Kirche und Schule von Oskar Pfennigsdorf, Diaconus an St. Agnus in Cöthen. Erstes Hauptstück. Göthen 1895. Schriften-Niederlage des Evangelischen Vereinshauses. Preis 2 Mk.

Pfennigsdorf will in den Katechismusunterricht nicht blos die biblische Geschichte hereinziehen, sondern dem Katechismusstoff eine stete Beziehung und Anwendung auf das religiöse und kirchliche Leben der Gemeinde und ihrer Glieder geben", ein geschichtliches Verständnis für das in unserer Kirche Gewordene erwecken und das evangelische Christentum durch den Vergleich mit anderen minderwertigen kirchlichen Erscheinungen würdigen lehren. Löbliche Ziele! Ihre Verfolgung führt zur Darbietung eines reichen Lehrstoffs, der allerdings auch in einem sehr ausgedehnten Cursus des Confirmanden-Unterrichts nicht zu bewältigen sein wird. Aber wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Auch dem Ref. bringt Pfennigsdorf manches Willkommene

geschichtlicher und practischer Art. Zu billigen ist z. B. die eingehende Behandlung des Gottesdienstes und der kirchlichen Sitte und der Ueberblick über die Geschichte ihrer einzelnen Elemente (S. 70-113), ferner die Charakteristik der evangelischen Frömmigkeit im Unterschied von der katholischen (S. 51 f.) und die Veranschaulichung der verschiedenen Seiten des positiven christlichen Lebensideals, durch welche die alttestamentlichen Verbote ihre Ergänzung finden, an Jesus selbst.

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Dennoch ist nicht nur im einzelnen manches zu beanstanden, so die Herleitung des Talars der protestantischen Geistlichen aus der Mönchs statt aus der Gelehrtentracht, die entschiedene Ablehnung der Feuerbestattung aus religiösen Gründen, die Klage darüber, daß man nicht mehr in allen Familiennachrichten den Herrn bekennt, der uns gibt und nimmt" (S. 106, 110, 111.); sondern es ist auch ein grundsäßlicher Unterschied zwischen der Anschauungsweise des Verf. und der in dieser Zeitschrift vertretenen unverkennbar. Zwar steht Pfennigsdorf auf dem Standpunkt der Union und stellt zuweilen ganz freisinnige Gesichtspunkte auf. Nach S. 43 f. bemißt sich der christliche Glaube nicht nach dem Maß des von uns Fürwahrgehaltenen in der Heil. Schrift, sondern nach der Festigkeit, Freudigkeit und Gewißheit, mit der wir unser ganzes Vertrauen auf Gott und unsern Herrn allezeit seßen". Darum beklagt es Pf., daß noch so viele Bibelgläubige geschichtlich berechtigte Zweifel an Aussprüchen und Geschichten in der Heil. Schrift für böswilligen Unglauben erklären und damit vom wahren Glauben solche fernhalten, die sich wol durch die heilige Persönlichkeit Jesu und den Einfluß seines heiligen Geistes gewinnen ließen". Betont er hier den „Jesusglauben" gegenüber dem nicht mehr für jedermann erschwingbaren Bibelglauben", so wird an anderen Stellen die Bibel doch wieder einfach als das geoffenbarte Gotteswort" behandelt (z. B. S. 31), eine ziemlich orthodore Dogmatik gelehrt, das Mittlertum Christi und die Anbetung Christi in die Behandlung der zehn Gebote hineingetragen (S. 26, 39, 62 f.), der „blasse Rationalismus“ mit gewohnter Geringschätzung behandelt, ja nicht nur mit dem religiösen, sondern sogar mit dem allgemein-fittlichen" Niedergang der evangelischen Kirche Deutschlands in, wie es scheint, ursächlichen Zusammenhang gebracht (S. 21), und in den an verschiedenen Stellen gegebenen Verzeichnissen empfehlenswerter christlicher Literatur sowie unter den aufgezählten christlichen Vereinen ist das, was von der freieren Richtung ausgeht, gründlich totgeschwiegen. Nur die Christliche Welt" wird merkwürdigerweise noch als äußerster nach links vorgeschobener Posten in die Heeresaufstellung hereingezogen. Während Kreuzzeitung und Reichsbote empfohlen werden, findet die Kirche" keine Erwähnung; unter den ausgezeichneten Predigern befindet sich zwar noch der milde, finnige Gerok, aber nicht der freimütige und doch so volkstümlich-erbauliche Bißius; unter den Männern der inneren Mission zwar Stöcker, nicht aber Gustav Werner; unter den Vereinigungen, die sich der Heidenmission widmen, dürfte doch auch der Allg. evang.-prot. Missionsverein eine Stelle beanspruchen.

Leipzig.

D. P. Mehlhorn.

D. Bärwinkel, Joh. Matthäus Meyfart. Erfurt 1896. 4o. 17 S.

Wer kennt nicht das Kirchenlied „Jerusalem, du hochgebaute Stadt"? Dem Dichter dieses Liedes gilt die Schrift Bärwinkel's. Mit Sorgfalt hat er zusammengetragen, was zum Lebens- und Charakterbilde Meyfart's gehört. M., am 9. November 1590 zu Jena geboren, ist der Sohn eines gothaischen Pfarrers, der zuerst in Wahlwinkel, dann in Haina angestellt war. Er studirte in Jena und Wittenberg, begann 1616 in Jena philosophische und theologische Vorlesungen zu halten und wurde noch in demselben Jahr als Lehrer an das Casimirianum nach Coburg berufen, übernahm 1623 die Leitung dieser höheren Lehranstalt, promovirte 1624 rite als Doctor der Theologie in Jena und gab eine Reihe von Schriften, teils philosophischen, teils theologischen Inhalts, auch mehrere hochgeschätzte Schulbücher heraus. Als der Rat zu Erfurt an seiner Universität eine theologische Facultät A. B. errichtete, erbat er sich von Herzog Casimir den ge= lehrten M.

Bis zu seinem frühen Tode 1642 hat Meyfart in hohen Ehren als Professor, Senior der Geistlichkeit, zuletzt auch als Rector der Universität in Erfurt gewirkt. Bärwinkel nennt ihn einen Vorläufer Spener's und hebt neben seiner unionistischen Gefinnung seine humanistische Richtung hervor. Ein Lutheraner, der in Melanchthon's Bahnen wandelt, mag er heißen. Seine Predigten und theologischen Schriften behandeln mit Vorliebe die letzten Dinge im Geist eines phantasievollen biblischen Realismus. Das obenerwähnte Lied, das einzige von Meyfart, welches in fast alle Gesangbücher der evangelischen Kirchen deutscher Zunge überging, ist zuerst in einer der vier Predigten, die unter dem Titel Tuba novissima 1626 zu Coburg erschienen, gedruckt worden. Bärwinkel behandelt den Inhalt der Tuba ausführlich und stellt gegenüber späteren Abänderungen die ursprünglichen Lesarten mehrfach fest. D. A. Werner.

Neueßte Literatur.

Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie von Heinrich Julius Holzmann, Doctor und ord. Professor der Theologie in Straßburg. Freiburg i. B. und Leipzig 1897, Academische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr. I. Band XVI u. 503 S. II. Band XI u. 532 S.

Berichtigung.

In Lic. Dr. Karo's Aufsatz „Der Glaube in der Wissenschaft“ (3. Heft) ist S. 93 3.6 v. u. statt „Religion und Wissenschaft“ zu lesen: Religion und Christentum.

Rede bei der Jahrhundertfeier Kaiser Wilhelms I.

im Basler Münster gehalten von

D. P. W. Schmidt,
Professor der Theologie in Basel.

Freiheit, holdes Wesen,
Gläubig, kühn und zart,
Hast ja lang erlesen
Dir die deutsche Art.

In diesem Wort Mar von Schenkendorf's lasset uns zusammenfassen, was heute die deutschen Herzen in allen Erdteilen höher schlagen macht. Die Freiheit, welche der Dichter im Waffenrock meinte, war eine Freiheit nach außen und nach innen. Nach außen war sie natürlich der Gegensatz zur knechtenden Fremdherrschaft, die Freiheit als deren feuriger Herold Mar v. Schenkendorf sich das Zeugnis erwarb, das in Koblenz am Rhein sein Denkmal schmückt:

Er hat vom Rhein,

Er hat vom deutschen Land

Mächtig gesungen,

Daß Ehre auferstand,

Wo es erklungen.

Das war die Freiheit, für die Körner fiel und Lüßow's wilde verwegene Jagd ins Feld stürmte, die Freiheit, zu der Friedrich Wilhelm III. sein Volk aufrief, die Freiheit, für die Scharnhorst, York, Blücher und Bülow ihre Schlachten schlugen die Freiheit, für welche im Schloß zu Schwedt an der Oder Königin Luise, bald nach dem Jenaer Unglück, ihre Söhne ins Gelübde nahm: Ihr seht mich in Thränen, ich beweine den Untergang der Armee. Ihr aber werdet Männer, geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helden! Fehlte euch dieser Ehrgeiz, ihr wäret nicht wert, die Enkel des großen Friedrich zu heißen. Könnt ihr aber den gesunkenen Staat nicht wieder aufrichten, so suchet den Tod, wie ihn Prinz Louis Ferdinand gesucht hat.“

Diese Freiheit nach außen war aber nur die Vorbedingung, der Segensboden für ein höheres Gut, das allen Völkern deutscher Zunge auch jenseits der politischen Grenzen des deutschen Staates hochheilig ist. Ich meine die Freiheit des deutschen Stammes er selber zu sein, deutsch zu sein in Gesinnung und Leben, nach Lebensinhalt und Lebensform. Auch diese Freiheit hatte ihr Haupt verhüllen müssen, war in den ,,duftigen Wald" geflohen unter den Schuß grüner Eichen, von wo Schenkendorf's Freiheitschoral sie herausrief auf den offenen Plan. Das war die Freiheit, für welche

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