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Einheitlichkeit der römischen Art von den fremden Nachbarn aufgesogen war. So em pfehlen wir denn dir zunächst, liebe deutsche Jugend, mit der Wacht am Rhein zugleich die Wacht über die Unversehrtheit des deutschen Gemüts. Was im Gemüte des Volkes lebt und webt, ist doch noch entscheidender als die Macht der Waffen. Ganz und gar undeutsch wäre es, den Unterschied von anderen Nationen zum Gegensatz werden zu lassen in dem falschen Sinne, den man bezeichnenderweise auch nur mit einem Fremdwort benennen kann, im chauvinistischen. Gott der Herr ist auch andern Völkern ein liebender Vater, und ein christliches Volk muß auch von andern Völkern göttlich denken lernen. Vom „Erbfeind“ hat Kaiser Wilhelm niemals gesprochen. Aber sein eigener Erbfeind wäre unser Volk, wenn es mitmachen wollte, was überall in der Welt Trumpf ist: die haltlos taumelnde Gier nach dem Golde, die Sucht nach üppigem Leben und lügenhaft prahlerischem Haushalt, die Narreteien der Kleidung, die unkeusche und gespreizte, die selbstgefällige und mit allerhand Flittergold klimpernde Rede in Wort und Schrift, die Auslieferung des künstlerischen Schaffens an grelle, marktschreierische Effecte, die Geringschätzung der wissenschaftlichen Arbeit, sobald sie nicht sofort in klingende Münze umzusetzen ist. Bildet den geraden Gegensatz dazu, und ihr habt die deutsche Art: die innerliche, geistige, die schlichte und wahrhaftige, die Menschen und Dinge nach ihrem Sein und nicht nach ihrem Schein schäßt, die von reinem Herzen aus starke und humor. volle Art, die sich lieber noch „die Bestie mit den tiefen Augen“ schelten läßt, als daß sie eine fremde oder gar die modische Allerwelts-Art an sich trüge.

O meine Lieben, wenn wir Gefahr dafür sehen, daß unser deutsches Volk Schaden nehme an seiner Seele, zu wem sollen wir gehen mit unserem Sorgen und Hoffen als zu dem, von welchem alle gute und vollkommene Gabe kommt, auch die Gabe der gläubig-kühnen-zarten deutschen Art.

Ja, zu dir drängt uns alles, allliebender Gott und Herr, der du die Herzen der Könige lenkest wie Wasserbäche und ihnen und ihren Völkern, wenn sie übermütig geworden, zurufest: Bis hierher und nicht weiter! Insonderheit dankt dir heute ein großes Volk an allen Enden der Erde für die teuerwerte Gabe, die du ihm in dem deutschen Helden des heutigen Tages, in seinen glaubensvollen Taten und seinem vorbildlichen Charakter gespendet hast. Herr Gott, dich loben wir!

So erhalte du diesem dankenden Volke die aus deiner Weisheit und Güte stammende Stammesart, daß es die starke Eiche sei und bleibe in dem Völkerwalde, den du aufgebaut. Herr Gott, dich flehen wir an!

Stärke du denn diesem Volke die Wehr seines Armes, wenn es nochmals bedroht wird in seiner Freiheit, und führe du selber dann sein gutes Schwert!

Aber mache auch sein Herz groß zur Uebung des Friedens nach innen und außen, und fromm und kraftvoll laß es mitwirken zu dem leßten Ziele der Menschheit: Ein Hirt und eine Herde. Herr Gott, dich flehen wir an, Herr Gott, dich loben wir. Amen! Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W. Lutherstraße 51. Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin S.W. Anhaltstraße 12.

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Baur und die neutestamentliche Kritik der Gegenwart.

Von

Professor D. Heinrich Holzmann
in Straßburg i. E.

I.

Wie bei uns in Deutschland, so ist es auch im Auslande, wo irgendwie Teilnahme, Interesse und Verständnis für die Kritik und Eregese des Neuen Testamentes fich eingestellt hatten, beispielsweise in Amerika'), im Laufe des letzten Menschenalters eine fast gemeingültige, bei gar mancher Gelegenheit zu vernehmende Rede gewesen, daß die mit den Namen „Baur“ und „Tübinger Schule" gekennzeichnete Epoche der biblischen Wissenschaften zurzeit definitiv abgeschlossen, die Erschütterung, womit seine Forschungen den Bestand des neutestamentlichen Kanons und unsere Vorstellungen vom apostolischen Zeitalter der Kirche bedroht hatten, ohne dauernde Wirkungen vorübergegangen, die Kreiswellen, welche der ins Wasser geworfene Stein einst in so mächtigem Umfange gezogen hatte, mit der Zeit wieder ausgeglättet seien, die Oberfläche der Gewässer daher jest wieder so ruhig aussehe wie zuvor, wenigstens dann, wenn man sich an die besonnene Kritik" halte, wie sie in besonders glänzender Weise von Th. Zahn, B. Weiß, F. Godet, daneben von einer Anzahl dii minorum gentium, wie P. Feine, P. Ewald, J. Haußleiter und Anderen vertreten sei. Doch stehen auch noch andersklingende Namen zu Gebote, die mindestens dafür eintreten, daß jenem Urteil nicht jeder Anhaltspunkt in dem tatsächlichen Befunde der gefestigten Resultate, soweit wir von solchen überhaupt reden können, abgeht. Nach A. Jülicher's meisterhafter „Einleitung

1) Am 2. Mai 1893 schrieb mir die Redaction der trefflichen Zeitschrift „The New World" "It is not uncommon over here in America for theologians of even somewhat liberal tendencies to represent that the influence of Baur has passed away and that the Tübingen School no longer stands for much of anything in the theological development of the day." Dies war der Anlaß zu dem in der genannten Zeitschrift 1894, S. 201–218 erschienenen Aufsatz „Baur's New Testament criticism in the light of the present“, davon Obiges eine erweiterte Neberarbeitung darstellt. Sie ist nicht für gelehrte Kreise bestimmt, sondern soll einem weiteren Publicum einen Einblick in die Sachlage gewähren.

Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 5.

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in das Neue Testament" 1894, S. 13f.,,bleibt es dabei, daß Baur eine neue Epoche der neutestamentlichen Wissenschaft eröffnet hat, nicht nur durch eine Menge von neuen und unangreifbaren Einsichten betreffend Fragen der Einleitung wie der Exegese und neutestamentlichen Theologie, sondern vornehmlich dadurch, daß er den Betrieb unsrer Wissenschaft auf eine höhere Stufe gehoben, die subjectivistische Vereinzelung in der Untersuchung beseitigt hat: seit Baur kann die Literaturgeschichte des Neuen Testaments nicht mehr außerhalb des Zusammenhangs mit der Gesamtgeschichte des Christentums behandelt werden; er hat uns gelehrt, die Bücher des Neuen Testaments wahrhaft geschichtlich, als Erzeugnisse des christlichen Geistes einer bestimmten Zeit und als Zeugnisse für denselben zu würdigen.“

Man kann die Bedeutung des Auftretens des Tübinger Meisters in Kürze nicht vollständiger und sachgemäßer kennzeichnen. Gleichwol sind auch die ferneren Bemerkungen Jülicher's nicht zu übersehen, wornach schon die Leistungen von Hilgenfeld und Pfleiderer als Correcturen gewisser „Einseitigkeiten Baur's" gelten müssen (S. 14), und weiterhin lesen wir: „Darüber sind fast alle selbständigen urteilsfähigen Forscher der Gegenwart einig, daß es Ritschl's großes, vielleicht größtes Verdienst ist, den Hauptmangel in der Tübinger Geschichtsconstruction überzeugend gezeigt zu haben“ (S. 16).

Auf einem verwandten Standpunkte und in Einzelfragen fast durchweg Hand in Hand mit Jülicher gehend, kann A. Harnack in seinem neuesten großen Werke,,Die Chronologie der altchristlichen Literatur bis Eusebius“ (1. Bd. 1897) schreiben: „Eine durchgeführte Kritik der Hypothesen der Tübinger Schule und ihres großen Meisters, dem die Wissenschaft von den Ursprüngen unserer Religion zu unauslöschlichem Danke verpflichtet bleibt, schien mir nicht mehr notwendig" (S. VII). „Die Voraussetzungen der Baur'schen Schule find, man kann fast sagen, allgemein aufgegeben; allein nachgeblieben ist in der Kritik der altchristlichen Schriften ein unbestimmtes Mistrauen, ein Verfahren, wie es ein böswilliger Staatsanwalt übt, oder wenigstens eine kleinmeisterliche Methode, die sich noch immer an allerlei Einzelheiten heftet und von ihnen aus wider die deutlichen und entscheidenden Beobachtungen zu argumentiren sucht" (S. IX). Auch dieser Nachwinter müsse überwunden werden. Schon im „Lehrbuch der Dogmengeschichte“, 1. Bd. 3. Aufl. S. 338 hieß es: „Die Baur'sche Tendenzkritik ist überwunden; also müssen wir uns auch von ihrem Phlegma befreien, der Kleinmeisterei und Skrupel fängerei." Dagegen ist es S. 37 Ritschl, der in seiner „Entstehung der altkatholischen Kirche" vom Jahre 1857 „den Grund für die zutreffende geschichtliche Entwickelung des ältesten Christentums gelegt hatte". Jetzt, in dem genannten neuesten Werke Harnack's, lesen wir: „Die älteste Literatur der Kirche ist in den Hauptpunkten und in den meisten Einzelheiten, literar-historisch betrachtet, wahrhaftig und zuverlässig. Im ganzen Neuen Testamente gibt es wahrscheinlich nur eine einzige Schrift, die als pseudonym im strengsten Sinne des Wortes zu bezeichnen ist, der 2. Petrusbrief, und wenn man von den Fälschungen der Gnostiker absieht, ist auch die Zahl der pseudonym kirchlichen Schriften bis Frenäus klein und leicht zu zählen“ (S. VIII). Wir sind in der Kritik der Quellen

des ältesten Christentums ohne Frage in einer rückläufigen Bewegung zur Tradition." „Der chronologische Rahmen, in welchem die Tradition die Urkunden angeordnet hat, ist in allen Hauptpunkten, von den Paulusbriefen bis zu Frenäus, richtig und zwingt den Historiker, von allen Hypothesen inbezug auf den geschichtlichen Verlauf der Dinge abzusehen, die diesen Rahmen negiren“ (S. X) . . . . „wenige bedeutende Ausnahmen abgerechnet" (S. XI).

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Mehr noch als um dieser programmatischen Stellen willen darf das neueste Werk des Berliner Academikers um seines schwerwiegenden, alle Fragen des Urchristentums berührenden, viele sogar entscheidenden, Inhaltes willen als ein Grenzstein betrachtet werden. Die Edinburgher Zeitschrift The expository times" VIII, S. 241 bezeichnet Baur's Paulus von 1845 und Harnack's Chronologie von 1897 als Anfangs- und Schlußpunkt eines großen Aufschwungs neutestamentlicher Forschungen. Indertat ist keine frühere Zeit auch nur entfernt zu vergleichen mit dem, was das so abgegrenzte halbe Jahrhundert für unbefangene Erforschung des Wortfinns der neutestamentlichen Schriften, für Darstellung ihres religiösen und fittlichen Gehalts, für ihre Ausbeutung im Interesse einer objectiven Geschichte des Urchristentums, für ihre Verwertung behufs Herstellung einer altchristlichen Literaturgeschichte, für richtige Würdigung der Ueberlieferung des Textes im einzelnen sowie der bei Entstehung einzelner Bücher vorhandenen Traditionen geleistet hat. Wer nun etwa blos die aus der Vorrede des leßterwähnten großen Werkes angeführten Urteile als Maßstab der Schäßung anlegen wollte, ohne von dem sachlichen Gehalte der Untersuchungen des Verfassers selbst weitere Notiz zu nehmen, der könnte leicht zu Folgerungen fortschreiten, die diesem selbst fern genug liegen, dafür aber von Andern umso eifriger gezogen werden. Solche Folgerungen hallen bereits sogar von manchem Katheder zu uns herüber. Sie gehen einfach dahin, daß die Kritik uns seit Baur in einem Irrgarten umhergeführt habe, aus dem wir jezt glücklich uns wieder herausgefunden hätten, freilich nur, um beschämt vor der großen Mehrzahl derjenigen dazustehen, die gewißigt genug gewesen sind, gleich vor der Pforte des Labyrinths Halt zu machen und darüber die Inschrift „Verbotener Eingang" anzubringen. Dieses war ja von Anfang der ganzen kritischen Bewegung an die Methode, welche die preuBische, sächsische, bayrische Orthodoxie, ja wol allenthalben die große Mehrzahl der practischen und selbst der fachgelehrten Theologen geübt hat. Für sie besitzt schon das Wort ,,Kritik" einen dämonischen Klang. Ihre Stellung zur Kritik brachte vor wenig Jahren. eine zu Berlin tagende Generalversammlung der gesamten, innerhalb der preußischen Theologenschaft mobil zu machenden Unwissenheit auf die Formel: „Die Geschichte der Kritik ist das Gericht der Kritik." Gleichsam eine Erklärung und Begründung dieser Formel hat Professor D. Zöckler in Greifswald, einer der entschiedensten, aber auch gelehrtesten, ohne Zweifel sogar der ruhigste und leidenschaftsloseste aller Verteidiger der traditionellen Annahmen, geliefert in dem 1887 erschienenen Buche „Wider die unfehlbare Wissenschaft", worin er Klage führt über die gänzliche Zersplitterung und Zerfahrenheit, welcher die im Gefolge der Tübinger Schule wandelnden neutestamentlichen Kritiker

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und Exegeten anheim gefallen seien. Auf diesem Gebiete gelte jetzt als kennzeichnende Signatur das Sic et non Abaelard's (S. 42). Eine Wissenschaft, welche ein Chaos unbewiesener Hypothesen als ausgemachte Tatsachen darbietet, kann uns kein sonderliches Vertrauen zur Richtigkeit und Leistungsfähigkeit ihrer Methode einflößen“ (S. 49).

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Selbstverständlich ist mit einem so summarischen Verfahren nichts ausgerichtet. Aber auch der von H. Schmidt, beziehungsweise J. Haußleiter herrührende Artikel über Baur in der 3. Auflage der „Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" II 1897, S. 467f. macht die Sache allzu kurz und tumultuarisch ab, wenn er zu dem Schluffe gelangt, die Tübinger Anschauungen von den neutestamentlichen Schriften als einzelnen literarischen Kampfproducten" seien durch Th. Zahn's Geschichte des neutestamentlichen Kanons“ endgültig beseitigt (S. 483). Eine solche Hoffnung wird man dem Greifswalder Artikelschreiber als eigensten Besitz überlassen dürfen, während er sich allerdings mit einem allgemeiner erhobenen Vorwurfe da berührt, wo er die Achillesferse der Construction Baur's in der Anwendung der Hegel'schen Kategorien auf die Geschichte des Kanons und damit auf die evangelische Geschichte selbst“ findet (S.473). Aber auch derjenige unter den jungen Theologen, welcher in letter Zeit sich dem Urteil, daß der durch Ritschl gegen Baur eingeleitete Proceß bereits gewonnen sei, am entschiedensten widersetzt hat, Gustav Krüger, Das Dogma vom Neuen Testament 1896, S. 26f., sagt von Baur: „Die geschichts-philosophischen Kategorien drängen sich bei ihm, schon in der Anordnung und Gliederung des Stoffes, noch mehr in der Darstellung, so vor, daß man nicht mit Unrecht von Hegeltum geredet hat." Wie in dieser Weltanschauung alle Entwickelung durch den Gegensatz hindurchführt, so fertigte er sagt man heutzutage allgemein - auch für die wissenschaftliche Erkenntnis des Urchristentums einen Schlüssel, der die Herkunft aus der gleichen Werkstatt verrät. Auf der einen Seite das Christentum als Vollendung des Judentums, national und geseßlich be schränktes Judenchristentum; auf der andern die Universalität und Autonomie des Christentums in Gestalt des Paulinismus. Allmählich gleicht sich die Spannung, welche noch das Leben des Heidenapostels ganz ausfüllte, unter mancherlei Kämpfen und Ver wickelungen aus, indem zwar der Universalismus zur Durchführung gelangte, aber doch nur so, daß innerhalb der Weltkirche auch das Judenchristentum eine Macht bleibt und nicht wenige seiner Ansprüche, wenn auch in verwandelter Gestalt, durchseßt. Demnach erscheint das Christentum in der alten katholischen Kirche, in welcher jener urchristliche Gegensatz seine Endschaft erreichte, zwar als Gesetz vom Judentum aus, aber nicht als jüdisches, sondern als allgemein gültiges Sittengefeß vom paulinischen Universalismus aus. Vorzugsweise durch die Stellung, welche sie zu diesem katholischen Friedensvertrag und vorher zu dem, darin zum Abschlusse gedichenen, bürgerlichen Kriege einnahmen, bestimmte sich über 100 Jahre lang die dogmatische Signatur der Parteien. Die Denkmale des Kampfes und der Vermittlungen, durch die er beendigt wurde, liegen vor in der kanonischen und außerkanonischen Literatur des ältesten Christentums. Jedes Stadium des Wegs, welchen die Kirche in ihrer Entwickelung zurücklegt, ist nämlich durch

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