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Licht kamen; aber wenn sie geboren werden, ist das eine ganz bestimmte Katastrophe, eine Tat. Und sowie sie ins Leben treten, stehen sie als Opposition der herrschenden Religion gegenüber." Sie alle, die ethischen Religionen, find „aus einem ethischen Réveil" hervorgegangen.

Was zunächst die Naturreligionen angeht, so find fie sämtlich animistisch bedingt. Der Animismus selbst ist freilich nicht Religion, sondern vielmehr eine Art kindlicher Philosophie, die besagt: daß alles sich Bewegende, nach Analogie des Menschen, beseelt sei durch einen denkenden, fühlenden, wollenden Geist. Die Religion ist auch nicht aus dem Animismus geworden, aber ihre ersten Aeußerungen sind durch ihn beherrscht. Aus dem Animismus wird, indem er sich entwickelt, der Spiritismus, der Glaube, daß die Geister nicht an bestimmte Körper gebunden seien, sondern die Freiheit befißen, die Körper zu verlassen, zu vertauschen, oder ungebunden in der Luft sich zu tummeln. Auf dieser Stufe entsteht die Religion als Fetischismus. Sein Inhalt ist die Ueberzeugung, daß, wenn die Geister sich allerlei Dinge zum Wohnsiß auswählen können, der Mensch diese Dinge, sowie er sie erkennt, heilig halten muß, um des Schußes der Geister sicher zu sein. Alle bekannten animistischen Naturreligionen find spiritistisch - fetischistisch. Diese Periode der Religion ist zugleich die der Mythenbildung. Aber die verehrten Geister sind noch nicht eigentliche Götter, sondern nur höhere Zauberer. „Die Naturreligionen, die noch auf diesem mythenbildenden Standpunkt stehen, könnte man am besten als ungeordnet magischen Polydämonismus unter der Herrschaft des Animismus bezeichnen."

Haben nun alle höheren Religionen diese Periode auch durchgemacht? Die Geschichte gibt darauf keine Antwort. Wahrscheinlich ist es jedoch, denn die Menschheit wird überall zuerst als Kind begonnen haben, und es ist ein Factum, daß in den animistischen Naturreligionen alle Formen der Gottesverehrung, die wir später als fortwährend wiederkehrende, stehende Erscheinungen in den höheren Naturreligionen wiederfinden, bereits im Keime vorhanden sind". Dies gilt gleichfalls von dem Gottesdienst, von den religiösen Ideen, wie auch von der eigentlichen Frömmigkeit, die ebenfalls schon in den animistischen Religionen sich vorfindet.

Es folgt die mythologische Stufe der Religion. Die Götterwelt wird mehr und mehr vermenschlicht, und dadurch macht sich das Sittliche stets kräftiger geltend, ohne gleichwol schon zur Herrschaft über die Natur kommen zu können. Der Polydämonismus wird zum Polytheismus, d. h. einige der Geister erhalten Namen, bestimmte Function und eigenen Charakter. Dadurch eben werden sie zu Göttern. — Aber diese Religionen bleiben stets Naturreligionen, wenn sie auch bis an die Grenze der ethischen kommen. Ursache dieses Fortschrittes des Polydämonismus zum Polytheismus ist die Entstehung von Staaten und Volksgemeinschaften. Die irdische gesellschaftliche Ordnung führte dazu, auch in die übermenschliche Welt Ordnung zu bringen. Die Form dieser Ordnung war die Familie. Daher erscheinen die Götter parweise, als Ehegatten (der Gott des Himmels und die Göttin der Erde).

In diesem geordneten Polytheismus sind wiederum zwei Entwicklungsgrade zu unterscheiden: der therianthropische und der anthropische. In einigen polytheistischen Religionen bekommt das Menschliche die Uebermacht gegenüber dem Tierischen, d. h. das Ethische macht sich stärker geltend. Dies zeigt sich darin, daß die (mythologischen) Handlungen der Götter anfangen der Kritik unterzogen zu werden, und daß den Naturmythen ethische Bedeutung gegeben wird, ja daß man sie nach ethischen Principien um bildet. Dennoch können aus den Naturreligionen nicht durch allmähliche Entwicklung ethische Religionen hervorgehen; denn die Götter bleiben in jenen Religionen bis zuletzt nur höhere Menschen, und zwar damit nicht die Verwandtschaft zwischen Mensch und Gott verloren gehe.

Nun kommen die ethischen, oder genauer: die ethisch - spiritualistischen Offenbarungs- Religionen. Sie gehen hervor aus einem fittlichen Erwachen und stellen ein ethisches Ideal auf, das jetzt als der Wille der Gottheit aufgefaßt wird. (während in den Naturreligionen das Sittliche unvermittelt neben dem Religiösen stand). Diese ethischen Religionen sind das Judentum, der Brahmanismus, der Confucianismus, der Islam, die Religion Zarathustra's, der Buddhismus, das Christentum. Die beiden lehteren sind die einzigen, welche die gesamte Menschheit umfassen wollen (denn der Islam hat seinen Universalismus nur dem Christentum entlehnt). Alle diese Religionen sind ursprünglich persönliche, d. h. sie wurzeln in bestimmten Persönlichkeiten, aus deren religiösem Gefühl sie entsprangen. Folgen davon sind: eine Aenderung des Begriffs der Offenbarung (welche jetzt in Urkunden von autoritativer Kraft enthalten gedacht wird) und Bildung von religiösen Gemeinschaften oder Kirchen. In diesen ethischen Religionen zeigen sich verschiedene Richtungen, d. h. geistige Strömungen, die Eine Seite der Religion, Eine grundlegende religiöse Idee, mit größerer oder geringerer Vernachlässigung der anderen, bis zu den letzten Consequenzen durchbilden." Wie es in den Hauptgebieten der Cultur zwei Sprachgruppen gibt, die arische und die semitische, so gibt es auch zwei hauptsächliche Richtungen der religiösen Ideenbildung: die theanthropische und die theokratische, von denen die erste den arischen, die zweite den semitischen Völkern zugehört. In den einzelnen Religions-Gruppen gibt es dann wiederum ,,Richtungen". Alle diese verschiedenen Richtungen geben eine jede ihren Beitrag zur allgemeinen Entwicklung der Religion. Durch ihre Synthese vollzieht sich der Fortschritt in der Religion. Im Christentum fließen endlich die beiden großen Ströme, der theokratische und der theanthropische, zusammen, und so ist das Christentum die vielseitigste aller Religionen. Gibt es für die Entwicklung der Religion uns erkennbare Geseße? Tiele getraut sich nur ein par Hypothesen zu bringen. Er stellt drei Betrachtungen an. Zuerst, sagt er, sei zu fragen, welchen Einfluß die menschliche Entwicklung auf den übrigen Lebensgebieten, d. h. die Cultur, in Hinsicht der Entwicklung der Religion ausübe. Ge= wöhnlich meine man: einen ungünstigen. Aber es gilt hier: wer die Cultur vom Einfluß auf die Religion ausschließen will, verurteilt die letztere zum Stillstand. Die Cultur gewinnt auch stets Einfluß auf dem religiösen Gebiet, allerdings gewöhnlich hier erst

ganz zuleßt. Aber da der Mensch ein einheitliches Wesen ist, muß die Cultur auch seine Religion durchdringen, muß die lettere mit ihr versöhnt werden.

Sodann: Isolirung ist schädlich für die Entwicklung, lebendiger Verkehr mit anderen dagegen förderlich. Israel hatte beinahe alle bedeutenden Religionen des Altertums aus der Nähe kennen gelernt, und eben deswegen sich in religiöser Hinsicht so hoch entwickelt. Es ist ersichtlich, daß „die religiöse Entwicklung am besten befördert wird durch den freien gegenseitigen Verkehr ihrer verschiedenartigsten Ausprägungen“. Ja ,,die lebendige Religion hat das Bedürfnis nach der freien Luft des geistigen Verkehrs mit der allgemeinen und religiösen Entwicklung der Menschheit".

Drittens: welche Bedeutung hat die Persönlichkeit für die Entwicklung der Religion? Daß die Persönlichkeit auf die Religion schon in prähistorischer Zeit einen bedeutenden Einfluß gehabt haben muß, geht aus den Heroensagen hervor. Ihr Einfluß in historischer Zeit ist der allergrößeste. Keine Idee entwickelt sich von selbst, etwa wie ein Bacillus, fie bedarf der Träger. Dies sind die religiösen Persönlichkeiten. Aber man faßt das Werk der religiösen Reformer gewöhnlich gar zu einseitig auf als das Offenbaren neuer Wahrheiten, die Predigt einer noch unbekannten Lehre. Es ist dies aber nicht, wenigstens nicht allein, nicht hauptsächlich. Es ist vor allem das Erwecken eines neuen Geistes, einer reineren religiösen Gesinnung. Und dazu ist nicht immer nötig, daß der Reformer etwas Neues sage, wol aber daß er etwas Neues sei. In der Religion ist die Macht der Persönlichkeit der gewaltigste Factor der Entwicklung. „Die ganze Entwicklungsgeschichte der Religion beweist, daß allezeit das Wort Fleisch werden muß, um Eingang in die Herzen zu finden."

Worin besteht nun im wesentlichen die Entwicklung der Religion, was ist ihr Inhalt? Nicht einseitig ein Fortschreiten in der Sittlichkeit, nicht ein Fortschreiten von sinnlicher zu geistiger Auffassung, nicht eine Auflösung aller bestehenden äußeren religiösen Formen, nicht eine allmählich zunehmende und sich vollendende Alleinherrschaft der Religion über die Menschheit, mit Verdrängung aller übrigen herrschenden Ideen und Mächte. Vielmehr entwickelt sich die Religion aus ihrer anfänglichen, unter der Herrschaft des Animismus entstehenden, Einförmigkeit und Eintönigkeit zu immer größerer Verschiedenheit; und zwar je höher die Entwicklung steigt, desto größer werden diese Verschiedenheiten. Sodann aber sucht die weitergehende Entwicklung diese Verschiedenheiten wieder zu einigen, zu versöhnen. Die ganze Richtung der religiösen Entwicklung weist hin auf stets abnehmenden Particularismus und stets zunehmenden Universalismus, auf ein teils unbewußtes, teils bewußtes Suchen nach der wahren Katholicität." Man kann sagen, die Entwicklung der Religion zeigt sich in „fortwährender Differenzirung der ursprünglichen chaotischen Einheit, welche sich offenbart in der Bildung eines stets größeren Reichtums und einer schärferen Charakterisirung von Varietäten, und in stets größerer Selbständigkeit gegenüber den übrigen Leistungen des menschlichen Geistes: und dies gepart mit einem ernsten Suchen nach der innerlichen, d. i. wesentlichen Einheit des nun äußerlich Geschiedenen".

Mit diesem hoffnungs- und verheißungsreichen Ausblick in die Zukunft der Religion schließt die Morphologie. Prof. Tiele verspricht, wenn Gott ihm Leben und Gesundheit schenkt, die Ontologie im nächsten Jahre nachfolgen zu lassen. Und ich hege den herzlichen Wunsch, daß dieses Versprechen in Erfüllung gehen möge! Denn außerdem, daß die, hier nur sehr dürftig von mir skizzirte, erste Reihe der Vorlesungen eine Fülle von Gedanken in sich birgt, auf die ich nicht einmal hindeuten kann, ist das Ganze in einer so edlen, klaren und fließenden Sprache geschrieben, und mit einer solchen Fülle von interessanten Beispielen und treffenden Belegen durchwoben, daß die Lecture zum Genuß wird. Zudem hört man nicht nur den scharfsinnigen Gelehrten, man spürt den warmen, begeisterten religiösen Menschen bei allem was er uns vorführt. Weitherzig und tiefblickend, würdigt er die Religion auf jeder ihrer Stufen und in allen Richtungen gerecht und liebevoll, aber das Christentum ist und bleibt ihm doch die schönste Blüte des frommen Gemütes, die edelste Frucht am Baume der geistigen Menschheitsentwicklung. Diese Liebe stört seine wissenschaftliche Unbefangenheit durchaus nicht, fie bleibt für gewöhnlich nur gleichsam die Grundstimmung, die seiner Arbeit das woltuende Colorit gibt. Selten einmal äußert sie sich, mehr beiläufig, aber dann in ergreifender Weise. Ich seze zum Schluß solch einen Passus (aus der 7. Vorlesung), der mich ganz besonders angesprochen hat, hierher.

„Das Christentum, sagt Tiele, ist die vielseitigste aller Religionen und Religionsfamilien, und es besißt dadurch ein Anpassungsvermögen, oder was man seine Elasticität genannt hat, die den großen Reichtum seiner vielen und vielerlei Formen erklärt. Es ist in mehr als Einer Hinsicht und mehr als irgend eine andere Religionsgemeinschaft die Religion der Versöhnung, auch in dem Sinne, daß es die scheinbar unversöhnlichsten Elemente des religiösen Lebens, die besonders dargestellt und einseitig entwickelt in anderen Religionen und in früheren kürzeren oder längeren Perioden sich zeigten, in sich mit einander versöhnt. Denn nicht nur die Gegensäße von Theokratie und Theanthropismus, auch andere bringt es zur Einheit. In seiner Predigt vom Königreich Gottes, das nicht nur zukünftig, nicht ausschließlich himmlisch, sondern schon hier unter uns vorhanden ist und auch auf Erden verwirklicht werden muß; in seiner herrlichen Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen und der Bruderschaft aller Menschen und von der Gleichheit Aller vor Gott strebt es nach der innigsten Vereinigung Aller, welcher Art auch ihre Abstammung, ihre Sprache, ihre Farbe sei. Aber es läßt dabei dem Individuum die volle Freiheit, dadurch daß es nur die Einheit des Geistes zum Bande dieser Gemeinschaft macht, dadurch daß es jeden nur seinem eigenen Gewissen verantwortlich erklärt. . . . Es tritt nicht feindlich gegen die Welt auf und vermischt sich auch nicht mit ihr, es haßt sie nicht und vergöttert sie nicht, ist darum weder einseitig optimistisch noch einseitig pessimistisch, schäßt und rühmt die größte Selbstverleugnung und Preisgebung von Allem für ein heiliges Ziel, aber misbilligt zwecklose Selbstenisagung, Fasten und Enthaltsamkeit um ihrer selbst willen, als ein verdienstliches Werk. Dem strengen Bußpropheten im kamelsharenen Mantel, der nichts aß als was die Wüste ihm liefern

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konnte, stellt es als größeren gegenüber den Menschensohn, der aß und trank", den freundlichen Meister, der teilnahm an Gast- und Hochzeitsmahlen mit Pharisäern und Zöllnern, mit Freunden und Jüngern. Licht der Welt, Salz der Erde will es sein, Alles durchdringen und heiligen durch den Sauerteig seines Geistes. . . . Sollte ich meine religiöse Ueberzeugung aussprechen, so würde ich bekennen, daß in Christus die wahre Religion, die Religion der Menschheit ihr geoffenbart ist, die Religion, die dauernd neue, immer höhere, aber weil sie menschlich sind, auch noch immer gebrechliche Formen sich schafft, und die sich so mehr und mehr in der Menschheit und durch die Menschheit entwickelt."

Hamburg.

Hanne.

Der Chriftus der Geschichte und sein Christentum. Der Gemeinde dargestellt von Georg Längin. 1. Abteilung. Leipzig 1897, Verlag von Otto Wigand; 136 S.

Unsere Gegenwart hat ein unabweisliches Verlangen Jesus Christus zu erkennen, wie er war und lebte, zugleich was er selber wollte und lehrte, was er aus der Tiefe seines eigenen Geisteslebens in das Leben der Menschheit ausgeströmt hat. Sie will durch die Umhüllungen, womit ihn die Menschen gewiß in bester Absicht und mit zeitgeschichtlicher Notwendigkeit verdeckten, wieder zu ihm selbst hindurchdringen. Wir wollen den geschichtlichen Christus zu erkennen suchen, und, was davon gar nicht getrennt werden kann, wir sind entschlossen, indem wir diesen geschichtlichen Christus unserm Geistesauge näher bringen wollen, „von allem abzusehen, was die Menschen erdichtet haben, um ihn aus dem Zusammenhange der einen und allgemeinen Offenbarung herauszuheben und seinen Thron in die Wolken zu stellen" (Wimmer). Dieser Aufgabe können und dürfen wir uns nicht entziehen. Sie ist die Aufgabe der theologischen Wissenschaft, die heute im Vordergrunde des wissenschaftlichen Interesses steht, und deren Lösung zugleich von der evangelisch-protestantischen Gemeinde im weitesten Sinne dieses Wortes ersehnt wird. Daneben ist es freilich ein überaus trauriges Zeichen der Zeit, daß man dies Verlangen nach dem „geschichtlichen Christus“ bezeichnet als Erzeugnis modernen Unglaubens, und es abgetan zu haben meint mit der souveränen Behauptung, „daß von dem geschichtlichen Christus keine Brücke hinüberführt zu dem kirchlichen Bekenntnis“, d. h. aber unwidersprechlich zu dem byzantinischen Christus, den die Concilien des 4. und 5. Jahrhunderts der Christenheit dargestellt und dargeboten haben. Wenn eine unübersteigliche Kluft befestigt ist zwischen dem geschichtlichen Christus und dem Christus der Bekenntnisse, so ist es für das evangelisch-protestantische Bewußtsein ohne weiteres entschieden, daß es den geschichtlichen Christus zu wählen hat, der uns von Gott in der Geschichte der Menschheit als ihr gewaltigster Wendepunkt gegeben ist.

Diese Gedanken bilden die Grundlage der neuesten Schrift des bekannten Karlsruher Stadtpfarrers Georg Längin. Er hat sie auch in seinem geharnischten

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