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und andern, für die er nicht zu sterben braucht, in der Lehre Jesu irgendwie durchzuführen. Zwischen seinen Auserwählten und einer großen ungläubigen Masse eine so schroffe Scheidewand zu ziehen, sind wir in seinem Sinne nicht berechtigt; dazu gab es doch zu zahlreiche Uebergänge zwischen beiden Teilen. Wie seltsam wäre es doch auch, wenn Jesus sein Blut mit einem Beiwort bezeichnete, das es zu denen, die es im Wein genießen sollten, in gar keine Beziehung setzte, sondern nur zu der Menge draußen!

Damit schließt unsere Uebersicht über die wesentlichsten neuen Gedanken, die in den jüngsten Erörterungen zu Tage getreten sind. Es bleibt noch übrig, daß wir ver suchen, unsererseits das Resultat festzustellen, das sich aus den verschiedenen Verhandlungen zu ergeben scheint.

Zunächst ist es wol unbestreitbar, daß wir es hier mit einer symbolischen Handlung zu tun haben. Parabeln und symbolische Handlungen sind die beliebtesten Darstellungsmittel schon der Propheten im Alten Testament. So erscheint der Prophet Zedekia mit eisernen Hörnern am Kopfe vor Josaphat, um ihm den verheißenen Sieg gewiß zu machen (1. Kön. 22, 11). Ahia zerreißt seinen Mantel, um dem Jerobeam anzuzeigen, daß das Reich Davids zerteilt werden würde (1. Kön. 11, 29). Handlungen aus dem gewöhnlichen Leben werden häufig symbolisch gedeutet; so die Tätigkeit des Töpfers Jer. 18, 3 ff. Nun werden uns von Jesus zwar symbolische Handlungen nicht überliefert, wenn nicht etwa die Verwendung von Speichel bei Heilung von Taubstummen dahin zu rechnen ist. Wol aber ist bei ihm desto häufiger die Parabel, die doch nichts anderes ist, als die mit Worten beschriebene symbolische Handlung. Der Säemann, der Kaufmann, der Hirt, die Frau mit den zehu Drachmen, der Vater des verlorenen Sohnes, sie alle vollziehen in den Gleichnissen Jesu Handlungen, die er sinnbildlich deutet. Die Jünger waren also mit solchen Handlungen durchaus vertraut, kannten genau die Art, wie Jesus Vorgänge aus dem täglichen Leben religiös zu verwerten pflegte. Es scheint mir unzweifelhaft, daß sie in dem, was Jesus am Abend vor seinem Tode unter ihnen tat und mit Worten erläuterte, garnichts anderes haben sehen können, als eine von seinen alltäglichen Parabeln, bei der er nur diesmal den Hergang nicht erzählte, sondern vor ihren Augen selbst vollzog. Was hatte das Symbol nun zu bedeuten? Wäre uns das Brechen des Brotes mit den Worten: Das ist mein Leib" allein überliefert, so würde sich die Beziehung faum noch feststellen lassen. Denn das Brechen gehört eben unvermeidlich dazu, wenn das Brot gegessen werden soll; es könnte daraus allein nichts gefolgert werden. Nun folgt aber als offenkundig parallele Handlung (vgl. Jülicher S. 243) die Darreichung des Bechers mit der Erklärung: „Das ist mein Bundesblut, das für viele vergossen wird". Wenn man nun die Auskunft von Spitta nicht als berechtigt anerkennen kann, der in diesen Worten nur das Weinbeerblut findet, das für viele ausgeschenkt wird, so wird man unausweichlich dazu gedrängt, hier eine Hinweisung auf Jesu bevorstehenden Tod zu sehen. Dann kann aber auch das Zerbrechen des Brotes, das in allen vier Berichten gleichmäßig erwähnt wird, kaum anders verstanden werden, als daß damit gesagt sein soll: so wird man meinen Leib zerstören. Hierin ist zunächst nichts weiter zu

sehen, als ein besonders deutlicher und eindringlicher Hinweis auf das bevorstehende Todesleiden Jesu. Grade zur Ankündigung bevorstehender Ereignisse werden symbolische Handlungen ganz besonders gern angewendet. Wir wissen, daß Jesus zu wiederholten Malen seine Jünger mit ausdrücklichen Worten auf die unabwendbare Notwendigkeit seines gewaltsamen Todes vorzubereiten gesucht hat. Damit hat er keinen vollen Erfolg gehabt; sie er warteten noch bis zum letzten Tage, daß er mit seiner messianischen Macht hervortreten und das Reich Gottes aufrichten werde. Da greift er in der Abschiedsstunde zur eindrucksvolleren symbolischen Handlung: er zerbricht Brot und schenkt Wein aus dem Kruge in den Becher -,,das ist mein Leib, das ist mein Blut." Der neue Bund, den er vermitteln soll, der Messiasbund, von dem die Propheten gesagt haben, erfordert ein Opfer, so gut wie der des Mose, er selbst wird dieses Opfer sein, sein Blut ist das Bundesblut, vergossen für viele.

Wollte man bei dieser Erklärung stehen bleiben, so würde, wie das bei Jülicher der Fall ist, das Essen und Trinken von Brot und Wein nicht zu seinem Rechte kommen. Angesichts der Tatsache aber, daß Marcus ausdrücklich berichtet: „Sie tranken alle daraus", und Matthäus Jesus die Aufforderung zu essen und zu trinken in den Mund legt, scheint mir eine Erklärung, die das nicht berücksichtigt oder für nebensächlich erklärt, nicht völlig befriedigend zu sein. Andererseits muß man doch wol Spitta darin Recht geben, daß zumal für Israeliten das Effen des getöteten Leibes und das Trinken des vergoffenen Blutes Jeju ein schauerlicher, das Empfinden verletzender Gedanke gewesen wäre. Allein was zwingt uns denn zu der Annahme, daß die Benutzung von Brot und Wein zur Verkündigung des Todes Jesu nun in den Augen des Herrn und seiner Jünger diese beiden Elemente noch weiterhin zu Abbildern seines getöteten Leibes und seines vergossenen Blutes machen mußte? Das Essen und Trinken tritt zu der ersten symbolischen Handlung, die vollständig abgeschlossen und in sich verständlich ist, als eine zweite Handlung hinzu. Gewiß sind beide nur im engsten Zusammenhange mit einander zu verstehen. Aber wir würden in den alten Fehler verfallen und aus der Parabel eine Allegorie machen, wenn wir unbedingt verlangten, daß Brot und Wein die Beziehung auf den Tod im Sinne Jesu auch für den zweiten, selbständigen Teil der Handlung hätten behalten müssen. Ich meine im Gegenteil, daß beide Teile der Handlung in einem gewissen Gegensatz zu einander stehen. Zuerst wird an Brot und Wein gezeigt, daß Jesus in gewaltsamem Tode als Bundesopfer für seinen neuen Bund geschlachtet werden soll. Und dann wird an Brot und Wein deutlich gemacht, wie er dennoch mit seinen Jüngern innig vereint bleibt, in sie eingeht, in ihnen fortlebt, ein Stück ihres Lebens wird. Also zu dem Gedanken des Abschieds tritt die Hoffnung der dauernden Vereinigung, zu dem blutigen Abschluß seines Werkes sein Weiterleben und Weiterwirken in denen, die ihn aufnehmen wollen. So bleibt auch für uns der Eindruck, den die Gemeinde Jesu immer gehabt hat und um dessentwillen sie das schlichte Symbol immer und immer wiederholt: es sind in den einfachsten Formen hier die tiefsten Gedanken niedergelegt, die ein sterbender Meister seinen vertrauten Jüngern zurücklassen konnte.

Literatur.

Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie von Heinrich Julius Holzmann. Freiburg i. B. und Leipzig 1897 bei J. C. B. Mohr. 2 Bände XVI u. 503; XI u. 532 S. Preis gebunden 25 Mk., ungebunden 20 Mk.

Als ich im Sommer 1872 in Heidelberg studirte, las Holzmann seine „neutestamentliche Einleitung". Durch besondere Umstände ward ich leider verhindert, dies Colleg zu hören, was mir seinerzeit den Vorwurf eines Freundes zuzog: in Heidelberg Theologie studirt haben, ohne Holzmann's neutestamentliche Einleitung gehört zu haben, heißt in Rom gewesen sein, ohne den Papst zu sehen. Mit umso größerem Eifer machte ich mich, als endlich das „Lehrbuch der Einleitung" erschien, an die Lecture, und ich mußte gestehen, der mir seinerzeit gemachte Vorwurf war berechtigt gewesen, namentlich, wenn ich beim Lesen mir die Gestalt Holzmann's immer wieder vor Augen stellte, die mir von einem andern Colleg her bleibende Eindrücke zurückgelassen hatte. Wenn ich heute das Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie" vor mir habe, wenn ich es mit der Einleitung vergleiche, so möchte ich fast sagen, das neuste Werk ist mir noch mehr. Hier wie dort zeigt sich der Verfasser als der durch jahrzehntelange Arbeit gewordene Beherrscher des Stoffes und genaue Kenner der einschlägigen Literatur. Hier wie dort nichts von Phrase, sondern Wucht der Gründe. Hier wie dort Würdigung gegnerischer Anschauungen und Vermeidung unanständiger Polemik. Aber was dieser neutestamentlichen Theologie einen Vorzug verleiht vor der Einleitung", das ist schon die Form der Darstellung, welche die Wiedergabe gegnerischer Ansichten oder die Berufung auf andere Gelehrte nicht in den fortlaufenden Text aufnimmt, sondern in die Anmerkungen verweist. Das Ganze gewinnt dadurch an Uebersichtlichkeit. Für uns Schüler Holzmann's, die wir von unserm Lehrer zu Baur und der Tübinger Schule geführt worden, die wir diese bewundern lernten, ohne zu vergessen, daß auch sie Menschen wären und irren könnten - für uns ist aber grade in unserer Gegenwart, in der der theologische Nachwuchs, um sich anstellungsfähig" zu erhalten, so vielfach sich darin gefällt, die alten. Meister in den Hintergrund zu drängen, eine Erscheinung wie Holzmann's neutestamentliche Theologie schon deshalb so viel wert, weil sie uns den Beweis liefert, daß man die Forschungen jüngerer Generationen nicht zu verachten braucht und trotzdem der alten Schule Treue halten kann. Oder sollte wirklich jemand die Behauptung wagen, was

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Holzmann biete, sei durch die neuste Entwicklung der Theologie von vornherein schon widerlegt? Holzmann's Name wird von einem vorurteilslosen Gelehrtengeschlecht noch lange genannt werden, wenn manches längst vom Schauplatz geschwunden ist, was heute noch weiten Kreisen Sand in die Augen zu streuen weiß und dafür wird neben der „Einleitung" vor allem auch die neutestamentliche Theologie" sorgen. Hier Tübingen“, hier Albrecht Ritschl" ist das Feldgeschrei so vieler, mit dem die schließlich doch von der machthabenden „positiven" Theologie gleichsehr geächteten Brüder sich scheiden. Sollte nicht ein Buch wie Holzmann's neutestamentliche Theologie in weiten Kreisen einer Annäherung Bahn brechen können, indem es ad oculos demonstrirt, wie das Streben nach Wahrheit vom zavyásðar év ávőpónos fort zu einer höheren Einheit führt? Zeit zum Nachdenken wäre es wahrlich längst! Denn der gemeinsame Feind steht vor den Toren, der nicht mit den Waffen der Wissenschaft, wol aber mit denjenigen brutaler Gewalt der Theologie als Wissenschaft ein Ende machen möchte.

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Nach Holzmann selbst soll das Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie ein Seitenstück sein zur Einleitung in das Neue Testament, indem es zu den dort behandelten Stoffen die innere Kehrseite bietet (S. VII). Er gibt zwar Gustav Krüger gegenüber zu, daß eine Geschichte der urchristlichen Literatur" eine vollkommnere Leistung sein würde, als eine „neutestamentliche Theologie", motivirt aber die Beschränkung auf das Neue Testament mit dem Bedürfnis des gegenwärtigen Schulbetriebes, innerhalb dessen bei der unvergleichlichen Bedeutung, welche grade der, im Zusammenhang mit der Bildungsgeschichte der katholischen Kirche entstandene neutestamentliche Canon für die christliche Theologie und für den gesamten Bestand unserer religiösen Besißtümer gewonnen hat, eine gesonderte Behandlung dieser Auswahl noch immer ihren guten Sinn hat“ (S. VII). „Solange jenes Urteil der alten katholischen Kirche identisch ist mit dem Urteil der heutigen officiellen Kirchlichkeit, solange eben deshalb aber auch die protestantische Wissenschaft kaum eine dringendere Aufgabe hat, als diejenige der Rectificirung dieses, vor der Wirklichkeit nicht bestehenden, Urteils, wird es immer noch verständlich erscheinen, daß das eigentliche Kampfgebiet, auf welchem zunächst ein entscheidender Sieg errungen sein will, mit den herkömmlichen Schranken abgesteckt erscheint" 2c. (S. VIII.) Bassermann gegenüber, „der den Abstand zwischen der in der neutestamentlichen Theologie dargelegten Gedankenwelt und unserm heutigen Denken und Glauben und zwar auch dem kirchlichen, bemerkte", schließt Holzmann seine Vorbemerkungen (S. X) mit dem gewiß berechtigten Ausspruch: „die sog. practische Erklärung der Schrift kann an Bedeutung nur gewinnen, wenn das zu erreichende Ziel so gesteckt werden muß, daß es in Zukunft gilt, die Religion des Neuen Testaments zu verkündigen, ohne deshalb neutestamentliche Lehrbegriffe zu predigen“. Im Anschluß daran sei schon hier vorweg bemerkt, daß es ein Hauptvorzug des Holzmann'schen Buches ist, daß er, wie er selbst sagt, der Neigung widerstanden hat, zu rationalisiren und zu modernisiren, zu glätten und auszugleichen, um dafür den geschichtlichen Zusammenhängen mit dem jüdischen und antiken Religionswesen nachzugehen (S. IX).

Der erste Band enthält nach einer Einleitung, welche die Literatur der Disciplin, ihre Entwicklungsgeschichte und Methodologisches bietet, die I. Hälfte" unter der Ueberschrift: Jesus und die Evangelisten. Das 1. Capitel behandelt die religiöse und fittliche Gedankenwelt des gleichzeitigen Judentums, das 2. die Verkündigung Jesu, das 3. die theologischen Probleme des Urchristentums. Der zweite Band enthält die II. Hälfte" unter der Ueberschrift: Paulus und die nachapostolische Literatur. Das 1. Capitel behandelt den Paulinismus, das 2. den Deuteropaulinismus, das 3. die johanneische Theologie.

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Schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt uns, daß wir es mit einem Buche zu tun haben, das sich nicht in ausgetretenen Geleisen bewegt. Dabei ist der Aufbau" des Ganzen nicht etwa aus dem Bestreben hervorgegangen, einen „neuen Gang“ einzuschlagen, sodaß etwa dieser neue Gang über die Tatsache hinwegtäuschte, daß imgrunde das gebotene Material nicht viel Neues aufweist. Der Verfasser bietet so viel Neues, zieht so viel bisher Unberücksichtigtes zum Verständnis dessen, was das Neue Testament lehrt, herbei, daß man überall in Spannung gehalten wird und diese Tatsache schafft sich die neuen Wege ganz von selbst. War es der Eindruck, den ich schon bei der Lectüre des Anfanges bekam, der mich bestimmte, oder ist es objectiv begründet ich bin der Meinung, daß die ersten 100 Seiten des ersten Bandes am wertvollsten sind. Die Art und Weise, wie Holzmann hier die religiöse und sittliche Gedankenwelt des gleichzeitigen Judentums darzustellen weiß, kann classisch genannt werden. Wer diese Partie mit Verständnis durchgearbeitet hat, tritt wolgerüstet an die Gedankenwelt Jesu und der Apostel heran und müßte ein seltsam veranlagter Mensch sein, wenn er es nun nicht mehr als heilige Pflicht erkennen würde, auch in der Gedankenwelt des Neuen Testaments Göttliches und Menschliches, Bleibendes und Vergängliches zu scheiden. — Ich möchte wenigstens kurz angeben, was Holzmann unter der Ueberschrift „Die religiöse und sittliche Gedankenwelt des gleichzeitigen Judentums" behandelt: 1. Das Spätjudentum, 2. Pharisäismus und Sadducäismus, 3. Die Schriftgelehrten und die Tradition, 4. Das theologische System der Synagoge, 5. Messianische Dogmatik, 6. Die alexandrinische Theologie.

Inbetreff unseres Buches noch weitere Inhaltsangaben zu machen, ist zwecklos. Abweichende und zustimmende Urteile eingehend zu motiviren, würde zuviel Raum erfordern. Es sei mir gestattet, nur ein par Einzelheiten herauszugreifen. Das Buch nennt sich ein Lehrbuch" und ist einer Sammlung theologischer Lehrbücher eingereiht. Ich glaube, es wäre zutreffender gewesen, als Titel „Neutestamentliche Theologie“ zu wählen. Mit dem Zusatz Lehrbuch" soll angedeutet werden, daß Inhalt und Form wesentlich bedingt sind durch die Rücksicht auf Lernende, d. h. Studirende. Tatsächlich dürfte es indes schwer sein anzugeben, wo sich das zeigen sollte. Im Gegenteil, das Buch ist recht eigentlich für die gelehrten Fachgenossen geschrieben und dürfte einem „,,Studirenden" doch hier und da große Schwierigkeiten bieten. Einen entschiedenen inhaltlichen Mangel hat der Herr Verfassfer selbst in der Vorrede berührt. Er sagt S. IX: „Gleichwol gebe

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