ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

völlig unverständliche Verhältnis". Wenn man sich nicht zufrieden gibt mit dem willkürlichen Sammeln einzelner Züge unter vollkommener Vernachlässigung aller anderen, sondern alles zusammenstellt, was der Brief uns vorlegt zur Charakterisirung des Verhältnisses zwischen Paulus und den Korinthern und umgekehrt, so ist es unmöglich, sich eine Vorstellung zu bilden vom einen oder vom andern, also auch nicht von ihrem gegenseitigen Verhältnis zu einander. Das Ganze ist verwirrt und das daraus entlehnte Bild verschwimmt, nicht deswegen, weil wir zu wenig eingeweiht wären in das, was Verfasser und Lesern deutlich vor Augen stand, sondern deshalb, weil die Einzelheiten mit einander im Streit sind. Von Paulus, der an die Korinther geschrieben hätte, kann man so etwas nicht erwarten" (265).

Zu diesen allgemeinen Eindrücken kommen noch einzelne Anzeichen, die deutlich auf eine spätere Zeit hinweisen. Dahin gehören eine Reihe von Aussagen, die, so wie fie lauten, notdürftig dem lebenden Paulus in den Mund gelegt sein können, die aber erst klar und deutlich werden, wenn wir sie auf den bereits gestorbenen Apostel beziehen dürfen. Auf das Leben des Paulus in der Welt kann zurückgesehen werden als auf ein abgeschlossenes Ganzes, dessen Teile miteinander und dessen Wert mit der Wirksamkeit Anderer verglichen werden können. So 1, 12: nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes wandelten wir in der Welt, insbesondere aber gegen euch, und 11, 5: ich halte dafür, daß ich in nichts zurückgeblieben sei hinter den Oberaposteln. Er ist der rundum siegreiche, den Gott wie im Triumph herumführt, während er durch in an jedem Orte den Geruch seiner Erkenntnis offenbart" u. s. w. 2, 14-16 (275). Andrerseits wird ein reiches Gemälde der von Paulus erduldeten Leiden und bestandenen Gefahren entworfen, 4, 8-10; 6, 4-5; 7, 5; 11, 23. 24-27, das ebenso wie jene VerHerrlichung viel besser in den Mund eines Verehres paßt, als in den des Apostels selbst.

Indertat, man hat sich gewöhnt, diese Stücke des zweiten Briefes als unmittelbaren Herzenserguß des Apostels zu betrachten und zu bewundern. Aber ein feineres Gefühl muß von dieser Präconisation des Paulus durch ihn selbst, die schon zu Anfang des Briefes einsetzt, um in dem zavyãodau des Viercapitelbriefes ihren Höhepunkt zu erreichen, cher befremdet werden und versteht sie ungleich besser, wenn sie als das Lob eines enthusiastischen Verehres gefaßt wird.

Daß 8, 19 die Liebesgabe, zu welcher der Verfasser die Leser ermuntert, dazu gereichen soll, nicht nur des Herrn Ehre, sondern auch des Apostels Bereitwilligkeit an den Tag zu bringen, ist ein so seltsamer Gedanke, daß schon der alte Piscator durch Sie glenderung von και προθυμίαιν in κατὰ προθ. hat helfen wollent. lleberhaupt ift biε ganze Geschichte dieser Sammlung, die in den Capiteln 8 und 9 zweimal hintereinander in verschiedener Weise abgehandelt wird, voller Unbegreiflichkeiten. Die Erwähnung des Bruders, der mit Titus ausgefandt und des andern, der diesem wieder beigegeben wurde, 8, 18. 22, wobei doch Beider Namen sorgfältig verschwiegen werden, macht den Eindruck, als handle es sich darum, Anleitung zu geben, wie dergleichen Collecten vorsichtig und unter mehrfachen Garantien gegen Unregelmäßigkeiten ins Werk zu sehen seien (287).

Endlich ist nach dem Wortlaut der Stelle 4, 14 Paulus schon nicht mehr unter den Lebenden, da es heißt: wir wissen, daß der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken wird und darstellen samt euch (288).

"

Das sind einige der Beobachtungen, durch welche v. Manen das Urteil begründet, daß auch der zweite Korintherbrief als pseudepigraphische Schrift aus späterer Zeit angesehen werden müsse. Der Verfasser auch dieses Briefes gehöre eher zur Rechten, als zur Linken der großen Richtung des Paulinismus, die in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts in diesen Briefen die heidenchristliche Anschauung principiell und lehrhaft durchzuführen und gegen den damals nach sichern Zeugnissen bei Justin und Ignatius wieder neu aufflackernden judaistischen Eifer zu verteidigen versuchte. In diesem Sinne bediente man sich der damals wolbefannten Modeform" des Briefes, um in des großen Heidenapostels Namen und unter dessen Schuß und Schirm die Sache der freier gerichteten christlichen Gemeinden zu führen. Die beiden Korintherbriefe seßen den Römerbrief voraus (304) und sind in der Reihenfolge bald nacheinander geschrieben, wie fie im Canon stehen, zwischen 120 und 130 etwa. Die ersten Zeugen für diese Briefe find Bafilides, Aristides, der Brief an Diognet, die Clementinen, dann Polycarp und Ignatius. In der Richtung Marcion's zieht dann die Linke des Paulinismus ihre ertremen Consequenzen, während die Rechte, die in diesen Briefen sich ausspricht, die kirchliche Linie innehält und nach und nach von der allgemeinen Kirche aufgenommen und als canonisch anerkannt wird, was sie nächst ihrem hervorragenden Gedankeninhalt besonders ihrem Maßhalten zu danken hat.

So hat v. Manen zum erstenmale den Versuch gemacht, die historisch-kritische Forschung auch an den beiden Korintherbriefen bis auf den Grund durchzuführen. Daß der Referent im ganzen und großen mit ihm einverstanden ist, braucht er nach dem, was man von ihm sonst weiß, nicht erst zu versichern. Natürlich bedeutet das nicht Zustimmung zu allem Einzelnen, hat doch jeder selbständig Arbeitende in solchen schwierigen Fragen seine eigene Meinung. Ich meine sogar, mit der Arbeit die uns da vorliegt, sei noch lange nicht das leßte Wort gesagt, ja, es lasse sich besonders beim zweiten Korintherbriefe die wahre Art und Entstehung dieser Schrift noch bedeutend durchsichtiger machen, als es hier beim ersten Wurf erreicht worden ist. Doch hält mich das nicht ab dem Verfasser, dem vorläufig nur Wenige für seine Mühe Dank wissen werden, meinerseits die volle Anerkennung dessen auszusprechen, was er geleistet hat. Möge verständnisvolle Mitarbeit das Erworbene mehren und das Dunkel, das so lange über diesen Zeugnissen des ältesten Christentums lag, mehr und mehr lichten!

Bern.

R. Sted.

Martin Luther's Stellung zum Socialismus von A. H. Braasch. Braunschweig bei Schwetschke und Sohn. 1897.

Bei einem Besuche Theodor Mommsen's kam die Rede darauf, daß in jüngster Zeit seltener theologische Preisfragen bearbeitet würden und ich meinte, die Herren lösten lieber die sociale Frage, worauf Mommsen in seiner kaustischen Weise antwortete: „Das ist auch viel leichter". Der Verfasser unserer Schrift hat vielmehr beide Zwecke miteinander verbunden und die einem Theologen sehr wol anstehende Frage beantwortet, wie unser Luther sich die sociale Frage gelöst hat? Man wird die Schrift mit Interesse lesen, da es der Verfasser nicht bei Allgemeinheiten bewenden läßt, sondern mit großem Fleiße die Aeußerungen Luther's zu den verschiedenen Seiten des socialen Problems gesammelt hat.

Es versteht sich, daß der Reformator überall den sittlichen Gesichtspunkt in den Vordergrund stellt. Dennoch hat er auch mit kluger Beobachtungsgabe die einzelnen Erscheinungen des Verkehrslebens studirt. Braasch zeigt, wie Luther den großen Import fremder Waren beklagt, wobei freilich Hutten's praedones Quelle seines Urteils gewesen sein dürften. Frankfurt erscheint ihm als das Silber- und Goldloch, durch das das deutsche Geld nach Frankreich und England abfließt, wofür wir nichts erhalten als überflüssige Waren. Daß die Kaufleute so teuer als möglich verkaufen, misbilligt Luther. Sie sollen sich an den wirklichen Wert halten und den ermittelt Luther, indem er als Einheit den Tagelohn zu Grund legt. Eine Ware ist so viel wert, als ihre Erzeugung und ihr Transport Arbeitstage verlangte. Dem gegenüber steht die Praxis der Kaufleute, Geld zu machen, wie sie können, indem sie die Armut und den Mangel an Vorräten nach Kräften ausbeuten. So bespricht auch Luther den Terminhandel, die Conjuncturen, die Monopole, den Ring, das Verkaufen unter dem Wert, um den Concur renten tot zu machen, die Schmußconcurrenz u. s. w. Der Kern seiner Anschauungen ist social gedacht, ein Eintreten für den Schwachen, Armen, Vereinzelten gegen die Uebermacht und die Unbarmherzigkeit des Capitals". Dabei weist Braasch nach, wie teils die kirchliche Anschauung von der Verwerflichkeit des Zinsnehmens, teils sein Biblicismus, ihm unausführbare Vorschläge, wie die Empfehlung des Halljahrs, an die Hand gaben. Eine besondere Not macht ihm Joseph in Aegyptenland, der all die Manipulationen sich zu Schulden kommen läßt, die Luther sonst verurteilt, die er aber durch des treuen Josephs Erempel" nicht gedeckt wissen will. Am bittersten bekämpft Luther den Zinskauf, die unkündbaren Hypotheken auf Besitz und Geschäft, an denen so viele sich verbluteten und die eine Quelle der Verarmung des Bürger- und Bauernstandes sind.

Als Quelle der socialen Urteile Luther's und seiner Abneigung gegen den Capitalismus betrachtet Braasch die christliche Nächstenliebe des Reformators und seinen Biblicismus. Ich möchte dem gegenüber doch noch darauf hinweisen, daß Luther ein überzeugter Agrarier war. Außer den Stellen zur Verherrlichung des Bauernstands,

die Braasch aufführt, kommen die Worte in der Schrift an den christlichen Adel in Betracht: „Ich sehe nicht viel gute Sitten, die je in ein Land kommen sind durch Kaufmannschaft und Gott sein Volk Israel darum fern vom Meere wohnen ließ und nicht viel Kaufmannschaft treiben. Hier müßte man wahrlich auch den Fuckern und dergleichen Gesellschaften einen Zaum ins Maul legen. Wie ist's möglich, daß es sollte göttlich und recht zugehn, daß bei eines Menschen Leben sollten auf einen Haufen so große königliche Güter bracht werden? Ich weiß die Rechnung nicht. Aber das verstehe ich nicht, wie man mit 100 Gulden mag des Jahres erwerben 20 Gulden, ja ein Gulden den andern und das Alles nicht aus Erden oder von dem Vieh." Ginge es nach ihm, so würde der Import von Luruswaren ganz untersagt. Hat doch Gott uns wie andern Landen gnug geben Wolle, Har, Flachs und alles, das zu ziemlicher ehrlicher Kleidung einem jeglichen Stand redlich dient, daß wir nicht bedürften so gräulichen großen Schatz für Seide, Sammt, Güldenstück und was der ausländischen War ist... Es wächst ja von Gottes Gnaden mehr Essen und Trinken, und so köstlich und gut als irgend einem andern Land." Von diesem agrarischen Standpunkte des Bauernsohus, der den Ackerbau als die naturgemäße und ihm von Gott gegebene Aufgabe des deutschen Volkes ansieht, und der darum alles was den Landbauer schädigt, gesetzlich verbieten möchte, sieht Luther die sociale Frage an und von diesem Standpunkte aus sind seine Urteile auch völlig begreiflich.

A. Hausrath.

Vom Theologischen Jahresbericht,

der fortan von den Professoren Heinrich Holzmann und Gustav Krüger herausgegeben wird unter D. Krüger's Redaction, sind die zwei ersten Abteilungen des 16. Bandes erschienen, der die Literatur des Jahres 1896 enthält. Die eregetische Abteilung ist gewohnterweise von Siegfried und Holzmann bearbeitet (S. 1—156), die zweite Abteilung, historische Theologie, von Lüdemann, Krüger, Ficker, Lösche, Hegler, Oskar Kohlschmidt und Furrer (S. 157-476). Die Verlagshandlung C. A. Schwetschke und Sohn in Braunschweig hat den Subscriptionspreis für den im Herbst vollständigen Band auf 20 Mark festgesetzt.

Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin W. Lutherstraße 51.
Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin S.W. Anhaltstraße 12.

ein

Julians des Abtrünnigen Schicksal, ein erster Protest gegen das Constantinische Staatschristentum.

Von

Pastor H. Francke in Görliß.

I.

Ehrliche protestantische Forschung hat uns längst von der Vorstellung zurückgebracht, zu der die Reformation durch ihre öftere Berufung auf das Urchristentum wol mit den Anlaß gegeben hat, als sei die Kirche der ersten Jahrhunderte ein reines Spiegelbild der im Evangelium niedergelegten Ideen, eine vollkommene Verkörperung des dort verheißnen und verkündeten Gottesreichs gewesen. Wir wissen längst: auch in der Kirche Christi klaffte sehr früh schon Ideal und Wirklichkeit auseinander. Datiren wir, wie üblich, vom ersten Pfingstfest ab den Bestand einer christlichen „Kirche“, so müssen wir auch von da ab den Beginn einer Kirchengeschichte datiren; und die Kirchengeschichte ist das Gericht über die Kirche, so gut wie die Weltgeschichte das Weltgericht ist.

Seit die Erwartung einer baldigen Wiederkunft Christi durch den Fortgang der Zeit sich enttäuscht fand, begann der Proceß der Verweltlichung des Christentums; d. h. die Gemeinden fingen an, sich hienieden wohnlich einzurichten; und das ging nicht ohne erhebliche Zugeständnisse an den Zeitgeist und die Zeitansprüche. Von weltflüchtiger Vernachlässigung irdischen Besizes und seiner Verwaltung, von völligem Verzicht auf die Teilnahme an zeitlichen Bestrebungen war bald nicht mehr die Rede. Man begriff, daß man ohne Geld und Gut, als die notwendigen Verkehrsmittel, hienieden nicht auskommen konnte; man begann auch die geistigen Verkehrsmittel, Bildung, Erziehung und Studium als unentbehrlich zu schäßen. Man fing an, sich mit der heidnischen Literatur zu beschäftigen, als dem formalen Hülfsmittel, den Geist gegen bedenkliche Widersacher zu schulen. Sogar sittliche Forderungen reducirte man, daß sie mit den von damaliger Cultur ausgehenden Forderungen nicht allzu oft, nicht allzu hart in Conflict kämen. Man fand sich mit der Sklaverei ab, mit dem Heeresdienst, man verwehrte den Gläubigen nicht mehr die Annahme von Aemtern, die, von der Hand des noch heidnischen Staates Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 9. 25

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »