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zeichnet durch die Namen der Männer, denen er sich damals, während seines Aufenthalts in Nikomedium, Pergamum, Ephesus, Athen, anschloß. Berufspriester finden wir darunter fast gar nicht; wir finden den gefeierten Rhetor Libanius, den berühmten Mediciner Dribasius, der nachmals sein Leibarzt ward, den Tugendlehrer Chrysanthius, der Julians „ungestüme Leidenschaft abklärte zur Besonnenheit“, den Sophisten Ekkebolios, den er selbst erst vom Christentum zum Heidentum herumgeholt hatte, den Theosophen Marimus, der ihm durch gauklerische Wundertaten imponirte, die Sophisten Themistius, Himerius u. A. Was Julian zu einem Manne, wie Libanius hinzog, war ohne Zweifel seine nach langer Haft dem lichten Leben zugewandte Seele, die den Untergang der alten Cultuspracht und Götterherrlichkeit in den ernsten, weltabgewandten Gottesdiensten der christlichen Kirche betrauerte. Wenn wir andererseits Julian mit dem Wundertäter und Theurgen Maximus noch intimer werden sehen, als selbst mit Libanius, so müssen wir auch dafür den Grund in einer Seite von Julians innerstem Wesen suchen. Und diese Seite ist für uns die interessanteste. Julian war die längste Zeit seines Lebens in erstaunlichem Maße abergläubisch. Darüber hinaus aber zeigt er unverkennbar ein so tiefes Bedürfnis wahrer Religiosität, ein so sehnsüchtiges Verlangen nach Heil und Wahrheit — ja nach Erlösung können wir sagen — daß wir uns billig fragen müssen: wie kam es, daß dieser Suchende seinen Meister nicht fand, ihn nicht erkannte und anerkannte in Dem, der damals schon für soviel Tausende und Millionen die rechte und einzige Antwort auf alle Fragen des Lebens geworden war in Jesus Christus?

beschleicht uns

Wenn wir hören, Julian sei auf die Mitteilung eines Freundes, daß jener Marimus eine Bildsäule der Hekate zum Lachen gebracht und nachher die in ihren Händen befindlichen Fackeln entzündet habe, in Ekstase geraten und mit dem Ausruf weggestürzt: du hast mir den Mann gezeigt, den ich brauche" nicht ein Mitleid mit dem Irregeführten, aber zugleich das Gefühl: ihm, der die Geisterwelt zu fassen und die Schranken der Endlichkeit zu durchbrechen trachtete, hätte geholfen werden können! Warum ward ihm nicht geholfen? Es hatte sich eine fremde Macht eingedrängt zwischen ihn und das Christentum, zwischen den Heils verlangenden und die Religion des Heils, der Erlösung. Dies Fremd-Feindliche war die Verstaatlichung dieser Religion. Er hat sie nie rein kennen gelernt als die erhabene Verkünderin des Evangeliums der Liebe und des Friedens, sondern von früh auf trat sie ihm entgegen als die Verbündete jener furchtbaren Macht, die ihn der Eltern, der Brüder beraubt, die ihn zum dumpfen, entsagungsvollen Vertrauern seiner Jugend verurteilt hatte. Auch an ihren Händen schien das Blut seines Vaters zu kleben; jedenfalls haftete daran der Angstschweiß seiner um des altväterlichen Glaubens willen bedrängten Volksgenossen. Immer war sie ihm Gehorsam heischend mit einer Fülle von Ansprüchen begegnet, ihren Forderungen Nachdruck verleihend durch Androhung rechtlich-gesetzlicher Nachteile im Fall des Ungehorsams. Einer solchen Despotin der Gewissen konnte und mochte Julians edler Geist nicht den Nacken beugen. Trotz seiner beinah sklavischen Erziehung hatte er

sich soviel Freiheitsgefühl bewahrt, daß er in Glaubenssachen keinen Zwang dulden mochte. So ist er der Feind der damals herrschenden Staatsreligion geworden.

Werden wir ihn darum richten? Werden wir in den Chor der Verdammungsurteile seiner christlichen Zeitgenossen einstimmen und etwa mit Gregor von Nazianz, seinem einstigen Studiengenossen, ausrufen: „Was für ein Uebel hat sich das römische Reich an Julian großgezogen!" oder mit dem Historiker Sozomenos seine angebliche Ermordung als Heldentat preisen? Ich denke, unser Glaube verpflichtet uns, gerade solch einem Feinde gegenüber Gerechtigkeit zu üben und anzuerkennen: er war vielleicht einmal nicht fern vom Reiche Gottes, aber die vorgebliche Verkörperung dieses Reichs in der Constantinischen Staatskirche hat ihn zurückgestoßen. Ja, diese Staats kirche ist das Verhängnis Julians geworden; und statt ihn zu verklagen, weil er ihr Widersacher war, können wir ihn angesichts der Tragik seines Lebens nur beklagen. Dies tief tragische Geschick, daß er mit seinen reichen Gaben und mit seinem ehrlichen Wollen in den nuglosen Dienst einer verlorenen Sache gedrängt ward, ruft Protest gegen Constantins Schöpfung.

(Schluß folgt.)

Schleiermacher - Studien.

Von

Pfarrer M. Fischer in Berlin.

Die Psychologie.

II. Die ausströmenden oder spontanen Tätigkeiten.

Schon mit dem Denken und aller Productivität in der Sprache sind wir im Gebiete der spontanen Tätigkeit. In der Richtung auf die Wissenschaft und die Kunst wirkt der Wille mit und der höchste Punkt der Entwickelung der Selbsttätigkeit ist das vorhergewußte Wollen, durch welches eine Reihe von Tätigkeiten vorgebildet wird, im Gebiete der Kunst die Composition, in der Wissenschaft das Sichheften an einen Gegenstand, um das noch nicht Gewußte zum Wissen zu bringen.

Aus dem Gebiete des Nichtgewollten, wo die Gedanken in freier Weise wie von innen heraus entstehen, erhebt sich der Impuls zu einer fortdauernd sich erneuernden Selbsttätigkeit, und hält dann als gewußtes Wollen (Zweck) die einzelnen Gedanken in sich, so daß sich ganze Reihen entwickeln. Da er aber nicht ausreicht, den ganzen Lebensproceß zu beherrschen, so bleibt neben ihm immer jenes Gedankenspiel, das die allgemeine innere Lebendigkeit darstellt. (Auch wenn wir in einer Tätigkeit begriffen sind, die nicht Denken ist, ist es wenigstens in der Reflerion vorhanden, daß ich mich doch jetzt als so oder so Handelnden seße.) Andererseits können, wenn die Concentration nachläßt, aus diesem freien Spiel Gedanken kommen, die das gewußte Wollen unterbrechen.

Die bildende Kraft, aus der das Einzelwesen im Einzelwesen entsteht, hat ihren Sitz in der Gattung als der Lebenseinheit der menschlichen Natur. Sobald nach der Trennung von der Mutter die Gemeinschaft mit Anderen eintritt, finden wir darin das Gattungsbewußtsein wenigstens keimweise und die erste Aufgabe, die Fortsetzung des einzelnen Lebens in dieser freien Beweglichkeit der einzelnen Functionen, ist ein Seinwollen im Selbsterhaltungstriebe aufgrund des Gattungsbewußtseins.

Die persönliche Differenz beruht dabei im Verhältnis der geistigen Functionen unter sich und in ihrer Richtung auf das Außer uns. Was in jenem Verhältnisse quantitativ hervorragt, bestimmt das Talent; was sich dagegen hervortut als Richtung auf

ein bestimmtes Zugehörigkeitsgebiet im Aeußeren, bestimmt die Neigung. Je specieller das Talent, umso gebundener die Neigung; je mehr auf ein Ganzes die Neigung, umso universeller das Talent.

Das sind die Formen und Grade der Spontaneität. Ihr Inhalt ergibt sich von den ersten Lebensäußerungen an mit dem Sichsehenwollen des Einzelwesens als Selbsterhaltungstrieb einerseits und als Besizergreifen der Welt als der Gesamtheit des Seins andererseits. Dieses aber wieder kann nicht vollzogen werden, ohne die aus der Gattungsbestimmtheit sich ergebende Selbstmanifestation.

1. Selbstmanifestation. In ihr haben wir, was wir im engeren und weiteren Sinne Kunst nennen, ein Sichselbstdarbieten jedem anderen zur Anerkennung, ein Eröffnen der Persönlichkeit für die andern aufgrund und vermittelst des Gattungsbewußtseins oder der Identität der menschlichen Natur. In solcher Manifestation des Persönlichen erblicken wir überall das eigentümlich Menschliche an der Selbsttätigkeit und beurteilen es als Roheit, wenn nicht an ihren Werken zugleich irgendwie die Kunst als Selbstmanifestation erscheint. Es kommt in ihr das Grundverhältnis des Geistes zu dem ihm gegebenen Sein und die Art, wie er es auffaßt und bildet, zum Ausdruck. 2. Besißergreifen. Aus dem notwendigen Assimilations-Processe der menschlichen Organisation entwickelt sich das Verhältnis des Menschen zum Boden, den er bebaut oder dessen Tätigkeit er unter seine Willkür bringt. Das Besißergreifen aber in besonderer Art, von dem Selbsterhaltungstriebe unterschieden, tritt erst hervor, wo außer der Richtung auf das Fürsichselbsterwerben eine Richtung auf das Geschäft als solches, die Arbeit an sich, sich ergibt. Es kommt da bei der Wahl des Geschäftes, wenn eine Teilung der Arbeit unter mehreren eingetreten ist, noch eine eigentümliche Beziehung hinzu, eine Richtung auf die Weltbeherrschung als solche, in der sich die Selbsttätigkeit im Gesamtleben frei entwickelt. Das Geschäft, zu dem der Selbsterhaltungstrieb drängt, wird von dieser Seite aus frei erwählter Beruf. Zu dieser Sonderung in der ursprünglichen Indifferenz vom Selbsterhaltungstrieb und Naturbeherrschungsproceß kommt es aber erst mit der Entwickelung des Erkenntnisprocesses. Mit der Reflexion, daß der Einzelne an der Beherrschung der Natur nicht um seiner selbst willen teilnimmt, sondern aus Neigung und Talent, schwindet die Indifferenz und zugleich wird der Zusammenhang zwischen dem Erkennen und dem Beherrschen der Natur im Bewußtsein firirt.

Wo nun die große Masse eines Volkes auf dem Punkte der Indifferenz stehen bleibt und der größte Teil hinter dem Durchschnittsmaß inbezug auf die Unterscheidung zurückbleibt, stellt sich für das entwickelte Gattungsbewußtsein die Aufgabe, durch geistige Circulation von der Höhe des Bewußtseins aus die Entwicklung auch dort zu erwecken, wo sie noch nicht ist. Alles menschliche Leben ist in der geschichtlichen Entwicklung in die Circulation des Geistes aufzunehmen. Wissenschaft und Praxis erregen sich gegenseitig auf diesem Gebiete und wie sie einander fordern, so soll keine die andere verachten oder sich unterwerfen.

3. Selbsterhaltungstrieb. Die Lebenseinheit in allen verschiedenen psy

chischen Functionen, wie sie in der freien Selbsttätigkeit des Subjectes ihrer Fortdauer nach begründet ist, ist Quell und Gegenstand des Selbsterhaltungstriebes. Nicht also können wir diese Richtung nur darauf beziehen, daß der Mensch bestrebt ist, sich im Besize der Außenwelt zu erhalten und sich anzueignen, was zu seinem Fortbestehen gehört. Damit würde schließlich alles dem Leiblichen unterworfen. Sondern der Selbsterhaltungstrieb ist zurückzuführen auf das Seele-sein-wollen des Geistes. Wie sich das Verhältnis zwischen den verschiedenen Lebensfunctionen in Beziehung auf die Gesamtheit der Gegenstände im Einzelwesen gestaltet, das ist die allgemeine Formel für seine Eigentümlichkeit, die schon im Anfange des einzelnen Daseins angelegt ist. Und in der hieraus sich ergebenden Entwicklung beruht seine Freiheit. Könnte jeder Mensch, wenn er geboren ist, noch alles werden, eins ebensogut als das andere, sei es unter verschiedenen Einflüssen von außen, sei es willkürlich von innen, so wäre seine Persönlichkeit nichts. Entweder wäre die Selbsttätigkeit ein Product äußerer Factoren, also mechanisch, oder das Einzelwesen wäre schlechthin zufällig in jedem Moment, also eben kein Wesen. Die Frage über die Willkür-Freiheit kann natürlich hier nicht metaphysisch entschieden werden. Aber rein auf dem psychologischen Gebiet spricht gegen diese Auffassung schon das, daß jedermann den anderen nicht so behandelt, sondern wir glauben immer auf die Menschen in gewissem Sinne rechnen zu können und leugnen damit practisch unwillkürlich jene Voraussetzung bei ihnen und natürlich erst recht bei uns selbst. Außerdem ergibt sich der Widerspruch in der Willkür, deren Begriff ohnehin nirgend recht zu fafssen ist, weil er eigentlich etwas Unbestimmtes sagen will, psychologisch auch daraus, daß ja jenes Aufheben des Zustandes doch von gewußtem Wollen ausgehen müßte, dieses aber wieder auf gewordenem beruht. Diese Freiheit wäre ein beständiger Kampf gegen das Gewordene, ein Misfallen an sich selbst durch das ganze Leben hindurch, aber nicht etwa das ganz anders geartete moralische, sondern eins, das auf die Naturanlage ginge. Wol kommen im Einzelleben überraschende Wendungen, plötzlicher Wechsel der Neigung, andere Richtung des Selbsterhaltungstriebes vor. Aber das ist nur die Elasticität des Selbsterhaltungstriebes, wo der innere Coefficient der Entwicklung eine zeitlang von dem äußeren unterdrückt sich befreit und die innerlich angelegte Richtung sich plößlich umso stärker geltend macht.

Ein großer Spielraum findet sich betreffs der Stärke des Selbsterhaltungstriebes: große Anhänglichkeit ans Leben mit Todesfurcht, wo noch fast keine Gefahr offenbare Gleichgültigkeit gegen das Leben freiwilliges Fahrenlassen des Lebens; dabei auf jedem dieser Punkte wieder große Differenz. Zur Beurteilung der Frage freiwilliger Selbstaufopferung ist das Verhältnis zwischen dem persönlichen und dem Gattungs. bewußtsein heranzuziehen. Wahre Tapferkeit ist in bewußter Unterordnung des Einzelnen unter das Gesamtleben. Wir streifen hier an das Gebiet des Sittlichen, es ist aber auch schon psychischer Mangel und Verkehrtheit, wo das Uebergewicht nicht beim Gattungsbewußtsein sich findet.

Endlich schließen sich hier noch an das Problem des Selbstmordes und die

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