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4. Wertdifferenzen unter den Einzelnen. Drängt sich aus der allgemeinen - beseelenden - geistigen Lebensquelle ein größeres Maß von geistiger Kraft, als früher in den Einzelnen derselben Maße gewesen ist und sich aus dem Zu sammenwirken der Einzelnen als solcher begreifen läßt, in Einen zusammen, der nun eine neue Lebensform in das Gesamtleben bringt, so ist dieser groß über der Masse. Auf dem Gebiete der Naturbeherrschung, da sich das bürgerliche Gemeinschaftsleben gestaltet, wie auch bei der Bildung von Religionsgemeinschaften, wo es sich um die Steigerung des Selbstbewußtseins handelt, nennen wir dies das Heroische. Auf dem Gebiete des objectiven Bewußtseins, also in der Entwicklung der Denkkraft in ihrem eigentümlichen Charakter, sowie auf dem Gebiete der Kunst, in der Hervorbringung der Urbilder, ist es das Geniale. Heros und Genie stehen der Masse gegenüber mit der Dignität der geistigen Lebenskraft und bringen in ihr die Entwickelung zustande; entweder aus den Anfängen her oder auch wenn eine Entwicklung zum Abschluß gelangt ist, wo dann erst eine Zerstörung des früheren Zustandes durch ihre Tätigkeit bewirkt wird. Wirksam aber können sie doch nur werden, wenn sie auf Empfänglichkeit treffen. Indem diese dann sich an ihnen fortentwickelt, werden die Massen gehoben. Von der lebendigen Empfänglichkeit findet sich ein Uebergang zur freien Nachbildung und in denen, die den Durchschnitt darstellen, ein Bewußtsein eigener Sufficienz. Das Minimum des Wertes aber ist dort, wo die geistigen Functionen bestimmt sind durch dasjenige in ihnen, vermöge dessen sie mit dem Leiblichen zusammenhangen: Roheit und Unempfänglichkeit oder auch leidenschaftlich- finnliche Opposition gegen das Heroische; Aberglaube und Stupidität gegen das Geniale. (Wo die Combination der Lebenseindrücke anstatt Gedanke zu sein, ganz in den Bildern versenkt bleibt und das schlechthin Einzelne als das Allgemeine gesetzt wird, ist Aberglaube, die Leugnung des Princips des allgemeinen Zusammenhanges, da der einzelne Fall für das Unbedingte, schlechthin Constituirende gehalten wird. Wo die absolute unempfäng lichkeit ist für den Reiz der Form und die Macht des Gedankens, ist die Stupidität.)

II. Zeitliche Differenzen der Einzelwesen.

Sie bestehen einesteils im beständig wiederkehrenden Wechsel der Unterbrechung der Seelentätigkeiten durch den Schlaf und anderenteils ergeben sie sich mit den verschiedenen Perioden des Lebens im Zunehmen des Einzellebens und Wiederabnehmen bis zum Verschwinden.

1. Auch bei diesem auf das bestimmteste mit der Naturseite des Menschen zusammenhängenden Verhältnisse ist das Psychische aufzusuchen. Es findet sich schon in der größeren Freiheit, mit der die Naturgrenzen verändert werden können, nach denen. das Wachen an die Zeit des Lichtes, der Zustand des Schlafes an die Dunkelheit geknüpft ist, und in den hier auch zwischen den Einzelnen obwaltenden größeren Differenzen. Die Sinne verlieren ihr Vermögen bis zu einem gewissen Grade, sie schließen sich zumteil unwillkürlich, oder es tritt eine zunehmende Untätigkeit ein und die Eindrücke ver

Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 9.

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ringern und schwächen sich bis zum Einschlafen. Wie weit ist hierbei nun alles Psychische abhängig vom Physiologischen? Complicirt wird diese Frage durch die Erscheinung des Traumes, genauer durch die Tatsache, daß man sich beim Erwachen an psychische Tätigkeiten im Schlafe erinnert. Bei der Annäherung an den Schlaf manifestirt sich sehr häufig ein Kampf gegen ihn und es ist dabei in demselben Maße, als die gewollten Tätigkeiten noch mit Anstrengung gebildet werden, ein Hervortreten der (früher schon besprochenen) nicht gewollten Vorstellungen zu bemerken, ein Hervortreten des freien Spieles der Bilder. Dann verdunkeln sich auch diese, indem auch die Tätigkeit der Reproduction sich schwächt und schließlich ist das Einschlafen der Nullpunkt in Beziehung auf die Selbsttätigkeit. Wie sich nun aber daran der Traum anschließt, so haben wir da eine Fortsetzung jenes unwillkürlichen Spiels der Vorstellungen, das durch einen solchen Nullpunkt nicht hindurchgeht. Im Erwachen tritt dann ein Wiederanfang des Bewußtseins auf, bei dem übrigens Receptivität und Spontaneität je nach Gelegenheit oder auch durch besondere Eigentümlichkeit wirksam werden. Stellen wir die beiden Acte des Einschlafens und Erwachens nebeneinander, so erkennen wir darin einen gegenseitigen Einfluß der psychischen und organischen Tätigkeit und beide zusammen erscheinen unter dem allgemeinen irdischen Naturgesetz der Oscillation, des Steigens und Fallens von einem Nullpunkt an und zu einem solchen hin. Zwischen beiden Acten erscheint der Traum als ein Sichbeschränken der psychischen Function auf ein solches unwillkürliches Spiel von Bildern. Fieberphantafien tragen auch den Charakter des Traumes an sich, indem sie mit dem inneren Sehen und Hören zusammenhängen, und eben von hier aus wird auch bei dem künstlich hervorgebrachten Schlaf und der Suggestion der Einfluß einer andern Persönlichkeit zu verstehen sein, bei dem die Vorstellungsbildung mehr demjenigen angehört, der den Zustand hervorgebracht hat, als dem, der sich darin befindet.

2. Differenzen der Lebensalter.

a. Das kindliche Lebensalter. Bis sich das Kind die Sprache aneignet, ist sein Zustand nicht genau zu erforschen, denn die bloße Beobachtung führt zu keinem Resultate. Mit der Geburt bildet es freilich ein ganz abgeschloffenes Wesen und wir müssen von da an den wirklichen Anfang psychischer Tätigkeit seßen; aber was wir beobachten, kann immer ebenso leicht als organische, wie als psychische Wirkung betrachtet werden. Auch wo das Kind anfängt das Menschliche zu erkennen und z. B. auf das Lächeln der Mutter antwortet, ist immer noch ein großer Teil organischen Zustandes dabei. Bei der Aneignung der Sprache aber haben wir rein das Erwecktwerden der Denktätigkeit durch die Mitteilung. Eine Continuität aber des Selbstbewußtseins, und auch noch dunkel, ist erst da, wenn das Kind die Bedeutung des Ich einsieht; im Ichsagen kommt der Gegensaß subjectiv-objectiv zu einer bestimmteren Entwickelung. Im Aneignen der Sprache aber ist zuerst auch noch einfache Uebertragung der Bilder in die Sprache. Erst wo die Satbildung entsteht, beginnt die Combination im Bewußtsein, aber doch immer noch ohne

daß die Denktätigkeit aus dem Gebiete der Bilder herausträte, und erst wenn eine Bezeichnung eintritt von dem, was nicht als Bild vorkommen kann, sondern ein bestimmter Begriff ist, müssen wir die Denktätigkeit annehmen. Das erkennen wir aber nur an den nicht sinnlichen Prädicaten. Also sind es die ethischen Vorstellungen, die mit sinnlichen Bildern nichts zu schaffen haben, was uns hier das eigentliche Denken offenbart. Sobald hier das Sollen von dem Werden und Wollen, das Gute von dem Angenehmen unterschieden wird, ist die Denktätigkeit im eigentlichen Sinne entwickelt. Von da geht fie über zu den Gegenständen und bezieht sich auf das Innere des Seins und die ihm zugrunde liegenden Kräfte.

b. Das jugendliche Alter. Mit der Vollendung der Geschlechtsdifferenz ist die Selbständigkeit des Subjects in physischer Hinsicht vollkommen. Zugleich macht sich mit der Entwickelung der psychischen Differenz der Geschlechter das vollkommene Persönlichkeitsbewußtsein geltend und dies ist zugleich der Anfang der leidenschaftlichen Zustände, die nun auf die Totalität der Erscheinung wirken. In der Entwickelung des Verhältnisses des Einzelnen zum Einzelnen zur Unabhängigkeit tritt die Freiheitsliebe hervor, aber nicht minder entwickelt sich in der Richtung auf das Ganze das Gesellige. In der jet entstehenden Richtung auf die Kunst und Wissenschaft bildet sich natürlich entweder eine Neigung des Einzelnen in eine Mannigfaltigkeit einzelner Richtungen zu zerfallen oder zum Wechsel mit der Richtung in größeren Zeiträumen. Denn der Charakter ist noch nicht zum Bewußtsein gekommen und das Verhältnis des Einzelnen zur Gesamtheit hat sich noch nicht gestaltet. Daher noch eine innere Unbestimmtheit und Indifferenz und die Notwendigkeit einer noch bleibenden relativen Abhängigkeit. Der glückliche Ausgang ist hier, wenn die Geschlechtsentwickelung in eine den persönlichen und den äußeren Verhältnissen entsprechende Geschlechtsgemeinschaft ausgeht und der Einzelne in Beziehung auf das Gesamtleben eine Bestimmung (Berufswahl) trifft, welche der reine Ausdruck des Verhältnisses seiner Persönlichkeit zum Ganzen ist. In der Bestimmung fürs häusliche Leben und mit dem Beruf im öffentlichen ist der Anfang des reiferen Alters. - Versenktsein der Seele ins Organische unter dominirender Geschlechtsfunction und Zerfahrenheit durch das abwechselnde Angezogen- und Abgestoßenwerden, so daß die Zeit vorübergeht, wo die Lebensbahn firirt werden soll, sind das unglückliche Ende, das diese Lebensperiode nehmen kann. Gegengewicht dagegen die Gymnastik, die die Jugendkraft in eine bestimmte Tätigkeit hineinbringt, und das Ehrgefühl im Bestreben, das persönliche Gefühl in Uebereinstimmung zu seßen mit dem Gesamtgefühl.

Blicken wir noch auf die Bedeutung der Temperamente für die Kindheit und die Jugend, so werden wir in der Kindheit als das vorherrschende, aus dem sich das ursprünglich angelegte erst entwickelt, das sanguinische finden (schnelle Receptivität), in der Jugend aber als das vorherrschende, unter dem das eigentümliche sich weiter gestaltet, das melancholische, dessen Charakteristicum ja nicht das Trübsinnige ist, sondern die Stimmung; ob froh, ob trüb, ist zufällig. Die Spontaneität tritt hier erst noch mehr als Reaction auf und ist so mehr von den herrschenden Stimmungen abhängig, als von den

einzelnen Eindrücken. Wo die Jugend aber mehr von momentanen Eindrücken abhängig bleibt, da ist Zerstreuung, die sie in der Analogie mit der Kindheit zurückhält.

Das allererste, was aus einem erfüllten Selbstbewußtsein als Spontaneität in der Form der Reaction entsteht, ist Darstellung. Darstellung des Ebenmaßes, der Anmut und Schönheit bei der weiblichen Jugend, der Kraft und Beweglichkeit bei der männlichen ist das ihnen gebürende Zeichen starken Lebensbewußtseins; und noch be= stimmter auf dem Gebiete der Kunst, wo sie je nach der individuellen Stimmung mehr auf das Plastische oder das Poetische sich wirft.

c. Das reifere Alter ist die Lebensperiode der vollkommensten Entwickelung der psychischen Tätigkeiten. Vom häuslichen Leben und dem Anteil am Gesamtleben aus geht die Entwickelung bis zum Gipfel der Lebens - Vollkommenheit. In der regelmäßigen häuslichen Ordnung liegt ein starker Impuls zur inneren Ordnung selbst und zur Unterordnung alles Leidenschaftlichen unter die Forderungen eines regelmäßigen Lebens. Im weiblichen Geschlechte entwickelt sich durch das Zusammensein mit den Kindern das, was ihm eigen ist, die Anschauung des Individuellen, zur größten Vollkommenheit. Der Mann hat im häuslichen Leben das Gesetz aufrecht zu erhalten und die Identität mit diesem ist das constante Bewußtsein, von dem nun das ganze Dasein geleitet wird. Das ist das natürliche Hinaufsteigen zu dem höchsten Punkte des einzelnen Lebens. Was nun den Zusammenhang der einzelnen Lebensmomente in ihrer Mannigfaltigkeit betrifft, so ist dieser Verlauf gar nicht unter allgemeine Formeln zu bringen. Jeder Tag bildet hier eigentlich für einen jeden ein Rätsel. Bald gehen die psychischen Tätigkeiten rascher, kräftiger, richtiger, bald erscheinen sie schlaffer und in ihrer Kraft zurückgedrängt oder durch den störenden Einfluß vorübergehender Vorstellungen gehemmt. Manchmal fiegt ein sinnlicher Reiz, der ein andermal mit Leichtigkeit überwunden wird. Der Grund aber der Differenz zwischen einem Moment und dem andern kann niemals ein blos äußerlicher sein, sondern das Innere ist mit zu berücksichtigen, in dem jeder seine eigentümliche Art hat, das ihm von außen gegebene in seiner Lebenseinheit aufzunehmen und zu verarbeiten. Hat dann einer seine Lebenseinheit im reinen Selbstbewußtsein aufgefaßt, so ist er imstande, sein eigenes Leben vorzubilden. Dieses Vorbilden künftiger Momente ist das Bilden von Zweckbegriffen, immer von der Lebenseinheit ausgehend. Wie nun in dem einen das Bilden solcher Begriffe eine wesentliche Operation ist, die in dem anderen so gut wie ganz fehlt; und wieder: wie in dem einen ein constanter Zusammenhang zwischen dem Bilden der Zweckbegriffe und den Resultaten fich findet, in dem anderen aber das etwas unbestimmtes und veränderliches ist, so haben wir in diesen beiden Arten die eigentlichen Formeln für die Verschiedenheiten des Lebens in der Periode des reiferen Alters. Dazu tritt der Umfang in Beziehung auf die Gesamtheit der menschlichen Tätigkeiten, in welchen sich die Zweckbegriffe des Einzelnen bewegen. Von der festen Position aus, die im reifen Alter der Einzelne zum Gesamtleben sich bildet, gibt es eine regelmäßige Entfaltung seiner Kraft und Tätigkeit, wobei allerdings die Einzelnen sehr verschieden sind, indem der eine mit seiner Zweckbegriffs

bildung aus dem bestimmten Kreise, worin er sich bewegt, nicht heraustritt, der andere aber einer freien Entwickelung seiner Tätigkeit auch außerhalb dieser Grenzen sich hingibt und also einen Einfluß auf das Ganze ausüben kann, der nicht lediglich von seinem bestimmten Punkte herrührt. Dabei stellt sich die Stärke der Denktätigkeit in der Menge der Zweckbegriffe, die im Leben des Einzelnen hervortreten, und die Stärke der Willenskraft im Verhältnis des im Zweckbegriffe gegebnen lebendigen Impulses zu dem Resultate, ob der nämlich, wenn auch die Wirksamkeit unterbrochen wird, derselbe bleibt, bis das Resultat erreicht ist.

Indem sich aber nun in dieser Periode der Ort des Einzelnen in der Gesamtheit feststellt, so steht dann entweder der Einzelne überwiegend unter der Potenz des Ganzen, oder der Einzelne übt, weil das Gesamtleben ihm eingebildet ist, selbst Impulse darauf aus. Eine Neigung zu solchem Einflusse bei minderem geistigem Vermögen ist die Herrschsucht. Andererseits, die Neigung sich von dem Gesamtleben mit seiner Kraft zurückzuziehen und sich selbst an eine untergeordnete Stelle zu seßen, muß als Feigherzigkeit bezeichnet werden.

Seine volle Entwicklung findet auf dieser Lebensstufe auch das Temperament. Es ist hier ein Gleichgewicht zwischen den beiden Temperamenten der Spontaneität, dem phlegmatischen und cholerischen. Eigentümlicherweise ergibt es sich, wenn wir der früheren Auseinandersetzung folgen, daß der überwiegende Einfluß des Einzelnen auf das Gesamtleben vom Phlegmatischen ausgeht, der Cholerische aber sich am meisten von den Impulsen des Ganzen leiten lassen wird, während wir nach der gewöhnlichen Anschauung dies umgekehrt denken müßten. Aber weil der wesentliche Charakter im cholerischen Temperamente die schnelle Aufeinanderfolge kleiner Bewegungen ist, so ist im Temperamente selbst eine gewisse Unfähigkeit zu Impulsen aufs Ganze, während die scheinbare Gleichgültigkeit des Phlegmatischen gegen die einzelnen Momente in kleinen Bewegungen verbunden sein kann mit dem Ausharren im Wechsel, das sich in den großen und durch die großen Bewegungen entfaltet. - Inbetreff aber des persönlichen Selbstbewußtseins ist es die besondere Aufgabe dieses Alters, das Temperament in seiner vollkommensten Ausbildung zugleich unter die Potenz des eben jezt auch am stärksten entwickelten Charakters zu bringen, es in seiner vollen Entwickelung zum Organ des Charakters zu machen in vollkommenster Identität des persönlichen und des Gattungs-Bewußtseins. Das unglückliche Ende dieser Periode würde dann sein, wenn umgekehrt das Temperament den Charakter d. h. die Willenskraft zerstört, ein Ende des Melancholikers in Tiefsinn, des Cholerikers in Tobsucht, des Sanguinikers in Wahnsinn und des Phlegmatikers in Blödsinn.

d. Das höhere Lebensalter. Organische Veränderungen bedingen die psychischen: wie die Function des Geschlechts aufhört, fangen allmählich die Sinne an schwächer zu werden, es vermindert sich also der Einfluß der äußeren Eindrücke und der der inneren nimmt zu, indem die Tätigkeit sich auf die Erinnerung von früheren Eindrücken her wirft. Auf alles aber, was von der Denktätigkeit ausgeht und was vorher

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