ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wir die Wahrheit seiner Worte an uns selbst erfahren, wenn wir sie auf uns wirken lassen. (S. 104.)

Möchte denn die lehrreiche, geistesfrische, von woltuender Aufrichtigkeit zeugende Schrift Brückner's recht viele Leser finden, theologische wie nichttheologische!

Leipzig.

P. Mehlhorn.

Heinrich Bassermann, Der Katechismus für die evangelisch-protestantische Kirche im Großherzogtum Baden zum Gebrauche der Lehrer und Eltern erklärt. Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Freiburg i. B., Leipzig und Tübingen 1896 und 1897. 3 Hefte, 91, 95 und 134 S.

Seit 1882 ist in der evangelischen Landeskirche Badens ein von der Generalsynode von 1881/82 durch beratener neuer Katechismus in officiellem Gebrauch. Die 121 Fragen und Antworten, die er enthält, sowie die darunter stehenden Sternsprüche müssen gelernt werden und sind auf das 4. bis 7. Schuljahr verteilt, einige auch dem Confirmanden-Unterricht vorbehalten. Entsprechend dem Unions charakter der badischen protestantischen Kirche sind an verschiedenen Stellen classische Stücke des Heidelberger und des kleinen Lutherischen Katechismus eingefügt, der zu memorirende Text aber hat eine meist von diesen Vorlagen unabhängige, wenn auch zuweilen an sie erinnernde Fassung erhalten. Seine Redaction ist unter dem Zusammenwirken sehr verschiedener in der Generalsynode vertretener theologischer Richtungen erfolgt, also das Ergebnis eines Compromisses. An einen solchen Memorir- und Compromiß- Katechismus gebunden zu sein, ist für einen theologisch gebildeten Religionslehrer, der sich eine bestimmte Ueberzeugung erarbeitet hat, kein wünschenswerter Zustand. Auch für den Confirmanden-Unterricht, in dem der tüchtige Pfarrer doch gern sein Bestes geben möchte, wäre wol eine größere Freiheit vorzuziehen, schon damit dieser Vorbereitungsunterricht nicht lediglich als eine auch formell gleichartige Wiederholung und Ergänzung des bisherigen Schulunterrichts erschiene, sondern das Interesse in höherem Grade spannen könnte. Bei dieser Gelegenheit sei mir verstattet, auf Einen Anstoß hinzuweisen, den mir der badische Katechismus immer gegeben hat, und der aus ethisch-pädagogischen Gründen beseitigt werden müßte, wenn man es auch als unvermeidlich hinnimmt, daß der dogmatische Inhalt und die sprachliche Fassung der Antwort - Säße auch eines aufs sorgfältigste redigirten Katechismus nicht bei Allen, die von ihnen Gebrauch machen müssen, volle Zustimmung finden. Jedenfalls sollte doch die Form der Frage ausgeschlossen sein, die dem antwortenden Schüler ein ganz persönliches Bekenntnis inbezug auf Dinge in den Mund schiebt, über die er persönlich kein so sicheres Urteil haben kann und vielleicht mit der Zeit ein von der Katechismus - Antwort abweichendes Urteil gewinnen wird. So lautet z. B. Frage 64: Was glaubst du von der Auferstehung des Fleisches ?" Darauf muß das Kind im 6. Schuljahre, also im 12. Lebensjahre, die glatte Antwort geben: „Ich glaube, daß mit unserer Seele auch unser Leib nach diesem Leben zu himmlischer Herrlichkeit verklärt werden soll."

[ocr errors]

Doch wir haben hier nicht de lege ferenda zu verhandeln, sondern uns auf den Standpunkt der lex lata zu stellen, und es mag ja wol auch viele Religionslehrer geben, denen eine feste Katechismusformulirung sehr willkommen ist, da ihre Vorbildung sie nicht durch das Studium der Theologie hindurchgeführt hat. Umso notwendiger ist aber für solche eine brauchbare Anleitung zur unterrichtlichen Behandlung des vorliegenden Katechismus, damit nicht Unverstandenes und Unverständliches auswendig gelernt und dadurch Widerwille gegen die Religion erzeugt, sondern wirklich religiöses Verständnis und Interesse, christliche Ueberzeugung und Gesinnung geweckt und genährt werde. Nun lagen bereits zwei Erklärungen des badischen Katechismus vor, die eine von Plitt, die andere von Wilhelmi. Die Plitt'sche enthält vieles Brauchbare, Gesunde und Originelle, behandelt aber auch manches oberflächlich und trivial. Gleichmäßiger durchgearbeitet ist die Schrift Wilhelmi's, der auf conservativ - kirchlichem Standpunkt steht. Durch beide Arbeiten ist die neue, sehr eingehende und vom Standpunkt der freien wissenschaftlichen Theologie ausgehende des Directors des Theologischen Seminars der Universität Heidelberg, Prof. D. Bassermann, keineswegs überflüssig gemacht. Im Gegenteil war gerade er der rechte Mann für diese Aufgabe. Den katechetischen Uebungen des Seminars werden in jedem Semester in je einem Cursus biblische und Katechismus - Abschnitte zugrunde gelegt. Bassermann als Leiter solcher Uebungen hat also seit vielen Jahren Gelegenheit gehabt, sich gründlich mit der unterrichtlichen Behandlung des Katechismus zu beschäftigen und ist durch die Katechesen, deren. er selbst mindestens eine im Semester vor den Seminaristen mit Knaben der Volksschule hält, als ein Meister des Religionsunterrichts bekannt. Aus dem Kreise derer, die ihn als solchen kennen gelernt haben, ist denn auch die dringende Bitte an ihn ergangen, eine den gesamten Katechismus umfassende Auslegung zu veröffentlichen.

Diese liegt nun abgeschlossen in drei sehr billigen Heften vor uns und rechtfertigt die Erwartung, daß aus diesen Händen ein treffliches Hülfsmittel kommen werde. Unter sorgfältiger Verwertung des Spruchmaterials, die natürlich auf gründlicher Exegese des Urtextes beruht und daher dem Nichttheologen manches neue Licht aufsteckt, bespricht Baffermann den Gegenstand bald einer Frage, bald auch mehrerer zusammengehöriger, sodaß ein tieferes Verständnis für den Sinn der Antwortsäße gewonnen wird. Durch Beispiele aus dem Leben oder aus dem Stoffe anderer Unterrichtsstunden weiß er seine Gedanken zu veranschaulichen und fester einzuprägen; nicht blos die biblische Geschichte und Lectüre, die Kurze Geschichte der christl. Religion für den evangelischen Religionsunterricht im Großherzogtum Baden" und das Kirchenlied, sondern auch das in den deutschen Stunden gebrauchte badische Lesebuch wird in diese Concentration hereingezogen; höchstens die einschlägigen Aussprüche unserer weltlichen" classischen Dichter dürften noch mehr berücksichtigt werden. Auch graphische Mittel werden angewandt, was zur Belebung des Religionsunterrichts gewiß dringend zur Nachahmung zu empfehlen ist. In dieser Beziehung sind z. B. die Abschnitte über Inhalt und Einteilung der Bibel (Frage 73 u. 74, Heft III, S. 9ff.) und über das Kirchenjahr (III, 87 ff.) Meisterstücke. Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 12. 36

Die Ausdrucksweise ist schlicht und natürlich, frei von salbungsvollen Redensarten und von unnötigen Fremdwörtern, zunächst natürlich auf einen Leserkreis von Lehrern und einigermaßen gebildeten, religiös interessirten Eltern berechnet, aber doch so beschaffen, daß sie großenteils auch im Unterricht selbst verwendet werden kann und für frische Pfälzerbuben genießbar ist. Selbst dialectische Eigentümlichkeiten fehlen nicht ganz, die ja gerade in dem ungezwungenen Zwiegespräch mit Kindern über Dinge, die das Gemüt berühren, gewiß ihre Berechtigung haben. So sagt Bassermann von dem Menschen ohne Gewissen: ,,er gehört eigentlich ausgestoßen aus der menschlichen Gesellschaft" (1, 15). Damit steht keineswegs die Anerkennung im Widerspruch, daß sein neues Buch auch an sprachlichen Schönheiten und Feinheiten reich ist, die eben der natürliche Ausdruck einer warmen, innig frommen und zugleich kerngesunden Empfindungsweise sind. Nur wenige Beispiele aus der Lehre vom Gebet mögen dieses Lob begründen. Auf die Frage, warum „gerade die Frömmsten, also diejenigen, welche der Stärkung des neuen Lebens am wenigsten zu bedürfen scheinen", am meisten darum beten, gibt er die kurze, finnige Antwort: „Aus demselben Grunde, aus dem sich die Pflanze zur Sonne kehrt: von dorther kommt ihr Leben" (III, 92). Und nachdem er ausgeführt hat, daß wir vor allem um geistige und ewige Güter bitten sollen, aber auch um zeitliche und leibliche Woltaten bitten dürfen, doch mit Genügsamkeit und Ergebung in Gottes Willen", wie es in Fr. 111 treffend formulirt ist, schließt er seine Unterweisung mit den beherzigenswerten und weihevoll ausklingenden Säßen: Niemand aber lasse sich durch das Gesagte ängstlich machen oder zu einer gewissen Künstlichkeit in der Anordnung seiner Gebetsgegenstände verleiten. Jeder bitte vielmehr getrost um das, was ihm am Herzen liegt, und um das zuerst, was ihn am meisten bekümmert. Auch das gehört zu der Erhörung des Gebetes, daß Gott uns durch es selbst oft den Wert und Unwert dessen, worum wir bitten, erst klar macht und die rechte Reihenfolge herstellt. Niemand kann schließlich Gott sehen, ohne gesegnet zu werden, sofern er nur darum ernstlich ringt (1. Mos. 32, 27), und auf manchem leuchtet dann der Abglanz von Gottes Antlig, nachdem er mit dem Herrn geredet hat (2. Mos. 34,29)" (III, 105 f.).

Zu der Gesundheit des Geistes, der in unserm Buche lebt, rechne ich vor allem auch den Mut, wirkliche Ergebnisse der modernen Theologie nicht als eine Geheimlehre dem Kreise der Fachgenossen und der wissenschaftlich Hochgebildeten vorzubehalten, sondern auch dem Volk und der Volksschule zuzuführen. Die Art, wie dies Bassermann tut, verrät zudem nie den traurigen Mut" bloßer herzloser Neuerungssucht, sondern das mutige Vertrauen, daß in der Wahrheit auch für die religiöse Charakterbildung ein Segen liegt, und den Tact, der in einem viel besseren Sinne positiv" ist und wirkt, als Aberglaube und clericale Aengstlichkeit. Die Erzählung der Ap.-Gesch. von der Himmelfahrt Jesu, die des Lucas-Evangeliums von dem Engel, der den Heiland in Gethsemane stärkt, werden als schöne Bilder bezeichnet (II, 57; III, 92). Die biblische Erzählung von der Schöpfung wird unter die Schöpfungssagen gerechnet (II, 20), natürlich nicht ohne daß die wahre religiöse Idee hervorgehoben wird, die sich in die dich

terische Form kleidet. Auch in die Volksunterweisung", so heißt es III, 10 Anm., ,,muß allmählich die Einsicht übergehen, daß man unter paulinischen Briefen teils solche versteht, die von Paulus selbst, teils solche, die von andern in seinem Namen und Geiste verfaßt find." Gegenüber der noch so weitverbreiteten Versteifung auf das Apostolicum erklärt Bassermann: „Nicht zu diesem Ausdruck des Glaubens bekennen wir uns, sondern mit diesem Ausdruck oder mit dieser Formel bekennen wir uns zu dem, was durch sie ausgedrückt wird oder werden soll. Und auch dies in vollkommener Freiheit," d. h. mit dem Vorbehalt, wenn einer oder der andere Punkt die Prüfung am biblischen Maßstabe", d. h. am Kerne des in der Bibel enthaltenen Wortes Gottes, dem Evangelium Jesu Chrifti, nicht verträgt, hierin von dem Bekenntnis abzuweichen und unserer eigenen christlichen Einsicht zu folgen" (II, 10 vgl. S. 9). Denn „Gott hat uns zu glauben nicht auferlegt, sondern ermöglicht und gestattet" (II, 24).

-

Nichts wäre jedoch unrichtiger, als wenn jemand aus diesen von mir an Einer Stelle zusammengetragenen Proben von Aufrichtigkeit und Weitherzigkeit den raschen Schluß ziehen wollte: also ist Bassermann's Katechismusauslegung ein „arg radicales Buch"; hunc tu, Romane, caveto! Meinerseits wenigstens möchte ich eher manchmal eine noch größere Bestimmtheit und Entschiedenheit der Kritik wünschen, als Basser. mann an den Tag legt. Wenn z. B. Fr. 88 in den Abendmahlsworten Jesu die falsche Uebersetzung Luther's von Luc. 22, 20 vorkommt: „Das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut", während die richtige lauten würde: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute", so verstehe ich die Zurückhaltung Bassermann's nicht, die in den Worten (III, 32, Anm.) sich ausspricht: „Eine Correctur scheint uns jedoch im katechetischen Unterricht nicht zulässig". Die gleiche Bedenklichkeit zeigt sich in dem Saße: „Die Reformirten dagegen zählten wol richtiger das Verbot der Bilder als zweites und betrachteten dafür die beiden leßten Gebote als eines“ (I, 17). Auch die etwas unbestimmte Haltung bezüglich des Apostolicums leuchtet mir nicht ein. Es gibt protestantische Gemeinden, die ohne den Gebrauch des Apostolicums bei Taufe und Confirmation ganz gut auskommen und in denen vielleicht nur wenige Glieder ,,froh sein" würden, wenn er wieder eingeführt würde (vgl. II, 10). Ferner kann ich in der Stellung zur Dreieinigkeitslehre dem Verf. nicht völlig beipflichten. Er hat II, 7 ganz correct gezeigt, daß sich der Vater im Sohne offenbart; das ist aber etwas anderes, als was der Katechismus auf Frage 37 antwortet, daß sich nämlich der eine Gott als Vater, Sohn und heiliger Geist offenbare; nach II, 63 scheint es dagegen dasselbe zu sein. Auch in der Christologie kann ich meinem lieben Freunde nicht durch. weg folgen.

Doch auch was mir, von dem Gesichtspunkte der modernen systematischen Theologie aus betrachtet, nicht scharf genug gefaßt scheint, hängt mit unleugbaren Vorzügen des practischen Theologen zusammen. Bassermann hat ein starkes Gemeinschaftsgefühl, eine große Pietät für das geschichtlich Gewordene, einen gewissen, im wesentlichen sehr gesunden und erfreulichen realpolitischen Zug, und wenn er allen Ex

tremen abhold ist und nach rechts wie nach links Weitherzigkeit bewährt und Fühlung behält, so wird sein neuestes Werk umso eher den verschiedenen vorhandenen kirchlichen Gruppen bieten, was sie für den Katechismus Unterricht brauchen. So kann ich denn nur von Herzen wünschen, daß Bassermann's Katechismus-Auslegung in die Hände aller evangelischen Religionslehrer (und dazu gehören ja auch alle evang. Pfarrer) Badens und auch recht vieler nach religiöser Belehrung verlangender Eltern kommen möge. Sie wird sicherlich reichen Segen stiften.

Leipzig.

P. Mehlhorn.

Aleander und Luther auf dem Reichstage zu Worms. Ein Beitrag zur Refor mationsgeschichte von Adolf Hausrath. Berlin 1897, G. Grote's Verlag; 392 S.

Richard Rothe hat einmal das für die vielen unbewußten Protestanten unserer Tage höchst beherzigenswerte Wort gesprochen, daß die Seele aller kräftigen Sittlichkeit eine feste, freudige religiöse Ueberzeugung ist, das alleinige Princip einer unerschütterlichen idealen Lebensrichtung". Die Verkörperung dieser Wahrheit ist der Wormser Luther mit seinem protestantisch-christlichen Charakter, dem Gott in der Tat und Wahrheit die feste Burg und die evangelische Heilslehre des sola fide persön liches Leben war, daraus ihm Kampfesmut wie Leidenswilligkeit, die Kindesreinheit seiner Seele wie alles männlich große schöpferische Tun erwuchs. Preisend mit viel schönen Reden und Schriften hat man oft schon der todesmutigen Bekenntnisfreudigkeit des deutschen Reformators auf dem Reichstage zu Worms gedacht. Dabei fielen, wenigstens in den neueren Lutherbiographien, wol auch Streiflichter auf den Italiener Hieronymus Aleander, den dieser Reichstag zum erstenmal als päpstlichen Nuntius sah. Aber seine überaus interessanten Wormser Depeschen, die Kalkoff vor einem Jahrzehnt dem größeren Lesepublicum zugänglich gemacht hat, wurden nicht ausgiebig genug verwertet für den Einblick in die Winkelgänge der Curialpolitik", wofür Benrath fie besonders geeignet erklärt hatte, und ebenso wenig für ein Charakterbild des vielgewandten römischen Legaten, der noch zweimal nach Deutschland gesandt ward und das lettemal im langersehnten Schmuck des roten Hutes kam.

Jezt hat uns Adolf Hausrath's Meisterhand mit einer nach den Quellen gearbeiteten, ebenso geistvollen wie formvollendeten Darstellung Luther's und Aleander's auf dem Wormser Reichstage beschenkt, die zugleich scharf umrissene und fein aus. geführte Miniaturbilder des jugendlichen undeutschen Kaisers, der geistlichen und weltlichen Kurfürsten des Reichs, des großen vorsichtigen und selbstsüchtigen Humanisten Erasmus, des unaufrichtigen und undurchsichtigen Minoriten Provinzials Glapion, der Karls V. einflußreicher Beichtvater war, des umsichtigen und gewissenhaften kursächsi schen Kanzlers Brück und der beiden durch Geist und Schwert hervorragendsten deutschen Ritter jener Zeit Hutten und Sickingen bietet.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »