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fie nicht besseren Commentaren entnommen sind, von naivstem Dilettantismus. Man vgl. z. B. S. 42 die Wiedergabe von Pf. 27, 4

„Doch eins erfleh' ich sehnsuchtsvoll:

Zu Gottes Haus zu wallen;

Ich möcht' vor seiner Herrlichkeit
Anbetend niederfallen“

"

Uebrigens sehe ich keinen

Verfasser dieses Psalms

sei gleich im heiligen

"

mit dem Schlußsaß der Anm. zu diesem Psalm (S. 41): triftigen Grund dafür, daß David nicht der sein könne"; oder die Bemerkung zu 27, 13, " Lande"! Und man traut seinen Augen faum, wenn man zu Pf. 29, der bekannten Schilderung der Majestät Jahwes im Gewitter, als exegetische Bemerkung liest: „Ver mutlich haben wir in diesem Psalm eine Dichtung aus der Zeit des Königs Ufia vor uns, da von einem großen Erdbeben aus jener Zeit berichtet wird!"

Es ist immer bedauerlich, einem Autor nachsagen zu müssen, daß er seine Kraft überschätzt habe. Aber es muß, und gerade im vorliegenden Falle, um der Wahrheit willen geschehen. Der theologische Büchermarkt wird jezt mit einer solchen Fülle unreifer Erzeugnisse überschwemmt, daß die schon geringe Kaufkraft des Publicums dringend einer genauen Regulirung bedarf. Indertat ist nicht abzusehen, wem mit einer solchen Uebersetzung, wie sie der Verfasser liefert, gedient sein soll. Wer, ohne des Hebräischen kundig zu sein, sich genauer über die ursprüngliche Form des Psalmentertes unterrichten will, hat jezt an Kautsch's vortrefflicher Uebersetzung, bei der man nur Berücksichtigung der gesicherten Resultate der hebräischen Metrik vermissen könnte, einen gediegenen Führer. Für die erbauliche Lectüre aber wird Luther's aus congenialem Empfinden geborene Verdeutschung des Psalters noch lange ihre Geltung bewahren. Was uns fehlte, wäre also nicht eine metrische Uebersetzung, überhaupt nicht eine Ueberseßung, sondern eine Nachdichtung der Psalmen, bei der sich die tiefe Innigkeit Luther'scher Frömmigkeit mit dem feinen ästhetischen Nachempfindungsvermögen Herder's und der formal und sachlich gleich bewundernswerten Sprachfähigkeit Rückert's und Platen's harmonisch zu verbinden hätten. Der dichterische Genius, der das leistet, soll aber erst geboren werden! Schade, daß der Verf. an eine völlig verfehlte Sache Zeit und Kraft verschwendet hat.

Halensee.

W. Staerk.

Rede am Sarge Karl Holsten's

von

Wilhelm Hönig,
Stadtpfarrer in Heidelberg.

Zum zweitenmal in kurzer Zeit sind wir hier zu einer Trauerfeier') versammelt. Wer hätte daran gedacht, als der Entschlafene vor zwei Jahren unter herzlicher Beteiligung weiter Kreise in noch fast jugendlicher Frische seinen 70. Geburtstag feierte! Aber was ist das Menschenleben! Bald kamen schwere Schicksale in das sonst so glückliche Leben, der Tod seines geliebten Schwiegersohnes, die Vereinsamung seines Kindes da sahen wir seine hohe Gestalt sich beugen wie eine Edeltanne unter der Wucht des Sturmes. Sie beugte sich und brach.

Wir alle trauern herzlich. Vor allen die Gattin, die ein Glück von 43jähriger Dauer, eine seltene Gemeinschaft der Liebe und des gegenseitigen innigsten Verständnisses, dahinfinken sieht. Die Kinder, die den liebevollsten, treuesten Vater beweinen. Die Freunde, die sagen, daß es keinen aufrichtigeren und herzlicheren Freund gegeben habe. Die Universität, die eins ihrer ältesten Mitglieder, das 20 Jahre eine Zierde der Hochschule war; der Protestantismus, der einen seiner begeistertsten, echtesten und treuesten Söhne; die theologische Wissenschaft, die einen ihrer kühnsten, aber auch gewissenhaftesten Forscher; die evangelische Gemeinde, die einen ihrer besten Mitarbeiter verliert. Wir alle, die wir einen herrlichen Menschen aus unserer Mitte scheiden sehen.

Der Apostel, dem der Verstorbene sein Herz geschenkt hatte, ruft in seinem Briefe an die Galater (5,13) im Tone tiefster Ergriffenheit: Ihr, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen!" Das Wort stammt nicht nur aus der Erregung über zufällige Verhältnisse; es war der kürzeste Ausdruck einer in schwerem Kampf errungenen Ueberzeugung; es war sein Evangelium, seine Theologie; es war das Lebensziel, um das er kämpfte.

1) Die kirchliche Feier fand, mit der academischen verbunden, in der Aula der Universität statt. Im Namen der theol. Facultät sprach Kirchenrat Prof. D. Hausrath.

Wer das nun abgeschlossene Leben, dessen Verlust wir betrauern, genauer kennt, der wird diese Wahrheit des Apostels verstehen. Was können wir zutreffenderes von Holsten sagen, als: ein Mann, der zur Freiheit berufen war! Die Freiheit, die wahre Freiheit, nicht die Ungebundenheit eines troßigen Geistes, zunächst auch nicht eine besondere Freiheit, eine kirchliche oder eine politische, sondern die Freiheit des innern, an Gott und an die Wahrheit gebundenen Menschen war das nicht der Grundzug seines Wesens? nicht die Kraft seines Lebens? nicht die Luft, in der er atmete? nicht das Gut, für das er kämpfte bis zu seinem Lebensende?

Schon die äußere Erscheinung zeigte diesen Grundzug seines Wesens: dieser in stetiger Uebung gestählte Körper, der allen Wettern zu troßen schien; diese stattliche Gestalt, in der Würde und Freiheit sich so harmonisch vereinigten; dieses Antlig mit seinen ernsten, gedankenvollen und doch wieder so milden, freundlichen Zügen. Aber erst sein Herz, sein freies, frisches, frohes Herz! War es nicht jung bis zum Greisenalter? Wie war er unter den Fröhlichen immer der Fröhlichste! Wenn er unter seinen Studenten saß, wie konnte er mit ihnen fingen und jubeln, unter den Jungen der Jüngste! Und wie warm war dieses Herz, wie begeistert! Wie wallte es so jugendlich auf, wenn es ergriffen wurde von großen Gedanken und hohen Zielen! Und wie treu war es in der Liebe! Es gab keinen liebevolleren Gatten und Vater, keinen herzlicheren Freund, keinen Menschen, dem Haß und Feindschaft so fern lag wie ihm; seine feine und innige Liebenswürdigkeit prägte sich jedem ein, der einmal mit ihm umgegangen war.

Und sein Geist, atmete er nicht Freiheit? war er nicht kraftvoll, kühn, zum Höchsten strebend, ideal? ein Geist, der alles von einem hohen Standpunkt anzuschauen gewohnt war, der alles in einen großen Zusammenhang zu bringen wußte, dessen Scharfsinn immer ins Innerste einzudringen versuchte, der für alles offen war im Sinne des apostolischen Gedankens „Alles ist euer", für alle Geistesströme aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Kirche und Welt, aus Religion und Philosophie, aus Paulus und Shakespeare, Luther und Goethe, und doch alles in sich zusammenfaßte zu fester Einheit, zu persönlichem Eigentum?

Und sein Charakter war es nicht ein durch und durch lauterer, wahrhaftiger und bei aller Zartheit und Weichheit des Gemüts fester männlicher Charakter, wirklich berufen zur Freiheit? Als sein Leben unter beengenden Verhältnissen begann, da war es seine Willenskraft, die sich nicht durch äußere Verhältnisse beugen ließ, nicht duldete, daß der Lebensweg anders gehe als es die innere Bestimmung begehrte; da war es sein eiserner Fleiß, mit dem er sich durcharbeitete zur äußeren und inneren Freiheit. Menschenfurcht und Weltfurcht kannte er nicht; für jene war er seiner Sache zu sicher, für diese war sein Gottvertrauen zu groß. Er war ein Mann von heute seltener Ueberzeugungskraft. Wo die Ueberzeugung in Frage kam, da schaute er weder rechts noch links, da kannte er weder Vorteil noch Nachteil, da achtete er weder auf allgemeine Strömungen noch auf Wünsche der Einflußreichen da folgte er nur der einen Stimme des Gewissens. Erhobenen Hauptes, fejten Schrittes ging er durch die Gegensäße und

Kämpfe dieser Zeit, unentwegt treu dem, was er einmal für Recht und Wahrheit erkannt hatte, treu in guten und bösen Tagen.

Seht ein Mensch, ein Mann, eine Persönlichkeit!

Und der Mensch in ihm ist die Hauptsache. Durch alles hindurch leuchtet der Kern dieser Menschennatur. Man mag sein Leben betrachten, von welcher Seite man will, immer muß man zum Menschen zurückkehren, sonst versteht man es nicht. Wir betrachten ihn als Gelehrten er war ein Gelehrter, der sein ganzes Leben der Wissenschaft, der Erkenntnis der Wahrheit gewidmet hat. Aber er war kein Gelehrter in dem Sinne, daß ihm das Wissen Selbstzweck, daß ihm der Wissensbesitz als solcher eine Befriedigung gewesen wäre; dieser Gelehrte war nichts anderes als der Mensch, der nach Wahrheit hungert und dürftet, der nach Licht ringt, nach immer mehr Licht. Er war Theologe, er war es seinem ganzen Wesen nach, ein Theolog vom Scheitel bis zur Sohle. Aber seine Theologie ist keine Schultheologie, fie läßt sich mit keiner hergebrachten Schablone näher bestimmen; wer aufmerksam in sie hineinblickte, der erkannte, daß fie nichts anderes war als der wissenschaftliche Ausdruck seines persönlichen Innenlebens. Mitten in den Strömungen der Zeit stehend, an allem teilnehmend, für alles erschlossen, selbst ein Glied einer allgemeinen Entwicklung des theologischen Geistes, war er doch ein Original, ein Geist, der das Beste, was er hatte und gab, aus der eigenen Tiefe schöpfte. Er war ein Lehrer und zwar ein vorzüglicher Lehrer, der seine Schüler zu fassen und zu begeistern verstand. Aber das Geheimnis dieses Erfolges lag weniger in einer besondern pädagogischen Kunst, in einer bestimmten Methode, als vielmehr darin, daß er sich selbst gab, daß er Begeisterung hatte für den großen Gegenstand seines Unterrichts, daß er die Jugend, die er lehrte, von Herzen liebte. Auch im practischen Leben war der Verstorbene tätig und zwar mit hingebender Treue. Er hat Jahre lang mit uns gearbeitet im Kirchengemeinderat, in der Diöcesan-Synode, er war mehrmals Mitglied der General-Synode, keine Aufgabe war ihm zu klein, keine Arbeit war ihm zu groß. Aber auch da war er, was er immer und überall war: der Idealist, der Mann der großen Gesichtspunkte und Ziele, der Mann, der auch das Kleinste in einen großzen Rahmen zu fassen wußte.

Zwei Mächte haben nächst der Liebe seine Seele am tiefsten bewegt: die Religion und die Wahrheit.

Die Religion war die Kraft seines Gemüts von Jugend auf, sie war das Geheimnis, das seine Seele mit ihrem Zauber ergriff, fie war das Problem seines Denkens, das Heiligtum, dem er sein Leben widmete. Aber was war sie, die Religion seines Gemütes? Sie war das Persönlichste und Freieste, was man sich denken kann. Keine conventionelle, herkömmliche, irgendwie kirchlich geartete Frömmigkeit, keine Frömmigkeit, die an irgend ein Gesetz oder eine Form oder ein Dogma gebunden war; es war die innerlichste, persönlichste Gestalt der Religion, in vollem Sinne eine Erfüllung des großen Wortes: „Gott ist Geist und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten", in neuer Form eine Darstellung jenes paulinischen Grundsatzes:

,,Der Mensch wird nicht gerecht durch des Geseßes Werke, sondern allein aus dem Glauben."

Aber für ihn gab es keine Religion ohne die Wahrheit. Was in seinem Gemüte lebte, das ergriff auch seinen Geist, davon kam er nicht mehr los, bis es Licht wurde und Klarheit. Und sein größtes Problem war die Religion. Was ist dieses geheimnisvolle Etwas im Menschengemüt? was für eine rätselhafte Erscheinung des Geistes? was ist diese Macht, die die Menschheit beherrscht von Anbeginn bis heute? Diese Frage hat Holsten zum Theologen gemacht; das war die Aufgabe, in deren Dienst er sein ganzes reich ausgestattetes geistiges Rüstzeug stellte: seinen Scharffinn und seinen Tiefsinn, sein Wissen und sein Denken, seine geschichtliche und seine philosophische Forschergabe. Und welches war die Lösung, die er gefunden, die Antwort, die er seinem eigenen fragenden und suchenden Herzen, die er der Welt gegeben hat? In eine Formel läßt sich diese Antwort nicht bannen. Nur Eins sei daraus hervorgehoben, weil es äußerst charakteristisch die ganze Persönlichkeit des Verstorbenen wiedergibt: der Schlüssel, mit dem er das Heiligtum zu öffnen versucht hat. Der Ausgangspunkt seines Religionsbegriffs war das Lebensgefühl, jenes' mächtigste Gefühl des Menschen, jenes Ringen der eingeengten Seele nach Leben, immer vollerem Leben, das erst in der Gemeinschaft mit Gott seine Befriedigung findet. Das Lebensgefühl, das in seiner eigenen Brust so mächtig war, hat ihm den Blick geöffnet in das Unendliche.

Am liebsten studirte er das Problem an großen Persönlichkeiten. Darin bestand seine Meisterschaft: sich in einen Genius des Geistes und der Religion zu versenken, ihm sein innerstes Leben abzulauschen. So hat er Paulus und Luther, Goethe und Shakespeare ins Innerste geschaut. Der aber, dem er sein Leben gewidmet hat, war Paulus. Es war ein zauberhafter Reiz, der ihn zu dieser großen Persönlichkeit zog, es war ein merkwürdiges Zusammenleben zwischen dem Apostel und seinem Ausleger. Wie ging er ihm nach auf Schritt und Tritt! Wie hat er aus jedem Wort und jeder Wendung sein Empfinden und Denken zu erlauschen versucht! Wie hat er sich hineinversenkt in sein Werden und Wachsen! Es war der Apostel der Geistesreligion und der Freiheit, dem er sein Herz geschenkt hat!

Religion und Wahrheit, beide unzertrennlich! das war die Losung seines Lebens. Er konnte sich kein religiöses Leben denken ohne die Frage: was ist Wahrheit? Rücksichtslos hat er selbst sich dieser Frage hingegeben; ohne Rücksicht auf Interessen und Bedürfnisse, mögen sie noch so ehrenwert, so fromm, so kirchlich sein, hat er gesucht und geforscht, sest überzeugt, daß ein wirklicher Widerspruch zwischen wahrer Religion und wissenschaftlicher Erkenntnis nicht bestehen könne. Wie er selbst wahrhaftig war und lauter wie das Wasser der Quelle, so verlangte er als allgemeines Recht und als allgemeine Pflicht die Wahrhaftigkeit, voll Vertrauen, daß, je energischer die Wahrheit fortschreitet, desto heller die Religion stralt.

Er verlangte den Bund von Religion und Wahrheit und das gute Recht der Freiheit aber auch von der evangelischen Kirche. Darum begnügte er sich nicht mit Ka

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