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theder und Studirstube, sondern trat auch hinaus ins öffentliche Leben, in den Kampf der Gegensäße und Parteien, in den notgedrungenen Kampf wider kirchliche Zustände, die seinem protestantischen Gefühl, seiner Wahrhaftigkeit, dem Geist der Freiheit, der in ihm lebte, unleidlich waren. Und er stand in diesem Kampfe als einer der Vordersten und Tapfersten. Er kämpfte gegen jeden Versuch, den Glauben einem Gefeße zu unterwerfen, gegen jede Verengung der evangelischen Kirche, dabei die Freiheit der Forschung und Lehre keine Luft mehr findet. Er sah in einem möglichst weiten Raume für die persönliche Ueberzeugung, in der Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis, im steten Zusammenhange der Kirche mit allem wahrhaft geistigen Leben der Zeit eine Lebensbedingung der zur Freiheit berufenen evangelischen Kirche. Er hat diesen Kampf mit dem ehrlichsten Herzen, mit dem reinsten Glauben an seine Berechtigung und Notwendigkeit und mit heiliger Begeisterung geführt. Er hat ihn gekämpft im Namen Christi, im Namen der großen Grundsäße des Protestantismus, im Namen des Gewissens und konnte am Schlusse seines Lebens mit dem Selbstzeugnis des Apostels zurückblicken: ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Glauben gehalten.“

Das war der Mann, den wir heut zu Grabe tragen: ein Mann der Wahrheit und der Freiheit. Er hat jeßt die Freiheit gefunden, die diese Welt doch nie völlig geben kann. Er schaut jetzt die Wahrheit, nicht nur in einem dunkeln Spiegel, sondern von Angesicht zu Angesicht.

Ein seltener Mann! Selten in einer an starker Ueberzeugungskraft so armen Zeit. Selten in einer Zeit, da der reine Idealismus vergangener Jahrzehnte nur noch wie ein Fremdling über die Straße wandelt. Selten in einer Zeit, da man frühe zu altern pflegt und nach echter Freude lange suchen muß. Selten in einer Zeit, in der oft Wahrheitsgefühl und Religion klaffend auseinandergehn.

Wir haben Grund zu trauern. Wir haben nicht nur einen Freund verloren, von dem wir klagen müssen wie David um Jonathan: es ist mir leid um dich, mein Bruder, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt", sondern den kraftvollen Zeugen eines Geistes, der nicht mehr ganz der Geist der Gegenwart ist, ihr aber desto mehr, wo er waltet, zum Heil und Segen dient.

Aber wenn Holsten's Leib ins Grab gesunken ist, so soll das nicht das Leßte sein. Der Geist, der ihn erfüllte, soll von uns nicht weichen. Wenn ein Fahnenträger fällt, so soll doch die Fahne nicht fallen. Wir wollen sie halten, wir alle, denen heilig ist, was ihm heilig war, wir wollen sie hochhalten die Fahne christlicher Wahrheit in protestantischer Freiheit! Amen.

Zu L. J. Rückert's Gedächtnis.

Gar manche von alten treuen Jenensern, die beim alten Rückert gehört und von ihm für Amt und Leben dankbar gelernt haben, werden es nicht wissen, daß am 1. Februar der hundertjährige Geburtstag dieses protestantischen Theologen von edelstem Kern in unscheinbarer Schale zu feiern war. Aber sie bedürfen keiner äußern Feier, um des unvergeßlichen Lehrers in unwandelbarer Liebe zu gedenken. Außerhalb dieses Kreises von Getreuen, den der Tod schon merklich gelichtet hat, weiß man wol von dem unbefangenen, streng wahrheitsliebenden und grundgelehrten Paulus - Exegeten. Der Systematiker Rückert aber ist bedauerlicherweise fast verschollen. Wir werden seine Bedeutung auf diesem Gebiete in einem der nächsten Hefte zu würdigen suchen. Heut können wir nur ein Wort dankbarer Erinnerung an Leopold Immanuel Rückert von einem seiner ältesten Schüler hier wiedergeben. In der Jenaischen Zeitung vom 31. Januar schreibt Prof. Dr. P.:

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L. J. Rückert, dieser ehrwürdige Mann, der länger als 25 Jahre, von Michaelis 1844 bis Ostern 1871 eine geistige und wissenschaftliche Größe im Lehrkörper der Universität Jena war von Vielen verkannt, von Vielen geliebt und verehrt, von Allen hochgeachtet, wurde am 1. Februar 1797, also gerade vor 100 Jahren im Pfarrhause zu Großhennersdorf bei Herrnhut geboren. Im Vaterhause wurde der Keim zu seiner tiefen Frömmigkeit und der Grund zu tüchtiger Geistesbildung gelegt; im Herrnhuter- Pädagogium zu Niesky und auf dem Gymnasium zu Zittau erwarb er eine gediegene classische Bildung, auf der Universität Halle eine vielseitige Gelehrsamkeit, wandte sich aber keinem speciellen Fache mit besonderer Vorliebe zu. Nachdem er die beiden theologischen Prüfungen mit Auszeichnung bestanden und an mehreren Orten Hülfspredigerdienste geleistet hatte, begann er am Zittauer Gymnasium eine lange, reichgesegnete Lehrertätigkeit in Religion, in den classischen Sprachen, auch in Mathematik, Physik und Chemie. Durch mehrere Programmarbeiten über schwierige Stellen des Neuen Testaments und durch Aufsehen erregende exegetische Bearbeitung mehrerer Paulinischer Briefe machte er sich einen Namen in der theologischen Welt, wurde 1836 von der theologischen Facultät zu Kopenhagen zum Ehrendoctor der Theologie promovirt und 1844 an die Stelle des verstorbenen Professors Baumgarten-Crusius in die theologische Facultät der Universität Jena berufen, besonders für die Fächer der Neutestamentlichen Eregese und Dogmatik.

Wie er in diesen gelehrten Disciplinen, ebenso wie in der biblischen Theologie und in der Ethik, neue Bahnen einschlug und die academischen Studien unter seinen. Zuhörern mächtig förderte, wie er auch als Prediger und Seelsorger eine gesegnete pastorale Tätigkeit entfaltete, kann an dieser Stelle nicht eingehend dargelegt werden. Sein unermüdlicher Geist blieb jugendlich stark und schöpferisch bis in die leßten Lebensjahre,

und beherrschte mit wunderbarer Klarheit die verschiedensten Gebiete des allgemein menschlichen und des theologischen Wissens.

Dem engherzigen selbstsüchtigen Streben des alltäglichen Lebens abgewandt, hatte er einen scharfen Blick für alle Not in der Nähe und in der Ferne, und im höchsten Grade anspruchslos für die eigene Person, sparte er sich von seinen Einnahmen Summen ab für christliche Liebes- und Freundschaftstätigkeit in jeder Form, namentlich auch für die Anstalten der innern und äußern Mission, für Arme und Kranke, für Notleidende in der ganzen Welt, auch für bedürftige Studirende und für Woltätigkeits- und Bildungsanstalten seiner lieben Stadt Jena.

Seine ideale Liebe gehörte seinen Schülern, die er auch durch persönliche Anregungen in ihren Studien und in der Betätigung christlichen Sinnes zu fördern, mit denen er auch nach ihrer Studienzeit in freundlichen Beziehungen zu bleiben suchte. Keine Gunst- und Ehrenbezeugungen haben je auf ihn Eindruck gemacht. Er liebte die Wahrheit und sagte sie oft in schroffer Weise. Wo er aber Liebe fand, zumal bei seinen Schülern, da war er hochbeglückt und erwiderte sie mit allen Kräften Leibes und der Seele. Sein Herz war noch größer als seine Gelehrsamkeit. Kein Alter, keine Krankheit konnte die Kraft seines Geistes und seines Gemüts abschwächen. Er blieb sich treu bis zum Ende. Die Osterglocken des großen Jahres 1871 läuteten zu seinem Heimgange.

Seiner ganzen Art nach einer früheren Zeit angehörend, war er, namentlich auch in seiner Lehrtätigkeit, ein Prophet der neuen Zeit. Sein Name wird in der theologischen Wissenschaft, an der Hochschule zu Jena und in den Herzen seiner Schüler und Verehrer sowie am Himmel christlicher Liebestätigkeit fort und fort leuchten wie ein heller Stern, sein Glanz nicht verbleichen.

Eduard Zeller

feierte am 12. Januar in Stuttgart sein 50 jähriges Professor - Jubiläum. Die philosophische Facultät der Berliner Universität, deren Zierde der ehemalige Theolog zuletzt war, ließ ihm durch Prof. Dr. Diels folgendes Glückwunschschreiben überreichen:

„Es ist ein seltenes Fest, das Ew. Excellenz heute feiern: an diesem Tag sind fünfzig Jahre verflossen, seitdem Sie in das Amt eines Professors berufen worden sind. Doch heller noch glänzt dieser Tag durch die unbedingte Hochschätzung und Verehrung

der ganzen gelehrten Welt für Ihre langjährige Tätigkeit: eine Verehrung, welche sich gleichmäßig auf Ihre großen wissenschaftlichen Leistungen, ein nie ermüdendes, vom strengsten Pflichtbewußtsein getragenes amtliches Wirken und einen Charakter von stoischer Einfachheit, Männlichkeit und Unabhängigkeit gründet. Sie feiern diesen Tag fern von uns. Mitten in einer Wirksamkeit, an der feine Abnahme zu spüren war, auch im höchsten Greisenalter von vollster Rüstigkeit, sind Sie von Ihrer Universitätstätigkeit zurückgetreten. Es ist noch wie gestern, daß wir Sie raschen und elastischen Schrittes durch den Tiergarten und die Linden der Universität zuschreiten sahen, daß wir in unseren Verhandlungen Ihr mildes und doch so scharf zutreffendes Wort vernahmen. Sie wollten, daß Ihr Bild so, unberührt von den Zeichen sinkender Kraft, in dem Gedächtnisse der Studenten, der Amtsgenossen und Freunde zurückbliebe, und so ist es geschehen. Sie haben nun die Anfänge Ihres Lebens mit dem Ende verbunden, und die traulichen Hügel der schwäbischen Heimat umgeben Sie wieder. Mit treuem Anteil haben wir verfolgt, wie im vorigen Herbst ein tückischer äußerer Zufall Sie auf ein langes Krankenlager warf, wie Sie mit heiterer Fassung das ertragen und nun zu unserer Freude tapfer überwunden haben. So dürfen Sie des schönen Tages in der milden Stimmung wiederkehrender Gesundheit sich erfreuen. Gattin, Sohn und heranblühende Enkel umgeben Sie in den stillen Stuttgarter Zimmern, Bilder der Jugendtage werden in dieser Umgebung der schwäbischen Heimat Ihnen gegenwärtig und nahe sein: die machtvolle Gestalt Ihres Lehrers und Freundes, der Ihnen dann durch die Verbindung mit der geistesverwandten Gattin ein anderer Vater wurde, Ferdinand Christian Baur's, des großen Begründers einer kritischen Geschichte des Urchristentums, dann die Bilder der geistes verwandten Freunde David Strauß, Vischer, Schwegler, von denen Sie der leßte überlebende sind. Denn das war auch ein seltenes Glück Ihres Lebens, daß Sie in früher Jugend an jenem mächtigen Kampf um unsere geistige Freiheit teilnehmen durften, den Baur's weltgeschichtliche Arbeit hervorrief, daß mit der großen Sache Ihre persönlichsten Beziehungen verknüpft waren, daß Sie mit den Freunden dafür ausharren und leiden durften und dann doch zu einer ganz freien, bedeutenden Wirksamkeit sich durchgekämpft haben. Sie werden dann der Lebensverhältnisse in Bern, Marburg und Heidelberg gedenken, bei dem Bilde des in Heidelberg erwor benen Freundes, des großen Naturforschers Helmholtz verweilen. Und wenn dann Ihre Erinnerungen weiter zu Ihrer beinahe ein Vierteljahrhundert umfassenden Berliner Wirksamkeit fortgehen, dann sei es auch uns gestattet, mit unseren Glückwünschen bei Ihnen einzutreten. Denn die Facultät gedenkt heute, wie Sie so viele Jahre hindurch in dem größten Hörsal der Universität die Studenten um sich gesammelt haben, ohne den äußeren Glanz der Rede, allein durch die Gründlichkeit, Klarheit und selbständige Kraft dessen, was Sie zu sagen hatten: ein Gegner aller veralteten Traditionen, aber auch des lebentötenden Skepticismus und Materialismus der Zeit. Sie gedenkt, wie bei jeder Frage, welche die Gewissensfreiheit, die Autonomie der Wissenschaft oder die

Selbständigkeit unserer Universität betraf, Sie gleichsam selbstverständlich unser Führer waren. Wie wert wäre uns auch weiterhin Ihr tapferes Wort in einer Zeit, in welcher angesichts so vieler Gefahren der Einfluß der Universitäten auf den öffentlichen Geist wichtiger als je wird, der doch vor allem in ihrer Selbständigkeit begründet ist. Die Facultät gedenkt dann, wie Sie für das sachliche Interesse der Tüchtigkeit unseres Lehrkörpers, der Vollständigkeit und Wirksamkeit unseres Unterrichts, der Gerechtigkeit gegenüber den heranwachsenden jüngeren Gelehrten immer das rechte, den Streit der Ansichten ausgleichende Wort gefunden haben. Wollte sie Ihnen heute von neuem, wie bei früheren festlichen Gelegenheiten, von Ihren großen wissenschaftlichen Leistungen sprechen, so würden Sie das wol mit Ihrem feinen Lächeln und einem heiteren Worte sich verbitten. Ist es doch auch ein Professoren Jubiläum, das Sie heute feiern. Wenn aber die guten und herzlichen Wünsche, welche sie Ihnen ehedem aussprach, ihre Kraft bewährt haben bis heute, so sollen es nun auch die neuen, welche sie Ihnen in Ihre ferne Abgeschiedenheit sendet. Möge Ihnen beschieden sein, noch lange in heiterer Muße, in stiller Tätigkeit, in einem ungetrübten Familienglück die Früchte Ihres Wirkens zu genießen!"

Von der Berner Universität, an die D. Eduard Zeller vor einem halben Jahrhundert als Professor der Theologie berufen ward, überbrachte Prof. Dr. Stein die nachstehende Adresse:

Hochgeehrter Herr College!

Der 12. Januar 1897 ist ein gleich denkwürdiger Tag für Sie, wie für unsere Alma Mater. An diesem Tage jährt sich nämlich zum fünfzigsten Male der in die Geschichte Berns mit leuchtenden Lettern eingezeichnete Act Ihrer Ernennung zum Professor der neutestamentlichen Exegese an der Hochschule Bern. Die politischen Kämpfe, die sich bei uns an Ihren schon damals mit Auszeichnung genannten Namen knüpften, gehören heute nur noch der Geschichte an. Dank Ihrer milden, versöhnlichen Art hatten Sie in Ihrer hiesigen academischen Wirksamkeit es verstanden, die Vorurteile zu bannen und durch die Tiefe Ihres Wissens, wie durch die strenge Sachlichkeit Ihres Vortrages selbst die Voreingenommenen und Widerstrebenden völlig zu entwaffnen.

Unsere Hochschule hat Ihren Uebergang zur Philosophie, sowie Ihre reiche academische Wirksamkeit in Marburg, Heidelberg und Berlin mit dem gehobenen Bewußt sein verfolgt, daß es einer der ihrigen war, der die Geschichte der Philosophie zu einem besondern Wissenszweig ausgestaltet und durch die classische Form der Darstellung dieser jungen Wissenschaft in der gesamten civilifirten Welt die ihr gebürende Geltung verschafft hat. Ihrer Sympathien für den Ort Ihrer ersten Wirksamkeit als Professor sind wir sicher. Anläßlich des fünfzigjährigen Jubiläums unserer Hochschule haben Sie, zugleich im Namen aller außerschweizerischen Universitäten, uns unvergeßliche Worte gesprochen.

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