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Jezt sind Sie es, dem das Schicksal die auserlesene Gnade beschieden hat, in ungeschwächter Arbeitsfreudigkeit auf ein halbes Jahrhundert glücklicher Professorentätigkeit zurückblicken zu dürfen. Und so gereicht es denn unserer Alma Mater, insbesondere der theologischen, wie der philosophischen Facultät, denen Sie ja am nächsten stehen, zu großer Genugtuung, Ihnen, wie bereits zu Ihrem 50jährigen Doctor-Jubiläum, so auch nunmehr zu Ihrem 50jährigen Professoren-Jubiläum die wärmsten Grüße zu entbieten und der Zuversicht Ausdruck zu leihen, es möchte der deutschen Philosophie noch recht lange vergönnt sein, in Ihnen ihren lebensfräftigen, unermüdlich schaffensfreudigen Führer zu verehren.

Bern, 12. Januar 1897. Für die theologische Facultät: Der Decan, Prof. D. Marti. Für die philosophische Facultät: Der Decan, Prof. Dr. v. Kostaneđi. Der Rector: Prof. D. Sted.

Emil Zittel

ist zu Neujahr nach einer mehr als 40jährigen Wirksamkeit, die in der Geschichte der Karlsruher evangelischen Gemeinde wie der badischen Landeskirche unvergessen bleiben wird, in den Ruhestand getreten. Der Karlsruher Kirchengemeinderat hat ihm bei dieser Gelegenheit mit einem Christusbilde die nachstehende Dankadresse überreicht:

Hochverehrter Herr Kirchenrat!

Nachdem Sie sich durch körperliche Leiden genötigt gesehen haben, von Ihrer langjährigen und vielseitigen Berufstätigkeit zurückzutreten, haben die unterzeichneten Kirchenältesten diesem Ihrem Entschluß umso innigere Teilnahme entgegengebracht, da Ihre Tätigkeit vorzugsweise unserer evangelischen Stadtgemeinde gewidmet war.

In den besten Mannesjahren haben Euer Hochwürden auf den Kanzeln unserer Gotteshäuser Ihrer klaren theologischen Ueberzeugung Ausdruck verliehen, einen großen Teil unserer Confirmanden unterwiesen, eine zahlreiche Personalgemeinde als Seelsorger um sich vereinigt, auch an einigen Lehranstalten die Jugend in der Religion unterrichtet und damit eine an Umfang und Erfolg reiche pastorale Wirksamkeit entfaltet.

Aber auch das Gebiet der kirchlichen Verwaltung war in den Kreis Ihrer Tätigkeit eingezogen, wie es die langjährige Führung des Decanats der Diöcese Karls. ruhe-Stadt und Ihr namhafter Anteil an den Beratungen des Kirchengemeinderats bezeugen, deren Leitung Ihnen Jahre hindurch anvertraut war.

Ebenso war Euer Hochwürden beschieden, seit Einführung unserer Kirchenver

fassung regelmäßig an den General-Synoden teilzunehmen und als Mitglied des General-Synodal-Ausschusses an den Aufgaben der obersten Kirchenbehörden mitzuwirken. Wenn wir alles dessen gedenken und unsere Gemeinde durch das Ihnen bewiesene Vertrauen geehrt fühlen, so hat es uns auch zur freudigen Genugtuung gereicht, in Euer Hochwürden einen Schriftsteller zu besißen, dem es unter anderem gegeben war, in glücklicher Volkstümlichkeit die Entstehung der Bücher der Heiligen Schrift darzustellen, eine neue Bearbeitung des Neuen Testamentes in einer an die besten Nationalschriftsteller gemahnenden Weise zu verfassen und kirchengeschichtliche Gegenstände zu behandeln, unter denen die Darstellung der Epoche Karl Friedrichs noch in jüngster Zeit allenthalben anziehend und aufklärend gewirkt hat.

Der gleiche Erfolg war auch Ihren Vorträgen eigen, welche mannigfaltige Ge genstände des evangelisch-kirchlichen Interesses zum Gegenstand gewählt hatten. Nehmen wir dazu Ihren bürgerfreundlichen Umgang und Ihre allseits entgegenkommende Persönlichkeit, so vereinigt sich mit unserer dankbaren Anerkennung das aufrichtige Bedauern, daß Ihre amtliche Wirksamkeit nunmehr nach Gottes Willen zum Abschluß gekommen ist. Indessen dürfen wir uns auch herzlich freuen über die ehrenvollen Anerkennungen, die Ihnen durch S. K. H. den Großherzog und die altehrwürdige Heidelberger Hoch. schule zuteil geworden sind. Dazu fügen wir den Wunsch, es möchte Ihnen ein von Leiden freier und friedsamer Lebensabend beschieden sein und Ihnen Freude gewähren, der unterzeichneten Mitglieder des Kirchengemeinderates zu gedenken, die sich erlauben, Ihnen anbei ein sichtbares Zeichen ihrer Liebe und Verehrung mit einem Gegenstand aus der heiligen Geschichte zu überreichen.

Möge der im Tempel lehrende Jesusknabe stets Euer Hochwürden den Mittelpunkt unserer gemeinsamen religiösen Ueberzeugung als den Kern und Stern unseres Glaubens vergegenwärtigen und möge der himmliche Vater Sie allzeit erfüllen mit Gnade um Gnade!

Kirchenrat D. Zittel hat dem Kirchenältestenrat der evangelischen Gesamtgemeinde Karlsruhe seine Dankbarkeit und Treue in folgendem Schreiben ausgesprochen: Hochverehrte Herren, werte Freunde und langjährige Mitarbeiter!

Als ich am 31. Dec. des verflossenen Jahres, durch andauerndes Leiden behindert, mein hiesiges Pfarramt niederlegte, in dem ich 33 Jahre in der Karlsruher Gemeinde tätig war, sprachen Sie mir in einer für mich tief ergreifenden Weise durch Ihre Adresse und Ihr ebenso sinniges wie wertvolles Erinnerungsgeschenk Ihre dankbare Liebe und eine weit über meine Verdienste gehende Anerkennung aus. Ich nahm beides dankbar hin als einen für meinen Lebensabend erquickenden Abschiedsgruß. Mit Ihnen, wie mit Ihren mir unvergeßlichen Vorgängern habe ich viele Jahre in steter herzlicher Eintracht gearbeitet. In den großen Gegenfäßen der vielbewegten Zeit waren wir allezeit mit einander bestrebt, im Geiste brüderlicher Liebe dem religiösen Aufbau unserer Gemeinde

gemeinsam zu dienen. Mit dankbarer Freude sehe ich jezt auf die Tätigkeit dieser nicht erfolglosen Arbeitszeit zurück, welche nun in dieser Form für mich zu Ende ist. Aber der evang. Gemeinde Karlsruhe, die mir eine liebe Heimat geworden, werde ich den Rest meiner Lebenstage als ein treues lebendiges Gemeindeglied verbunden bleiben und so scheide ich ja weder von ihr noch von Ihnen, meine hochverehrten Freunde, und wo ich noch dienen und helfen kann, soll, falls der himmlische Vater mir dazu Leben und Gesundheit schenken sollte, es an meinem guten Willen niemals fehlen.

Wie unsere Stadt und unsere badische Landeskirche in ihrer Weitherzigkeit und zugleich wolberechtigten Eigenart mir im Laufe der Jahre immer teurer geworden ist, möge Ihnen die kleine Schrift') bezeugen, die ich im letzten Jahr verfaßte und Ihnen als ein kleines Andenken aus treuem Herzen überreiche. Bauen wir, soviel wir noch können, weiter auf dem Grund und Boden, den unsere Väter gelegt, damit die badische Landeskirche sich allzeit als ein lebendiges und fruchtbringendes Glied der deutsch-evangelischen Volkskirche erweise: ihre Eigenart behütend und doch auch von allen andern lernend, um die Wolfahrt der Gesamtheit wie des einzelnen Christenmenschen zu fördern und darin zugleich für uns selbst den Frieden zu gewinnen, den die Welt in ihrem Getriebe uns nicht geben kann und der allein doch unsere Herzen selig machen kann.

In herzlicher Liebe und Dankbarkeit

D. Emil Zittel.

Aus anderen Zeitschriften.

Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie, herausgegeben von D. Adolf Hilgenfeld.

1897 Heft I.
Inhalt.

A. Hilgenfeld, Die Hirtenbriefe des Paulus neu untersucht.

O. Vogt, Melanchthon's Stellung als Reformator I.

V. Ryssel, Die syrische Uebersetzung der Sextussentenzen (Schluss).

E. Nestle, Etymologische Legenden?

Anzeigen.

W. Gesenius' hebr. und aram. Handwörterbuch über das Alte Testament neu bearbeitet von F. Bubl. 12. Aufl. 1895. Heinrich Hilgenfeld.

Eduard Meyer, Die Entstehung des Judentums. 1896. W. Staerk.

F. C. Conybeare, Philo about the contemplative life. 1895.

P. Wendland, Die Therapeuten und die philonische Schrift vom beschaulichen Leben. 1896. Adolf Hilgenfeld.

0. Zöckler, Askese und Mönchtum. 2. Aufl. 1897. J. Dräseke.

L. Lazarus, Ueber einen Psalmencommentar aus der ersten Hälfte des VI. Jahrhunderts. 1895. Adolf Hilgenfeld.

1) Das Reformationsjubiläum von 1817 und die Union.

Für die Redaction verantwortlich: D. Websky in Berlin S.W. Gneisenaustraße 99.
Druck und Verlag von Georg Reimer in Berlin S. W. Anhaltstraße 12.

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Der Glaube in der Wissenschaft.

Von

Lic. Dr. G. Karo in Chemniß.

Es ist das große Werk des Protestantismus, das wahre Wesen des Glaubens wieder enthüllt zu haben. Gegenüber dem einseitigen Supranaturalismus der katholischen Kirche, der das Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen nur äußerlich und magisch auffassen konnte (vgl. Prot. Kirchenzeitung 1896 Nr. 36. 37), hat der Protestantismus die subjective Vermittlung dieses Verhältnisses und die Innerlichkeit des Glaubens zur Geltung gebracht. Damit ist dann auch das richtige Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft hergestellt. Standen diese beiden geistigen Mächte einander vordem feindselig oder doch mistrauisch gegenüber, so haben sie im Protestantismus den innigsten Bund geschlossen. Der Protestantismus ist seiner Natur nach mit der Wissenschaft verwandt" (Winer). Es ist nicht zufällig, daß der Apostel Paulus, derjenige unter den Aposteln, dem wir den wahren Begriff des Glaubens verdanken, der Verkünder des Evangeliums unter den Hellenen geworden ist, den Trägern der Wissenschaft im Altertum. Von ihnen aus hat sich erst eine Theologie, eine Wissenschaft der Religion entwickeln können. Wir Deutschen aber, das Volk der Reformation, haben jenes geistige Erbe der Hellenen angetreten. Nirgends ist das Band zwischen evangelischem Glauben und freier Wissenschaft inniger geknüpft worden, als in unserer Mitte, und es ist so recht eigentlich aus deutschem Geist heraus gesprochen, wenn Goethe sagt: „alle Epochen, in welchen der Glaube herrscht, find glänzend, herzerhebend und fruchtbar für Mitwelt und Nachwelt; alle Epochen dagegen, in welchen der Unglaube einen kümmerlichen Sieg behauptet, und wenn sie auch einen Augenblick mit einem Scheinglanz prahlen sollten, verschwinden vor der Nachwelt, weil sich Niemand gerne mit Erkenntnis des Unfruchtbaren abquälen mag."

Aber welche Rolle spielt nun der Glaube in der Wissenschaft? Das will nicht sagen: wie verhalten sich Glauben und Wissen zu einander? Es bedeutet auch nicht: haben überhaupt diese Beiden nebeneinander Raum? find Beide berechtigt? Das 7

Protestantische Monatshefte. 1. Jahrg. Heft 3.

heißt vielmehr: hat in der Wissenschaft, in dem Gebiet wissenschaftlichen Forschens und Denkens selber auch der Glaube eine Bedeutung und eine eigentümliche Aufgabe? Oder kann nur da von wirklicher Wissenschaft die Rede sein, wo vom Glauben völlig abgesehen wird, wo auf der einen Seite nur das reine Denken, auf der anderen die sinnliche Erfahrung zu Worte kommt? Auf diese Frage hier näher einzugehen, werden wir veranlaßt durch Einwände, welche von beachtenswerter Seite1) gegenüber unsern Aufstellungen über die Stellung der Theologie im Gesamtorganismus der Wissenschaften“ (vgl. Prot. Kirchenzeitung 1896 Nr. 47) erhoben worden sind. Die Beantwortung dieser Einwände, wie befriedigend oder wie wenig genügend sie nun ausfallen möge, mag immerhin Anlaß zu fruchtbringenden Erwägungen bieten und darum im Folgenden versucht werden.

1. Es ward zunächst gefragt: wie kann die Theologie wirkliche Wissenschaft sein, wenn ihr ein Glaube zugrunde liegt? Alle Wissenschaft, die wirk lich diesen Namen verdient, gründet sich auf die Idee der Wahrheit, will die Wahrheit erforschen und lebt also des guten Glaubens, die Wahrheit auch wirklich erkennen zu können. Woher aber schöpft sie das Recht zu dieser Annahme? Doch aus dem Glauben an die Wahrheit, und damit an die Urwahrheit, an Gott selber. Sie glaubt eben daran, daß der Mensch zur Erkenntnis der Wahrheit geschaffen ist. Damit aber gründet sie sich auf ein Ideelles, Geistiges, Unsichtbares, d. h. fie beruht auf einem Glauben (Hebr. 11, 1). Eine Wissenschaft ohne diesen Glauben wäre doch nur ein Widerspruch in sich selbst. Die absolute Skepsis ist der Tod der Gnosis. Gewiß muß alle Wahrheitserkenntnis durch den Zweifel hindurchgehen, um an ihm sich zu läutern und zu sich selber zu kommen, aber sie kann nicht beim Zweifel stehen bleiben.

Das sind die Weisen,

Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.

Die bei dem Irrtum verharren,

Das sind die Narren.

Von solch einem freudigen Glauben an die Wahrheit weiß allerdings der Katholicismus nichts. Er fordert nur die unbedingte Annahme seines Dogmas, die er ,,Glauben" nennt, und die dann freilich die Wissenschaft ausschließt. Dem Protestantismus aber ist solcher Glaube" nur ein Köhlerglaube. Ihm ist der Glaube vielmehr eine sittliche Tat, der tapfere Entschluß, fich völlig an Gott, also an das Unendliche hinzugeben. Sein Glaube" ist somit der höchste Idealismus. Eben diesen aber verlangt auch die Wissenschaft, nämlich nach der Seite des Intellects, das wahre sacrificium intellectus, das gerade Gegenteil dessen, was die katholische Kirche darunter versteht. St aber wirkliche Wissenschaft, nicht bloße Gelahrtheit", nur diejenige, der in diesem Sinne ein Glaube zugrunde liegt, nun so kann es auch eine theologische Wissenschaft im wahren Sinne des Wortes geben, nicht aufgrund des katholischen, des Dogmen-Glaubens,

1) von Herrn Prof. Dr. Hohlfeld in Dresden.

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