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weg anderen Grundauffassung vom Entwicklungsprozeß. In dem angeführten Satze von Hertwig kommt sie zum Ausdruck, ein Tad. Garbowski') z. B. vertritt denselben Grundgedanken. Nun wird deutlich, daß die Idee des Darwinismus und überhaupt die Deutung der Evolutionserscheinungen, wie sie alle Anhänger der absoluten Deszendenz vornehmen, in Wirklichkeit gar nicht so allmächtig ist wie man ursprünglich auf Grund der zuversichtlichen Aussagen von jener Seite annahm. Von den Fachmännern wird uns gesagt, daß noch ganz andere Betrachtungsweisen möglich sind, um die analogen Bildungen und Abläufe in Entwicklungsprozessen der verschiedenen Lebewesen zu erklären. Die Analogien ohne weiteres auf Abstammung zurückzuführen, das wird eben von bedeutenden neueren Forschern für voreilige Systematisierung und Schematisierung gehalten. Sie machen darauf aufmerksam, daß Natur überall nach bestimmtem Plan und in einheitlicher Weise arbeitet, und sie greifen mit dieser Einsicht auf eine schon von K. E. von Baer erkannte Wahrheit zurück, die in Vergessenheit geraten war. Die den feinsten und kleinsten Gestaltungen sich zuwendende Einzeluntersuchung des Zellenforschers kommt mit der Systematisierung bei denjenigen Entwicklungstheoretikern zusammen, die zur Annahme mehrfachen Ansatzes der Evolution neigen und viele neben einander stehende, in sich geschlossene Deszendenzsysteme der Beachtung empfehlen.

Wenn sich nun Theologie auf ihre wissenschaft liche Aufgabe besinnt, dem Weltbild der Wissenschaft Rechnung zu tragen, so sieht sie sich freilich in einer schwierigen Lage. Die Deszendenztheorie selbst, genau

1) Morphogenetische Studien. Als Beitrag zur Methodologie zoologischer Forschung. 1903. Besonders S. 162 ff.

besehen hypothetischer Art, ist in verschiedenen Formen vertreten. Nach der einen beherrscht die Deszendenz alle Entwicklung von Lebewesen, und auf dem Standpunkt dieser Form darf vor der Pforte, die den Eingang in die Menschheit gewährt, nicht Halt gemacht werden. Nach der andern ist es möglich, der Menschheit ihren besonderen Stammbaum zuzugestehen. Auch hier wird freilich Biologie sich nicht nehmen lassen, für das Auftreten des rezenten Menschen Vorfahren zu postulieren, die noch nicht die heutigen Kultureigenschaften in sich trugen. Ob sie dabei bis auf den Affen zurückgehen will, ist ihre Sache.

Aber da täusche ich mich wohl nicht einige rufen: das ist ein Ergebnis, dessen wir uns freuen; die neueren Deszendenzideen lassen die Möglichkeit zu, dem Menschen seinen eigenen Ursprung zu sichern; so ist Hoffnung für unser altes, der Bibel entlehntes Dogma vom Ursprung des Menschengeschlechts! Solcher Ruf wäre ganz verfehlt. Fast das Gegenteil sollte aus meiner Darstellung einleuchten: nach dem gegenwärtigen Stande der Naturwissenschaft hat Theologie nicht das Recht, sich für die letztere Auffassung zu entscheiden und die erstere für unwissenschaftlich

zu erklären. Ob Gottes Schöpfungstat den Menschen oder seinen schon menschlichen Vorfahren (der vielleicht auch homo, aber noch nicht homo sapiens war) unmittelbar ins Dasein gesetzt oder mittelbar durch die lange Reihe der tierischen Ahnenstufen hindurch, das hat Theologie nicht zu entscheiden. Naturwissenschaft als ganze lehrt sie hier sich bescheiden, und zugleich trägt Naturwissenschaft aufs neue dazu bei, daß wir das Alte Testament nicht mehr mit den Augen der orthodoxen Inspirationstheorie ansehen auch diese ist ja eine zu Fall gekommene Hypothese.

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Nur insofern mag ein Recht für die Bevorzugung der neueren Form der Deszendenztheorie sich zu empfehlen scheinen, als diese in der Regel nicht mit der mechanistischen Anschauungsweise verquickt ist, sondern mit der vitalistischen; insofern als sich mit der Form der Theorie selbst auch die Anschauung von den evolutionistischen Triebkräften ändert in einer für die religiöse Anschauung allein zulässigen Weise. Und was diese Triebkräfte anlangt, so darf Theologie allerdings froher Hoffnung sein. Immer zahlreicher werden die Zeugnisse wider den schlimmsten Feind der religiösen Erkenntnis, wider die Zufallstheorie des Darwinismus und wider den Mechanismus, der auch nach dem Sinken des Darwinismus sich noch behauptet hat. Zwar sind noch viele Forscher mechanistisch gesonnen und vielleicht die Mehrzahl. Aber eine ansehnliche Reihe huldigt der teleologischen Betrachtungsweise des Vitalismus und zeigt, daß die Naturwissenschaft als solche die Zweckbetrachtung nicht ausschließt und nicht zu meiden braucht, ja auf sie hinführt. Hier kommt sie dem Interesse der Theologie direkt entgegen, und dies Ergebnis der Naturanschauung darf Theologie sich wohl zunutze machen. Sie darf auch der mechanistischen Richtung den Wink geben, daß ihr etwas fehle, etwas, das die Vitalisten, die doch auch ernste Forscher sind, besitzen, und was ihr, der Theologie, lebensnotwendig ist.

Hiermit ist wieder ein besonderes Arbeitsgebiet für Theologie aufgezeigt. An diesem Ort ist nicht verstattet, aufs Einzelne zu sehen. Aber das wird sich die moderne Theologie angesichts solcher Erwägungen sagen, daß sie sich in dieser Hinsicht freimütiger und lichtfreundlicher bewegen muß als es die bisherige getan, die sich geradezu der mechanistischen Richtung

auslieferte oder vor ihr versteckte, die vor der die Teleologie leugnenden Richtung die Segel strich in der Meinung, auf diese Weise ihr wissenschaftliches Ansehen zu wahren. Das war ein arger Mißgriff. Falsch war es schon, so ganz auf die ,,natürliche Gotteserkenntnis" zu verzichten in der Meinung, damit Kant gerecht zu werden, während dieser Philosoph dem teleologischen Argument für das Dasein Gottes eine besondere Wirkung zusprach. Theologie hat sich in den letzten Dezennien viel ablehnender gegen die allgemeinen wissenschaftlichen Grundlagen ihrer eigenen Behauptungen verhalten als die Naturwissenschaft, unter deren Vertretern nicht wenige Forscher auf Grund exakten Materials mit einer teleologischen Grundlegung der Gottesanschauung aufgetreten sind. Theologie blieb damals, da sie ihr Prinzip der positivistischen Reserve noch selbst nicht voll verstanden hatte, in der Zurückhaltung, um sich erst über ihre eigene Verhaltungsweise klar zu werden. Dadurch ward ihre Unmodernität verschärft. Es gilt jetzt, von der Naturwissenschaft die Grundlage für eine wissenschaftliche Teleologie und für eine Theorie des Lebens sich zeigen zu lassen und sie zu verwerten. Erst dann, wenn Theologie sich eng mit Naturwissenschaft befreundet und alles Große in ihr schätzen gelernt hat, wird sie mit kräftigem, in keinem Augenblick versagendem Selbstbewußtsein einhergehen. - Von der Theologie ist dies alles gesagt und nicht von der Religion.

4. Theologie und Religionswissenschaft.

Das Problem,,Christentum und Religion" ist modern. Allerdings ist schon in der Aufklärungszeit die

religionsgeschichtliche Stellung des Christentums ein Gegenstand lebhafter Diskussion gewesen. Schon damals handelte es sich nicht nur um das Verhältnis der christlichen Religion zu den ihr zeitlich und räumlich nächststehenden, sondern man blickte auch auf die älteren großen Religionssysteme hinüber. Ein Werk wie das 1774 erschienene des Franzosen Antequil du Perron mit dem Titel,,Zend-Avesta ouvrage de Zoroastre" wirbelte viel Staub auf. Doch haben sich erst seit reichlich zwei Jahrzehnten die religionsgeschichtlichen Untersuchungen in der Weise vermehrt, vertieft und spezialisiert, daß die Stellung des Christentums innerhalb der Welt der Religionen zum Rang einer wissenschaftlichen Frage gelangt ist.

an

Heute steht es so, daß alle Zweige der Theologie mit Ausnahme wohl nur von der praktischen Theologie, die bloß in praktischer Apologie das von den andern Disziplinen Erarbeitete nutzen kann der Lösung des sehr verzweigten religionshistorischen Problems mitarbeiten. Der exegetischen und überhaupt biblischen Theologie entsteht die Frage nach der Wirklichkeit und dem Umfange der Einflüsse fremder Kultur und fremder Religionsanschauungen, und in ihr Interesse ist die früher ihr unbekannte Aufgabe getreten, religionsgeschichtliche Analogien zu prüfen und zu beurteilen. Die Kirchen- und Dogmengeschichte sieht die Entwicklung des Christentums in der Kulturwelt auch an unter dem Gesichtspunkt der Veränderungen, Bereicherungen oder Verflachungen, die der Geist des Christentums aus anderen Systemen, Religionen oder Religionsphilosophien erfahren hat resp. haben könnte. Die Apologetik vollzieht auf Grund jener Forschungen die systematische Auseinandersetzung mit der außerchristlichen Religionswelt. Dog

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