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rechnende Macht und durch ihren habituellen Character über beiden, von denen sie jedoch in dem wechselnden Rhythmus ihres Verlaufs Momente in sich aufnimmt. Indess der Affect, durch die Reflexion niedergehalten, die idealisirende Begierde durch die Erfüllung ernüchtert wird, greift die Leidenschaft um so mehr um sich, je ausgedehntere Vorstellungskreise sie vorfindet, d. h. je grösser die Bildung desjenigen ist, bei dem. sie sich einnistet. Denn in ihrer wühlenden Art knüpft sie an jede Vorstellungsgruppe Beziehungsfäden an, modificirt Gedanken und Ansichten in ihrem Interesse, setzt sich mit dem ganzen Complex der innern Richtungen in Zusammenhang, und wenn sie endlich weicht, so lässt sie eine oft lange nachhallende Erschütterung zurück.

Abgesehen von solchen sporadischen Zuständen, die das Gemüth auch des Gebildeten, und bei der Leidenschaft erst recht das Gemüth von diesem, nach einem ausserhalb befindlichen Objekte hindrängen, lässt sich doch behaupten: je entwickelter der innere Mensch in allen seinen Ressorts ist, um so mehr genügt er sich selbst, um so reicher und ausgefüllter ist sein. inneres Dasein. Das Leben auf niedriger Stufe ist still und einförmig; dies zeigt der Naturmensch, und wenn man tiefer hinabsteigt, zeigt es auch das Thier. Der Erstere wird nur von dem einzigen Motor, der auf ein bestimmtes Ziel gerichteten Begierde, das Letztere nur von dem einen bestimmten Zweck einschliessenden Instinkt belebt. Diese beiden Gebilde bezeichnen nur Zustände des Augenblicks, und somit kann, wo nur diese herrschen, kein chronologisches Bild in der Seele entstehen. Der Naturmensch, wie das Thier, kennt daher von der Zeitreihe nur die Bildfläche der Gegenwart. Die Wehmuth, die den Rückblick in die Vergangenheit umsäuselt, wie die bange Hoffnung, die den Blick in die Zukunft begleitet, sind Stimmungsempfindungen, die nur das Gemüth des Gebildeten bewegen.

Aus den Wellenbewegungen des Gemüthes, die so unend_ lich reicher Abtönungen fähig sind, gehen die Triebkräfte der Cultur hervor. Denn was der Mensch Hohes und den Welt

geist Förderndes vollbringt, sei es durch die ausdauernde Macht des Combinirens und Spintisirens, wovon ein Beispiel Newton; sei es durch die blutige Besiegelung persönlicher Opferweihe für eine Idee, wie die welterschütternden Beispiele von Galilei, Giordano Bruno, Winkelried, Huss u. a. m. es zeigen — immer geht der über die gemeine Wirklichkeit hinwegtragende Begeisterungsdrang, das durchströmende Ethos und Pathos vom Gemüth aus. Und vollends entstammt ja die inspiratorische Getragenheit beim künstlerischen Schaffen diesem innigen und reichen Borne. Auch Schiller nennt das reine Gemüth, wo die Welt sich, die ewige, spiegelt", als die Quelle aller Poesie, somit alles Idealen.

Dass aber der Mann, ungeachtet des Pathos, das ihn beseelt, so oft sich seine Geisteskräfte zu gigantischen Thaten steigern, sich doch im allgemeinen Lebensgange freier hält von den Banden der Gemüths- und Sinneswelt, ist ein wesentlicher Vortheil für die umfassende Klarheit seiner Gedankenoperationen. Nach dieser Richtung wird er übrigens noch durch andere Momente unterstützt, wie: das des biologischen des langsamen Reifens der Kindheit*), des physiologischen der grössern

*) Berthold Hartmann, der Verfasser der sehr werthvollen Schrift: ,,Die Analyse des kindlichen Gedankenkreises", (Annaberg 1886) ist durch seine tabellarische Zusammenstellung über den Vorstellungsbesitz des Kindes zu dem Resumé gelangt, dass die Schulmädchen im ersten, zweiten und auch dritten Schuljahre in ihren Leistungen die Knaben übertreffen. Im vierten Schuljahr jedoch tritt ein Gleichgewicht ein, und vom fünften, spätestens sechsten Schuljahr an geht das Uebergewicht auf Seite der Knaben über. Hierzu folgendes vom geschätzten Pädagogen Ziller (allg. Pädag. herausgegeben von Just, Leipzig 1884, p. 70) Ueber das Zurückbleiben des weiblichen Geschlechts im Vorstellungsgebiete und besonders in abstract logischer Bildung muss allerdings seine viel grössere Reizbarkeit für sympathisches Gefühl, für Mitfreude sowohl, wie für Mitleid gestellt werden. In der Sympathie liegt aber der psychische Grund für alle ethische Gesinnung, diese muss sich immer aus sympathischen Gefühlen entwickeln. Daher besitzt das weibliche Geschlecht in seiner allgemeinen angeborenen Anlage eine stärkere Disposition für ethisches Leben. Das weibliche Geschlecht ist also von Natur besser als das männliche in normalen Verhältnissen, und daran hat es gewiss einen reichlich aufwiegenden, ja beneidenswerthen Ersatz für das, was ihm etwa die physiologische Natur in Bezug auf Begriffsbildung versagt."

Eisenmenge im Blute, des anatomischen der grössern Bedeutung des mit dem Gehirn indirekt zusammenhängenden Cerebrospinalsystem's, und at least not last, durch das grössere Gewicht des Gehirn's, was wahrscheinlich auch eine grössere Arbeitskraft involvirt. Ohne dass man noch näher die Relationen dieser Momente kennt, ermächtigen sie doch zur Annahme, dass aus ihnen die Befähigung des Mannes stammt, mit dem Fluge des Aars die Höhen der Begriffswelt zu durchkreisen, Convolute von Gedankenstoff zu entwirren und durch Abstraction, d. h. durch Herausschälen des Zusammengehörigen, sowie durch Combination, durch berechnendes Verbinden der Merkmale grosse und weittragende Erkenntnisse zu gewinnen. So wie von der materiellen Seite die überwiegende motorische Energie den Mann zum praktischen Eingreifen im grossen bewegten Strom des allgemeinen Lebens hinleitet, so erschliesst ihm seine intelligible Kraft einen weiten und ausgedehnten Horizont für die theoretische Begriffsthätigkeit.

Zum Troste für die Frauenwelt giebt es eine andere Region, wo ihre Begabung überwiegender ist. Das ist die Region, die man gegenüber jener abstract-intelligiblen als die sinnlich-seelische bezeichnen kann. Bei dieser Veranlagung herrscht die Feinheit der sinnlichen Empfindung und die Wärme des Gefühls vor. Auch diese bevorzugte Richtung wird durch das somatische Substrat unterstützt. Der körperliche Untergrund, um den es sich hier handelt, besteht zunächst in der feinen Structur der Nerven überhaupt*), die für ein weit grös

*) Folgendes über dieses Motiv aus dem Artikel „Geschlechtseigenthümlichkeit" von A. A. Berthold in R. Wagners Handb. Bd. I, p. 613: ,,Die Nerven werden beim Weibe schon durch schwache Reize verhältnissmässig stark erregt, und eine solche Erregung zieht leicht den übrigen Organismus in Mitleidenschaft. Der Mann wirkt hingegen vermöge seiner vorherrschenden Individualität stärker in bestimmter Richtung auf den Reiz zurück, er beschränkt ihn mehr durch eigene Reaction, assimilirt ihn demgemäss auch kräftiger, während das Weib, da die Reaction bei ihm nicht die gehörige Energie besitzt, den Eindruck schneller verwindet; das ist der Grund, weshalb das Weib seine Schmerzempfindungen im allgemeinen weniger stark äussert als der Mann, so dass es den Anschein

seres Register abgestufter und verschwebender Reize offen sind, und ausserdem in den wichtigen Rollen, welche das sympathische System im weiblichen Organismus spielt. Dieses dem Willen entzogene Nervensystem, das in den Höhlungen des Körpers (Brust, Eingeweide) seine dumpfe, unausgesprochene Macht ausübt, ist im psychophysischen Mechanismus der Frau von einer erheblich grösseren Bedeutung als in dem des Mannes, wie es sich umgekehrt hinsichtlich des Cerebrospinalsystem's verhält. Die nur vom dunklen Factor des Sympathicus beherrschte fragile Construction des Weibes bietet mit ihrem unnennbaren Weben und sensitiven Oscilliren den äussern Eindrücken eine tiefnachwirkende Resonanz. Ihre organische Erregbarkeit versetzt auch die Einbildungskraft in Consensus. und alle diese Momente gestalten das mimosenhafte Wesen aus, das zartere Nuancen am Objecte wahrnimmt und schärfer die Eigennatur des Wahrgenommenen unterscheidet. Mit ihrem feinen Tactgefühl und ihrer beflügelten Einbildungskraft ergänzt und gestaltet die Frau gleich aus, was sich hinter dem wahrgenommenen Zeichen verbirgt. Und so ist denn ihre geistige Begabung vorzugsweise auf minutiöses Erlauschen individueller Einzelnheiten, auf rasches und verständnissinniges Eingreifen und auf intensives Durchdringen dessen gerichtet, was oft nur ein verlorenes Streiflicht andeutet.

Da das sympathische System seine Nervenfäden nach allen Organen des leiblichen Mechanismus entsendet, so kommt es, dass zwischen der Functionsweise jener und der Beschaffenheit des Gemüthes eine fortwährende Wechselwirkung besteht. Junghat, als könne es Schmerzen an und für sich besser ertragen. Wie das Weib grössere Empfänglichkeit für Eindrücke hat, nimmt es auch leichter Etwas in das Gedächtniss auf, aber das Gedächtniss ist ihm weniger treu, da das demselben Ueberlieferte, wegen verhältnissmässig schwächerer Reaction weniger assimilirt ist. Wegen der grossen Regsamkeit hat das Weib viel Phantasie, aber dem Produkte derselben fehlt, wegen zurückstehender Energie, die Kühnheit. Aus demselben Grunde ist das Urtheil rasch, die Unterscheidung dringt jedoch verhältnissmässig weniger in die Tiefe, weshalb das Weib guten und klaren Verstand hat, aber zu abstracten und metaphysischen Forschungen wenig geeignet und geneigt ist.

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mann*) nennt daher den Sympathicus „das Organ des Gemüthes." Der noch am geringsten zu veranschlagende Einfluss, der vom Gemüth auf den Körper ausgeht, ist der, welcher sich im Wechseln der Farbe, im Erröthen oder Erbleichen bei affectiver Erregung äussert. Weit eingreifender und wichtiger ist der Umstand, dass die Affecte die organischen Leistungen verändern; so z. B. ertheilt der Zorn sowohl dem Speichel als der Galle eine nahezu giftige Eigenschaft; gleichzeitig vermag er für Momente den körperlichen Vigor in ausserordentlichem Grade zu steigern. Kummer und Niedergeschlagenheit ihrerseits beeinträchtigen die Absonderung des Magensaftes und wirken hemmend auf manche organische Departements.

Es ist unschwer an verschiedenartigen Beispielen nachzuweisen, wie tief das körperliche Gedeihen von den innern Stimmungszuständen abhängt und in welchem Consensus die Verfassung des physischen Mechanismus mit dem Gemüthe steht. So kann Jemand, den das Heimweh und die Sehnsucht nach den Seinigen verzehrt, zu diesen zurückgekehrt, verjüngt aufleben. Die Mutter, die in banger Sorge um ihren im Kriegslager befindlichen Sohn dahinsiecht und dahinschwindet, wird plötzlich von neuer Lebenskraft durchströmt, sobald sie ihn ungefährdet wiedersieht. Sehr feine Betrachtungen über diese psychophysische Reflexwirkung finden sich in Schiller's Dissertationsschrift: „über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen." **) So schreibt er: „Dem in Angst gejagten Richard fehlt die Munterkeit die er sonst hat, und er wähnt sie mit einem Glas Wein wieder zu gewinnen. Es ist nicht Seelenleiden allein, das ihm seine Munterkeit verscheucht, es ist eine ihm aus dem Kern der Maschine sich aufdrängende Empfindung von Unbehaglichkeit, es ist diejenige Empfindung, welche die bösartigen Fieber verkündet."

Nicht minder bedeutend ist der Einfluss, der, in umgekehrter Ordnung, vom Körper auf das Gemüth ausgeht; wer *) Das Gemüth, II. Auflg. Freiburg 1885 p. 132.

**) § 13-16.

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