ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

empfangen wir den Eindruck des Schönen, und der Genuss desselben führt zum Unbegrenzten, in dem alles menschlich Kleinliche verstummt; mit dieser Stimmung aber coetern ist auch das Gefühl für das sittlich Reine und Hohe. Wohl lässt sich ja dem Gemüthe nicht nachrühmen, dass es direkt positive Resultate bietet, es verhilft weder zu einer Erkenntniss, noch zur Abklärung eines sittlichen Conflicts - der Character des Gefühls ist eben Dunkelheit, aber das Gemüth soll ja auch nichts anderes als Weihestätte für den Cultus des Schönen und Edlen sein, und dieser abstrahirt von jedem Zweck. Unmöglich kann die sittlich läuternde und veredelnde Macht des Schönen auf das praktische Leben, so wie überhaupt die Mission des Dichters als Herold einer hehren Welt hinreissender und tiefer aufgefasst werden, als es in Folgendem geschieht:*) Was erst, nachdem Jahrtausende verflossen,

Die alternde Vernunft erfand,

Lag im Symbol des Schönen und des Grossen
Voraus geoffenbart dem kindischen Verstand.
Ihr holdes Bild hiess uns die Tugend lieben,
Ein zarter Sinn hat vor dem Laster sich gesträubt,
Eh' noch Solon das Gesetz geschrieben,

Das matte Blüthen langsam treibt u. s. w.

Zu den praktischen Gebilden, die aus der ästhetischen Cultur des Gemüthes emporblühen, gehört auch das Tactgefühl, das in den Umgang Zartheit und Grazie bringt. Die ästhetische Intuition für das Schickliche, wie ein unbewusstes Abfühlen der. obwaltenden Verhältnisse, bilden die Essenz des Tactes. Die ästhetische Anlage des Gemüthes prägt sich auch in der Anordnung und Gestaltung der umgebenden Staffage aus. Während der einfache Naturmensch in den Dingen nur den Zweck sucht und von ihnen nichts anderes beansprucht, als dass sie der realen Verwendung genügen, will das ästhetische Individuum den ihn umgebenden Schauplatz schmücken. Sein Gemüth findet eine idealistische Befriedigung darin, die Realität

*) Schiller,,Die Künstler".

um sich durch Ausschmückung zu veredeln und zu verschönern. Und so bildet sich durch das Gemüth das „zarte Tribunal des Geschmackes" aus. Wenn sich aber das Schöne vom Zweckobjekt ablöst und nicht mehr Mittel ist zur Verhüllung des Realen, sondern in sich ruhender Selbstzweck wird, wenn es erstrebt, Symbol des Unendlichen zu sein, und Ausfluss des bis zur Seherhaftigkeit gesteigerten Idealismus ist, dann erhebt sich vor uns das Kunstwerk. Das vorzugsweise Gemüthszarte in jedem edlen Kunstwerk, ist der elegische Hauch, der aus ihm niederweht und den selbst die Marmorgestalten des sonnigen Hellas ausstrahlen. Das ist der Wiederschein des unversiegbaren Erdenwehs, des Jammers der angeschmiedeten Geschlechter, der auch im Künstler bei seinem titanenhaften Schaffensringen nachbebt.

Ueberhaupt ist Alles, was aus dem tiefen Schachte des Gemüthes aufsteigt, von Melancholie umsäuselt. Tiefe Gemüther sind geradezu immer schwermüthig umflort. „Wer erfreut sich des Lebens, der in seine Tiefen blickt?" Das abgrundreiche Weltenelend findet in ihnen einen wehevollen Nachklang und lässt sie oft weniger zur Ruhe kommen, als eigenes Ungemach. Diesen seelenvollen Naturen ist auch in hohem Grade der Drang eigen, in den vergangenen Tagen zu verweilen und das abgeschiedene Einst, geläutert von den Trübungen, die ihm anhafteten, als es noch flüchtige Gegenwart war, und wehmüthig umrauscht von dem irdischen Grundton: „Vergänglichkeit", immer wieder nachzuleben und nachzufühlen. Diese pietätvolle Gefühlsstimmung für das Dahingegangene verinnerlicht sich zur heiligsten Intensität in dem Cultus für verlorene Lieben und für alle diejenigen, die das geheimnissvolle Vehmgericht der Schöpfung aus der bunten Mitte dieser zauberischen Marterstätte in das Reich des unlösbaren Schweigens entführte. So tieffühlende Menschen leben weit mehr intensiv als extensiv. Sie halten sich abseits vom lauten Tageslärm*), in dem sie

*),,Ein wahrer Mensch muss fern von Menschen sein", sagt H. v. Kleist im Gedicht ,,Sehnsucht nach Ruhe“.

keine Befriedigung zu holen haben und wo sie nicht die Anziehung der beweglichen hedonistischen Naturen ausüben. Je tiefer der Mensch geartet ist, um so mehr bleibt er eine in sich beruhende, von den an ihm Vorübergehenden ungelöste Sphinx.

Die eigentlichen Repräsentanten der Gemüthswelt bleiben die Frauen; spezieller jene stillinnigen, zartsorgenden weiblichen Wesen, die in ihrem häuslichen Walten ganz die hohe und weihevolle Poesie selbstloser Hingebung ausströmen. Das sind unermüdlich hütende und rastlos schaffende Priesterinnen im häuslichen Heiligthume. Mit dem Auge der Liebe erspähen sie Wünsche und sorgen sie für Abhülfe von Bedürfnissen, ehe diese noch an den Tag treten. In ihrer himmlischen Selbstentäusserung lieben sie diejenigen am stärksten, die ihrer Hingebung am meisten bedürftig sind. Sie sind der Schutzgeist, der selbst unter eigenen Qualen die sorgenvolle Stirne des Andern glättet, die verzagte Stimmung aufrichtet, die sittliche Energie im Herzen anfeuert. Mit idealem Sinn im praktischen Reiche verstehen sie harmonisch Eins zum Andern zu fügen und ein traulich anmuthendes, sicher bergendes Heim den Ihrigen zu schaffen. Und sie fügen „zum Guten den Glanz und den Schimmer." Und ruhen nimmer".*)

Das Mitgefühl.

[ocr errors]

Alle Gefühle, die Mensch auf Mensch ausstrahlt und die selbst über nebelverschleierte Fernen hinweg geisterhaft und

*) Dass sowohl Schiller wie Goethe das weibliche Geschlecht hoch hielt, dafür als Beleg nachstehende Citate. Schiller schreibt an Caroline v. W.,,Sie wissen es, glaube ich, oder Sie wissen es nicht, dass der weibliche Character zu meiner Glückseligkeit nothwendig ist. Meine schönsten Stunden danke ich Ihrem Geschlecht, wenn ich besonders noch die Musen dazu rechne, die nicht umsonst Frauenzimmer sind."

Und Goethe sagt in der Iphigenie: „Ein edler Mann wird durch ein gutes Wort der Frauen weit geführt."

Im Tasso sagt er:,,Willst du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Frauen an."

unsichtbar ein reflectirendes Band zwischen ihnen weben, tragen mehr oder minder eine particularistische Färbung, sei dies in günstigem oder missgünstigem Sinne, wie bei der Liebe und Bewunderung, oder wie beim Hass und Neid. Ein Gefühl jedoch, das freilich in seiner echten und rechten Weise weniger auf die Person, als auf die Verhältnisse, die Schicksalslage geht, ist frei von der Einmischung subjectivischer Vorspiegelungen, und dieses Gefühl das sich selbstlos „über den Zinnen der Parteien" erhebt, ist das Mitgefühl.

[ocr errors]

Nächst der Liebe ist wohl kein Gefühl so allgemein in das Menschengeschlecht eingegangen und weist keins eine solche Mannigfaltigkeit von Spielarten, einen solchen Reichthum von Schattirungen auf, wie das Mitgefühl. Innerhalb seiner Wesensart zerfällt dieses Gefühl in die zwei Gegensätze des Mitleids und der Mitfreude, die, wie zwei verschieden gefärbte Blüthen an einem Zweige, von dem gleichen Lebensprinzip, dem der innigen Hingebung an den Nächsten, getragen sind. Aber während das Mitleid zu den verbreitetsten Gefühlen im Menschenthum gehört, ist die Mitfreude ein höchst seltenes Vorkommniss; ja, wie Horwicz in seiner Analyse der Gefühle"*) meint, dürfte sie zu den am wenigsten bekannten Gefühlen zu zählen sein." Die nächste Erklärung dafür wäre die, dass die Mitfreude weit seltener sollicitirt wird als das Mitleid, und dass gegenüber dem hydraartig immer neu erstehenden und das Haupt erhebenden Elende das kurze und flüchtige Aufleuchten der Freude „ein kaum gegrüsst auch schon unwiederbringlich verlorener Augenblick ist“, allein diese statistische Thatsache erschöpft nicht ganz die Erklärung des Umstandes, dessen Grund zum Theil auch darin zu suchen ist, dass zur Mitfreude eine viel grossartigere und selbstlosere Seele gehört als zum Mitleid.

Obgleich das Mitleid eines der verbreitetsten Gefühle ist**),

*) Bd. II, p. 303.

**) O. Flügel „Das Ich im Leben der Völker" p. 113, führt unter andern Beispielen des Mitgefühls bei wilden Völkern an, wie ein Missionär mit den Weissen und ihrem schwarzen australischen Begleiter bei einer

so gehört es deshalb doch nicht zu den in der Menschenbrust am frühesten sich kundgebenden, denn Kinder zeigen sich im Spiele mit Thieren nicht allein des Mitleids baar, sondern selbst oft von einer an's Grausame streifenden Härte. Wenn nun auch dieses späte Erwachen nicht gerade zu den Vorzügen des Mitleidsgefühls gehört und zudem auch die Entstehung des Mitleids keines solchen Seelenschwunges bedarf wie die Mitfreude, so kann es dessen ungeachtet eine schönere Frucht als diese zeitigen, denn ist Mitleid nicht direct „Liebe im Negligé", wie es die Ebner-Eschenbach in ihren Aphorismen

längern Wanderung fast vor Hunger gestorben wären und mit einer kleinen Schnecke und der gewöhnlichen Portion Nordu einen ganzen Tag auskommen mussten; als die Weissen nicht vor einem Verbrechen zurück geschreckt sein würden, wenn sie sich dadurch hätten Speise verschaffen können, da war es der Eingeborne, der eine wahrhaft erstaunliche Resignation zeigte und sich ruhig mit der Portion Schnecke begnügte, welche ihm seine Weissen zutheilten, obgleich er doch selbst die Schnecke fing und kochte. Weiter sehen wir daselbst:,,Stanley betrachtete einst einen besonders niedrig stehenden, schmutzigen Volksstamm Afrikas und stellte Betrachtungen an, ob das wohl auch Menschen wären ,,,da“, erzählte er ,,fällt plötzlich eine Stange um und verwundet einen meiner Leute, sofort hörte man die Weiber ein so unbefangenes Geschrei echten Mitleids ausstossen, und ihre Gesichter drückten ein so lebhaftes und zärtliches Mitgefühl mit dem verwundeten Manne aus, dass mein Herz mit schärferem Blick als mein Auge durch den entstellenden Schmutz, die Nacktheit und Ockerschminke hindurch Menschenherzen für die Leiden eines Nebenmenschen schlagen sah.““

[ocr errors]

Und nicht blos bei primitiven Menschen, selbst bei Thieren kommen Aeusserungen des Mitleids vor. So z. B. ist unter Insekten von den Ameisen beobachtet worden, dass auf ihren Wanderzügen die Schwachen und die Neugeborenen von Kräftigern getragen werden. Von der Classe der Wirbelthiere lässt sich anführen, dass eine Henne, der man Enteneier zum Brüten gibt, die jungen Enten liebevoll beschützt. Und unter den Säugethieren stehen die Züge der Theilnahme vom verständigen und gelehrigen Pudel oben an. Dass der Pudel traurig ist, sobald er seinen Herrn betrübt sieht, ist ein bekannter Zug. Besonders rührend ist, was Börne in seinen „Pariser Briefen", von einem solchen Thiere erzählt, dass er nämlich vom Grabe seines Herrn nicht wegzubringen war und die Nahrung, die man ihm dahin brachte, für seinen Herrn verscharrte, bis er selbst verhungerte.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »